Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Akte Golgatha

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
447 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am18.07.20141. Aufl. 2014
Nach einer Organtransplantation stirbt der Patient. Was zunächst wie ein Kunstfehler aussieht, erweist sich als Mord. Bei seiner verzweifelten Suche nach der Wahrheit gerät der Chirurg Professor Gropius selbst in tödliche Gefahr. Kriminalistischer Spürsinn und verwirrte Gefühle treiben ihn in die Arme zweier rätselhafter Frauen. Aber nur eine bringt ihn der Lösung näher. Die Schnittstelle zwischen Organmafia und Vatikan hat drei Buchstaben: IND. Und die gefährlichste Akte der Welt einen Namen: Golgatha...mehr

Produkt

KlappentextNach einer Organtransplantation stirbt der Patient. Was zunächst wie ein Kunstfehler aussieht, erweist sich als Mord. Bei seiner verzweifelten Suche nach der Wahrheit gerät der Chirurg Professor Gropius selbst in tödliche Gefahr. Kriminalistischer Spürsinn und verwirrte Gefühle treiben ihn in die Arme zweier rätselhafter Frauen. Aber nur eine bringt ihn der Lösung näher. Die Schnittstelle zwischen Organmafia und Vatikan hat drei Buchstaben: IND. Und die gefährlichste Akte der Welt einen Namen: Golgatha...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838757728
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum18.07.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten447 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189543
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL 1

Eintausendsechshundert Gramm braunes, wabbelndes, menschliches Gewebe in einer kalten Kristalloidlösung - eine menschliche Leber in einem hochformatigen Aluminiumkoffer mit der Aufschrift »Eurotransplant« auf dem Weg von Frankfurt nach München. Nachts um 2 Uhr 30 hatte der Fahrer im Klinikum der Johann Wolfgang von Goethe-Universität am Theodor-Stern-Kai das zur Transplantation bestimmte Organ übernommen. Jetzt jagte der schnelle Wagen in Richtung München über die Autobahn.

Für gewöhnlich werden Spenderorgane mit dem Flugzeug befördert; aber wegen des Nachtflugverbots in München hatte man den Weg über die Autobahn gewählt. Der Computer von ELAS, dem Leber-Zuteilungssystem von Eurotransplant, hatte den Altertumsforscher Arno Schlesinger als möglichen Empfänger ermittelt. Ein Gremium von drei Ärzten am Münchner Klinikum stimmte der Auswahl zu. Schlesinger, sechsundvierzig Jahre alt, stand seit vier Monaten auf der Warteliste, seit sechs Wochen lief er unter Dringlichkeitsstufe T2. Bei einem Unfall war seine Leber erheblich verletzt worden.

Wie stets blieb der Name des Spenders ungekannt. Nur soviel wurde bekannt: ein tödlicher Unfall. Hirntod gegen 23 Uhr. Blutgruppe des Spenders AB Rhesus negativ, verträgliches Antigenmuster mit A. Schlesinger, Klinikum München - so hatte die Datenbank von ELAS blitzschnell ermittelt.

Professor Gregor Gropius, als Transplanteur trotz seiner jungen Jahre eine Kapazität, war vom diensthabenden Assistenzarzt Dr. Linhart gegen 5 Uhr 30 aus dem Bett geklingelt worden. Er hatte geduscht, eine Tasse Pulverkaffee in sich hineingeschüttet, einen grauen Zweireiher angezogen, die passende Krawatte vor dem Spiegel zurechtgerückt, und jetzt steuerte er seinen dunkelblauen Jaguar vom Münchner Villenvorort Grünwald in Richtung Norden.

Die Straßen waren feucht, obwohl es nicht geregnet hatte. Der verhangene Himmel kündigte einen diesigen Tag an. Es war die sechzehnte oder siebzehnte Lebertransplantation in seiner kurzen erfolgreichen Laufbahn, wie immer war Gropius angespannt. Er hatte kaum Augen für den einsetzenden Berufsverkehr, überfuhr, ohne es zu bemerken, eine rote Ampel und schaltete das Autoradio aus, als der Nachrichtensprecher neue Anschläge in Israel verkündete.

Der diensthabende Arzt hatte bereits das Operationsteam zusammengetrommelt. Für Fälle wie diesen gab es einen Notplan, der, einmal in Gang gesetzt, mit präzisem Automatismus ablief. Die Nachtschwester hatte Schlesinger gegen sechs Uhr geweckt, vom diensthabenden Stationsarzt wurde der Patient ein letztes Mal mit der anstehenden Operation vertraut gemacht. Die Narkoseärztin verabreichte ihm eine Beruhigungsspritze.

Im Abstand weniger Minuten bogen der Fahrer von Eurotransplant und Professor Gropius in die Lindenallee ein. Gropius wählte den Weg zum rückwärtigen Personalparkplatz. Der Fahrer aus Frankfurt lieferte den Aluminiumkoffer mit dem Spenderorgan in der Notaufnahme ab. Er wurde bereits erwartet.

Zwischen dem Eintreffen des Spenderorgans in der Klinik und dem Beginn der Operation vergehen in der Regel nicht mehr als fünfundvierzig Minuten. Auch an diesem Morgen nahmen die letzten Untersuchungen und das Präparieren der Spenderleber nicht mehr Zeit in Anspruch. Um 7 Uhr 10 lag das Organ in OP 3 zur Verpflanzung bereit.

Gropius hatte in der Teeküche von Station 3 noch ein frugales Frühstück hinuntergeschlungen, zwei Brötchen mit Käse, einen Joghurt und mehrere Tassen Kaffee, dann begab er sich in den Vorraum zum Umkleiden und Waschen. Er war ein Morgenmuffel, aber die Mitarbeiter in seiner Umgebung wussten das und verhielten sich entsprechend, indem sie es bei einem kurzen »Morgen« beließen.

Ein Team von fünf Ärzten, zwei Anästhesisten und vier Schwestern stand bereit, als der Professor um 7 Uhr 15 den OP betrat. Der Patient lag abgedeckt unter einem grünen Laken. Mit einem Handzeichen gab Gropius der Narkoseärztin das Zeichen zu beginnen. Minuten später nickte die Anästhesistin, der Professor setzte den ersten Schnitt.

Es war kurz vor Mittag, als Professor Gregor Gropius als Erster aus dem Operationssaal in den Vorraum trat. Er hatte den Mundschutz herabgezogen und hielt die Arme hoch wie ein von der Polizei gestellter Gangster. Sein grüner Kittel war blutbefleckt. Eine Schwester trat hinzu und befreite den Professor von den Gummihandschuhen und der OP-Kleidung. Auch die anderen Mitglieder des Operationsteams fanden sich einer nach dem anderen in dem Vorraum ein. Jetzt herrschte gelöste Stimmung.

»Mein Patient und ich danken der gesamten Mannschaft für die tatkräftige Mitwirkung!« Gropius führte die Hand mit militärischem Gruß zur Stirn; dann verschwand er, erschöpft und mit Ringen unter den Augen, in seinem Zimmer.

In den letzten Tagen hatte Gropius wenig geschlafen, und wenn, dann nur schlecht. Das hing weniger mit seiner verantwortungsvollen Tätigkeit zusammen als mit Veronique, die ihm das Leben zur Hölle machte. Dieser Tage erst hatte er sich dabei ertappt, dass er darüber nachdachte, Veronique zu beseitigen, irgendwie, Ärzte kennen da die verschiedensten Methoden. Aber dann, wieder bei klarem Verstand, hatte er diese Gedanken bedauert, und seither war er ziemlich durcheinander, wurde von Albträumen verfolgt und von der Gewissheit, dass nur einer von ihnen diesen Kampf heil überstehen würde, Veronique oder er.

Achtzehn Jahre Ehe waren eine lange Zeit, die meisten Ehen hielten heutzutage nicht einmal so lange, doch nun war sie eben am Ende. Aber mussten sie sich deshalb bis aufs Messer bekriegen? Mussten sie mit allen Mitteln versuchen, das Leben des anderen zu zerstören? Der Aufbau seiner Karriere hatte viel Mühe gekostet - von Geld ganz zu schweigen. Und jetzt wollte Veronique alles daran setzen, diese Karriere zu zerstören?

Gropius nahm eine Captagon, wollte gerade zum Telefon greifen, um sich einen Kaffee kommen zu lassen, als das graue Gerät vor ihm einen piepsenden Laut von sich gab. Der Professor hob den Hörer ab: »Ich möchte die nächste halbe Stunde nicht gestört werden …« Er stockte. Und nach einer langen Schrecksekunde sagte er leise und mit einer gewissen Ratlosigkeit in der Stimme: »Das darf doch nicht wahr sein. Ich komme.«

Zur selben Zeit betrat Veronique Gropius ein Bistro in der Nähe des Englischen Gartens. Sie war der Typ Frau, auf die sich alle Augen richteten, wenn sie ein Lokal betrat, nicht nur die Augen der Männer. Auch wenn sie an diesem Tag, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, eher dezent gekleidet war, erregte ihre aparte Erscheinung im dunklen Kostüm Aufsehen.

Nur ein paar Tische waren um die Mittagszeit in dem Lokal, einem typischen Studenten- und Intellektuellentreff, besetzt, und so fiel Veronique der glatzköpfige, magere Mann an einem Tisch in der Mitte des Raumes gleich auf. Er sah genau so aus, wie er sich am Telefon beschrieben hatte, jedenfalls bestimmt nicht so, wie man sich gemeinhin einen Privatdetektiv vorstellt.

»Madame Gropius?«, sagte er fragend, während er sich von seinem Tisch erhob. Die Anrede wirkte etwas ungewöhnlich, passte aber irgendwie zu dem vornehm gekleideten, gepflegten Mann.

»Herr Lewezow?«, fragte Veronique zurück.

Lewezow nickte und schob der Dame vorsichtig einen Stuhl hin.

Einen peinlichen Augenblick musterten sie sich gegenseitig, dann meinte Veronique schmunzelnd: »So sieht also ein Privatdetektiv aus. Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich sage: so ganz anders als im Fernsehen.«

Lewezow nickte: »Sie haben wohl eine Pfeife rauchende schmuddelige Type in Lederjacke und Jeans erwartet!« Dabei zog er angewidert die Augenbrauen hoch. »Ich mache das auch noch nicht allzu lange - worunter die Qualität meiner Ermittlungen jedoch in keiner Weise leidet, ganz im Gegenteil. Ich darf«, Lewezow holte unter dem Tisch eine dünne Mappe hervor, »ich darf Ihnen einige Referenzen vorlegen.«

Während Veronique Gropius die Aufträge, Dankschreiben und Preisliste in der Mappe überflog (in der Tat befanden sich respektable Leistungen darunter), fragte sie, um Zeit zu gewinnen: »Wie lange machen Sie das schon? Ich meine, als Privatdetektiv wird man schließlich nicht geboren.«

»Vier Jahre«, erwiderte der Glatzkopf, »davor war ich Tanztherapeut und davor Tänzer an der Staatsoper. Nach dem Tod meines Freundes habe ich buchstäblich den Boden unter den Füßen verloren. Ich brachte keine Pirouette, keinen Sprung mehr zustande. Aber ich will Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen.«

»Keineswegs!« Veronique lächelte und gab Lewezow die Mappe zurück.

»Sie machten am Telefon eine Andeutung«, bemerkte der Detektiv, um zum Thema zu kommen.

Veronique holte tief Luft, und während sie in ihrer flachen schwarzen Handtasche kramte, begann sie zu erzählen, wobei sich ihr Gesichtsausdruck von einem Augenblick auf den anderen veränderte. Die eben noch ausgeglichenen Züge nahmen plötzlich eine sichtbare Strenge, ja Härte an. Dann zog sie aus der Tasche ein Foto hervor und reichte es dem glatzköpfigen Mann.

»Das ist Professor Gregor Gropius, mein Mann - Exmann sollte ich wohl besser sagen. Unsere Beziehung besteht seit langem nur noch auf dem Papier, unsere Ehe wird nur noch per Telefon abgewickelt.«

»Gestatten Sie mir eine Frage, Madame, warum lassen Sie sich nicht scheiden?«

Veronique faltete die Hände, dass ihre Knöchel schneeweiß hervortraten. »Da gibt es ein Problem. Wir haben bei unserer Eheschließung vor achtzehn Jahren Gütertrennung vereinbart. Wissen Sie, was das bedeutet, Herr Lewezow?«

»Ich kann es mir denken, Madame.«

»Mein Mann geht aus...
mehr