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Asche auf sein Haupt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
Das Key House ist ein leerstehendes Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert und ein wenig heruntergekommen. Gervase Crown, der vermögende Besitzer, lebt inzwischen in Portugal. Niemand interessiert sich für das alte Haus, bis eines Tages ein Feuer darin ausbricht und man in der Asche die Leiche eines Mannes findet.



Zuerst fürchtet man, dass es Gervase sein könnte, doch dieser lebt. Eine tödliche Verwechslung? Jessica Campbell beginnt zu ermitteln ...
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Produkt

KlappentextDas Key House ist ein leerstehendes Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert und ein wenig heruntergekommen. Gervase Crown, der vermögende Besitzer, lebt inzwischen in Portugal. Niemand interessiert sich für das alte Haus, bis eines Tages ein Feuer darin ausbricht und man in der Asche die Leiche eines Mannes findet.



Zuerst fürchtet man, dass es Gervase sein könnte, doch dieser lebt. Eine tödliche Verwechslung? Jessica Campbell beginnt zu ermitteln ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838724706
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Reihen-Nr.3
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188162
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL 2

Ian Carter dachte an ein altes Zitat. »Auch der beste Schlachtplan übersteht selten den ersten Schuss.« Hätte er heute gelebt, der schottische Schriftsteller hätte beim Verfassen seiner Zeilen vermutlich Carter vor Augen gehabt.

Er saß mit einem Becher Löskaffee in der Hand in seinem einzigen Lehnsessel und spürte, wie ihn ein Moment der Einkehr überkam. Es war noch früh und gerade hell genug, um schon ohne elektrisches Licht sehen zu können. Im Haus war alles still - es war die Zeit des Tages, in der die Dinge ihn nicht überrollten, während er krampfhaft versuchte mitzuhalten. Er hatte Gelegenheit zum Nachdenken.

Er schlürfte seinen Kaffee, der heiß, bitter und geschmacklos war, alles zugleich, und sann über sein bisheriges Leben nach. Um von vorne anzufangen, der wirklich große Plan, sein Leben an Sophies Seite zu verbringen und mit ihr zusammen in Frieden alt zu werden, war grandios gescheitert. Arm in Arm mitzuerleben, wie ihre Tochter erwachsen wurde und zu einer selbstbewussten, anmutigen und charmanten jungen Frau heranwuchs, die Sorte Frau, als die er auch Sophie empfunden hatte, als zu Beginn ihrer Beziehung noch alles gut gewesen war, daraus war nichts geworden.

Der Plan hatte sich in dem Moment in Luft aufgelöst, als Sophie Rodney Marsham kennengelernt hatte. Rodney! Ausgerechnet! Carter fragte sich nicht zum ersten Mal, wie seine damalige Frau derart von einem Kerl angetan sein konnte, der so farblos, teigig und absolut geistlos war wie Marsham und dessen permanent joviales Auftreten Carter ungemein irritierend fand. Einem Kerl, dessen berufliche Interessen, wenngleich profitabel, einen zweifelhaften Eindruck bei Carter hinterließen, um nicht zu sagen zwielichtig.

»Das ist der Polizist in dir, Ian«, hatte Sophies Antwort gelautet, als er diesen letzten Einwand vorgebracht hatte, zum Zeitpunkt ihrer Trennung. »Für dich ist einfach jeder verdächtig!«

Um fair zu sein, sie hatte ihm diesen Vorwurf im Verlauf ihrer Ehe häufiger gemacht, nicht nur am Ende ihrer Beziehung. Vermutlich lag sie damit sogar richtig. Er war Sophie kein guter Ehemann gewesen. Irgendwann hatten sich die Dinge zwischen ihnen falsch entwickelt, lange bevor Rodney auf der Bildfläche erschienen war mit seinem ewigen Lächeln, offensichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Wer hing schon an einem übellaunigen Bullen, der seine Arbeitstage mit allem verbrachte, was es Schlechtes an den Menschen gab, und der abends müde nach Hause kam und keine Lust mehr hatte zu feiern? Wer hätte ihn nicht gegen einen fröhlichen, geselligen Burschen eingetauscht, mit einem untrüglichen Riecher fürs Geldverdienen?

Rodney und Sophie waren vermutlich füreinander geschaffen. Er sollte sie nicht um ihre Zufriedenheit beneiden. Doch Millie … Das war ein ganz anderes Thema.

Er hörte ein leises Klappern und dann das Geräusch kleiner Füße, die in Richtung Wohnzimmer tapsten. Die Tür öffnete sich knarrend, und Millies Gesicht lugte durch den Spalt. Als sie ihren Vater mit seinem Kaffee erblickte, drückte sie die Tür ganz auf und kam herein. Sie hüpfte mit nackten Füßen über den Boden und kuschelte sich in den Sitzsack ihm gegenüber. Über den Schlafanzug hatte sie sich ihren Morgenmantel gezogen, die Pantoffeln jedoch vergessen, und sie hielt MacTavish fest an sich gedrückt.

MacTavish war ein verblüffend menschenähnlicher Teddybär, den sie aus einem Urlaub in Schottland mitgebracht hatten, als sie noch eine Familie gewesen waren. Er trug ein Barett in Schottenkaro, das zwischen den Ohren auf seinen Kopf genäht war, und um seinen pelzigen Leib hing ein locker geschlungenes Schottentuch. Ursprünglich hatte er noch einen Plastikschild und ein Plastik-Zweihandschwert getragen, doch Sophie hatte die Waffen in einer ihrer pazifistischen Phasen entfernt und weggeworfen. Typisch für Sophie, überlegte Carter, dass ihr Beitrag zum Weltfrieden größtenteils aus symbolischen Gesten wie dieser bestand. Andererseits organisierte sie von Zeit zu Zeit morgendliche Tees und sammelte Spenden für eine wohltätige Einrichtung, die sich um jene kümmerte, deren Leben durch Kriege und ähnliche Konflikte aus der Bahn geworfen worden war, und er musste anerkennen, dass das vermutlich mehr bewirkte, als mit selbst gemalten Plakaten zu winken und Puppen von Politikern aufzuhängen. MacTavishs Lächeln, eingestickt in sein Plüschgesicht, war jedenfalls alles andere als kriegerisch. Sein Grinsen erinnerte Carter eher an Rodney Marsham.

Carters Tochter hatte ihn mit einem ebenso direkten wie vorwurfsvollen Blick fixiert, der ihn stark an Sophie erinnerte. Was war bloß aus diesem Traum von einer reizenden, charmanten …

»Warum bist du so früh aufgestanden?«, fragte Millie streng.

»Ich wollte dich nicht stören«, entschuldigte sich Carter. »Ich habe versucht, leise zu sein.«

»Ich habe den Wasserhahn in der Küche gehört. Er macht dieses stöhnende Geräusch, wenn man ihn zudreht. Du musst ihn reparieren lassen.«

Kein Zweifel, das war Sophies Stimme.

»Ich nehme mir irgendwann dafür Zeit«, versprach er ausweichend. In ihm regte sich das schreckliche Gefühl, dass er diese Unterhaltung in der Vergangenheit bereits viele Male mit ihrer Mutter geführt hatte.

»MacTavish hat es auch gehört.«

Er öffnete den Mund, um zu erwidern, dass MacTavishs Ohren aus Stoff waren, doch irgendetwas war an ihrer Beziehung zu diesem Spielzeug, das ihn zu gleichen Teilen rührte und Schuldgefühle in ihm weckte. MacTavish hatte Millie noch nie im Stich gelassen.

»Entschuldige, MacTavish«, sagte er. »Habt ihr denn beide gut geschlafen, bis ich diesen Lärm in der Küche veranstaltet habe?«

»Hm …«, murmelte Millie, während sie kritisch den Blick durch den Raum schweifen ließ. »Mami und Rodney haben sich einen Innenarchitekten geholt.« Die letzten Worte sprach sie beinahe ehrfürchtig. »Ein Innenarchitekt sucht die Möbel für dich aus«, erklärte sie ihrem Vater netterweise.

Das saß. »Ich kann mir meine Möbel selber aussuchen«, konterte Carter.

»Und warum hast du das hier ausgesucht?«, fragte Millie mit jener treuherzigen Offenheit, die keine richtige Antwort zuließ.

»Ich war in Eile. Ich brauchte dringend ein paar Möbel. Wenn du das nächste Mal kommst, habe ich die Wohnung hoffentlich in Ordnung gebracht.«

Millies Besuch war nicht geplant gewesen. Sophie hatte ihn angerufen und gesagt, es wäre ein Notfall.

»In meiner Schule gibt es Asbest im Dach«, sagte Millie nun. Offensichtlich war sie Expertin, wenn es darum ging, seine Gedanken zu lesen.

»Ja, deine Mama hat es mir erzählt. Ich bin überrascht. Ich hätte gedacht, man hätte den Asbest längst aus allen Gebäuden entfernt.«

»Man wusste nichts davon«, erklärte Millie. »Sie hatten eine falsche Decke in der Halle, und als die Maler kamen, um sie zu streichen, haben sie sie entdeckt. Man muss bestimmte Dinge tun, wenn man Asbest entfernt. Deshalb können wir die Schule in der Zwischenzeit nicht benutzen, wir würden womöglich krank werden. Sie wollen den Asbest diese Woche wegmachen. Dann können wir wieder zur Schule.«

»So hatte ich es verstanden.«

»Mami und Rodney konnten die Reise nach New York nicht absagen …«

»Millie«, unterbrach Carter sie. »Ich bin sehr froh darüber, dass du hier bist. Ich würde dich gerne öfters sehen. Es ist ein glücklicher Zufall, dass in deiner Schule Asbest gefunden wurde und Rodney diese Geschäftsreise nach New York hat und … alles andere. Dadurch hat sich die Möglichkeit ergeben, dass du mich hier besuchen kannst.«

MacTavishs schwarze, glänzende Augen starrten ihn an. Sein gesticktes Grinsen glich plötzlich mehr einem Zähnefletschen. Fällt dir nichts Besseres ein?, schien er zu fragen.

»Muss ich heute wieder zu Tante Monica?«, peilte Millie die Schwachstelle in seiner Argumentation an.

»Ja. Ich muss zur Arbeit, tut mir leid. Wir haben Ermittlungen am Laufen. Wenn ich früher Bescheid bekommen hätte, hätte ich mir ein paar Tage freinehmen können …« Er brach ab. »Du bist doch gerne bei Tante Monica, oder nicht?«

»Oh ja, sie hat zwei Katzen. Du solltest dir auch eine holen.«

»Ich wäre zu wenig zu Hause, um mich um sie zu kümmern.«

»Tante Monicas Hintertür hat eine Klappe. Die Katzen können alleine rein und raus. Wenn die Sonne scheint und sie im Garten sitzen möchten, so können sie das tun. Und wenn es regnet und sie reinmöchten, dann können sie das auch. Tante Monica ist meine Großtante, wie du weißt. Sie ist Mamis Tante, also ist sie meine Großtante. Sie mag nicht so genannt werden, weil sie sich dann alt fühlt. Aber sie ist doch alt, oder?«

»So alt auch wieder nicht … Ich gehe und mache uns Haferflocken, es ist fast Zeit fürs Frühstück. Warum decken du und MacTavish nicht den Tisch?«

»Was ermittelst du?«, fragte Millie kurz darauf, während sie klappernd das Besteck aus seiner unaufgeräumten Schublade kramte. Wenn das Interesse einer Zehnjährigen erst einmal geweckt war, ließ sie so schnell nicht wieder davon ab, so ungeeignet das Thema auch sein mochte. Carter stand im Begriff, das herauszufinden.

»Gestern hat es ein großes Feuer gegeben, in einem alten Haus auf dem Land. Einem leer stehenden Haus«, fügte Carter von seinem Platz an der Haferbreischlüssel hinzu. Es gab keinen Grund, ihr junges Gemüt mit dem Gedanken an eine Leiche zu belasten.

MacTavish war auf dem Abtropffeld neben dem Herd platziert worden und beobachtete ihn auf eine Art und Weise, wie man es von einem schottischen Bären erwarten würde, der einem Engländer beim Zubereiten von Porridge zusah. Hör zu, MacTavish, ich werde bestimmt kein Salz...
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