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Deiche, Dünen, Friesenmorde

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
555 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
Wer Theodor J. Reisdorf kennt, weiß, dass es bei ihm mörderisch zugeht. Als Meister des Friesenkrimis zeigt er seinen Lesern, dass das Leben an der Nordsee jederzeit tödlich enden kann. Urlaubsatmosphäre, traute Kleinstadtidylle - Reisdorf beweist, dass Spannung gerade dann entsteht wenn Dramen geschehen, wo man sie nicht erwartet. Auch in diesem Band, der drei seiner besten Romane enthält, gönnt er seinen Fans nur hin und wieder eine klitzekleine Atempause - bis zum nächsten Mord... Die folgenden Romane sind in diesem Band enthalten: Tödliche Teestunde - Die Tote vom Nordstrand - Mord im Fischerhafenmehr

Produkt

KlappentextWer Theodor J. Reisdorf kennt, weiß, dass es bei ihm mörderisch zugeht. Als Meister des Friesenkrimis zeigt er seinen Lesern, dass das Leben an der Nordsee jederzeit tödlich enden kann. Urlaubsatmosphäre, traute Kleinstadtidylle - Reisdorf beweist, dass Spannung gerade dann entsteht wenn Dramen geschehen, wo man sie nicht erwartet. Auch in diesem Band, der drei seiner besten Romane enthält, gönnt er seinen Fans nur hin und wieder eine klitzekleine Atempause - bis zum nächsten Mord... Die folgenden Romane sind in diesem Band enthalten: Tödliche Teestunde - Die Tote vom Nordstrand - Mord im Fischerhafen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754390
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten555 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189006
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Kriminalassistent Sperber legte den Hörer auf die Gabel. »Eine entsetzliche Tat«, stöhnte er und schaute durch das Fenster in die Kronen der Buchen, die den Marktplatz umstanden.

Kommissar Lehnartz betrat das Zimmer. Sperber berichtete.

»Das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte er nur.

»Die Kollegen der Schutzpolizei sind bereits unterwegs, Chef«, sagte Sperber und langte nach der Spurensicherungstasche.

»Ein hübsches Mädchen. Sie stand im Abitur. Einzige Tochter«, sagte Lehnartz und verließ mit dem Assistenten das Büro.

Vor dem Dienstgebäude stiegen sie in den Wagen und reihten sich in den Verkehr ein, den frühe Urlauber belebten.

Sperber schaute, ohne seine Gedanken zu äußern, auf die Fassade des Gymnasiums. Kurz vor Norddeich verließen sie die Kreisstraße. Die Fahrbahn näherte sich dem Deich, den gelber Löwenzahn schmückte. Die Sonne ging hinter sich auflösenden Wolken unter. Die grüne Weidelandschaft mit grasenden Kühen und großen Höfen wirkte friedlich. Sie passierten Ostermarsch, eine Oase für Ferienfreuden, und näherten sich Junkersrott, das nur aus einer Handvoll rotgeklinkerter Häuser bestand. Von einem kleinen Asphaltplatz, auf dem nur dreimal am Tage ein Bus hielt und die Verbindung mit der Stadt herstellte, führte ein schmaler Versorgungsweg in die ländliche Idylle. Zwischen weiten Wiesen lagen blühende Rapsfelder. Die Straße war nicht mehr als ein Betonband, das sich entlang den Entwässerungsgräben durch das Land zog.

Sie näherten sich dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie von den Höfen.

Klotzig beherrschten die Gebäude das Umland. An diesem Abend machten sie auf die Beamten einen düsteren Eindruck.

Sie sahen den Bully ihrer Kollegen. Hinter ihm hatte der Arzt seinen Landrover geparkt.

Sperber griff nach seiner Spurensicherungstasche und folgte Lehnartz zur Eingangstür. Ein Hund bellte im Zwinger und sprang wild gegen die Gitterstäbe. Sie betraten den Flur und hörten das Schluchzen einer Frau. Eine Tür stand einen Spaltbreit offen. Ein Beamter der Einsatzpolizei stand wie ein Wachsoldat vor dem Eingang zum Wohntrakt. Im Wohnzimmer, vor einer Sitzgruppe, lag das Mädchen auf dem Boden. Ihr Blut hatte den Teppich genässt. Im Raum lag die Stille einer unbesuchten Kirche.

Polizeibeamte standen vor rustikalem Mobiliar. Die Küche, wie im Weiß der Werbung, lag unberührt mit einer kleinen Essecke in ihrem Blick.

Lehnartz näherte sich der Leiche. Erst jetzt sah er den fast vollständig vom Rumpf getrennten Kopf des Mädchens. Das lange blonde Haar lag zum Teil in der Blutlache.

»Schauen Sie weg, Herr Kommissar«, forderte ihn eine harte Männerstimme auf.

Es war der Arzt.

Lehnartz fühlte eine Flaute in seinem Magen.

»Der Fotograf?«, fragte er.

»Da kommt er«, sagte Dr. van Neesen.

Lehnartz sah zu, wie der junge, blondgelockte Manshold mit ernstem Gesicht die Bilder schoss. Er belieferte die Zeitungen mit Fotos und studierte in Oldenburg Germanistik.

Sperber begann die Fähnchen zu setzen.

»Dann bin ich an der Reihe«, sagte Dr. van Neesen. Er arbeitete im Kreiskrankenhaus seit vielen Jahren in der Chirurgie. Er schlüpfte in seinen Medizinerkittel, ließ sich die Schleife des Gürtels binden und steckte seine Hände in Gummihandschuhe.

»Mein einziger Beitrag kann hier nur darin bestehen, das Opfer einzubetten. Den Sarg, bitte!«, rief er.

Als besäße er keine Nerven, hob er den Kopf des Opfers an, nahm mit seinem rechten Arm die Tote auf, und das erledigte er so schnell, dass es den Anschein erweckte, er bugsierte eine intakte Leiche in die Sarghalbschale, die ihm Polizeibeamte mit ernsten Gesichtern entgegenhielten.

Erleichtert atmete er auf, als die Beamten den Deckel auf die Sargschale legten und das tote Mädchen davontrugen.

»Kommissar, hier haben Sie das Mordwerkzeug. Es handelt sich um ein Spielzeug einer verführten Jugend. Ich war in der Hitlerjugend. Sehen Sie die Raute? Diese Dolche gehörten zu unserer Ausrüstung. Allerdings, so stelle ich hier als Laie fest, wurde es vor der Tat friedlich genutzt. Die Ursache des Todes dürfte niemandem von uns Rätsel aufgeben. Auch zeitliche Spekulationen erübrigen sich. Das Blut ist noch frisch.«

Lehnartz hielt dem Arzt die Plastiktüte entgegen.

Er kämpfte mit der Übelkeit.

Dr. van Neesen verließ schweigend das Zimmer.

Auf dem kleinen Tisch standen benutzte Teetassen, auf dem Küchentisch lag ein angeschnittener Klaben.

Sperber begann mit der Spurensicherung.

»Ich suche die Eltern auf«, sagte Lehnartz.

Die Eltern befanden sich in einem kleinen, büroähnlichen Raum. Sie waren zu einem Verhör sicherlich noch nicht in der Lage, hatten allerdings medizinische Betreuung durch Dr. van Neesen abgelehnt. Der gewaltige Schock lähmte sie.

Landwirt von den Höfen in der Arbeitskleidung, mit verweintem Gesicht, rang mit der Stimme. »Wir haben drüben auf den Weiden am Kiebitzweg Gras gemäht. Das gute Wetter! Wir haben niemanden gesehen. Nur die Frau eines Lehrers der Dagmar radelte vorbei. Wir sind ahnungslos nach Hause gekommen. Hajo befand sich im Zwinger. Das war seltsam. Sonst lief er frei herum. Eine Türkin auf einem Fahrrad fuhr uns kurz vor dem Hof entgegen. Sie war äußerst verängstigt, doch wir haben ihr keine Beachtung geschenkt. Doch dann bemerkten wir, dass alle Türen offen standen, und sind hastig in das Wohnzimmer geeilt.«

Der Landwirt unterbrach häufig seinen Bericht, und seine Frau, die ihren schweren Oberkörper auf den Schreibtisch gelegt hatte; wimmerte entsetzlich.

Lehnartz hätte am liebsten mitgeheult.

»Und Sie sahen Ihre Tochter tot auf dem Boden liegen?«, fragte der Kommissar mit weicher Stimme.

»Ja, selbst die Waffe, Herr Kommissar. Es ist ein Erinnerungsstück aus meiner Jugendzeit und diente uns all die Jahre als Brotmesser.«

Lehnartz ließ die Eltern allein. Der Pastor musste sich um sie kümmern.

Im Wohnzimmer, aus dem ihm der süßliche Geruch des Blutes entgegenstieg, packte sein Assistent Sperber die Tasche.

»Es sieht so aus, als hätte das Opfer den Mörder zum Tee eingeladen. Krümel auf den Tellern, Tee- und Kluntjereste in den Tassen. Der Klaben angeschnitten auf dem Küchenschrank«, sagte er.

»Und der Mörder mochte keine Hunde, oder der Hund nicht den Mörder. Sonst lassen sie ihn frei herumlaufen«, antwortete Lehnartz.

Sie verließen das Haus und blickten zu dem Zwinger hinüber. Der riesige Schäferhund tapste jetzt ratlos umher und bellte.

»Eine Türkin auf einem Fahrrad kam ihnen entgegen. Die Frau wirkte aufgeregt«, sagte der Kommissar, als sie in den Wagen stiegen.

Er fuhr los.

»Nennen wir das Opfer bei seinem Vornamen. Nun, Dagmar muss ihren Mörder gekannt haben. Der Mörder hat die Mordwaffe einfach auf dem Boden liegen lassen. Ob er das Auto der Eltern gehört hat und in Panik geflohen ist?«, fragte Sperber, während Lehnartz den Wagen steuerte und vor sich hin starrte in die grüne Landschaft, über die sich die Dämmerung des Abends legte.

»Die Waffe war das Brotmesser der Familie«, sagte er.

»Ich habe gesehen, dass der Mörder keinen Knopf ihrer Jeans geöffnet hat, und auch die Bluse wurde nicht hochgeschoben«, sagte Sperber weiter.

Lehnartz blickte kurz seinen Kollegen an.

»Die Jeans haben meistens Reißverschlüsse, doch das stimmt. Dem Täter müssen wir andere Motive unterstellen. Wir halten es mit der Routine. Die Ergebnisse deiner Spurensicherung müssen heute noch in das Labor. Ein Bild der Dagmar muss morgen in der Zeitung erscheinen«, sagte Lehnartz. Er bremste den Wagen ab und parkte ihn neben dem Deich.

»Mein Gott, wir können keines der Polizeifotos nehmen. Wir müssen die Eltern noch einmal aufsuchen, damit sie uns eine Fotografie von Dagmar zur Verfügung stellen«, sagte Lehnartz.

»Danach sollten wir uns hier in Hage, Ostermarsch oder Junkersrott nach einer Türkin erkundigen, die mit einem Fahrrad zur fraglichen Zeit in dieser Gegend war und es eilig hatte, den Hof der von den Höfen hinter sich zu bringen«, schlug Sperber vor.

Lehnartz wendete den Wagen und fuhr zurück zum Hof der unglücklichen Eltern.

In Ostfriesland gab es keine Türkenviertel. Im Norder Raum wurde den recherchierenden Beamten nur die Familie Jusuf Yildizlar in Halbemond genannt.

Diese Familie besaß einen hervorragenden Ruf. Die Kriminalbeamten fanden schnell zu der vielen Mitbürgern bekannten Adresse.

Es war schon dunkel, als sie den Passat vor dem kleinen Landhäuschen auslaufen ließen.

Die Fensterläden waren verschlossen, und nur wenig Licht drang nach draußen. Die Beamten gingen zur Haustür und drückten den Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet. Nicht von der Hausfrau, sondern von der Tochter, die auf den Rollstuhl angewiesen war.

»Kripo Norden, mein Fräulein. Regen Sie sich nicht auf, wir haben nur ein paar Routinefragen an Ihre Mutter«, sagte Lehnartz und lächelte das hübsche dunkelhaarige Mädchen freundlich an.

Wortlos wendete Sevda ihr Gefährt und rollte sich vor den Beamten in das Wohnzimmer.

Die Kriminalbeamten sahen sofort, dass Frau Yildizlar sich sehr ängstigte und mit sich rang.

»Frau Yildizlar, auf dem Hof des Landwirtes von den Höfen hat sich ein schreckliches Verbrechen ereignet. Die Tochter ist am helllichten Tag im Wohnzimmer der Familie ermordet worden.«

Lehnartz beobachtete, wie die Frau zu zittern begann. Ihre Tochter legte ihren Arm um die Schultern der Mutter, als müsste sie sie beschützen.

»Nach den Aussagen des Landwirtes und Vaters der Toten sind Sie ihm mit ihrem Fahrrad, wie er sagte, ziemlich aufgelöst entgegengekommen«,...
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