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Das Pharao-Komplott

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.07.20151. Aufl. 2015
In den Wüsten Ägyptens suchen die europäischen Geheimdienste nach dem Grab des Imhotep - Wunderheiler, Arzt und Gott - und seinem tödlichen Vermächtnis. Eine altägyptische Schrifttafel führt auf die Spur eines der ungelösten Rätsel der Geschichte. Wer dieses Grab im Wüstensand findet, dem winken nicht nur unermeßlicher Reichtum, sondern auch Macht und unsterblicher Ruhm.



Von der Gefahr des Wissens und der Verlockung der Macht, von der Weisheit der Pharaonen und der Torheit der Menschen unserer Tage erzählt Philipp Vandenberg in seinem Roman, der archäologisches Kriminalstück, historisches Panorama und politischer Thriller zugleich ist.
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Produkt

KlappentextIn den Wüsten Ägyptens suchen die europäischen Geheimdienste nach dem Grab des Imhotep - Wunderheiler, Arzt und Gott - und seinem tödlichen Vermächtnis. Eine altägyptische Schrifttafel führt auf die Spur eines der ungelösten Rätsel der Geschichte. Wer dieses Grab im Wüstensand findet, dem winken nicht nur unermeßlicher Reichtum, sondern auch Macht und unsterblicher Ruhm.



Von der Gefahr des Wissens und der Verlockung der Macht, von der Weisheit der Pharaonen und der Torheit der Menschen unserer Tage erzählt Philipp Vandenberg in seinem Roman, der archäologisches Kriminalstück, historisches Panorama und politischer Thriller zugleich ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732512119
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.07.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2191084
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
MENA HOUSE UND WINTER PALACE

Einem jeden Menschen haben wir sein Geschick bestimmt, und am Tage der Auferstehung werden wir ihm das Buch seiner Handlungen geöffnet vorlegen und zu ihm sagen: »Lies selbst in diesem Buche, deine eigene Seele soll dich an jenem Tage zur Rechenschaft ziehen.«

Koran, Siebzehnte Sure (14)

»Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen«, so beginnen die Aufzeichnungen des Omar Moussa. »Dies sind die Worte eines gealterten Frevlers, dem vielleicht ein paar Wochen verbleiben, ein paar Monate, wenn es denn sei, und dem die Pein seines Gewissens die Gedärme quält in schlaflosen Nächten. Dies sind die Worte des Omar Moussa, die er bisher keinem anvertraut hat, zum einen, weil es unnötig ist, mit lauter Stimme zu sprechen, da Allah das Geheimste und Verborgenste kennt, zum anderen aber, weil niemand meine Worte glauben würde. Gewiss habe ich Schuld auf mich geladen in meinem Leben, doch war es ein vorgezeichnetes Schicksal nach dem Willen des Allerhöchsten, der, wie er selbst sagt, alle Sünden verzeiht außer jener, ihm ein anderes Wesen zur Seite zu setzen. Dies habe ich nie getan. Auch habe ich nie die Fastenvorschriften gebrochen im neunten Monat und stets der ungeraden Nacht gedacht, in der der Koran zur Erde herabkam. Ich war zur großen Pilgerfahrt in Mekka, die täglichen Gebete und Waschungen waren mir Pflicht, und als es mir besser ging, habe ich die Armensteuer bezahlt aus freien Stücken. Wein, Schweinefleisch, Blut und Verendetes entlockten mir Ekel. Frauen, denen ich begegnete, hatten nie Grund zur Klage, und jene, die ich ehelichte, wird mich mit Sicherheit überleben.«

Omar Moussa hätte zufrieden sein können mit seinem Schicksal, das namenlos wie das des Moses begann, und mit einem Auge dem Garten der Ewigkeit entgegenblicken können, der den Frommen zur Belohnung und Wohnung versprochen ist, wäre da nicht jene Bürde gewesen, die ihm vor beinahe einem halben Jahrhundert auferlegt wurde, als er Dinge sah, die noch niemand geschaut hat, und sein armseliges Leben sich änderte von einem Tag auf den anderen.

Um zu verstehen, wie dies alles geschah, soll hier sein Leben ausgebreitet werden, so wie er sich erinnerte oder wie es ihm selbst über sich erzählt wurde: Dunkel wie der Sandsturm war seine Geburt, er kannte weder Vater noch Mutter; denn er wurde, ein paar Tage alt nur, in einem Ledersack an die Klinke des Tores zur Karawanserei gebunden, die dem Mena House-Hotel gegenüber gelegen ist. Der alte Moussa, der über sieben Kamele verfügte und ebenso viele Kinder, sagte, bei so vielen Mündern komme es auf einen mehr oder weniger nicht an, und nahm ihn an Kindes statt auf wie sein eigenes. Mehrmals im Jahr hing an der Klinke, an der man ihn gefunden hatte, ein Beutel mit Geld, dessen Herkunft niemand kannte, um dessen Bedeutung aber jeder wusste.

Seine ersten Erinnerungen gingen zurück, als er drei war, kaum älter, und als der alte Vater Moussa, ein hagerer, faltiger Mann mit schwarzem Bart und schwarzen Brauen über den tief liegenden Augen, ihm einen gewaltigen Nabut in die kleinen Hände drückte - kaum war er in der Lage, ihn mit beiden Armen zu halten. Diese hölzerne, mit Nägeln beschlagene Keule, sagte Moussa, versinnbildliche die Macht des Mannes - ein Gerede, das er damals nicht verstand; aber er verstand sehr wohl mit ihr umzugehen, indem er sie mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft gegen die Knie von Moussas Kamelen drückte, so wie er es oft gesehen hatte, dass die hohen Wüstenschiffe erst mit den Vorder-, dann mit den Hinterläufen einknickten. So ist es noch heute Brauch, um den Reiter aufsitzen zu lassen.

Die Fremden vom Mena House-Hotel, die Moussa auf diese Weise zu den großen Pyramiden transportierte, fanden sein Treiben allzu drollig und sparten nicht mit Bakschisch, wenn er ihnen so auf den Rücken der Tiere und wieder herunter half. Ein oder zwei Piaster waren damals viel Geld für einen Jungen der Wüste, nicht selten aber kam er mit fünf oder sechs nach Hause. Das schaffte Neid unter seinen Stiefbrüdern, weil er, der Jüngste, mehr verdiente als die anderen. Also grub er sich ein Versteck hinter dem Abtritt, wo es fürchterlich stank, wo er jedoch sicher sein konnte, dass nur selten jemand hinkam.

Es ist merkwürdig, obwohl er beinahe im Schatten der Pyramiden lebte, nahm er sie nicht wahr. Für ihn waren sie Berge, deren Gipfel bis zu den Wolken reichten. Von Menschenhand geschaffene Bauwerke erkannte er in den Pyramiden nicht. Darin lag auch der Grund, warum Omar die Ehrfurcht nicht verstand, mit der die Fremden vor die Pyramidenberge traten.

Vor allem waren es Engländer, sauber und vornehm gekleidete Herren, bisweilen auch in Begleitung ihrer weiß geschminkten Damen, die den Weg in die Wüste fanden, um die Pyramiden zu besichtigen. Sie stiegen im vornehmen Mena House ab, das kein Fellache betreten durfte, nicht einmal der alte, allseits geachtete Moussa, von dem die Rede ging, er habe Lord Cromer persönlich auf die Spitze der großen Pyramide geführt. Zwar gab es Eingeborene, die in dem verbotenen Hotel einer geregelten Arbeit nachgingen, doch war es ihnen bei Strafe untersagt, darüber zu berichten, was hinter den ockerfarbenen Mauern vorging.

Während die Alten sich weniger für die verbotene Ausländerherberge interessierten - jeder Erwachsene konnte sich ausmalen, wie die reichen Ausländer lebten -, wurde das Hotel für die Jungen der Umgebung zum Objekt unstillbarer Neugierde, und allein die Behauptung, schon einmal bis zur Portiersloge vorgedrungen zu sein, sei es als Kofferträger oder unter dem Vorwand, eine Botschaft zu überbringen, zog allgemeine Bewunderung nach sich. Deshalb hatte Omar keinen sehnlicheren Wunsch, als einmal einen Fuß in das verbotene Mena House zu setzen. Mehr als einmal kletterte er an einer verwachsenen Stelle über die Mauer und schlich an Gärtnern und Hauswächtern vorbei zum Eingang, wo er einen Blick in das verbotene Reich zu erhaschen hoffte; aber ein jedes Mal entdeckten ihn die beiden langen weiß gekleideten Türsteher, noch bevor er das unbekannte Treiben im Inneren zu Gesicht bekam, und jagten ihn mit Peitschenhieben davon.

So grub sich der Tag, an dem Omar zum ersten Mal die Hotelhalle betreten durfte, fest in sein Gedächtnis ein. An diesem Tag, den er auch später nicht zu datieren wusste, kam Sultan Fuad, der Sohn des Khediven Ismail, Enkel von Ibrahim Pascha und Urenkel des großen Mohamed Ali, in einer schwarzen Kutsche gefahren, um auf der großen Pyramide die ägyptische Flagge zu hissen. Der Sultan trug einen dunklen Anzug und unterschied sich auch sonst in keiner Weise von den Engländern, die im Mena House abstiegen.

Omar war irgendwie enttäuscht: Den Sultan hatte er sich anders vorgestellt. Aber der alte Moussa hatte am Morgen dieses Tages seine Kinder um sich geschart und eine Rede gehalten, die Omar im Gedächtnis blieb. Dies sei, so hatte er mit heftigen Armbewegungen gesagt, ein stolzer Tag in der Geschichte Ägyptens, und jeder Einzelne von ihnen könne stolz darauf sein, ein Ägypter zu sein; und einmal werde der Tag kommen, an dem nicht die Engländer über die Ägypter herrschten, sondern die Ägypter über die Engländer.

Also empfand Omar Stolz, noch mehr freilich interessierten ihn die bewaffneten Soldaten, die, anders als der Sultan, orientalisch gekleidet und mit Säbeln und Flinten bewaffnet waren und jeden mit finsteren Blicken straften, der der Begleitung des Sultans zu nahe kam. Omar stand mit seinem Kamel abseits der großen Pyramide, so wie Moussa es ihm aufgetragen hatte, und winkte den Besuchern zu.

Fuad sah es und ging auf Omar zu, der in diesem Augenblick am liebsten fortgelaufen wäre, aber er stand wie angewurzelt und klammerte sich an seinen Nabut.

»Wie heißt du?«, erkundigte sich der Sultan lächelnd.

»Omar«, sagte der Junge artig, »der Sohn des Moussa.«

»Und du bist ein Kameltreiber?«

»Ja«, erwiderte Omar kleinlaut.

Der Sultan lachte laut, denn er hatte einen lustigen Einfall: »Könnte ich wohl auf deinem Kamel zurückreiten?« Die Aufpasser in der Umgebung des hohen Herrn sahen sich betreten an.

Omar nickte heftig.

Inzwischen war der alte Moussa hinzugekommen. Er entschuldigte sich beim Sultan wegen der Wortkargheit des Jungen. »Er ist schüchtern, hoher Herr, ein Findelkind, das ich aufgezogen habe mit meinen eigenen Kindern!«

In diesem Augenblick fühlte sich Omar klein und armselig. Warum musste der alte Moussa seine dunkle Herkunft erwähnen? Omar schämte sich.

Nach der Besteigung der Pyramide, bei der ein gutes Dutzend Leibwächter den wohlbeleibten Sultan unter Schieben und Ziehen auf die Plattform transportiert hatten, kam Fuad auf Omar zu; der zwang sein Kamel in die Knie, und der Sultan nahm auf dem Rücken des Tieres Platz.

»Zum Mena Housel«, rief er Omar zu, und Omar führte sein Kamel mit dem Sultan zum Hotel. Soldaten bahnten ihm einen Weg durch die Menge, Menschen an beiden Seiten jubelten und klatschten in die Hände. Vor dem Eingang ließ Omar den Sultan absitzen. Aus der Begleitung Fuads drückte jemand dem Jungen ein paar Piaster in die Hand, und Omar wollte sich mit seinem Kamel zurückziehen, da rief der Sultan dem kleinen Kameltreiber zu, ob er nicht mit ihm eine Limonade trinken wolle. Omar wollte eigentlich ablehnen, er hatte keinen Durst, aber da trat Moussa hinzu, nickte und schob Omar vor sich her auf den hohen Gast zu. An der Hand des Sultans betrat Omar die Halle des Hotels.

Kühle schlug ihnen entgegen. Auf dem Steinfußboden lagen Teppiche. Obwohl es Tag war, waren alle Fensterläden verschlossen, dafür leuchteten rote und blaue Messingampeln an der Decke....

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