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Tod auf offenem Meer & Zimmer Nummer zwei

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
79 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am10.09.20151. Aufl. 2015
In 'Tod auf offenem Meer' geht Commissario Montalbano einem schrecklichen Unfall auf einem Fischkutter nach, bei dem eines der Besatzungsmitglieder ermordet wurde. Und in 'Zimmer Nummer zwei' versucht er das Rätsel um einen mysteriösen Brand zu lösen.



Auch bei der Lösung seiner 'kleinen' Fälle zeigt sich Commissario Montalbanos unbestechlicher Blick für das noch so unwichtig erscheinende Detail - immer um die Wahrheit bemüht, mit viel Herz für die Nöte kleiner Sünder, einem gesegneten Appetit auf mediterrane Köstlichkeiten und stets auf der Suche nach Zeit für seine Verlobte Livia.



Die in diesem E-Book enthaltenen Kurzgeschichten stammen aus dem Erzählband 'Der ehrliche Dieb' von Andrea Camilleri.
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Produkt

KlappentextIn 'Tod auf offenem Meer' geht Commissario Montalbano einem schrecklichen Unfall auf einem Fischkutter nach, bei dem eines der Besatzungsmitglieder ermordet wurde. Und in 'Zimmer Nummer zwei' versucht er das Rätsel um einen mysteriösen Brand zu lösen.



Auch bei der Lösung seiner 'kleinen' Fälle zeigt sich Commissario Montalbanos unbestechlicher Blick für das noch so unwichtig erscheinende Detail - immer um die Wahrheit bemüht, mit viel Herz für die Nöte kleiner Sünder, einem gesegneten Appetit auf mediterrane Köstlichkeiten und stets auf der Suche nach Zeit für seine Verlobte Livia.



Die in diesem E-Book enthaltenen Kurzgeschichten stammen aus dem Erzählband 'Der ehrliche Dieb' von Andrea Camilleri.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732518142
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum10.09.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Reihen-Nr.4
Seiten79 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2192072
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Es war ein Morgen im Frühling, und Montalbano trank wie gewöhnlich eine große Tasse Espresso, als das Telefon klingelte. Es war Fazio.

»Was gibt´s?«

»Matteo Cosentino hat angerufen, er ...«

»Entschuldige, aber wer ist das?«

»Matteo Cosentino ist der Alleinbesitzer von fünf Fischkuttern.«

»Und was wollte er?«

»Er wollte uns mitteilen, dass es auf einem seiner Kutter, der Carlo III, einen Unfall gegeben hat und sie einen Toten an Bord haben.«

»Was für einen Unfall?«

»Anscheinend hat ein Besatzungsmitglied versehentlich den Maschinisten erschossen.«

»Und wo ist der Fischkutter jetzt?«

»Auf der Rückfahrt nach Vigàta. In einer Dreiviertelstunde legt er an. Sie könnten direkt zum Hafen kommen, ich mache mich gleich auf den Weg. Soll ich die Staatsanwaltschaft, die Spurensicherung und den ganzen übrigen Zirkus benachrichtigen?«

»Machen wir uns erst einmal selbst ein Bild von der Sache.«

Unterwegs nach Vigàta fragte er sich, aus welchem geheimnisvollen Grund Cosentino dem Kutter den Namen eines spanischen Königs gegeben hatte, aber er wusste keine Antwort darauf. Der für die Fischkutter reservierte Teil des Hafenbeckens lag am äußeren Rand der zentralen Mole, wo sich Kühlhäuser aneinanderreihten. Da die Kutter mit ihrem Fang noch nicht zurück waren, herrschte wenig Betrieb.

Montalbano entdeckte den Dienstwagen der Polizei und parkte daneben. Ein Stück entfernt unterhielt sich Fazio mit einem untersetzten, ungepflegt wirkenden Mann um die sechzig.

Nachdem Fazio ihn vorgestellt hatte, sagte Matteo Cosentino dem Commissario, der Fischkutter werde sich verspäten, weil es Probleme mit dem Motor gebe.

»Wie haben Sie von dem Unfall erfahren?«

»Über Bordfunk. Heute Nacht um drei hat mich der Schiffsführer verständigt.«

»Und wann haben Sie im Kommissariat angerufen?«

»Um sieben.«

»Und warum haben Sie so viel Zeit verstreichen lassen?«

»Commissario, der Unfall hat sich fünf Stunden von hier entfernt auf dem offenen Meer ereignet. Wenn ich Sie angerufen hätte, was hätten Sie gemacht? Hätten Sie ein Boot bestiegen und wären rausgefahren?«

»Hat der Schiffsführer Ihnen gesagt, wie der Unfall passiert ist?«

»Er hat etwas angedeutet.«

»Deuten Sie es mir auch an.«

»Der Maschinist, er heißt Franco Arnone, befand sich im Maschinenraum, weil etwas nicht funktionierte, und Tano Cipolla, einer aus der Mannschaft, saß auf dem Rand der Schiffsluke und hat mit ihm geplaudert, während er seine Pistole reinigte, und dann ...«

»Moment mal. Die Besatzungen Ihrer Fischkutter sind bewaffnet?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Und wie erklären Sie sich dann, dass Cipolla eine Waffe trug?«

»Was weiß denn ich? Fragen Sie ihn selbst.«

»Da kommt gerade ein Fischkutter«, sagte Fazio.

Matteo Cosentino blickte zur Hafeneinfahrt hinüber.

»Das ist die Carlo III«, bestätigte er.

Montalbano konnte seine Neugier nicht bezähmen.

»Verzeihung, aber warum haben Sie Ihrem Fischkutter diesen Namen gegeben?«

»Alle meine Fischkutter heißen Carlo, sie sind von eins bis fünf durchnummeriert. Es ist der Name meines einzigen Sohnes, der mit zwanzig gestorben ist.«

Während der Fischkutter sich der Anlegestelle näherte, strömten einige Müßiggänger zusammen, neugierig zu erfahren, warum das Boot außerhalb der gewohnten Zeit zurückkehrte. Wenn sich erst herumsprach, dass ein Toter an Bord war, würde die Zahl der Schaulustigen schnell steigen und das Getümmel so groß werden, dass es die Arbeit behinderte. Montalbano traf eine schnelle Entscheidung. Er wandte sich an Cosentino.

»Lassen Sie niemanden von der Mannschaft aussteigen; wir drei gehen an Bord, und dann legt der Kutter wieder ab.«

»Und wohin soll´s gehen?«, fragte Cosentino.

»Es reicht, dass er den Hafen verlässt, dann können Sie den Anker werfen, wo Sie wollen.«

Zehn Minuten später schaukelte der Fischkutter mit ausgeschaltetem Motor auf dem Wasser, einen halben Kilometer vom Leuchtturm entfernt, zu dem der Commissario täglich seinen Verdauungsspaziergang machte. Wenn man von der Kommandobrücke durch die Schiffsluke in den Maschinenraum schaute, konnte man den Toten gut erkennen. Seine Haltung war merkwürdig, er schien vor dem Motor zu knien. Die rechte Hand hatte sich hinter einem Stellrad verklemmt, sodass das Gewicht des Körpers am ausgestreckten rechten Arm hing. Der Hinterkopf war nicht mehr vorhanden, Knochensplitter und Hirnmasse klebten an den Wänden des Maschinenraums.

»Wer ist Tano Cipolla?«

Aus der Gruppe der sieben Seeleute, die am Heck mit Cosentino redeten, löste sich ein spindeldürrer Vierzigjähriger. Er war kreidebleich vor Nervosität, sein Blick verängstigt, die Haare standen ihm zu Berge. Er bewegte sich ruckartig, wie eine Marionette.

»Es war ein Unfall! Ich wollte gerade ...«

»Das erzählen Sie mir später. Jetzt gehen Sie zu der Stelle, wo Sie sich in dem Augenblick befanden, als Sie auf den Maschinisten geschossen haben.«

Cipolla protestierte. Seine Stimme zitterte, er war den Tränen nahe.

»Ich wollte Franco nicht erschießen!«

»In Ordnung. Aber jetzt zeigen Sie mir, wo Sie gestanden haben.«

Immer noch wie eine Marionette setzte sich Tano Cipolla auf den Rand der Schiffsluke. Die Beine ließ er in den Maschinenraum hinunterbaumeln.

»Genau so saß ich da. Ich hab mich mit ihm unterhalten, während er am Motor hantierte.«

»Und die Waffe hatten Sie schon in der Hand?«

»Nein.«

»Haben Sie sie denn nicht gereinigt?«

»Aber nein!«

»Und warum haben Sie sie dann plötzlich gezogen?«

Jetzt schaltete sich Fazio ein.

»Geben Sie mir die Waffe.«

»Ich hab sie nicht mehr. Als mir klar wurde, dass ich Franco erschossen habe, hab ich sie ins Meer geworfen.«

»Und warum?«

»Keine Ahnung. Aus Verzweiflung, aus Wut ...«

»Was war das für eine Waffe?«

»Ein Revolver, ein Colt.«

»Kaliber?«

»Ich weiß nicht.«

»Haben Sie Reservepatronen?«

»Ja, ungefähr dreißig Stück. Sie sind in meinem Seesack.«

»Wo haben Sie die Waffe gekauft?«

Cipolla fing an zu stottern.

»Ich hab sie ... Ein Freund hat sie mir gegeben.«

»Haben Sie sie angemeldet?«

»Nein.«

»Besitzen Sie einen Waffenschein?«

»Nein.«

»Bist du fertig?«, wandte sich der Commissario an Fazio.

»Im Moment ja.«

»Also, ich wiederhole meine Frage: Warum haben Sie plötzlich die Waffe gezogen?«

»Er hatte mich darum gebeten.«

»Wie ist das zu verstehen?«

»Ich hab ihm gesagt, dass ich eine habe, und er wollte sie sehen.«

»Hm. Wo hatten Sie sie zu dem Zeitpunkt?«

»In meinem Seesack.«

»Und was haben Sie gemacht?«

»Ich bin aufgestanden, habe den Revolver geholt und mich wieder hingesetzt. Und genau in dem Moment ...«

»Was?«

»... hat sich der Schuss gelöst. Es kam ein seitlicher Brecher, und um nicht in den Maschinenraum zu fallen, habe ich mich mit beiden Händen am Rand der Schiffsluke festgehalten. Vielleicht habe ich den Abzug gedrückt, ohne es zu merken, und ...«

»Gut. Stehen Sie auf. Fazio, gib dem Herrn bitte deine Pistole.«

Fazio war wenig angetan, gab sie ihm dann aber, nachdem er das Magazin herausgenommen hatte.

»Und jetzt, Signor Cipolla, wiederholen Sie die Bewegungen, die Sie gemacht haben, und drücken Sie gegebenenfalls auch den Abzug.«

Alle an Bord verfolgten die Szene. Cipolla setzte sich, dann ließ er den Oberkörper nach vorn schnellen, breitete die Arme aus und klammerte sich mit beiden Händen am Rand der Schiffsluke fest. Gleichzeitig hörte man ein Klicken, es war der Abzug der ungeladenen Waffe.

Die Rekonstruktion war plausibel, das Unglück konnte durchaus auf diese Weise passiert sein.

»Geben Sie Signor Fazio die Pistole zurück und bleiben Sie sitzen.«

Dann wandte sich Montalbano an die Mannschaft.

»Haben Sie alle den Schuss gehört?«

Die Antwort kam im Chor: Ja.

»Was haben Sie da gerade gemacht?«

Die Seeleute sahen einander verdutzt an, aber keiner antwortete.

»Kann ich für alle sprechen?«, fragte ein hagerer Fünfzigjähriger, blond, sonnenverbrannt und mit phönizischen Gesichtszügen.

»Wer sind Sie?«

»Ich bin Angelo Sidoti, der Schiffsführer.«

»Gut, sprechen Sie.«

»Der Steuermann war am Ruder, vier waren am Heck und haben die Netze kontrolliert, und ich war auf dem Weg vom Heck zum Bug, um ...«

»Dann waren Sie also der Stelle am nächsten, wo ...«

»Ja.«

»Und wie haben Sie reagiert?«

»Ich bin zwei Schritte zurückgegangen und wusste sofort, was passiert war. Cipolla war zu einer Marmorsäule erstarrt, mit dem Revolver in der Hand. Als ich in den Maschinenraum hinuntergeschaut habe, war mir schnell klar, dass der arme Franco tot war.«

»Und was haben Sie dann gemacht?«

»Ich bin zum Funkgerät gestürzt, um Signor Cosentino anzurufen.«

»Und dann?«

»Ich hab den anderen Fischkuttern Bescheid gegeben, dass wir nach Vigàta zurückfahren und nicht mehr...

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