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Friesischer Tod

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
332 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
Theodor J. Reisdorf ist seit langem bekannt als Meister der Friesenkrimis. Mit seinen eigenwilligen Geschichten aus dem Land der Deiche und Dünen hat er sich eine begeisterte Lesergemeinde geschaffen, die von Jahr zu Jahr größer wird. Ganz Norddeich gerät in Aufruhr, als bei einem Banküberfall ein Angestellter getötet wird. Die gesamte Stadt sucht fieberhaft den Mörder - ohne Erfolg. Dann anstatt die Tat aufzuklären, meldet die Polizei nach wenigen Wochen den Tod des einzigen Zeugen. Der unbeliebte Lehrer ist hinterrücks auf seiner Yacht erschlagen worden. Sind Schüler, Kollegen, die betrogene Ehefrau oder die blutjunge Geliebte des umstrittenen Pädagogen für die Bluttat verantwortlich? Oder gibt es einen Zusammenhang mit dem ersten Mord, der die Ermittler noch immer vor zahlreiche Rätsel stellt?mehr

Produkt

KlappentextTheodor J. Reisdorf ist seit langem bekannt als Meister der Friesenkrimis. Mit seinen eigenwilligen Geschichten aus dem Land der Deiche und Dünen hat er sich eine begeisterte Lesergemeinde geschaffen, die von Jahr zu Jahr größer wird. Ganz Norddeich gerät in Aufruhr, als bei einem Banküberfall ein Angestellter getötet wird. Die gesamte Stadt sucht fieberhaft den Mörder - ohne Erfolg. Dann anstatt die Tat aufzuklären, meldet die Polizei nach wenigen Wochen den Tod des einzigen Zeugen. Der unbeliebte Lehrer ist hinterrücks auf seiner Yacht erschlagen worden. Sind Schüler, Kollegen, die betrogene Ehefrau oder die blutjunge Geliebte des umstrittenen Pädagogen für die Bluttat verantwortlich? Oder gibt es einen Zusammenhang mit dem ersten Mord, der die Ermittler noch immer vor zahlreiche Rätsel stellt?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754451
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten332 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189012
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Mettje stand um sechs Uhr auf, machte sich im Bad frisch, zog sich an und weckte Malte, der zu Besuch gekommen war. Dann bereitete sie das Frühstück zu und deckte den Tisch im Wohnzimmer.

»Moin, Mama«, sagte Malte und machte es sich am Tisch gemütlich.

»Wir haben uns gestern ja nur kurz begrüßen können, schade!« Mettje lächelte liebevoll.

»Die lange Fahrt«, antwortete Malte nur.

»Lass es dir schmecken, Junge«, meinte sie. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er aß mit großem Appetit. »Mama, ich habe mein Praktikum im Altenheim in Aachen-Brand abgeschlossen«, erzählte er dann. »Bis zum Beginn des neuen Semesters muss ich einen Erfahrungsbericht vorlegen und an einem Kolloquium an der Fachhochschule teilnehmen.«

»Und Maria?«, fragte Mettje.

»Sie ist Abteilungsleiterin geworden und bekommt ab sofort mehr Geld. Wir verstehen uns prima«, fügte Malte hinzu.

»Das freut mich«, versicherte Mettje und lächelte wieder.

»Und wie geht es dir, Mama?«, fragte der Sohn und beträufelte noch eine Scheibe Brot mit Marmelade.

Mettje schenkte Tee nach. »Ich habe mich hier in Hage gut eingelebt. Ich gehe meinen Verpflichtungen nach und finde Freude und Erfüllung in der Schule. Soll ich dir ein paar Brote für unterwegs machen?«, wollte sie dann wissen.

Malte lachte. »Mama, kurz nach zwölf komme ich schon mit dem Zug in Aachen an. Mir bleibt dann noch genügend Zeit, in die Mensa zu gehen.« Er schaute auf die Uhr und schob den Frühstücksteller beiseite. »Wir haben noch Zeit für eine Zigarette«, fügte er hinzu und griff zur Schachtel. »Hier, Mama, bitte.«

Mettje bediente sich. Sie rauchten und nippten hin und wieder an den Teetassen.

»Hast du auch deine Papiere und die Fahrkarte eingesteckt?«, fragte Mettje und stieß den Rauch aus.

»Alles paletti. Ich habe übrigens Maike und Jonny nicht besucht. Ich war mit Borges, Frank und Keno im Meta«, erzählte er.

»Das werden sie dir nicht krumm nehmen«, antwortete Mettje und blickte in das übernächtigte Gesicht ihres Sohnes. Sie drückten die Zigaretten im Aschenbecher aus. »Ich denke, wir fahren los«, meinte Mettje.

»Mama, uns bleibt noch genügend Zeit, nach Norddeich zu fahren! Der Norder Bahnhof ist so trist! Ich steige in Norddeich-Mole in den Zug, denn ich werfe gerne noch einen Blick auf den Fischereihafen und den Yachthafen.«

Malte warf sich im Korridor den Rucksack über die Schulter, und Mettje griff zur Schultasche. Dann machten sie sich auf den Weg. Norddeich lag im frühen Licht eines sich ankündigenden schönen Frühsommertages. Die Luft war würzig und klar. Der Sturm hatte sich gelegt. Über den Himmel trieben weiße Quellwolken. Fischkutter tuckerten durch die Fahrrinne dem Hafen entgegen. Auf dem Anleger vor dem weißen »Frisia«-Schiff warteten Lkws auf die erste Überfahrt.

Malte lenkte den Golf vor der Bahnstation Norddeich-Mole auf den Parkplatz. Der »Interregio« stand schon auf dem Bahnsteig. Sie stiegen aus. Malte nahm den Rucksack aus dem Kofferraum, küsste seine Mutter zum Abschied auf die Wange und lief die Treppe hinauf zum Bahnsteig. Oben winkte er ihr noch einmal zu.

Mettje wartete im Wagen, bis der Zug den Bahnhof verließ. Dann startete sie den Motor und fuhr zur Schule.

Im Eingang des Fabricius-Gymnasiums kam ihr Direktor Geiger entgegen. Er wirkte ungewöhnlich unsicher.

»Moin«, sagte sie und blickte den Chef fragend an.

»Frau Oelerius, es tut mir leid. Wir haben bereits einen Vertretungsplan für Sie vorbereitet. Kommen Sie bitte mit.«

Verwirrt folgte Mettje dem Direktor. Die bevorstehende Beförderung fiel ihr ein. War etwas dazwischengekommen?

Die Damen im Büro schauten nicht auf. Sie waren offenbar sehr beschäftigt. Direktor Geiger hielt Mettje die Tür zu seinem Büro auf und bat sie einzutreten. In seinem Dienstzimmer saßen bereits die Koordinatoren und der Direktor-Stellvertreter um den großen Tisch herum. »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Geiger.

Mettje setzte sich zu den Vorgesetzten. Die Herren nickten ihr mit ernsten Gesichtern zu. Der Direktor ergriff das Wort.

»Liebe Kollegin, zuallererst möchte ich Ihnen und Ihren Kindern im Namen aller Kollegen unser Beileid aussprechen. Sicher hat Ihr Mann Sie sehr enttäuscht. Dennoch haben Sie an seiner Seite viele glückliche Jahre verlebt, die gemeinsamen Kinder großgezogen …«

Mettje blickte irritiert in Geigers spitzes Gesicht. Ein seltsamer Einstieg, um auf meine Beförderung zu sprechen zu kommen, dachte sie. »Nun fehlen nur noch der Tee und der Butterkuchen«, sagte sie salopp und schaute sich fragend um. Die Koordinatoren räusperten sich verlegen.

»Ihnen stehen wegen des Todes ihres Mannes zwei Tage Urlaub zu. Ich schlage vor, dass Sie einen Arzt aufsuchen«, fuhr der Direktor-Stellvertreter anstelle seines Chefs fort.

Mettje erschrak. »Wovon reden Sie?« Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.

»Sie wissen es noch nicht?«, fragte der Schulleiter überrascht.

Mettje sah ihn fassungslos an.

»Ihr Mann wurde gestern Abend auf seiner Yacht ermordet. Der Leiter der Ten-Doornkaat-Schule hat mich weit nach Mitternacht angerufen!«

Mettje schaute ungläubig in die ernsten Gesichter der Koordinatoren. Nur nach und nach wurde ihr klar, was Geiger ihr soeben eröffnet hatte. »Nein«, rief sie verzweifelt, »nein!« Sie ließ den Kopf auf die Arme sinken und schluchzte hemmungslos. »Dabei habe ich ihn zuletzt so gehasst«, murmelte sie und wurde erneut von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt.

Die Koordinatoren sprangen von ihren Stühlen auf und versuchten, sie zu trösten. Der Schulleiter ging ins Vorzimmer hinüber und bat seine Sekretärinnen, für Mettje Oelerius einen Tee zuzubereiten. Dann trat er wieder zu Mettje und reichte ihr in einer hilflosen Geste ein Tempotuch.

Mettje schnäuzte sich und trocknete die Tränen. Da war so vieles, was ihr durch den Kopf schoss! Ihr war speiübel. Und Malte saß gerade im »Interregio« und fuhr nach dem kurzen Besuch nach Aachen …

»Hat die Polizei Sie denn nicht informiert?«, wollte der Schulleiter mitfühlend wissen.

Mettje hob den Kopf und schaute in die Gesichter der Kollegen, die sich um sie bemühten. »Ich war in Hage zum Singen und bin dann zu meiner Tochter gefahren. Mein Sohn war außerdem zu Besuch da. Ich habe ihn in aller Frühe zum Zug nach Norddeich gebracht«, berichtete sie unter Tränen.

Die Sekretärin betrat mit einem Tablett das Dienstzimmer, zündete ein Teelicht an und stellte eine Teekanne auf das Stövchen. Es läutete zur ersten Stunde. Der Schulleiter schenkte den Tee aus.

Mettje bemühte sich, die Fassung wiederzugewinnen. Onno war ermordet worden! Er lebte nicht mehr. Sie horchte in sich hinein, doch irgendetwas in ihr war zerbrochen. Das Band, das sie mit Onno verbunden hatte, war gerissen. Sie saß wie betäubt am Tisch und starrte vor sich hin.

»Frau Oelerius, ich stelle Sie selbstverständlich vom Unterricht frei«, sagte der Schulleiter.

»Danke«, murmelte Mettje. »Ich muss meine Tochter benachrichtigen und Maltes Freundin anrufen.« Wieder traten Tränen in ihre Augen.

Die Koordinatoren suchten nach Worten, um die Kollegin zu trösten. Unvorstellbar, dass sich im Norddeicher Sporthafen ein brutaler Mord ereignet hatte!

Nach einer Weile erhob sich Mettje. »Ich bedanke mich für ihre Anteilnahme«, sagte sie leise.

»Folgen Sie meinem Rat: Suchen Sie einen Arzt auf und lassen Sie sich für eine Woche krankschreiben. Da kommt einiges auf Sie zu«, meinte der stellvertretende Direktor.

Mettje nickte tapfer und verließ, ohne noch einmal aufzuschauen, das Büro des Schulleiters und trat vor das Schulgebäude. Ganz allein stand sie in der Morgensonne und kämpfte mit ihren Gefühlen. Die unterschiedlichsten Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie hatte Onno gehasst, ja. Und doch empfand sie über seinen Tod weder Freude noch Trauer. Mettje fühlte sich der neuen Situation gegenüber - schrecklich hilflos. Plötzlich atmete sie tief durch und straffte sich. Sie wollte sich ihren Aufgaben stellen. Prüfend blickte sie auf den Glockenturm von Sankt Ludgeri. In unmittelbarer Nähe der Kirche befanden sich die Diensträume der Kriminalpolizei. Mettje verließ das Schulgelände und ging entschlossen dem »Alten Weinhaus« entgegen.

Jemand klopfte an die Tür. Specht schaute von seinen Unterlagen auf. »Herein!«

Eine Frau um die fünfzig betrat das Dienstzimmer. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie wirkte blass und verweint und blickte die Beamten unsicher an. »Mein Name ist Mettje Oelerius. Ich bin Lehrerin am Fabricius-Gymnasium«, begann sie nervös.

Der Kommissar erhob sich und ging der Besucherin entgegen. »Specht«, stellte er sich vor und wies auf seinen Assistenten. »Das ist Herr Oogemann. Wir haben uns vergeblich bemüht, Sie telefonisch zu erreichen.«

Oogemann rückte einen Stuhl zurecht. »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte er höflich und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er griff zu einer Akte.

»Ich bin heute früher als sonst in die Schule gefahren«, antwortete die Lehrerin. »Und gestern Abend hatte ich Chorprobe in Hage. Danach bin ich zu meiner Tochter gefahren. Sie betreibt mit ihrem Lebensgefährten das Altstadt-Lokal >Mamsell<. Sie hatten ihren Ruhetag«, fügte sie hinzu.

»Und niemand hat Ihnen mitgeteilt, dass ihr Mann auf seiner Yacht ermordet worden ist?«, fragte Specht.

Mettje Oelerius senkte den Blick und zupfte nervös an den Enden ihrer Jeansjacke. Sie hüstelte verlegen, hob den Kopf und schaute den Kommissar gefasst an. »Ich komme gerade aus der Schule. Der...
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