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Der Gladiator

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
368 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.07.20151. Aufl. 2015
Ein farbenprächtiger Roman um ein Thema, das Millionen in die Kinos lockte und seit jeher fasziniert



Vandenberg erzählt die Geschichte des beispiellosen Aufstiegs des Kesselflickers Gaius Vitellius zum gefeierten Idol seiner Zeit. Ein Drama am Rande der Weltgeschichte, ein Roman um die zarte Liebe zweier junger Menschen und um die Ausschweifungen von mächtigen Senatoren, die ihre Frauen vernachlässigen und sich mit Kurtisanen vergnügen. 'Der Gladiator' ist ein aufwühlendes Sittengemälde des ersten nachchristlichen Jahrhunderts: vor dem Hintergrund des Brandes von Rom, der Zerstörung Jerusalems und der letzten Tage von Pompeji.



Ein packender Roman über das alte Rom von Bestsellerautor Philipp Vandenberg.
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Produkt

KlappentextEin farbenprächtiger Roman um ein Thema, das Millionen in die Kinos lockte und seit jeher fasziniert



Vandenberg erzählt die Geschichte des beispiellosen Aufstiegs des Kesselflickers Gaius Vitellius zum gefeierten Idol seiner Zeit. Ein Drama am Rande der Weltgeschichte, ein Roman um die zarte Liebe zweier junger Menschen und um die Ausschweifungen von mächtigen Senatoren, die ihre Frauen vernachlässigen und sich mit Kurtisanen vergnügen. 'Der Gladiator' ist ein aufwühlendes Sittengemälde des ersten nachchristlichen Jahrhunderts: vor dem Hintergrund des Brandes von Rom, der Zerstörung Jerusalems und der letzten Tage von Pompeji.



Ein packender Roman über das alte Rom von Bestsellerautor Philipp Vandenberg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732512188
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.07.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2191091
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

An der Mulvischen Brücke, wo tagtäglich eine Flut von Geschäftsreisenden, zwielichtigem Gesindel und jungen Leuten, die ihr Glück machen wollten, in die Stadt Rom strömte, machte Vitellius halt. Er wischte sich mit dem nackten Arm über die Stirn, die letzten drei Tage des Monats April waren schwül; dann spuckte er in weitem Bogen in den Tiber, der braun und träge dahinzog, und stellte sein Bündel auf das warme Pflaster der Via Flaminia.

»Du suchst ein Vergnügen, schöner Jüngling?«

Vitellius griff erschreckt nach dem Bündel, in das seine ganze Habe geschnürt war, und drehte sich um. Vor ihm stand ein Mann, vornehm gekleidet, er mochte im vierten Jahrzehnt seines Lebens sein.

»Vergnügen?«, sagte Vitellius schüchtern, der mit Befremden wahrnahm, dass Augenbrauen und Wimpern des Fragestellers schwarz getuscht und die rotblonden Haare mit Goldpuder bestäubt waren. »Ich suche Arbeit und ein Dach über dem Kopf! Mögen die Götter mir gnädig sein!«

»Arbeit!« Der andere lachte. »Arbeit!« Sein Gelächter wurde immer lauter, schließlich prustete er heraus, dass es die Umstehenden hören konnten: »Da sucht einer Arbeit, Ar-beit, Ar-beit!« Dabei tänzelte er mit zierlichen Schritten von einem Bein auf das andere.

Als er sich etwas beruhigt hatte, trat er einen Schritt näher und sagte, während er die linke Schulter vorschob: »Ich bin Cäsonius. Jeder in der Stadt kennt mich, nicht nur die Nomenklatoren«, und unvermittelt fragte er: »Du kommst vom Land?«

Vitellius nickte. »Aus Bononia, ich heiße Gaius Vitellius.«

»Du bist doch ein entlaufener Sklave, ein Fugitivus!«, bohrte Cäsonius weiter und trat noch näher an Vitellius heran. »Nimm dich in Acht.« Doch der protestierte entrüstet, während er auf die runde Bürgerrechtsmedaille an seinem Hals zeigte: »Bei allen Göttern und bei meiner rechten Hand, nein! Zwar bin ich keiner von den bürgerlichen Honestiores, aber wir aus der Plebs sind auch Freie, auch wenn es uns am Geld fehlt. Mein Vater war ein rechtschaffener Schuhmacher. Als er mich vor 17 Jahren, wie viele Kinder in dieser Zeit, auf dem öffentlichen Dunghaufen aussetzte, handelte er im Rahmen der Gesetze. Die Not zwang ihn dazu. Für mich als fünftes Kind war weder Raum noch Nahrung vorhanden. Dass ich nicht verhungert bin, verdanke ich der Gunst der Götter. Ein Kesselflicker hörte mein Wimmern und holte mich aus dem stinkenden Abfall. Nun bin auch ich ein Kesselflicker und ...«

»... und hoffst, mit römischen Kesseln dein Glück zu machen«, fiel Cäsonius dem Jungen ins Wort und lächelte mitleidsvoll.

»Ja«, sagte Vitellius überzeugt.

Cäsonius machte ein ernstes Gesicht. »Aus Bononia kommst du, wie du sagtest. Wie viele Menschen leben in den Mauern dieser Stadt?«

Vitellius hob die Schultern: »25 000 vielleicht. Warum fragst du?«

»Und wie viele Kesselflicker gibt es in Bononia?«

»Fünf oder sechs.«

»Gut«, meinte Cäsonius; dann zeigte er mit dem linken Arm nach Süden: »Rom birgt zwar mehr als eine Million Menschen in seinen Mauern, aber dafür gibt es ganze Straßenzüge, in denen ein Kesselflicker neidvoll auf die Arbeit des anderen blickt. Jede Insula, jeder Wohnblock, hat eigene Handwerker. Von den herumziehenden Handwerkern, die in den vornehmen Stadtbezirken am Esquilin und Aventin nach Löchern in den Töpfen der Reichen suchen, ganz zu schweigen. Kurz, in Rom gibt es Tausende Kesselflicker.«

Vitellius sah betroffen vor sich hin. Die Stadt, auf die er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte, diese Stadt unbegrenzter Möglichkeiten, sie schien ihm auf einmal abweisend und unfreundlich. Am liebsten hätte er sein Bündel gepackt und kehrtgemacht; doch dann hörte er die schmeichelnde Stimme des Cäsonius: »Du musst keine Furcht haben. Ein Jüngling, kraftstrotzend wie Herkules und schön wie Hyacinthus, ist in Rom allemal auf Fortunas Pfaden gewandelt. Der weise Cato sagte einmal, ein schöner Jüngling bringe mehr ein als die Ernte eines Feldes. Glaube mir, er hatte recht.« Dabei fasste Cäsonius dem Jungen an den Oberschenkel. Instinktiv wich Vitellius zurück. Cäsonius tat so, als merkte er es nicht, er stellte sich neben ihn, so dass beide in eine Richtung blickten.

»Sieh nur das muntere Treiben!« Cäsonius machte eine einladende Handbewegung. »Noch bevor auf dem Palatin der Tempel der Luna Noctiluca beleuchtet wird, treffen sich hier im Ager Romanus an der Neige des Tages all jene, denen Jupiter und Venus das Glück der Liebe versagt haben. Und wie du siehst, sind es vor allem wohlhabende Leute, die sich die Liebe kaufen müssen, Equites mit schmalen Purpurstreifen an der Tunika, ja sogar Senatoren, kenntlich am breiten Purpur ihrer Toga. Wer zur Mulvischen Brücke kommt, will kaufen oder gekauft werden.«

Cäsonius bemerkte die Betroffenheit im Gesicht des jungen Vitellius. »Du«, fragte er vorsichtig, »du bist noch nicht eingeweiht in die Freuden von Venus und Cupido, noch nie von den schlanken Beinen einer Frau umschlossen worden? Hast noch nie die harten Schenkel eines Mannes auf den deinen gespürt?«

Vitellius schüttelte den Kopf, während er mit den Augen neugierig das pittoreske Treiben um sich aufsog. Da standen Frauen herum, deren Schönheit den Tag blenden konnte. Eine hatte offene rote Haare, sie trug eine seidene Tunika, deren Faltenwurf ihre Weiblichkeit noch hervorhob. Kam ihr ein Mann entgegen, stützte sie beide Arme an den Hüften ab und drehte sich mit einem Lächeln nach allen Seiten. Ein rundlicher Römer, der gewiss mehr als zwei Pferde sein Eigen nennen konnte, trat an die Schöne heran und öffnete ihr ausladendes Dekolleté, als wollte er kontrollieren, ob sie hielt, was ihr Seidengewand versprach.

»Das ist Cynthia«, raunte Cäsonius dem Jungen zu, »sie verlangt zwei Aurei, davon könntest du ein Jahr lang leben. Unglaublich, aber die dummen, dummen Männer zahlen das auch noch gerne. Nicht etwa wegen ihrer Schönheit, schöne Frauen gibt es genug in Rom, und du kannst sie schon für ein As haben, nein, sie zahlen, weil Cynthia die Frau eines einflussreichen Senators ist. Aber Frau ist doch Frau. Glaubst du, dass sie besser ist?«

Vitellius schwieg; dann meinte er: »Hat denn in Rom die Lex Julia keine Gültigkeit?«

Cäsonius lachte: »Teurer Freund, in Rom ist alles erlaubt, was gefällt. Und ist es mit einem ausdrücklichen Verbot belegt, so findet sich immer ein passendes Gesetz, das dieses außer Kraft setzt. So wie der göttliche Kaiser Caligula seine Schwester Drusilla ehelichen durfte, obwohl das Gesetz dem entgegenstand, so kann Cynthia öffentlich die Ehe brechen und sich dafür sogar entlohnen lassen. Um der Verfolgung durch die Behörden zu entgehen, ist sie beim Ädil als Prostituierte gemeldet, sie zahlt die offizielle Dirnensteuer, das tun viele vornehme Frauen. Man erzählt sich, sogar ihr Mann müsse bezahlen, wenn er mit ihr schlafen will.«

»Bei der Gottheit der Venus und Roma«, sagte Vitellius beeindruckt, »noch nie habe ich eine so begehrenswerte Frau gesehen.«

»Zügle dein Herz und nimm es an die Leine!«, lachte Cäsonius, »es ist nicht Sache eines Mannes, in den ersten besten Apfel zu beißen. Vor allem aber, Freund, sei dir bewusst, nicht grell bemalte Weiber verschaffen dir die höchste Sinneslust, nein, unser eigenes Geschlecht ist´s, das Cupido, der Venus Sohn, uns nahebringt. In jeder Frau steckt eine Danaide, bereit, den Mann noch in der Brautnacht zu ermorden. Die wohlfeilen Töchter der Venus freilich, die du hier siehst, zücken keine Dolche, obwohl manch eine solch ein Silberspielzeug unterm Gürtel trägt - sie morden dich nach erbrachter Leistung mit Verachtung. Bezahle eine Frau, sie wird dich mitleidig belächeln, ein Mann, den du entlohnst, wird dir ein Freund fürs Leben sein.«

Während Cäsonius redete, schaute Vitellius in die käufliche Runde. Es waren mindestens ebenso viele Jünglinge und Knaben wie Frauen, die sich hier feilboten. Männer des Staates oder einträglichen Handels kamen, flankiert von zwei, manchmal sogar vier Sklaven. Mit dem Ruf: »Platz da für den großen Pansa!«, boxten sie ihren Herrn durch das Menschengewühl. Ein anderer machte auf der steinernen Brücke halt, musterte Cäsonius und Vitellius mit verächtlichen Blicken, drehte sich um und sagte, an einen seiner Sklaven gewandt: »Schaff mir Erleichterung!« Der Angesprochene verneigte sich kurz, raffte die Tunika seines Herrn, zog vorsichtig dessen Männlichkeit hervor und hielt sie in den warmen Frühlingsabend. Ein weiter Strahl ergoss sich in den Tiber. Außer Vitellius nahm kaum jemand Notiz von dieser Handlung.

Sklaven lenkten hochgeräderte Wagen durch die Menge. Die meisten waren einachsig und maultierbespannt, ein Baldachin ersetzte das Dach, Vorhänge die Seitenwände. Wurden die Vorhänge beiseitegezogen, so konnte man mit schnellem Blick den nackten Körper einer Frau erkennen, die sich in lasziven Bewegungen den Gaffern preisgab.

»Das sind die teuersten Huren Roms«, sagte Cäsonius, der Vitellius´ neugierige Blicke verfolgte. »Eine jede findet es unter ihrer Würde, auch nur den Fuß auf das staubige Pflaster der Via Flaminia zu setzen, du triffst sie auch nicht in einem der billigen Lupanare beim Circus maximus, jede von ihnen hat mehrere Apartmenthäuser in den vornehmen Stadtvierteln, wo Ein- und Ausgang an einer anderen Straße liegen.«

Während er redete, verneigte Cäsonius sich ständig nach allen Richtungen, warf Kusshände auf die andere Straßenseite, und ab und zu sprach er ein ehrerbietiges »Ave!« Einen schwarz gelockten Jüngling, der aus einem Ziegenschlauch roten Falerner ausschenkte, küsste er auf die Wange. Er scheint...

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