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Der Rote Löwe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
688 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am27.02.2017Auflage
Im 16. Jahrhundert entdeckt der junge Alchimist Hans Burger den »Roten Löwen«, ein Pulver, das ewiges Leben verspricht. Doch um in den Besitz des kostbaren Mittels zu gelangen, muss er töten. Eine endlose dramatische Reise durch die Jahrhunderte beginnt, auf der das Verbrechen ihn nicht mehr loslassen wird ... Mit »Der Rote Löwe« schuf die Ungarin Mária Szepes einen der großen Klassiker der phantastischen Literatur, der weit über die Grenzen Ungarns hinaus zum Bestseller avancierte.

Mária Szepes ist 1908 in Budapest geboren und lebte dort bis zum ihrem Tod 2007. Sie wuchs in einer Künstlerfamilie auf und studierte in Berlin Literatur, Kunstgeschichte und Biologie. Mit dem Roman »Der Rote Löwe«, einem der großen Klassiker der phantastischen Literatur, wurde sie weit über die Grenzen Ungarns hinaus berühmt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextIm 16. Jahrhundert entdeckt der junge Alchimist Hans Burger den »Roten Löwen«, ein Pulver, das ewiges Leben verspricht. Doch um in den Besitz des kostbaren Mittels zu gelangen, muss er töten. Eine endlose dramatische Reise durch die Jahrhunderte beginnt, auf der das Verbrechen ihn nicht mehr loslassen wird ... Mit »Der Rote Löwe« schuf die Ungarin Mária Szepes einen der großen Klassiker der phantastischen Literatur, der weit über die Grenzen Ungarns hinaus zum Bestseller avancierte.

Mária Szepes ist 1908 in Budapest geboren und lebte dort bis zum ihrem Tod 2007. Sie wuchs in einer Künstlerfamilie auf und studierte in Berlin Literatur, Kunstgeschichte und Biologie. Mit dem Roman »Der Rote Löwe«, einem der großen Klassiker der phantastischen Literatur, wurde sie weit über die Grenzen Ungarns hinaus berühmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492977289
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum27.02.2017
AuflageAuflage
ReiheFantasy
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2092 Kbytes
Artikel-Nr.2224541
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Adam Cadmon

ADAM CADMONS BRIEF erreichte mich vor vielen Jahren im Sommer 1940 in jenem kleinen Haus, von dem außer einigen engen Freunden niemand etwas wusste. Es war ein niedriges Bauernhaus mit einer von wildem Wein umrankten Veranda, mit grünen Fensterläden und weiß getünchten Wänden. Es stand an einem leichten Hang im Schatten duftender, alter Linden. Das Haus war weder mit der Bahn noch mit dem Auto zu erreichen; von der nächsten Bahnstation führte ein einstündiger Weg durch eine hügelige Landschaft dorthin. Auch die Post kam nur dreimal in der Woche zur Arche Noah herauf, wie ich mein Refugium genannt hatte. Die Zimmer hatte ich zu bequemen, modernen Wohnräumen umgestalten lassen, aber das Wasser musste ich von Hand in den Behälter heraufpumpen und mich am Abend mit Petroleumlampen und Kerzen behelfen; doch 1940 zogen wir empfindlicheren Menschen uns bereits gern vor den wütenden Segnungen der so genannten Kultur in die primitivere Vergangenheit zurück.

Von meinem Fenster und meiner Veranda aus ging der Blick auf weite Hügel, die mit Wein bepflanzt waren, zu deren Füßen die Donau blinkte.

Das Haus hatte ich mir sorgfältig ausgesucht, mit voller Absicht an so einem versteckten, unzugänglichen Ort. Ich hatte gespürt, dass ich mein Werk niemals vollenden könnte, wenn es mir nicht gelänge, mich aus der hektischen Atmosphäre der Großstadt zu befreien.

Durch meinen Beruf bin ich an die Stadt gebunden. Als Leiter der Neurologie eines großen Krankenhauses hatte ich kaum hoffen können, mich von der Last der Verpflichtungen zu befreien. Unter all den verschiedenen Werktätigen ist vielleicht der Arzt am ehesten der Sklave seines Berufs, weil er auf einem Gebiet wirkt, auf dem die Dinge nicht zu steuern sind. Jedes Ereignis bricht unverhofft mit erschreckender Dringlichkeit herein und duldet keinen Aufschub.

Die Richtung, die ich als Pionier verfolge, hatte mich vor ein schweres Dilemma gestellt. Sowohl mein Beruf als auch mein Buch (für das sich das Material jahrelang angehäuft hatte) verlangten den ganzen Mann. Ich hatte einen riesigen Nachholbedarf, was die Lektüre anging, um gewisse Details zu klären. Ich hatte versucht, täglich einen Teil der Nacht zu opfern, doch dies hatte sich nicht nur auf meine Gesundheit, sondern - was noch schlimmer war - auch auf meine Arbeit nachteilig ausgewirkt. Ich hatte mich mit Problemen zu befassen, die höchste Konzentration erforderten, sonst wären die Thesen ins Wanken geraten und hätten eine ausgezeichnete Angriffsfläche geboten. Ich konnte es mir nicht leisten, mein Anliegen, das von schicksalhafter Bedeutung war, mit zweideutigen, fadenscheinigen und untauglichen Argumenten zu verteidigen. Nach langem Zögern und manchen Kompromissen hatte ich schließlich um einen viermonatigen Urlaub gebeten. Ich hatte mich der Sache hingegeben wie jemand, der in den Abgrund springt: mit aufgewühltem Gemüt und unüberhörbaren Gewissensbissen, die jedoch von meinem inneren Drängen übertönt wurden. Ich hatte meinen fähigsten Assistenten zu meiner Vertretung im Krankenhaus bestimmt und war einfach aus dieser Welt hinausspaziert.

Der zauberhafte Friede der Einsamkeit und der Arbeit nahm mich nicht sofort auf. Während der ersten Woche wimmelte es noch in mir von den Fällen, die ich einfach liegen gelassen hatte, sie umschwärmten mich wie Geister; doch dann tötete ich sie gnadenlos mit jener gesunden Skepsis ab, die besagte, dass der Mensch im Allgemeinen nicht unersetzlich ist, denn wäre er es, würde man ihn nicht unentwegt austauschen, würden die Menschen nicht durch den Tod gnadenlos ausgewechselt wie Geldscheine, die man einfach aus dem Verkehr zieht. Viel wichtiger als das krampfhafte Aufrechterhalten der Kontinuität oder die Behandlung einiger Patienten erschien es mir, die von mir entwickelte, in Versuchen bestätigte und in der Praxis bewährte Methode zu verallgemeinern und die Krankheit an sich zu bremsen. Da ich in dem vorliegenden Buch nur eine untergeordnete Rolle spiele, möchte ich mich nur insoweit über die Natur meiner Arbeit verbreiten, als diese dazu beiträgt, die Gestalt und die Erscheinung des Adam Cadmon einigermaßen zu erklären, und insoweit sie zu seiner merkwürdigen Geschichte gehört.

Seit fünfundzwanzig Jahren befasse ich mich mit Geistesgestörten, und es ist etwa zehn Jahre her, dass ich - aus den Sackgassen der Tradition kommend - einen völlig neuen Weg beschritten habe (ohne meine Versuche und Resultate bisher veröffentlicht zu haben). Ich kenne und ehre die Vorsicht, die die Wissenschaft walten lässt, ihre oft übertriebene Ablehnung gegenüber jenen, die neue Wege beschreiten wollen, und bin darauf vorbereitet, dass meine Arbeit verlacht wird, dass sie ins Kreuzfeuer zahlreicher Anfeindungen gerät oder dass sie schließlich totgeschwiegen wird; dies alles berührt mich nicht. Einige meiner begabten Schüler, die man später aus dem Gebiet der Heilkunst nicht einfach ausschließen können wird, sind schon reichlich infiziert , da sie nach meiner Methode heilen. Unsere Statistik weist beachtliche Zahlen auf, und unsere Patienten, diese im Niemandsland herumirrenden Toten, wandeln sich von Gespenstern in neue Menschen.

Meine Methode habe ich als Metapsychoanalyse bezeichnet. Unter Psyche verstehe ich die unsterbliche Intelligenz, das transzendente Leben allen Seins, das auf dieser Erde im Bewusstsein des Menschen seinen Gipfel erreicht hat. Doch dieser Gipfel verhält sich zu den grenzenlosen Dimensionen des Geistes wie ein Staubkorn zum Kosmos. Die Krankheit der Seele bedeutet einen namenlosen Defekt einer Brücke, eine Störung der vermittelnden Organe zwischen Körper und Seele. Der Seelenarzt muss diesem Fehler mit der Gründlichkeit der klinischen Methode auf den Leib rücken, ihn diagnostizieren und korrigieren. Wenn er nur Symptome behandelt, kann er die Nervenheilanstalten mit lebenden Toten voll stopfen - ebenso wie diese Welt. Natürlich möchte ich hier nicht die konstruktionsbedingten Störungen des Gehirns einreihen, die ein ganzes Menschenleben schwerwiegend bestimmen. Ich rede von den Krankheiten der Seele, die im Körper zunächst unsichtbar und unauffindbar vorhanden sind, während die Vorstellungskraft, die voller Hemmungen ist und die in falsche Bahnen geleitet wird, im Organismus allmählich krankhafte Veränderungen auslöst.

Die allgemeine Revolution des Geistes und auch der Heilkunst lässt sich nicht mehr länger durch das Herunterbeten endloser lateinischer Bezeichnungen in eine Flasche bannen wie der Geist in dem Märchen, weil die Zeiten von ihr schwanger sind, ihr Herzschlag in die Welt hineintönt und die Geburt alsbald bevorsteht, selbst wenn man die Hebammen deswegen auf den Scheiterhaufen schickt. Um meine ketzerische Anschauung gegenüber den Wissenschaften noch deutlicher zu machen, will ich die okkulten Beziehungen meiner Richtung freimütig zugeben. Ich glaube an Hermes Trimegistos, an den Verkünder der Lehre der Analogien, an die alten Überlieferungen, deren Wurzeln in einer gewaltigen vorgeschichtlichen Vergangenheit wie in einem Nebel verschwinden, der sich jetzt erst allmählich lichtet. Die Wahrheit trat auch früher schon zutage, doch die Menschen nahmen sich ihr gegenüber als boshafte Zwerge aus. Denken wir nur an Paracelsus, an den tödlichen Neid seiner Kollegen, der schließlich dazu führte, dass man ihm den Schädel zertrümmerte, einen Schädel, für den sie vergebens tausende ihresgleichen zum Tausch angeboten hätten. Gegen Erde kann man auch dann kein Gold eintauschen, wenn man sie tonnenweise anbietet.

Adam Cadmons Brief enthielt nur wenige Zeilen:

Sehr geehrter Herr Professor!

Ich darf hoffen, dass ich Sie durch meinen persönlichen Besuch über die Tatsache hinwegtrösten kann, Sie in Ihrer Arbeit gestört zu haben. Ich möchte Ihre Gastfreundschaft nur für zwei Tage in Anspruch nehmen. Leider kann ich Ihnen den genauen Zeitpunkt meines Eintreffens nicht mitteilen, weil dieser noch von einigen Geschäften abhängt, die ich zu erledigen habe, aber ich hoffe, noch diese Woche reisen zu können.

Bis zum Wiedersehen bin ich mit herzlichen Grüßen

Ihr Adam Cadmon

So hatte er gezeichnet: Adam Cadmon. Der Brief war in Budapest aufgegeben worden.

Mein erster Gedanke war, dass sich einer meiner Freunde einen Scherz erlaubt hatte. Meine Adresse war nur drei Personen bekannt: meinem Assistenten, meiner Haushälterin in Budapest und meinem zerstreuten Kollegen, der Junggeselle war, mit dem ich endlose Schlachten auf dem Schachbrett ausgetragen hatte und der mit einer schweren Gallensteinoperation im Krankenhaus lag. An ihrer Zuverlässigkeit war nicht zu zweifeln. Ich wusste, dass sie meine Adresse keinem verraten hatten - weder irgendwelchen...
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Autor

Mária Szepes ist 1908 in Budapest geboren und lebte dort bis zum ihrem Tod 2007. Sie wuchs in einer Künstlerfamilie auf und studierte in Berlin Literatur, Kunstgeschichte und Biologie. Mit dem Roman "Der Rote Löwe", einem der großen Klassiker der phantastischen Literatur, wurde sie weit über die Grenzen Ungarns hinaus berühmt.