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Tonband-Terror

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
154 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.09.20161. Auflage
Für die geheimnisvolle Sheila war der Urlaubsflirt mit Steve Wylie offenbar nur ein unverbindlicher Seitensprung. Ganz plötzlich reist sie ab. Doch Steve gibt nicht auf. Er folgt ihrer Spur bis nach Harrodston. Kurz darauf ist dort die Hölle los: Eine Zeitbombe jagt den Wagen des Bürgermeisters in die Luft. Am Steuer soll seine Frau gesessen haben - Sheila. Wenige Stunden später weiß Steve, daß auch er in den Sog von Korruption, Verbrechen und tödlicher Gefahr geraten ist ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Rosemary Gatenby (1918-2007) war eine US-amerikanische Krimi-Autorin.
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Produkt

KlappentextFür die geheimnisvolle Sheila war der Urlaubsflirt mit Steve Wylie offenbar nur ein unverbindlicher Seitensprung. Ganz plötzlich reist sie ab. Doch Steve gibt nicht auf. Er folgt ihrer Spur bis nach Harrodston. Kurz darauf ist dort die Hölle los: Eine Zeitbombe jagt den Wagen des Bürgermeisters in die Luft. Am Steuer soll seine Frau gesessen haben - Sheila. Wenige Stunden später weiß Steve, daß auch er in den Sog von Korruption, Verbrechen und tödlicher Gefahr geraten ist ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Rosemary Gatenby (1918-2007) war eine US-amerikanische Krimi-Autorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105613085
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten154 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2090804
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Er fuhr an den Rand der Landstraße, um von einer Zelle aus anzurufen. Er wählte eine Nummer in Harrodston im Staat New York.

»Mrs. Hovath? Mein Name ist Wylie. Steve Wylie.«

»Ja, bitte?« Eine warme Stimme, erstaunlich jung.

Er zwang sich zu einem unpersönlichen, geschäftsmäßigen Ton. Klang es glaubhaft? »Mrs. Hovath, ich muß unbedingt mit der Mieterin sprechen, die in Ihrem Landhaus in Lagram in Pennsylvanien gewohnt hat. Sie ist plötzlich abgereist, und ich habe ihre Adresse nicht. Ich dachte, Sie könnten ...«

»Welche Mieterin?« Die Stimme der Frau in Harrodston klang plötzlich mißtrauisch. »Mit wem wollen Sie sprechen?«

»Ja, Sheila, Sheila - und das Pech ist, mir fällt ihr Nachname nicht ein.« Natürlich hatte er doch noch einen Nachnamen aus ihr herausgelockt, aber er war fest überzeugt, daß er falsch war. Cross; Sheila Cross.

»Sheila?« Aus der Art, wie Mrs. Hovath den Namen aussprach, als ob sie ausprobieren wollte, ob er zu einer Frau in ihrem Bekanntenkreis paßte, schloß er, daß auch der Vorname falsch war. »Ich kenne niemanden mit Namen Sheila. Tut mir leid, Mr. Wylie.«

Sie legte auf.

Als er aus der Telefonzelle kam, packte ihn wieder die Verzweiflung, und er blieb einen Augenblick regungslos im Regen stehen. Er war nicht sehr groß und hatte breite Schultern. Der Wolkenbruch, der auf ihn niederprasselte, kümmerte ihn nicht. Er dachte nur daran, was die Zukunft bringen - oder nicht bringen würde. Dabei preßte er die Zähne so fest zusammen, daß die Kiefermuskeln unter der gebräunten Haut hervortraten.

Er stieg in den Wagen und fuhr weiter.

Wie soll man eine Frau finden, deren Namen man nicht weiß? Eine Frau, die nicht gefunden werden will? Die man aber finden muß?

Er hätte natürlich spionieren können. Am Anfang hatte er einmal gedankenlos ein Buch aufgeschlagen, das sie auf einen Stuhl gelegt hatte. Es stand kein Name darin, aber er hatte das Buch mit einem Schuldgefühl zurückgelegt, als ob er beim Stehlen ertappt worden wäre.

»Entschuldige, Sheila. Ich wollte wirklich nicht ...«

»Ich weiß«, hatte sie gesagt. Sie betrachtete ihn mit diesem ruhigen Blick, an den er sich inzwischen so gewöhnt hatte.

»Ich gebe dir nicht zum Spaß Rätsel auf, Steve.« Ihre glatten dunkelblonden Haare berührten ihre Schultern und lenkten seinen Blick auf den langen gebogenen Hals. »Ich habe meine Gründe.«

Er hielt an einer Tankstelle.

»Welches ist der kürzeste Weg nach Harrodston im Staat New York?« fragte er den Tankwart, während der Tank vollief.

»Ich gebe Ihnen eine Karte«, war die knappe Antwort. Der Mann brachte ihm eine nagelneue Straßenkarte, und Steve suchte auf ihr den Weg nach Harrodston. Mit dem Finger folgte er der Straße von Lagram bis zum Staat New York - der Staat stimmte, das wußte er von ihrem Kennzeichen.

Wohnte Sheila in Harrodston? Sorgfältig hatte sie sich gehütet, Ortsnamen zu nennen. Aber Mrs. Hovath wohnte dort, und deshalb mußte er hinfahren.

Als er wieder auf der Autostraße war, gab er Gas. Er war froh, daß er wieder fuhr, und versuchte, die Zeit aufzuholen, die er an der Tankstelle verloren hatte. Natürlich konnte er Sheila auf der Straße nicht einholen; dafür hatte sie gesorgt. Wieder dachte er über den Mann nach, mit dem sie heute morgen vor dem Haus gesprochen hatte. Kannte sie ihn? Es war ihm so vorgekommen. Aber das ergab keinen Sinn; der Mann konnte mit ihrer Abreise nichts zu tun haben, denn sie hatte schon vorher gepackt.

Er ließ sich noch einmal die Ereignisse des Morgens durch den Kopf gehen, als ob er dadurch etwas erfahren könnte, was er noch nicht wußte.

 

Als er aufwachte, wußte er sofort, daß sie nicht mehr im Zimmer war. Er öffnete die Augen und drehte den Kopf. Die Stelle, wo sie gelegen hatte, war leer.

Durch die Fenster kam kein Sonnenschein, sondern nur dumpfes, graues Licht. Er stand auf und sah zum See hinaus. Das Wasser war stahlgrau und hatte weiße Schaumkronen. Es war kalt. In den Bergen konnte es im Juni so kalt sein wie im November.

Er zog seine Unterwäsche und die Hosen an und griff nach dem karierten Wollhemd, das er über eine Stuhllehne gehängt hatte. Er wußte kaum, was er tat. Er dachte nur an Sheila. Er hatte den dringenden Wunsch, sie anzusehen, sie zu berühren - jetzt gleich.

Aber als er in die kleine Küche kam, die mit den Kupfertöpfen an den Wänden wie eine Kombüse aussah, war sie nicht da. Und er wußte, daß sie auch nicht mehr im Haus war. Die Stille und die Leere waren so endgültig.

»Sheila?« Wohin mochte sie gegangen sein?

Dann sah er, daß sie draußen war. Sie stand neben ihrem Wagen und sprach mit einem Fremden, einem Mann mit Hut und Straßenanzug. Vielleicht erkundigte er sich nach dem Weg? Der Wagen des Mannes stand in der Einfahrt hinter Sheilas Wagen.

Dann schwang sie sich auf dem Absatz herum, und er sah ihr Gesicht von vorn; er sah den zornigen und ablehnenden Blick, mit dem sie den Fremden betrachtete.

Steve trat rasch vom Fenster zurück. Als er ins Schlafzimmer lief, um seine Schuhe zu holen, trat er sich einen Splitter in den Fuß.

Sie kannte ihn also, diesen Mann da draußen. Hastig zog Steve Strümpfe und Schuhe an. Er dachte an ihre Angst, gestern, eine plötzliche, erschreckende Angst, als ein Mann - groß, dürr und ein bißchen gebeugt - plötzlich hinter ihnen aus dem Wald gekommen war; sie hatten am Bootssteg vor Steves Hütte gestanden. Er hatte kurz gegrüßt, und als er Steves Angelzeug sah, gefragt: »Was gefangen?«, und war weitergegangen. Und sie hatte sich zitternd an Steve gepreßt.

»Nein, ich fürchte mich nicht vor einem Menschen«, hatte sie auf seine Frage geantwortet. Ihre grünen Augen mit den dunklen Flecken hatten ihn ruhig angesehen. »Ich fürchte mich nur vor der Zukunft. Vor der, die wir nicht haben.«

Draußen startete ein Wagen. Fuhr der Mann fort? Wie eine Katze schlich Steve durch den Flur zur Tür neben der Küche. Absichtlich hielt er sich von dem Fenster neben der Tür fern. Er hatte kein Recht, sich einzumischen, denn er wußte nichts von Sheilas Leben.

Und dann riß er die Tür auf und starrte die gekieste Auffahrt hinunter. Der Mann war fort, aber Sheila auch. Beide Wagen waren verschwunden.

Ihn fröstelte bei der Ahnung, was geschehen war. Er ging zurück ins Schlafzimmer und öffnete die Schubladen der Kommode. Sie waren leer. Er riß die Schranktür so heftig auf, daß die leeren Kleiderbügel klapperten. Eine Spinne verkroch sich hastig in einer Ritze.

Sie kam nicht zurück, das wußte er. Aus allem, was sie ihm in diesen wenigen Tagen erzählt hatte, wußte er, daß sie sich hilflos an die Vergangenheit gefesselt fühlte, über die sie nicht sprechen wollte. Gestern abend - ja, gestern abend glaubte er, daß sie ihre Haltung ändern würde. Aber jetzt sah er, daß er ein Narr gewesen war, denn vor ihm war sie davongelaufen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ein Verhältnis haben. Sie war vor ihm geflohen.

Er ging ins Wohnzimmer, das große Zimmer mit den gläsernen Wänden und dem mächtigen gemauerten Kamin und dem Blick auf den See. Wem gehörte das Haus? Es war wichtig für ihn, das zu erfahren.

Ihr blauer Pullover lag auf dem Sofa neben dem erloschenen Kamin. Er hob ihn auf, legte ihn sorgfältig zusammen und nahm ihn mit.

Als er seine Jacke aus dem Wandschrank neben der Haustür nahm, entdeckte er, daß sie seine Autoschlüssel mitgenommen hatte. Die Tasche, in die sie gehörten, war leer.

Was war, wenn er sie nicht wiederfand? Wenn er sie nie wieder sehen würde? Er verließ das Haus und schloß die Tür hinter sich, ohne noch einmal zurückzublicken. Durch den Kiefernwald ging er zu seiner eigenen Hütte, einem hübschen, braunen Holzhaus auf der anderen Seite der Landzunge.

Sein Kabriolett stand noch da, wo er es hingestellt hatte, neben der Holztreppe an der Rückseite der Hütte. Er öffnete die Tür und schaute in den Wagen. Das Zündschloß glänzte ohne Schlüssel matt in der Morgensonne. Er warf die Tür zu. Es gibt nichts Nutzloseres als einen Wagen, den man nicht starten kann.

Zum Glück hatte er wenigstens ein Boot. Mit ihm konnte er in eine bewohnte Gegend fahren, wo er sich um einen Ersatzschlüssel für den Wagen kümmern konnte.

Steve blickte auf, als ein Lieferwagen in die Einfahrt bog. Zwischen den hohen Kiefernstämmen ging er zu dem Wagen. Morris steckte sein rotes Trinkergesicht aus dem Fenster. Im Sommer betrieb Morris einen Bootsverleih an einem Steg neben dem Kaufhaus, und in der übrigen Zeit kümmerte er sich um die Häuser und Hütten am Seeufer.

»Ich glaube, die werden Sie brauchen.« In seinen fetten Fingern baumelten Steves Autoschlüssel. »Und hier noch etwas.« Er gab ihm die Schlüssel und einen Brief, der handschriftlich an Mr. Steve Wylie adressiert war.

»Die Dame sagte, Sie hätten die Schlüssel in ihrem Haus vergessen. Es täte ihr leid, wenn Sie dadurch Schwierigkeiten bekämen. Und diesen Brief sollte ich Ihnen geben. Sie war sehr in Eile und hat ihn bei mir geschrieben.«

»Vielen Dank. Wissen Sie zufällig, wie die Dame heißt, Mr. Morris? Oder woher sie kommt?«

»Nein, keine Ahnung. Wissen Sie es nicht? Ich dachte, Sie ... äh ... kennen sich.« Steve ärgerte sich über den zweideutigen Blick in den blaßblauen Augen. Was ging das Morris an?

»Ich habe ihren Namen vergessen.« Steve steckte Sheilas Brief in die Tasche und starrte den Mann an. »Aber ich muß ihr eine Nachricht zukommen lassen. Wem gehört das Haus, in dem sie gewohnt hat?«

Mrs. Hovath, sagte Morris....
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