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Die Tochter der Aphrodite

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
348 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.07.20151. Aufl. 2015
Sie ist schön wie Aphrodite, und sie ist eine Frau ganz besonderer Art. Die reichsten und klügsten Männer Griechenlands liegen der Hetäre Daphne zu Füßen. Doch sie verliebt sich ausgerechnet in einen Mann, der von ihr nichts wissen will: Themistokles aus Athen. Als Daphne jedoch von den Persern entführt wird, macht er sich auf, sie zu suchen.



Bestsellerautor Philipp Vandenberg schrieb diesen farbenprächtigen Roman nach authentischen Quellen aus der Zeit der Perserkriege.



Ein Roman um das Schicksal einer schönen Hetäre.
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Produkt

KlappentextSie ist schön wie Aphrodite, und sie ist eine Frau ganz besonderer Art. Die reichsten und klügsten Männer Griechenlands liegen der Hetäre Daphne zu Füßen. Doch sie verliebt sich ausgerechnet in einen Mann, der von ihr nichts wissen will: Themistokles aus Athen. Als Daphne jedoch von den Persern entführt wird, macht er sich auf, sie zu suchen.



Bestsellerautor Philipp Vandenberg schrieb diesen farbenprächtigen Roman nach authentischen Quellen aus der Zeit der Perserkriege.



Ein Roman um das Schicksal einer schönen Hetäre.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732512331
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.07.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Seiten348 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2191095
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 2

Jedes Mal, wenn die rauen Brennnesselstängel auf ihren nackten Körper niedersausten, schrie Daphne leise auf. Zuerst waren es Schmerzensschreie, aber es dauerte nicht lange und sie wandelten sich zu einem lustvollen Stöhnen. Daphne bot ihre gerötete Haut der Hetäre Megara dar und wand sich von einer Seite auf die andere.

Megaras Hiebe wurden zunehmend zärtlicher und glichen allmählich eher einem vorsichtigen Streicheln. Zwei Sklavinnen schleppten Eimer mit heißem, nach Kräutern duftendem Wasser herbei, schöpften ihren Inhalt in schwarz glasierte Tonschalen und gossen sie über Daphne aus.

»Deine Haut muss rosig und zart sein wie die der Göttin aus Zypern«, sagte Megara, »denn es ist eine Ehre, seinen Körper bei den Mysterien von Eleusis zu opfern.«

»Berichte mir von den Mysterien!«, bat Daphne, während sich ihr zarter Körper auf dem Marmortisch des weißen Baderaumes aufbäumte. »Selbst in Ionien erzählt man sich Wundersames von jenem geheimnisvollen Heiligtum.«

Megara, ein üppiger Typ wie Melissa - sie hatte auch deren leitende Funktion im Haus der Hetären übernommen -, legte den Zeigefinger auf den Mund. Dann flüsterte sie mit ernstem Gesicht: »Wisse, Tochter der Aphrodite, dass niemand, der je hinter die Mauern des eleusinischen Heiligtums geblickt hat, auch nur ein Wort über das Geschaute verlieren wird. Denn bevor er die Mauern überwindet, muss er feierlich geloben, alles zu vergessen. Die Priester von Eleusis sind grausam, sie bestrafen jeden mit dem Tod, der auch nur eine Andeutung macht.«

»Hast du schon einmal einen Blick hinter die Mauern von Eleusis geworfen?«, fragte Daphne vorsichtig.

Über Megaras Gesicht huschte ein verzücktes Lächeln. Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, dass ihr rotes Haar anmutig über den Rücken fiel. »Es ist zehn Jahre her«, meinte sie mit einem Seufzer, »ich war genauso jung wie du, genauso schön wie du und hegte die gleichen Erwartungen wie du. Auch ich galt damals als die schönste Hetäre und wurde auserwählt für die Mysterien. Man sagte mir, ich solle Demeter und Persephone in ihrem Heiligtum dienen. Ich sah mich schon weiß gekleidet hinter einer Schar frommer Priester herschreiten und im weihrauchgeschwängerten Tempel ehrfürchtige Gebete verrichten; aber dann ...« Megara brach ihre Rede plötzlich ab.

»Was dann?« Daphne richtete sich auf. »Erzähle weiter, was dann geschah!«

Megara schüttelte den Kopf. »Nichts! Ich habe nichts gesagt und werde nichts sagen.«

»Hat man dir Leid zugefügt? Oder Gewalt angetan?«

Die Hetäre schwieg beharrlich, löste das lange weiße Tuch, das sie um die Hüften geschlungen hatte, und tupfte damit den Schweiß von ihrem Körper. Daphne, deren Glieder unter den heißen Güssen der Sklavinnen zu dampfen begannen, bewunderte Megaras Nacktheit, ihre prallen, breiten Brüste, die schlanke Taille und die runden Hüften, und meinte, während sie die Hand nach ihr ausstreckte: »Du bist schön wie Aphrodite. Du bist schöner als alle anderen.«

»Pst, nicht so laut!«, mahnte Megara, »wenn das die schöne Attis hört, gibt es einen Bürgerkrieg.«

Daphne kicherte.

»Attis hält sich für die Schönste«, fuhr Megara fort, »die Klügste mag sie vielleicht sein, jedenfalls diskutiert sie sogar mit den Großen der Philosophenschule, aber die Schönste? Ich glaube, es ist wohl ihre Klugheit, die sie bei den Männern des Staates so beliebt macht.«

»Was, glaubst du, schätzen Athens Männer mehr an Frauen?«, erkundigte sich Daphne und ließ sich auf den weißen Marmor zurücksinken.

Megara lachte. »Das kommt darauf an, von welcher Art Frau du sprichst. Der Dichter sagt, die schönste Zier der Frau sei Schweigen und Bescheidung und im Hause stilles Walten. Aber das gilt nur für die Frauen des Hauses. Jeder Athener von Rang verehrt daneben eine Frau mit den gegenteiligen Eigenschaften: eine klug daherredende, unterhaltsame, die Sinne herausfordernde Frau, mit der er sich in der Öffentlichkeit sehen lassen kann. Verrückt, nicht?«

»In der Tat, und diese Haltung spricht auch nicht gerade von Edelmut.«

»Edelmut!« Megara schlug die Hände zusammen. »Was ist schon Edelmut! Ein jeder erblickt darin etwas anderes - und meist nur das, was für ihn zum größten Vorteil ist. Betrachte nur Themistokles und Aristides ...«

»Ich zweifle nicht am Edelmut des Aristides!«, unterbrach Daphne.

»Du nicht!«, meinte Megara. »Aber stelle einmal Themistokles die Frage nach dem Edelmut seines Widersachers, dann wirst du eine ganz andere Meinung hören. Er wird Aristides herrschsüchtig, selbstgefällig und rachsüchtig nennen.«

»Er hat mich aus den Klauen der Hopliten befreit und mir das Sklavenschicksal erspart. Das nenne ich Edelmut!«

»Beim Zeus! Aus dir spricht die Unerfahrenheit deiner vierzehn Jahre. Glaube nur nicht, Aristides habe dich aus Edelmut hierhergebracht!«

»Du, du meinst, er ...« Daphne kam ins Stottern, und Megara nickte, ohne ein Wort zu sagen.

»Aber er könnte mein Großvater sein!«, entschuldigte sich das Mädchen.

»Eben«, sagte Megara, »eben.«

Vor dem Altar der Zwölf Götter standen sie aufgereiht, an den Handgelenken gefesselt, in dürftiger Kleidung, mit krausem Haar und finsterer Miene: die persischen Kriegsgefangenen, ein paar Hundert an der Zahl, denen ein bitteres Sklavenschicksal bevorstand. Die Athener machten sich lustig über die aneinandergeketteten Barbaren, die ihnen noch vor wenigen Tagen Angst und Schrecken eingeflößt hatten, wenn man nur ihren Namen nannte. Jetzt konnte man sie kaufen als Arbeitstiere für 200 Drachmen; doch das Geschäft lief schleppend.

Die Athener interessierten sich weit mehr für die erbeuteten Waffen und Gerätschaften, die in langer Reihe aufgestellt waren. Wagen, Schilde und Lanzen, vor allem persische Bogen und Pfeile erfreuten sich reger Nachfrage - ihre Treffsicherheit wurde allseits gerühmt.

»Was soll man schon mit so einem Barbaren anfangen?«, meinte Themistokles zu seinem Freund und Parteigenossen Phrynichos, »wo doch keiner unsere Sprache spricht. Du kannst ihn höchstens zur Arbeit prügeln - und dann weiß er immer noch nicht, was er anpacken soll.« Phrynichos nickte zustimmend.

»Herr!«, rief eine Stimme aus der Reihe der Gefesselten, »ich spreche Eure Sprache!«

Themistokles hielt verblüfft inne, stieg über die ausgestellten Schilde und trat auf den Barbaren zu, einen großen, hageren Mann, der den Griechen mit ernstem Gesicht ansah. »Ich bin Artanamenesch, der Dolmetscher.«

Themistokles sah seinen Freund Phrynichos verwundert an, dann rief er einem der Demosioi, der Gemeindesklaven, die den Verkauf überwachten, zu: »200 Drachmen für diesen Mann da, von Themistokles aus der Phyle Leontis!«

Der Demosios löste die Ketten. Dann zählte Themistokles, umringt von einer Schar zerlumpter Bettler, denen der Zwölfgötteraltar eine zweite Heimat war, zwanzig Goldmünzen in die Hand des Gemeindesklaven. Der Sitophylax notierte Preis und Käufer auf einer Wachstafel.

»Es soll nicht zu deinem Schaden sein«, sagte der Barbar und verneigte sich vor dem Hellenen.

»Für einen Barbaren sprichst du das Ionische vorzüglich!«, wunderte sich Themistokles, und Phrynichos, der Poet, fügte hinzu: »Man könnte meinen, du habest unsere Sprache auf einer der Inseln erlernt.«

Artanamenesch nickte: »Wenn ich die Sprache auch dort nicht erlernt habe, so stammte mein Vater von dort. Er kam von der Kykladeninsel Sikinnos. Ihr kennt sie sicher. Ich selbst wurde im persischen Ekbatana geboren. Mein Vater war, wie ich, Dolmetscher der Achämeniden.«

»Wie war dein Name?«, erkundigte sich Phrynichos.

»Artanamenesch«, antwortete der Barbar.

»Kein Mensch in Hellas kann sich diesen Namen merken!«, protestierte Themistokles, »wir werden dich Sikinnos nennen, nach der Heimat deiner Väter. Es soll dir gut gehen, solange du mir von Nutzen bist«, sagte Themistokles, während sie seinem Haus in der westlichen Vorstadt zustrebten. Das klang nicht gerade vielversprechend für den Barbaren, und er erkundigte sich vorsichtig, für welche Dienste er ihn ausersehen habe. Der Feldherr erwiderte, es komme ganz darauf an, ob und inwieweit er ihm Vertrauen schenken könne. Nicht selten entpuppten sich dienstbeflissene Sklaven als Spione.

Am Fuße der Akropolis, wo zwischen dunklen Zypressen die Heilige Straße nach Eleusis abzweigt, blieb der Barbar stehen, fiel auf die Knie und streckte die Arme gen Himmel: »Beim Mithras, der bisher über mein Leben wachte, und beim Zeus, der nunmehr meine Geschicke lenkt, in meinen Adern fließt helladisches Blut, nie werde ich die Griechen verraten!« Dann erhob er sich und trat nahe an Themistokles heran, als wollte er ihm etwas ins Ohr flüstern.

Der aber wehrte ab: »Du kannst ruhig laut sprechen. Phrynichos ist mein Freund. Wir kennen keine Geheimnisse voreinander.«

»Also gut«, sagte Sikinnos, »ich will dir etwas sagen, was dich vielleicht in Unruhe versetzen wird, aber es ist die Wahrheit.«

Die beiden Griechen sahen den Sklaven gespannt an. »Du hast den Gefangenen Folter angedroht wegen des unglückseligen Todes der Hetäre.« Sikinnos machte eine lange Pause, dann fuhr er fort: »Du hättest dabei großes Unrecht getan; denn der tödliche Pfeil kam nicht aus den Reihen der gefangenen Perser.«

Themistokles fasste Sikinnos an beiden Armen und schüttelte ihn, als könnte er die Wahrheit aus ihm herauspressen. »Du hast den Mörder...

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