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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
960 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.08.2017
Die Sterne halten noch viele Geheimnisse für uns bereit
Die Zukunft: Die Menschheit hat die Grenzen unseres Sonnensystems hinter sich gelassen und auf fremden Planeten neue Kolonien gegründet. Eines Tages erreicht die Kolonie Crucible eine Botschaft aus den Tiefen des bisher unerforschten Universums. Man steht vor einem Rätsel: Was hat die Nachricht zu bedeuten? Wer hat sie geschickt? Und warum? Eine Expedition wird ausgesandt, um diese Fragen zu beantworten. Die Wissenschaftler stehen am Beginn des größten Abenteuers der Menschheit - einer Reise in den Dark Space ...

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.
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Produkt

KlappentextDie Sterne halten noch viele Geheimnisse für uns bereit
Die Zukunft: Die Menschheit hat die Grenzen unseres Sonnensystems hinter sich gelassen und auf fremden Planeten neue Kolonien gegründet. Eines Tages erreicht die Kolonie Crucible eine Botschaft aus den Tiefen des bisher unerforschten Universums. Man steht vor einem Rätsel: Was hat die Nachricht zu bedeuten? Wer hat sie geschickt? Und warum? Eine Expedition wird ausgesandt, um diese Fragen zu beantworten. Die Wissenschaftler stehen am Beginn des größten Abenteuers der Menschheit - einer Reise in den Dark Space ...

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641186159
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum14.08.2017
Reihen-Nr.3
Seiten960 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3768 Kbytes
Artikel-Nr.2150876
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Auf der nördlichen Hemisphäre des besetzten Mars stand Kanu Akinya an einem Frühlingsabend des Jahres 2640, einen Tag vor seinem Tod, mit dem Rücken zu Swift an einem großen Sprossenfenster. Die Hände hatte er auf den Rücken gelegt, ohne sie zu verschränken. Ein langstieliges Weinglas hing lose zwischen den Fingern mit den feinen Schwimmhäuten. Schon seit vielen Jahren war er kein echter Meermann mehr, aber in seiner Anatomie hatten sich noch Spuren aus dieser Lebensphase erhalten, der mächtige Nacken mit den schwellenden Muskeln etwa oder die überbreiten Schultern des Schwimmers. Kanus Mund war klein, die Nase flach, die großen, ausdrucksvollen Augen waren so optimiert, dass sie auch bei schlechten Sichtbedingungen viel Licht aufnehmen konnten. Sein Haar war grau geworden, aber er trug es, zu einem Zopf geflochten, der ihm über den Rücken hing, immer noch lang.

»Du bist am Zug«, erinnerte ihn Swift.

Kanu hatte den Sonnenuntergang bewundert. Auf der Höhe seiner Augen war der Himmel von einem extrem tiefen Blau, im Zenit war er fast schwarz, und als sein Blick nun zum Horizont hinabwanderte, wandelte sich das Blau über Violett zu einem zarten Lachsrosa. Als Standort für die Botschaft hatte sich der uralte Vulkan geradezu angeboten - möglichst nahe am Weltall und möglichst weit von den Gefahren und Wirren der gesperrten Oberfläche entfernt.

»Entschuldige bitte«, sagte Kanu und wandte sich vom Fenster ab.

Er kehrte an den Tisch zurück, setzte sich Swift gegenüber und stellte sein Weinglas neben das Brett. Sie spielten Schach, das älteste aller afrikanischen Spiele.

»Sorgen?«, fragte Swift.

»Eigentlich habe ich an meinen Bruder gedacht und mir überlegt, ob es das Universum erschüttern würde, wenn wir nur für ein oder zwei Jahre die Plätze tauschen.«

»Dein Bruder ist neunundzwanzig Lichtjahre weit weg. Außerdem ist er genau genommen nicht dein Bruder.«

»Dann eben mein Halbbruder.«

»Nicht einmal das. Deine Mutter ist auf der Erde gestorben. Mposis Mutter ist vielleicht tot, vielleicht auch nicht, wobei die erste Möglichkeit die wahrscheinlichere ist. Ich bedauere, dich auf diese unerfreulichen Tatsachen hinweisen zu müssen, Kanu, aber es fällt mir schwer genug, die Verhältnisse der Menschen zu verstehen, auch ohne dass du alles noch komplizierter machst.«

»Und ich bedauere, dass sie für dein Maschinengehirn nicht einfach genug sind. Für künftige Fälle werde ich es mir notieren.«

»In Anbetracht deines schwachen Gedächtnisses bitte ich darum.«

Swift hatte sich große Mühe gegeben, bei diplomatischen Auftritten in Anatomie und Kleidung wie ein Mensch zu erscheinen. Gesichtszüge, Garderobe und Verhalten imitierten einen jungen Gelehrten aus dem späten achtzehnten Jahrhundert. Er trug einen Frack, eine weiße Halsbinde und einen Kneifer, durch den er gern mit gebieterisch vorgerecktem Kinn auf seine Umwelt herabschaute. Sein knabenhafter Lockenschopf war sorgfältig gekämmt und mit Öl halbwegs gebändigt.

Kanu starrte immer noch auf das Brett, und nach einer Pause fügte Swift hinzu: »Jetzt aber im Ernst - würdest du wirklich mit Mposi tauschen, wenn das möglich wäre?«

»Warum nicht? Eine Provinzkolonie, eine bescheidene, aber wachsende Wirtschaft, entspannte Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen ... keine Konföderation, die mir im Nacken sitzt, keine großen Sorgen wegen der Wächter. Ich wette, dass Mposi sogar ein Zimmer mit Aussicht hat.«

»Ich sehe mich genötigt, darauf hinzuweisen, dass freundschaftliche Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen unschwer zu unterhalten sind, wenn es kaum Maschinen gibt. Hast du übrigens vor, diesen Zug irgendwann zu machen, oder möchtest du noch ein paar Monate darüber nachdenken?«

Kanu hatte seine zunehmend begrenzteren Möglichkeiten gegeneinander abgewogen und wollte gerade nach einer Figur greifen. Doch als er die Hand zum Brett hob, ertönte von der anderen Seite des Zimmers ein Klingelzeichen.

»Da sollte ich rangehen.«

»Lass dich nicht aufhalten, wenn es dir hilft, das Unvermeidliche hinauszuschieben.«

Kanu stand auf, ging zur Konsole und drehte den Bildschirm so, dass er ihn im Stehen gut sehen konnte. Vor ihm erschien das Gesicht von Garudi Dalal, einer seiner drei menschlichen Kollegen auf dem Olympus Mons.

»Garudi. Ich weiß, ich komme zu spät zum Dinner. Ich mache mich gleich auf den Weg.«

»Es geht nicht um das Dinner, Kanu. Du hast also die Neuigkeit noch nicht gehört?«

»Dass Swift ein schrecklicher Schachpartner ist?«

Die sonst so liebenswürdige Dalal - Kanus beste Freundin unter den anderen Menschen - ging auf den Scherz nicht ein. Ihr Gesicht blieb ernst. »In den letzten Minuten hat es eine Entwicklung gegeben.«

»Das hört sich bedrohlich an.«

»Das könnte es durchaus sein. Etwas ist hereingekommen. Einfach durch die Verbotszone geschlüpft.«

Kanu schaute zu Swift hinüber. An sich war diese Information vertraulich und sollte auf die Botschafter beschränkt bleiben. Aber wenn um oder auf dem Mars etwas geschehen war, würde es Swift nicht lange verborgen bleiben.

»Normalerweise machen wir uns Gedanken, wenn etwas den Mars verlässt.«

»Diesmal nicht. Es ist ein Versorgungsshuttle auf dem Weg vom Jupiter ins Zentrum. Halbautonom. Manchmal setzt man eine Besatzung hinein, auf diesem Flug nicht. Normalerweise wäre es nicht einmal in unsere Nähe gekommen, aber es sollte an einer der Festungen andocken. Die Anfluggenehmigung war in Ordnung. Doch dann hat es in letzter Minute abgedreht und ist in die Atmosphäre eingetreten.«

»In diesem Fall ist nicht mehr viel davon übrig. Haben wir schon eine Aufschlagstelle?«

»Ich fürchte ...« Swift war aufgestanden und hinter Kanu getreten. »... ihr habt sehr viel mehr als nur eine Aufschlagstelle.«

Kanu drehte sich zu seinem Freund um. »Was weißt du?«

»Die Nachricht hat mich eben erst erreicht - natürlich auf anderen Wegen -, das Schiff hat es bis nach unten geschafft.« Swift wandte sich seinerseits dem Bildschirm zu. »Übrigens, guten Abend, Botschafterin Dalal.«

Dalal nickte ihm zu, ohne den Gruß mit Worten zu erwidern.

»Swift hat recht. Es ist sogar weitgehend intakt geblieben. Die Kanonen haben einen Teil getroffen, und die atmosphärische Reibung hat weitere Schäden angerichtet, doch am Ende wurde es wirklich sonderbar.«

»Sonderbar? In welcher Hinsicht?«, fragte Kanu.

»Das Shuttle hat abgebremst. Hat Schub gegeben, nachdem es in der Atmosphäre war. Als es auf der Oberfläche aufkam, bewegte es sich kaum noch.«

»Das klingt nach einem gezielten Landeversuch.«

»Das nehmen wir an«, bestätigte Dalal. »Sabotage durch Rückeroberer vielleicht. Sie könnten es irgendwo zwischen hier und dem Jupiter abgefangen haben und an Bord gegangen sein ...«

»Du glaubst, es waren Rückeroberer an Bord?«

Dalal zuckte müde die Achseln. »Wer weiß? Ich kann dir nicht mehr sagen, als dass jemand nachsehen muss, auch wenn derjenige letztlich nur Leichen findet. Ich rufe die anderen zusammen, damit wir besprechen, wie wir damit umgehen.«

Kanu nickte - die Sache war auch ihm nicht geheuer. »Gib Korsakow und Lucien Bescheid, dass ich unterwegs bin. Wo ist das Shuttle denn runtergekommen? Bitte sag mir jetzt, es war auf der anderen Seite des Mars und es ist deshalb nicht unser Problem.«

»Leider liegt es gerade noch in Reichweite eines Fliegers.«

Kanu schaltete den Bildschirm aus und kehrte an das Schachbrett zurück. Er nahm seine Figur und stellte sie mit entschlossenem Klack ab.

»Wie kann man nur so dumm sein.«

Swift sah ihn verwirrt an. »Inwiefern?«

»Ich wollte mehr Dramatik in meinem Leben. Das hat man nun davon.«

Auf dem Landedeck war es immer kalt. Die Kuppel über dem Botschaftsgebäude war luftdicht abgeschlossen, und der Druck wurde auf atembare Werte gebracht, aber es wurde nie so warm, dass man sich wohlfühlte. Hier war im wahrsten Sinne des Wortes der Gipfel der menschlichen Präsenz auf dem Mars - die Botschaft überragte die gewaltigen Höhen des Olympus Mons wie eine eigene kleine Fiale.

Bei dieser Kälte konnte man sich leicht vorstellen, dass das Weltall nur einen Katzensprung entfernt war.

»Garudi hat mir erzählt, Sie hätten Swift gestern erlaubt, Ihr Gespräch mit anzuhören«, sagte Korsakow. Er stand neben Kanu, und beide hatten ihre Helme unter den Arm geklemmt.

»Swift wusste schon vor uns Bescheid.«

»Trotz alledem, Kanu. Das entspricht wohl kaum den protokollarischen Gepflogenheiten.« Korsakow sprach langsam, als müsste er sich jedes Wort überlegen und erwarte von seinen Zuhörern, dass sie die nötige Geduld aufbrachten. »Was finden Sie eigentlich an ihm? Was hat diese Maschine, was die anderen nicht haben?«

»Ich bin gern mit Swift zusammen. Und überhaupt, warum muss ich mich dafür rechtfertigen? Sind wir nicht gerade deshalb hier? Um mit ihnen zu kommunizieren?«

»Gegen Kommunikation ist nichts einzuwenden.« Korsakow sah Kanu durchdringend an. Er hatte schöne graue Augen unter einer gebieterischen Stirn. »Aber es darf nicht darüber hinausgehen. Diese Maschinen haben uns den Mars gestohlen. Er war unsere Welt, unser Erbe, und sie haben es uns aus den Händen gerissen.«

Der Flieger war hochgefahren und startbereit und wendete auf der Plattform, wo man ihn gewartet hatte.

»In...

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Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.