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Das Dünengrab

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
314 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
THEODOR J. REISDORF, der Meister des Friesenkrimis - wie immer nordisch, spannend, originell. In den Dünen der Insel Baltrum wird die Leiche einer Frau gefunden. Die Ermittlungen ergeben, dass es sich bei der Toten um Wibke Kleedorf handelt, eine Berufsschullehrerin, die auf Baltrum Urlaub machte. Das Besondere: Die attraktive Blondine hatte Beziehungen zu drei Männern - ihrem Ehemann Peter, von dem sie zuletzt getrennt lebte, ihrem Lehrerkollegen Hubertus von Kalksunt, dessen Mutterkomplex höchst ungewöhnliche Formen annimmt, und ihrem Schüler Hinni Synninga, der seinen athletischen Körper nicht nur beim Boxen trimmt. Als vor der Wohnung der Toten ein Blumenstrauß gefunden wird, ist für die Zeitung der Fall klar: Hinter dem 'Margeritenmord' steht ein Eifersuchtsdrama. Aber dann stellt sich heraus, dass eins plus drei nicht unbedingt Mord oder Totschlag ergibt...mehr

Produkt

KlappentextTHEODOR J. REISDORF, der Meister des Friesenkrimis - wie immer nordisch, spannend, originell. In den Dünen der Insel Baltrum wird die Leiche einer Frau gefunden. Die Ermittlungen ergeben, dass es sich bei der Toten um Wibke Kleedorf handelt, eine Berufsschullehrerin, die auf Baltrum Urlaub machte. Das Besondere: Die attraktive Blondine hatte Beziehungen zu drei Männern - ihrem Ehemann Peter, von dem sie zuletzt getrennt lebte, ihrem Lehrerkollegen Hubertus von Kalksunt, dessen Mutterkomplex höchst ungewöhnliche Formen annimmt, und ihrem Schüler Hinni Synninga, der seinen athletischen Körper nicht nur beim Boxen trimmt. Als vor der Wohnung der Toten ein Blumenstrauß gefunden wird, ist für die Zeitung der Fall klar: Hinter dem 'Margeritenmord' steht ein Eifersuchtsdrama. Aber dann stellt sich heraus, dass eins plus drei nicht unbedingt Mord oder Totschlag ergibt...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754383
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten314 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189005
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Kreuzkirche in Pilsum, zu Zeiten der Normannenbelagerung erbaut, stand auf einer Warf. Sie überragte mit ihrem historischen Turm die Dächer der großen Höfe und war so etwas wie das Wahrzeichen des Ortes.

Auf den Feldern reifte das Getreide. Buntvieh graste auf den umliegenden Weiden. Hinter dem Dorf führte eine Straße zum Anwesen des Unternehmers Kleedorf. Glauwitz lenkte den Golf auf den Hotelparkplatz, stieg aus und blickte sich um. Sein Assistent tat es ihm nach.

Gut gewachsene Pferde galoppierten auf der riesigen, holzumzäunten Koppel. Auf dem Reitplatz herrschte reger Betrieb, und auf dem Parkplatz standen fast nur Wagen der oberen Preisklassen, die den Kennzeichen nach aus der ganzen Republik kamen.

»Man trägt wieder Pferd«> murmelte Noosten spöttisch, als sie das Hotel betraten.

In der Vorhalle befand sich eine Sesselgruppe mit einem Holztisch, auf dem Zeitungen auslagen.

Ein Ventilator vertrieb die Hitze aus dem weiträumigen Empfangsbereich. Palmen und Zimmerlinden wuchsen in glasierten Steinkübeln, und der Boden war mit roten Fliesen belegt.

An der Rezeption stand eine junge Frau, die die beiden Beamten mit freundlichem Lächeln begrüßte.

»Bitte schön?«, fragte sie und schob einige Computerlisten beiseite.

»Wir hätten gern Herrn Kleedorf gesprochen«, erklärte Glauwitz.

»Da kommen Sie leider sehr ungelegen. Er ist am frühen Morgen aus Spanien zurückgekehrt und möchte nicht gestört werden«, sagte die junge Frau. Sie mochte um die zwanzig sein, besaß ein hübsches Gesicht und trug ihr langes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden.

»Hat er in Spanien Urlaub gemacht?«, fragte Noosten.

»Nein, wir exportieren Reitpferde nach Nerja«, antwortete sie.

»Und nun schläft er sich hier im Hotel aus«, sagte Glauwitz.

»Nein, sein Bungalow befindet sich hinter der Koppel«, sagte die Angestellte.

»Frau …?«, fragte Noosten.

»Britta Albers«, antwortete sie.

»Wir fahren nicht gerne unverrichteter Dinge zurück«, meinte der Kommissar.

»Wir sind aber leider ausgebucht. Unser Reitlehrer hat keinen Termin mehr frei, und in unserer Pferdepension sind alle Boxen besetzt«, sagte die Empfangsdame bedauernd.

»Frau Albers, bitte greifen Sie zum Telefonhörer und melden Sie uns an. Wir beabsichtigen weder Reitstunden zu buchen noch ein Pferd bei Ihnen unterzubringen. Wir kommen von der Kripo«, erklärte der Kommissar und zeigte seine Marke.

Britta Albers erschrak. »Mein Chef bringt mich um, wenn ich ihm wieder mit der Sache komme. Suchen Sie doch besser seinen Rechtsanwalt, Herrn Renke Wirda in Emden, auf. Er wird Ihnen die entsprechenden Auskünfte erteilen«, sagte sie und lächelte verlegen.

Glauwitz schaute sie überrascht an.

»Frau Albers, wovon sprechen Sie? Ich glaube, wir reden da aneinander vorbei!«

Britta Albers stutzte. »Diese Hetzkampagne der Tierschützer wegen der toten Pferde auf dem Transport von Polen hat den Chef genügend Nerven gekostet«, sagte sie.

»Junge Frau, lesen Sie denn keine Zeitungen?«, fragte Glauwitz ironisch.

»Offen gestanden, habe ich dazu wenig Zeit«, antwortete sie und schaute die Beamten fragend an.

»Dann ist Ihnen auch nicht bekannt, dass die Frau Ihres Chefs auf Baltrum verschwunden und wahrscheinlich ermordet worden ist?«, fragte Noosten.

Britta Albers schaute die Beamten irritiert an. »Nein, das wusste ich nicht. - Aber das ist ja furchtbar. Ich habe Frau Kleedorf selbst nicht kennengelernt. Ich bin noch nicht lange hier. - Aber sie muss eine hübsche und tüchtige Frau gewesen sein!«

»Ich denke, Ihnen reicht der Anlass, Ihren Chef aus dem Schlaf zu klingeln«, sagte Noosten. »Wir nehmen die Schuld gern auf uns!«

Die Empfangsdame nahm den Hörer von der Gabel und wählte eine Nummer.

Dabei blickte sie mit ernster Miene auf die Holzbalken der Decke, die der Empfangshalle einen rustikalen Charakter verliehen.

»Britta, Rezeption, entschuldigen Sie bitte die Störung! Zwei Beamte der Kriminalpolizei aus Emden wünschen Sie zu sprechen«, sprach sie in den Hörer.

Dann wartete sie die Antwort ab und erklärte leise: »Nein, sie kommen wegen Ihrer Frau.« Nach einer weiteren Entgegnung ihres Chefs blickte sie die Beamten an und legte den Hörer auf.

»Herr Kleedorf wird gleich kommen. Bitte nehmen Sie drüben am Tisch Platz«, bat sie und zeigte auf die Sitzecke in der Vorhalle. Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit.

Rolf Kleedorf betrat die Eingangshalle. In seinem welligen Haar zeigten sich schon die ersten grauen Strähnen. Er trug Jeans und ein weißes Seidenoberhemd. Um seinen Hals hatte er ein Tuch mit Reitermotiven geschlungen. Auch die Schnalle seines Gürtels bestand aus einem stilisierten Hufeisen.

Kleedorf war nicht sehr groß und von stämmiger Figur, und dem Blick seiner blauen Augen schien nichts zu entgehen, wie Glauwitz bemerkte. Er wirkte nicht unsympathisch, aber es war schwer einzuschätzen, was in seinem Kopf vorging. Er entsprach ganz dem Typus des gehetzten mittelständischen Unternehmers, der meint, sich um alles selbst kümmern zu müssen.

»Meine Herren, es tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen. Die Nachricht vom Ableben meiner Frau …«, er schluckte, kämpfte für Sekunden um Haltung und fuhr dann fort: »Schlimmer noch, die Tatsache, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden ist.« Er reichte den Beamten die Hand. »Begleiten Sie mich bitte in mein Büro«, sagte er und schritt seinen Besuchern voraus zu einer weiß gestrichenen Tür ohne Aufdruck.

Eine Angestellte saß am Computer.

»Meine Sekretärin, Frau Krutten«, sagte Kleedorf und zeigte auf einen zweiten, verwaisten Schreibtisch. »Frau Werda ist gerade zum Zahnarzt gegangen. Treten Sie ein«, sagte er und zeigte auf die Sitzgruppe, die sich hinter einer Trennwand befand.

»Nehmen Sie bitte Platz!«

Die Beamten setzten sich in die Sessel.

»Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«, fragte Kleedorf.

»Das muss nicht sein«, meinte Glauwitz.

»Es war sehr warm im Wagen«, erwiderte Noosten. »Mineralwasser würde ich nicht ablehnen.«

Kleedorf trat an seinen Schreibtisch und drückte eine Taste seiner Sprechanlage. »Ich habe Besuch. Eine Flasche Mineralwasser und drei Gläser bitte«, sagte er, dann setzte er sich den Beamten gegenüber auf die Couch.

»Eine schöne und tragische Geschichte. Wibke war meine große Liebe«, begann er das Gespräch.

Die Beamten ließen ihm das Wort.

»Wir haben uns geliebt, hatten ein gemeinsames Kind, das, zum Leben verurteilt, all das nicht besaß, was einen Menschen ausmacht. Darüber ist unsere Ehe zerbrochen. Ich habe mich mit Alkohol betäubt. Wibke wollte kein weiteres Kind, weil meine Eltern sie ablehnten und mich drängten, eine neue Verbindung zu suchen. Sie wünschten sich gesunde Enkel und machten Wibke verantwortlich für das, was geschehen war«, erzählte der Unternehmer. »Darunter hat sie sehr gelitten, und ich habe es versäumt, mich hinter sie zu stellen.«

Eine Serviererin betrat das Chefzimmer und stellte die Flasche und drei Gläser auf den Tisch. Sie schenkte Kleedorf und, auf seinen Wink, auch Noosten ein, stellte die Flasche wieder auf den Tisch und verließ das Zimmer.

Kleedorf bot Zigaretten an. Er und Noosten rauchten.

Durch das Fenster reichte der Blick bis zu der großen Koppel, auf der die Pferde grasten und sich hin und wieder wie auf ein geheimes Signal zu wilden Sprüngen hinreißen ließen.

»Herr Kleedorf«, begann der Kommissar, »Spürhunde haben uns zum mutmaßlichen Tatort geführt. In den Dünen der Insel hat der Mörder Ihre Frau vermutlich auf brutale Weise getötet. Die Feuerwehrleute haben dort die Hand des Opfers und einen Ring geborgen, wie wir Ihnen bereits telefonisch mitgeteilt haben.«

Noosten hielt den schmalen Goldreifen, dessen Profile kleine, winzige Herzchen zeigten, in der geöffneten Hand. »Gravur: A.S., sechshundertsechsundsechziger Goldauflage«, sagte er.

Kleedorf schaute angewidert auf den Schmuck.

»Meine geschäftlichen Erfolge haben es mir zum Glück gestattet, Wibke anderen Schmuck zu kaufen. Diesen Ring hat sie nie getragen, während wir zusammen waren. Vielleicht hat ihn ihr einer ihrer Hausfreunde geschenkt. Wenn er von mir gewesen wäre, dann hätte sie ihn nie aufgesteckt. Er wäre ihr zu billig vorgekommen«, sagte Kleedorf bitter.

»Wir haben die abgetrennte Hand an das Rechtsmedizinische Institut geschickt, um anhand von Fingerabdrücken nachweisen zu lassen, dass Ihre Frau das Dünenopfer war. Wir wissen nicht, wo der Mörder die Leiche verscharrt hat. Wir gehen allerdings davon aus, dass er sie im Landschaftsschutzgebiet von Baltrum vergraben hat«, sagte Glauwitz.

Kleedorf zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er war blass wie ein Leintuch und rang sichtlich um Fassung.

Die Beamten schwiegen und ließen ihm Zeit.

Nach einigen Minuten gab Kleedorf sich einen Ruck. Er hatte sich offensichtlich wieder gefangen.

»Ich musste erst begreifen, dass meine Frau nicht mehr lebt. Wissen Sie, ich habe Wibke gleichzeitig geliebt und gehasst. Ich war eifersüchtig auf die Männer, mit denen sie geschlafen hat. Ich trauere um Wibke, weil ich immer noch an ihr gehangen und mir so sehnlich einen Neuanfang mit ihr gewünscht hatte«, sagte Kleedorf. Er blickte einen Moment stumm vor sich hin.

Die Beamten warteten geduldig, bis er weitersprach.

»Die vielen Fahrten nach Emden, die vergeblichen Anrufe, das hat mich aber auch bitter werden lassen«, sagte er. »Sie hatte kein Recht, mich so zu behandeln!«

»Herr Kleedorf, Ihnen ist doch sicherlich bekannt,...
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