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Der Jadepalast

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am10.03.20171. Auflage
Als die junge Ma Li von einem Mädchenhändler im Jahr 1919 nach Shanghai gebracht wird, hat sie einen großen Traum. Sie will in einem Jadeplast wohnen, wie ihn ihre Mutter oft beschrieb. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Ma Li gerät an einen Gangsterboss, verliebt sich in einen Revolutionär und heiratet einen reichen Fabrikbesitzer. Doch nie verliert sie ihren Traum aus den Augen ...

Eine faszinierende Saga um Liebe, Macht und den Glauben an die eigenen Ziele.



Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: 'Der große Lord' - eine Fortsetzung des Klassikers 'Der kleine Lord' von Frances Hodgson Burnett.
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Produkt

KlappentextAls die junge Ma Li von einem Mädchenhändler im Jahr 1919 nach Shanghai gebracht wird, hat sie einen großen Traum. Sie will in einem Jadeplast wohnen, wie ihn ihre Mutter oft beschrieb. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Ma Li gerät an einen Gangsterboss, verliebt sich in einen Revolutionär und heiratet einen reichen Fabrikbesitzer. Doch nie verliert sie ihren Traum aus den Augen ...

Eine faszinierende Saga um Liebe, Macht und den Glauben an die eigenen Ziele.



Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: 'Der große Lord' - eine Fortsetzung des Klassikers 'Der kleine Lord' von Frances Hodgson Burnett.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841213402
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum10.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2242 Kbytes
Artikel-Nr.2230643
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog
Shanghai

Die drei schwarzen, amerikanischen Limousinen mit den abgedunkelten Scheiben fuhren achtlos über rote Ampeln, durchtrennten wie scharfe Messerklingen das unentwirrbare Knäuel aus Bussen, Lastwagen, Personenwagen, Motorrädern, Fahrrädern und Fußgängern, die zu dieser Vormittagsstunde alle Kreuzungen der Stadt hoffnungslos verstopften. Hälse reckten sich neugierig oder erbost aus der Menge der Aufgehaltenen. Vier schwere, weiße Polizeimotorräder japanischer Bauart bahnten den schwarzen Luxusschiffen den Weg durch die Fluten des Montagmorgens - mit ihren grellrot blitzenden Warnlichtern und Sirenenkreischen, unterstützt von ohrenbetäubenden Lautsprecheransagen: »Weg da! Bahn frei! Der blaue Audi - rechts ranfahren - sofort!«

Fast verzweifelt tönte ihnen das atemlose Konzert von Trillerpfeifen der Verkehrspolizisten hinterher, die - beide Arme ausgestreckt - bemüht waren, sich den Wogen des Berufsverkehrs so lange in Todesverachtung entgegenzustemmen, bis die Ehrengäste der Stadtregierung unbehelligt an ihrem Kontrollpunkt vorbeigerast waren und Kurs auf die Brücke hinüber nach Pudong genommen hatten.

Ein dunstiger, schwüler Sommermorgen in Shanghai. Eine im grauen Nebel unsichtbare Sonne schien die feuchten Wolken und den Smog herunter auf das Häusergetümmel zu drücken, als wolle sie die ganze Stadt noch vor der Mittagsstunde ersticken.

»Jesus Christus! Haben Sie das gesehen? Da haben nur zwei Fingerbreit gefehlt!« kreischte der furchtsame Dennis Marshall auf, als der wuchtige Kühler eines Lastwagens hinter der getönten Scheibe ihrer Limousine vorbeiwischte. Marshall, Diplom-Übersetzer für Wirtschaftschinesisch, hatte während dieser haarsträubenden Reise vom Hotel durch die morgendliche Großstadt angstvoll seinen Hintern zusammengekniffen wie sonst nur während des Startens und Landens im Privatjet seines Arbeitgebers. Er saß kerzengerade auf seinem Platz - was eine Leistung war, denn die Polster der Sitze waren so weich und vereinnahmend, als würde man in einem riesigen Marshmellow hocken. »Das ist ja wie eine Fahrt mit der Achterbahn!« rief er. »Entsetzlich!«

»Unsere chinesischen Gastgeber wollen uns offenbar zeigen, daß wir etwas Besonderes sind«, stellte Chalmers Dixon fest, der neben ihm saß und dessen massiger Körper den gesamten Rest der Rückbank ausfüllte. »Nette Show, die sie da bieten. Ich weiß so was zu schätzen. Das hat Stil, wirklich. So und nicht anders hätte ich das von der Drachenlady erwartet ...« Er dachte an das bemerkenswerte Gesicht dieser Frau, Lucy Wang, mit der er den epochalen Deal ausgehandelt hatte.

Sie war eine zugeknöpfte, strenge Person. Eine Frau, der keine Leidenschaft fremd war, weil sie alle gekostet, besiegt und unterworfen hatte. Körperlich klein - zerbrechlich fast wollte sie erscheinen. Ihre Stimme war hoch und dünn, beinahe zart, aber diese Frau war hart und scharf geschliffen wie ein Diamant, und wer sich vor ihr nicht in acht nahm, der zahlte teuer. Ihre Grazie war Berechnung, ihr Charme ein schleichendes Gift, ihre Blicke waren mal sanft wie das neckische Kitzeln einer Feder, mal scharf wie Skalpelle. Diese Frau hatte nichts weiter im Sinn als das Wohl ihres Imperiums. Derjenige, der ihr dabei im Weg stand, hatte nichts zu lachen. Die Drachenlady Lucy Wang, Gebieterin über schätzungsweise 450 000 Arbeiter, Angestellte, Manager und Ingenieure. Chinas reichste Frau und bei weitem bedeutendste Unternehmerin.

Chalmers Dixon hatte sie lange umgarnt und umworben, und schließlich hatte er sie gewonnen. Oder sie ihn? Gleichviel - der fette Amerikaner war zufrieden. Der Vertrag wartete unterschriftsreif im 45. Stockwerk des Wang-Buildings. Heute würde eine glanzvolle, neue Ära der internationalen Handelsgeschichte beginnen. Dixon Inc., der Handelsgigant, der weltbeste Discounter, der gefürchtete Killerhai aus Des Moines, Iowa, war bereit für seine Vermählung mit WIS, Wang Industries Shanghai, dem 800-Pfund-Gorilla des modernen Orients. Wangs Fabriken, unter anderem eine ganze Stadt von Fabriken flußaufwärts am Yangtze, waren die Werkstatt der Welt. Es gab nichts irgendwo auf diesem Planeten, das nicht WIS schneller, besser und vor allem billiger herstellen konnte, gleichgültig, ob Schuhe, Autoreifen oder Microchips. Wenn die Unterschriften geleistet und die Dokumente ausgetauscht waren, würde ein neues Zeitalter im pazifischen Raum beginnen. Ein goldenes Zeitalter.

»Ich kann das nicht mit ansehen!« wimmerte Dennis Marshall nach einem weiteren, mörderischen Überholmanöver ihres chinesischen Fahrers.

»Wir sind ja gleich da!« ließ sich ungeduldig Dr. Trescott vernehmen, Dixons Advokat, der den beiden gegenübersaß und auf seinem Schoß die Unterlagen der geplanten transpazifischen Firmenehe balancierte und sie ebenso hartnäckig wie erfolglos ein allerletztes Mal nach versteckten Fallstricken durchforstete. Chinesen, so seine tiefsitzende Überzeugung, konnte man nicht trauen. Chinesen logen. Chinesen hatten immer ein verstecktes As im Ärmel - besonders die aus Shanghai. Doch wohin er auch sah - er fand keine Ungereimtheit, keine Zweideutigkeit. Der Deal war sensationell und bahnbrechend. Er brachte Zugang für Dixon und seine Partner zum chinesischen Cybermarkt inklusive E-Commerce, er brachte die verlockende Aussicht von Dixon-Discount-Stores im Land der 1,4 Milliarden Konsumenten. Er bot den Chinesen dafür Lizenzen, Importvergünstigungen und Vertriebswege für WIS in Amerika. Die chinesische Drachenlady und der amerikanische Killerhai waren - jedenfalls vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen - das perfekte Liebespaar des 21. Jahrhunderts. Die Chinesen produzierten konkurrenzlos billig die Ware, von der die Amerikaner nicht genug bekommen konnten - Schuhe, Spielzeug, Mobiltelefone, Computer -, und die Amerikaner verkauften den Chinesen Autos, Filme für ihre DVD-Player und Software für ihre Computer. Dixon Inc. und WIS wurden dabei reich und immer reicher.

Die drei Limousinen verlangsamten ihr Tempo und bogen in eine elegante, von Palmen gesäumte Zufahrt ein. Sie hatten das WIS-Hochhaus erreicht - ein imposantes, futuristisches Gebilde aus Glas, Stahl und Beton inmitten der Hochhaussiedlung von Pudong, dem modernen Geschäfts- und Finanzbezirk Shanghais. Vorneweg fuhren die Repräsentanten der Stadtverwaltung. Im Wagen hinter ihnen befanden sich die beiden Vertreter der Zentralregierung aus Peking, die das Abkommen mit dem Siegel der höchsten Autorität im Lande zu versehen hatten. Mitreden durften sie nicht. Madame Wang bestimmte allein und ohne Einmischung. Funktionäre und Bürokraten aller Gewichtsklassen fraßen der Drachenlady dankbar aus der Hand. Türen flogen auf, livrierte Diener huschten herbei, um die illustren Herrschaften aus den Limousinen zum Glasportal zu geleiten.

»Let´s Boogie«, sagte Dixon, was er immer sagte, wenn eine wichtige Herausforderung vor ihm lag, und wuchtete sich aus seinem Sitz empor. Doch da drückte eine Hand ihn unversehens und unsanft zurück in seinen Sitz, und auch Dolmetscher Dennis Marshall, der auf der anderen Seite endlich aus dem Wagen steigen wollte, fand den Ausgang blockiert.

»Was, zum Teufel, ist denn jetzt los?« protestierte Anwalt Trescott. »Werden wir gekidnappt?«

»Sorry«, radebrechte der chinesische Boy, während er die Tür der Limousine wieder zuschlug und eine militärisch stramme Haltung einnahm. »Important - wichtig!«

»Was hat das zu bedeuten?« grunzte mißmutig und alarmiert Chalmers Dixon und blickte sich ungeduldig um. Die uniformierten Türsteher, die eben noch diensteifrig den Ausländern den Weg ins Wang-Gebäude weisen wollten, hielten die Gäste nun in ihrer Limousine unter Verschluß, erstarrten und rissen sodann ihre Mützen vom Kopf, um sich tief zu verbeugen.

»Was soll das, Marshall?« fragte ein nervöser Dixon. »Sehen Sie was?«

»Sie nehmen uns gefangen!« quiekte Anwalt Trescott. »Wir sind Geiseln der Chinesen. Ich wußte doch, daß der Deal einen Haken hatte!«

»Ich weiß auch nicht, was das soll!« stammelte Marshall.

Dann sah er die Gestalt.

Unendlich langsam einen Fuß vor den anderen setzend und schwer auf einen Gehstock gestützt, schritt sie die palmengesäumte Auffahrt zum hochmodernen Wang-Gebäude hinauf wie eine Besucherin aus einer anderen Zeit. Langsam und voller Würde wie eine müde Schildkröte. Beinahe im rechten Winkel nach vorne gebeugt, in die einfache, blaue Arbeitskleidung einer fernen Epoche gekleidet, welche die meisten Chinesen schon längst vergessen hatten. Ihr wirres Haar schimmerte schlohweiß unter einem Kopftuch aus grobem Stoff.

»Was ist los?« drängelte Chalmers Dixon, der nichts sehen konnte.

»Es ist nur eine alte Frau«, sagte Marshall.

»Eine alte Frau?« wiederholte Dixon verständnislos. »Was für eine alte Frau?«

»Ich weiß es nicht! Die Chinesen verehren das Alter. Ahnenkult, Sie verstehen doch ...«, jammerte Marshall, der sich wünschte, er hätte eine bessere Erklärung. »Sie verehren eben ihre Vorfahren.«

»Aber ihre Vorfahren sind tot!« protestierte Trescott, als hochbezahlter Jurist ein Ausbund an Vernunft und Rationalität.

»Nicht diese! Offensichtlich.«

»Das ist doch unglaublich! Sie schleusen uns wie Staatsgäste durch den Verkehr, legen dabei die halbe Stadt lahm und sperren uns dann hier wegen einer alten Frau ein?« wunderte sich Dixon. »Das ergibt für mich keinen Sinn.«

Die...
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Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: "Der große Lord" - eine Fortsetzung des Klassikers "Der kleine Lord" von Frances Hodgson Burnett.