Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Tristan

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
360 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.08.20161. Auflage
Cornwall, Irland, die Bretagne sind die Handlungsräume dieses spannenden und mitreißenden Romans, in dem die Tristan-Sage eine überraschende und faszinierende Ausdeutung erfährt. In ihrer Neu-Erzählung des klassischen Tristan-Gedichts aus dem 13. Jahrhundert hat Hannah Closs jene psychologischen Feinheiten und Verwobenheiten herausgefühlt, die in späteren Bearbeitungen häufig verlorengingen: die vielschichtige und widersprüchliche Natur des Helden, der zum einen Ritter und Krieger, zum anderen ein Sänger - und Träumer - ist. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Hannah Closs wurde 1905 als Tochter des Mediävisten und Paläogen Robert Priebsch in London geboren. 1926 studierte sie Kunstgeschichte in Wien, 1927/28 an der Sorbonne. 1931 ging sie nach Bristol und heiratete dort den Germanistikprofessor August Closs (geb. 1898 in Neumarkt/Oberpfalz). Nach ihrer Promotion war sie mehrere Jahre Dozentin für Kunstgeschichte in Oxford, Manchester, London und Swansea, danach freie Schriftstellerin. Sie schrieb Essays, Lyrik und Romane, von denen ihr dreibändiges, brillant recherchiertes Albigenser-Opus am bekanntesten geworden ist. Hannah Closs starb 1953 in Bristol.
mehr

Produkt

KlappentextCornwall, Irland, die Bretagne sind die Handlungsräume dieses spannenden und mitreißenden Romans, in dem die Tristan-Sage eine überraschende und faszinierende Ausdeutung erfährt. In ihrer Neu-Erzählung des klassischen Tristan-Gedichts aus dem 13. Jahrhundert hat Hannah Closs jene psychologischen Feinheiten und Verwobenheiten herausgefühlt, die in späteren Bearbeitungen häufig verlorengingen: die vielschichtige und widersprüchliche Natur des Helden, der zum einen Ritter und Krieger, zum anderen ein Sänger - und Träumer - ist. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Hannah Closs wurde 1905 als Tochter des Mediävisten und Paläogen Robert Priebsch in London geboren. 1926 studierte sie Kunstgeschichte in Wien, 1927/28 an der Sorbonne. 1931 ging sie nach Bristol und heiratete dort den Germanistikprofessor August Closs (geb. 1898 in Neumarkt/Oberpfalz). Nach ihrer Promotion war sie mehrere Jahre Dozentin für Kunstgeschichte in Oxford, Manchester, London und Swansea, danach freie Schriftstellerin. Sie schrieb Essays, Lyrik und Romane, von denen ihr dreibändiges, brillant recherchiertes Albigenser-Opus am bekanntesten geworden ist. Hannah Closs starb 1953 in Bristol.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105612453
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2100820
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorspiel

Bis in den fernsten Westen ... nichts als Meer.

Den ganzen Tag hatte die Sonne ihre schimmernden Pfeile auf das Wasser geschossen, als könne sie durch zähe Ausdauer seinen Widerstand brechen und es durchbohren; doch sie prallten von ihm ab wie Pfeilspitzen von schlaffer, welliger Haut und zerstoben in tausend Funken einer tanzenden Flamme.

Unter den Türmen der Burg lag das Land wie ein großes Banner aus verblichener Seide. An den Rändern war es ausgefranst und zerschlissen; und im Westen, wo es in eine dunkle, gezackte Spitze auslief, klafften lange Risse und Einschnitte wie qualvolle, silberblaue Wunden. Hier wirkte der graue Boden rauh und zerklüftet, als sei die Seide faltig und zerknittert, oder als seien Lehmklumpen und Kletten im Gewebe hängengeblieben. Aber im Nordwesten, auf der weiten hügeligen Ebene, war das Muster aus den grünen Wäldern und den blaßgelben Rauten der Kornfelder noch erkennbar.

Plötzlich drang der lange, fröhliche Ruf eines Horns durch die Luft, verklang, erhob sich von neuem, erklang noch einmal und verstummte.

Der Junge am Deich, der gerade eine Steinmauer stürmen wollte, die er errichtet hatte, ließ die Waffe sinken, kletterte auf den Wall, legte die Hand über die Augen und starrte hinaus aufs Meer. Im Südwesten tauchte der dunkle Bug eines Schiffs auf und wurde von Minute zu Minute größer, während die Gischt unter den Planken aufschäumte. Bald war das Wappen auf dem gelben Segel zu erkennen. Doch der Junge rannte bereits aufgeregt winkend zur Mole und rief atemlos: »Das Schiff, das Schiff ... das Schiff unseres Herrn Rivalin!«

Auf dem Wehrturm glitt das gelbe Banner wie eine Schlange am Mast empor, entrollte sich und flatterte im Wind ... der schwarze Falke auf goldenem Grund.

 

... Türen und Torbögen, immer neue Torbögen, die den Blick unerbittlich auf Fußböden und Balken lenken oder, hinter einer plötzlichen Biegung, auf einen schwarzen Schattenschacht und auf undeutliche Treppenstufen. Manchmal schnappte ein Riegel ins Schloß, oder der Geruch von trockenem Holz lag in der Luft. Am Ende des Gangs traf ein Sonnenstrahl das grüne Dunkel des Wandteppichs; die rote Mütze eines Jägers und der erhobene Arm mit dem Horn leuchteten auf. Aber noch keine Zimmer ... dazu würden sie erst werden ... im Laufe der Zeit ... sie würden Gestalt annehmen und der Berührung vertraut sein - Ausschnitte, Dinge, die immer flohen und mit der abweisenden Kälte fremder Gegenstände zurückwichen.

Jetzt würde genug Zeit sein, nachdem sie nicht länger mit jedem Monat, jeder Stunde dem Abgrund zutrieb, weil sie schließlich gesprungen war und starke Arme sie in den Raum hinausgetragen hatten.

Sie war von dem Sprung noch immer leicht benommen. Wie sollte sie auch begreifen, daß alle Zeit plötzlich vor ihr lag - Zeit, die sie unerwartet eingeholt hatte. Während ein Frühling in den Sommer überging, hatte die Zeit sie mit Wogen, die alles überfluteten und die Monate unter sich begruben, in solche Höhen von Freude und Angst getragen. Ja, sie war aus der Heimat, dem Reich und den Menschen dort in dieses unbekannte, vom endlosen Meer umschlossene Land geflohen. Und manchmal fragte sie sich verwirrt: Bin ich ... bin ich wirklich einmal Blancheflor von Cornwall gewesen?

Doch jetzt saß sie fremd und verlassen auf dem Thron an der Tafel unter den hohen Gewölbebögen, die in den tanzenden Schatten aufragten oder auf halber Höhe von der schwarzen Höhle eines Bogengangs verschluckt wurden ... ich sitze hier wie auf dem Grund des Meeres, dachte sie.

Der Lärm und das Getöse in der Halle unten brauste auf und verebbte wie die wogende Brandung. Hin und wieder erreichte sie ein Lachen wie zitterndes Licht, wurde ihr ein Wort zugeworfen wie ein Stein, der durch das Wasser fällt. Wenn es mir nur gelingen würde, etwas Wirkliches zu fassen, mich daran zu klammern und es festzuhalten! Ihre Augen glitten suchend über die Tafel und blieben an der grimmigen Fratze eines Löwen hängen. Nichts - nur eine Bronzekanne. Und plötzlich wußte sie, alles besaß ein Eigenleben, war getrennt und fremd - selbst die Kleidung, die die Menschen trugen ... die goldenen Knoten, die sich auf dem scharlachroten Bett eines Samtumhangs wanden ... das nackte, unberührbare Weiß einer Leinenhaube. Und die Stimmen? Welche Macht besaß dieser grobknochige, rothaarige Jüngling über die schrillen Laute, die wie zänkische Vögel um seinen Kopf schwirrten! Oder die fahle Maske zu ihrer Rechten ... was verband die erloschenen Feuer in den Augen mit dem gelangweilten Ekel, der um die schmalen Lippen spielte?

Ein kalter Wind traf ihr Herz, und fröstelnd wendete sie sich der glühenden Wärme an ihrer Seite zu: Rivalin ... konnte ein Mann der Sklave seiner Stimme sein, die ihn so weit davontrieb, daß selbst sie trotz all ihrer Liebe ihn nicht erreichen konnte, als sei er plötzlich ein Fremder geworden? Sie mußte ihn finden; sie mußte diese polternden, derben Späße überholen! Er beugte sich vor und rief dem dicklichen Ritter mit den lachenden blauen Augen, der sich hinunterbeugte, um seinen Hunden Fleischstücke zuzuwerfen, fröhlich zu:

»Godfrey, wie steht es mit der Jagd? Sollen wir die Meute im Wald von Braceld loslassen und zusehen, wie Morgan auf der anderen Seite der Grenze flucht?«

Der Mann drehte sich eifrig um; doch noch ehe er antworten konnte, hörte man hinter ihm eine graue Stimme. »Wenn Morgan bis dahin seine Grenze nicht an den Waldrand verlegt hat.«

Wieder spürte sie, wie der kalte Wind sich erhob. Die Worte hingen leidenschaftslos wie ein Urteilsspruch in der Luft. Einen Augenblick lang schien es ihr, daß sogar alle anderen erzitterten. Oder war es nur Einbildung? Und schon hatte Godfreys tiefer, dröhnender Baß den Bann gebrochen. »Das sieht Euch ähnlich, Deovalin, beim Fest Gespenster heraufzubeschwören. Wenn Morgan durch Braceld zieht, findet er sich im Wasser des Gran wieder! Und am anderen Ufer warten dreißig von Ruals Speeren, um ihn herauszufischen.«

Jetzt ertönte Rivalins helles Lachen. »Freunde, wollen wir Ottern jagen?!«

Der blonde Ritter im blauen Gewand bog sich vor Lachen. »Morgans Stolz wird ihm ein kaltes Bad einbringen, wenn es ihm nicht genügt, daß wir ihn einmal als edleres Wild behandelt haben.«

»Und der Hirsch soll davonkommen und weiter Menschen jagen?« Die helle Stimme hob sich. »Drei Jahre sind es her, Rivalin, daß Euer Pfeil die Pfauenfeder an seiner Kappe im Wind tanzen ließ. Ich wette, ein Schuß in den Kopf hätte ihn weniger geärgert.«

Und wieder erklang Rivalins herausforderndes Lachen. »Er soll sich vorsehen, sonst bin ich das nächste Mal vielleicht ein weniger geschickter, Schütze! Sein großes Maul ist selbst für einen Anfänger ein gutes Ziel.«

Er hatte vom Lachen eine trockene Kehle und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher. Dann wendete er sich dem Mundschenk zu. Erst jetzt fiel sein Blick auf die blasse Blancheflor, die ihn wie gebannt mit angstvollen, dunklen Augen anstarrte. Er hatte sich nie ganz von diesem überwältigenden Staunen erholt, das ihn überfiel, als er zum ersten Mal sah, wie die dunkel gesäumten Lider sich von diesen strahlenden Seen hoben ... wie das Meer in Lyonesse, durchzuckte es ihn damals. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, ihre Augen unter den schwarzen, glänzenden Flechten könnten blau sein. Was hatte er ihr angetan, daß sie sich so verändert hatte? »Blancheflor!« Er ergriff ihre Hände und versuchte, durch leise besorgte Fragen den Grund ihrer Furcht zu erfahren. Doch Blancheflor fand keine Worte; und als sie jetzt seine Nähe spürte, fragte sie sich sogar, ob das Entsetzen nicht zum Teil nur ein Traum gewesen war. Nur der eine quälende Gedanke blieb ...»Morgan?« fragte sie schließlich und warf unwillkürlich einen Blick nach rechts.

»Morgan! Haben wir dich mit unseren Späßen geängstigt?« Er folgte mit den Augen ihrem Blick und runzelte ärgerlich die Stirn. »Wenn Morgans Unverfrorenheit erst einmal halb so groß ist wie seine Eitelkeit, dann ist es früh genug für uns, ihn zu fürchten. Es ist Deovalins Art, bei der kleinsten Wolke von einer Sonnenfinsternis zu sprechen.« Damit rief er nach Musik, wie um die Luft von einem vorüberziehenden Schatten zu reinigen.

Obwohl diese Spielleute hier im Vergleich zu den Troubadouren am Hof von Cornwall alles andere als meisterhaft waren, und Rivalin sich immer über sein Unvermögen als Sänger lustig machte, hätte sie gern noch mehr Lieder gehört. Doch das Gelage hatte alle in Stimmung gebracht, und viele wollten jetzt tanzen. Nach ein oder zwei Runden war sie froh, sich ausruhen zu können, denn sie fühlte sich schwindlig, und ihre Glieder waren schwer. Blancheflor saß wieder auf dem Thron und beobachtete, wie Grün und leuchtendes Rot, Blau, Purpur und Gold sich kunstvoll mischten und ineinander verwoben ... wie ein Bild aus einem Traum ... Würde das Kind, das sie unter dem Herzen trug, zu einem dieser unbekümmerten Männer oder einer dieser sorglosen Frauen heranwachsen? Sie bemerkte, daß sie das blonde Mädchen mit den Grübchen ansah, deren Körper sich so geschmeidig wiegte wie Gras im Sommerwind, und den jungen Mann, der mit seiner drolligen, spöttischen Verbeugung den Narren mit den geschlitzten roten Ärmeln spielte. Gewiß, Rivalins Freunde waren hübsch, aber keiner besaß sein Feuer ...»wie eine Flamme, die ruhelos über die Welt jagt«, hatte ihr Bruder gesagt, »bis ein Wind kommt und sie ausbläst.« Nichts konnte ihn halten - selbst jetzt, während er zurückgelehnt und scheinbar sorglos mit Godfrey plauderte, schienen seine Muskeln unter der...
mehr

Autor

Hannah Closs wurde 1905 als Tochter des Mediävisten und Paläogen Robert Priebsch in London geboren. 1926 studierte sie Kunstgeschichte in Wien, 1927/28 an der Sorbonne. 1931 ging sie nach Bristol und heiratete dort den Germanistikprofessor August Closs (geb. 1898 in Neumarkt/Oberpfalz). Nach ihrer Promotion war sie mehrere Jahre Dozentin für Kunstgeschichte in Oxford, Manchester, London und Swansea, danach freie Schriftstellerin. Sie schrieb Essays, Lyrik und Romane, von denen ihr dreibändiges, brillant recherchiertes Albigenser-Opus am bekanntesten geworden ist. Hannah Closs starb 1953 in Bristol.