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Gelber Kaiser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
586 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am10.03.20171. Auflage
Der Pakt von Peking.

Im China der dreißiger Jahre, einem zerrissenen, von Willkür beherrschten Land, wächst der Missionarssohn George Farlane heran. Als die Kulturrevolution das Reich ins Chaos stürzt, müssen Farlane und seine Familie fliehen. Doch die Vergangenheit holt sie ein, als vier mächtige alte Männer in Peking einen teuflischen Plan ausbrüten. Mit der geheimen Operation 'Gelber Kaiser' wollen sie Taiwan endlich für China zurückerobern ...

Eine farbenprächtige China-Saga - erzählt von einem Kenner des Landes.



Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: 'Der große Lord' - eine Fortsetzung des Klassikers 'Der kleine Lord' von Frances Hodgson Burnett.
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Produkt

KlappentextDer Pakt von Peking.

Im China der dreißiger Jahre, einem zerrissenen, von Willkür beherrschten Land, wächst der Missionarssohn George Farlane heran. Als die Kulturrevolution das Reich ins Chaos stürzt, müssen Farlane und seine Familie fliehen. Doch die Vergangenheit holt sie ein, als vier mächtige alte Männer in Peking einen teuflischen Plan ausbrüten. Mit der geheimen Operation 'Gelber Kaiser' wollen sie Taiwan endlich für China zurückerobern ...

Eine farbenprächtige China-Saga - erzählt von einem Kenner des Landes.



Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: 'Der große Lord' - eine Fortsetzung des Klassikers 'Der kleine Lord' von Frances Hodgson Burnett.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841213426
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum10.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten586 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2231043
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel

Yiyang, Provinz Hunan, 1931

Die beiden Männer, die sich dem General widersetzt hatten, erregten am zweiten Tag ihres Sterbens kaum noch Aufsehen. Es waren Söldner von außerhalb. Niemand in der Stadt kannte ihre Namen, niemand bedauerte sie. Gestern hatte der Vollzug ihrer Strafe die übliche Menge von Neugierigen angelockt, die sich über das Schnappen und Gurgeln amüsiert hatten, nachdem den Männern die Stimmbänder durchtrennt worden waren. Heute aber schenkten ihnen nur noch müde Bauern auf dem Weg zum Markt flüchtig ihre Aufmerksamkeit, und nur die, die das Spielen nicht lassen konnten, schlossen Wetten darüber ab, welcher der beiden wohl als Erster den Geist aufgeben würde. Der raffinierte Foltermeister des Generals hatte ihnen die Haut an Armen und Beinen abgezogen und sie draußen an der gewohnten Stelle unweit des Lagers an Pfählen festgekettet, damit sie dem zerlumpten Heer ein mahnendes Beispiel abgeben konnten. Aber um diese Jahreszeit waren die Söldner nicht mehr sehr empfänglich für Ermahnungen. Einen Monat vor der Reisernte waren die Bäuche der Krieger genauso leer wie die Speicher der Bauern. Unter diesen Umständen ließ die ohnehin niedrige Disziplin der Truppe immer mehr zu wünschen übrig. Die grausame Strafe, die der General den beiden Männern zugedacht hatte, würde keinen vom Plündern, Rauben und Morden abhalten, und so starben die Verurteilten eines qualvollen, langsamen und dabei sinnlosen Todes.

Nur einem stiegen die Tränen des Schmerzes und der Wut in die Augen, als er die Verstümmelten erblickte. Der Mann hieß John Farlane und stapfte voller Empörung zurück in die Stadt, geradewegs zur Residenz des Generals. Es war dies das größte und würdevollste Gebäude in Yiyang, ehemals der Amtssitz des kaiserlichen Mandarins. Umstanden von schattenspendenden Platanen beherrschte es vom Hügel aus die Stadt mit seinem ausladenden Dach, dessen Drachenziegel die bösen Geister fern hielten. Von hier oben aus konnte man ganz Yiyang überblicken, wuchernd und hässlich wie ein Geschwür, das die Landschaft befallen hatte, mit ineinander verzahnten Dächern, den in Unrat und faulendem Kompost versinkenden Gassen, eingepfercht und umgeben vom gewaltigen Ring der jahrhundertealten Stadtmauer.

John Farlane durchmaß mit entschlossenen Schritten den weitläufigen Innenhof, an Stallknechten und Wächtern vorbei zum leuchtend roten Eingangstor und verlangte, den Kriegsherrn zu sprechen.

»Der ehrwürdige Herr General ist sehr beschäftigt«, ließ ihn der Wachposten wissen. »Kommen Sie ein andermal wieder.«

»Ich habe mit ihm zu sprechen!«, schnaubte Farlane und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein stoppelkurzes, blondes Haar hatte ihm bei den Chinesen den Namen yangzimao eingetragen - ausländischer Strohkopf. Farlane wusste sehr wohl, wie viel Spott und Verachtung in diesem Namen mitklang. Aber das war ihm nicht wichtig. Wichtig war allein seine Aufgabe, das Wort Gottes in dieses gottverlassene, schmutzige Land zu bringen und seinen Teil dazu beizutragen, dreihundert Millionen Seelen vor der ewigen Verdammnis zu retten. Und die Menschen, auf die es ihm ankam, nannten ihn nicht yangzimao. Sie nannten ihn mushi - Meister Hirte.

Der Wächter ließ sich von dem jungen, aufgeregten Amerikaner nicht beeindrucken und glotzte stur durch den Fremden hindurch ins Leere.

»Sie werden es bereuen, wenn Sie mich nicht sofort zum General durchlassen«, grollte Farlane und drohte dem Mann mit erhobener Faust.

»Lao Lu! Lass den heiligen Mann herein!«, dröhnte aus dem Innern des Gebäudes der kratzige Bass des Kriegsherrn und Farlane brauste trotzig an dem Wächter vorbei in die Empfangshalle. Der General hockte breit auf seinem Stuhl aus Edelholz, der mit Schnitzereien von feuerspeienden Drachen und kämpfenden Tigern verziert war.

Wie der König der Kröten, dachte Farlane angewidert. Der Anblick des dickleibigen Chinesen ekelte ihn. General Zhang mochte nur wenig älter sein als der Amerikaner, vielleicht dreißig Jahre alt. Aber seine enorme Körperfülle täuschte das Auge und ließ ihn viele Jahre älter erscheinen. Der träge Fettwanst musterte den aufgebrachten Missionar aus Augen, in denen es heiter funkelte. Er kaute dabei schmatzend auf einer Ginsengwurzel, die nach dem Dafürhalten seines Leibarztes Langlebigkeit und Manneskraft spendete. Das Hemd seiner operettenhaften Uniform, die er sich nach dem Muster eines Gemäldes von Napoleon hatte anfertigen lassen, war bis hinunter zum Bauchnabel geöffnet. Farlane erblickte wabbelnde Speckringe.

Der Missionar war lange genug in China, um zu wissen, dass er einen unverzeihlichen Fehler beging und dass er im Begriff war, vor dem General sein Gesicht zu verlieren. Er wusste, dass es in diesem Land zwecklos und sogar gefährlich war, die eiserne, gleichmütige Haltung aufzugeben und seine wahren Gefühle bloßzulegen. Aber das war ihm jetzt einerlei. Dieser gemeine Strolch, der ihn mit seinem überheblichen Blick verhöhnte, hatte ihn hintergangen, und John Farlane war kein Mann, der seinen Zorn verbergen konnte.

»Sie haben Ihr Versprechen gebrochen«, schrie er mit hochrotem Kopf. Wie eine von einem plötzlichen Windstoß ausgeblasene Kerze erlosch der belustigte Ausdruck in des Generals Augen. Er neigte den Kopf leicht zur Seite und spuckte den Wurzelsaft in hohem Bogen auf den steinernen Fußboden.

»Ich weiß nicht, warum Sie sich so ereifern, heiliger Mann.«

Seine Kaltschnäuzigkeit und der Ausdruck »heiliger Mann«, mit dem der General ihn in letzter Zeit gerne neckte, brachten den Mann Gottes zur Weißglut.

»Ich war draußen am Lager!« Farlanes Stimme überschlug sich vor Empörung. »Einer der Männer, die dort sterben, gehört zu mir. Sie hatten kein Recht, ihm das Leben zu nehmen!«

Mit einer Schnelligkeit, die schon vielen seiner Feinde zum Verhängnis geworden war, weil niemand seinem fetten Leib eine derartige Kraft und Geschmeidigkeit zugetraut hätte, sprang der Kriegsherr aus seinem Stuhl auf und setzte Farlane seinen Dolch an die Halsschlagader, noch bevor dieser seinen Satz fertig gesprochen hatte. Das Gesicht des Generals kam bis auf einen Zentimeter an das des Missionars heran, der faulige Wurzelatem drang in Farlanes Nase und erfüllte ihn mit Übelkeit und Angst. Er hatte die heftige Reaktion des Chinesen nicht vorausgesehen und bereute sein unbeherrschtes Verhalten. Er bereute in diesem Augenblick überhaupt alles, was er getan hatte. Dass er diesem Mann jemals geglaubt, jemals vertraut hatte. Aber jetzt kamen Reue und Einsicht zu spät. Ohne eine Miene zu verziehen, bohrte der General die Spitze seines Dolches direkt über Farlanes weißem Kragen in seine weiße Haut. Der Unhold würde ihn hier und auf der Stelle töten! Farlane schloss bibbernd die Augen und betete, dass wenigstens seine Frau und sein kleiner Sohn vom Zorn des Wüterichs verschont bleiben würden.

»Sagen Sie so etwas nie wieder«, knurrte der General mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe hier alle Rechte, verstehen Sie, was ich sage? Ich habe das Recht über Leben und Tod. Auch über Ihr Leben und das Leben Ihrer Familie. Sagen Sie nie, nie wieder, dass Ihnen hier irgendetwas gehört. Ihnen gehört nichts. Nicht einmal Ihr eigener Hals. Haben Sie das verstanden, Sie kleiner heiliger Mann?«

Er setzte den Dolch ab.

An der Klinge sah Farlane einen Tropfen seines eigenen Blutes hinunterrinnen. Seine Hände zitterten, seine Knie und auch seine Seele bebten. In einem fernen Winkel seines Gehirns hörte Farlane eine Stimme, die ihn dazu aufforderte, seine Ehre, seinen Glauben, seine Religion zu verteidigen und zu retten. Aber er konnte es nicht. John Farlane, der erst fünfundzwanzig Jahre alt war, erkannte in diesem Moment, als er sein Blut über den kalten Stahl einer chinesischen Messerklinge laufen sah, dass er zu sehr an seinem Leben hing und nicht bereit war, für seinen Glauben zu sterben. Das zerbrach ihn in einer Sekunde wie einen Strohhalm, und sein Peiniger spürte es.

»Ich habe verstanden«, brachte Farlane hervor.

»Ich habe verstanden - und â¦?«

»Ich habe verstanden, ehrwürdiger Herr General.«

Der Kriegsherr rammte seinen Dolch in einen der mächtigen Holzpfeiler, die das schwere Ziegeldach trugen, und versetzte Farlane so einen Hieb auf die Schulter, dass er zwei Schritte nach vorne stolperte.

»Haben Sie mein Haus mit einem Pinkelloch verwechselt, mein frommer Freund?«, polterte Zhang nun plötzlich frohgemut und deutete mit feistem Lachen auf den dunklen Fleck, der sich auf der Hose des Kirchenmannes ausbreitete. Farlane stand mit gesenktem Haupt da und schluchzte vor Erleichterung und Scham.

»Ich bin etwas verwundert über Sie, heiliger Mann. Sie haben mir doch Ihr Ehrenwort gegeben, dass die Fracht aus dem schönen Amerika noch in diesem Monat in Shanghai eintreffen wird. Aber meine Leute dort warten immer noch vergebens. Sie wissen, dass ich eine beträchtliche Stange Gold und Silber im Voraus bezahlt habe, das ich mir bei den geizigen Blutsaugern leihen musste, die sich Kaufleute schimpfen.«

»Ich bin ganz sicher, dass Ihre Geduld bald belohnt wird«, flüsterte Farlane und wünschte, er hätte sich niemals auf den faulen Handel mit diesem Teufel eingelassen.

Wie oft hatte er gebetet, dass sein ehrgeiziges Vorhaben gelingen möge? Aber nun hatte Gott ihn zurechtgewiesen und ihm gezeigt, dass mit dem Tod unschuldiger Menschen keine Seelen gewonnen werden konnten.

In seinem Hochmut hatte John Farlane, der jüngste...
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Raymond A. Scofield heißt eigentlich Gert Anhalt und ist Reporter beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Viele Jahre hat er für das ZDF aus China und Japan berichtet und zahlreiche Romane und Thriller verfasst, darunter »Der Jadepalast« und »Die Tibet-Verschwörung«. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller: "Der große Lord" - eine Fortsetzung des Klassikers "Der kleine Lord" von Frances Hodgson Burnett.