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Der Killer kommt auf leisen Klompen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
415 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.03.20171. Aufl. 2017
Eine Leiche auf einem Hausboot und die zwielichtige Welt der Reichen und Schönen

Hollands größter Agatha-Christie-Fan, Inspecteur Piet van Houvenkamp, ist einem neuen Verbrechen auf der Spur: In seinem geliebten Middelburg wird in einem Hausboot eine Frau aufgefunden. Sie lächelt, sie ist wunderschön, sie ist nackt. Sie hat nur einen Fehler: Sie ist tot. Der Inspecteur ermittelt unter Hochdruck und gerät dabei in Kreise, von deren Existenz er bislang nichts ahnte. Und schon bald liegen seine Nerven blank - denn natürlich lassen es sich auch die Camper vom Campingplatz »De Grevelinge« mal wieder nicht nehmen, bei den Ermittlungen mitzumischen ...

Der 2. Fall für Piet van Houvenkamp nach 'Der Tod hat eine Anhängerkupplung'.


Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert verschiedene Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Leiche auf einem Hausboot und die zwielichtige Welt der Reichen und Schönen

Hollands größter Agatha-Christie-Fan, Inspecteur Piet van Houvenkamp, ist einem neuen Verbrechen auf der Spur: In seinem geliebten Middelburg wird in einem Hausboot eine Frau aufgefunden. Sie lächelt, sie ist wunderschön, sie ist nackt. Sie hat nur einen Fehler: Sie ist tot. Der Inspecteur ermittelt unter Hochdruck und gerät dabei in Kreise, von deren Existenz er bislang nichts ahnte. Und schon bald liegen seine Nerven blank - denn natürlich lassen es sich auch die Camper vom Campingplatz »De Grevelinge« mal wieder nicht nehmen, bei den Ermittlungen mitzumischen ...

Der 2. Fall für Piet van Houvenkamp nach 'Der Tod hat eine Anhängerkupplung'.


Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert verschiedene Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732540747
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum16.03.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Reihen-Nr.2
Seiten415 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2272099
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

15

»Und warum kann der Herr Henk ten Dracht seinen Tisch nicht abbestellen?«

Wenn Piet jemals in seinem Leben einen Tisch bestellen würde, dann stünde er in der Werkstatt eines Schreiners, oder besser eines Tischlers.

»Das Restaurant heißt Katseveer und ist am Samstagabend aber mal so was von ausgebucht. Wenn du da einen reservierten Tisch kurzfristig stornierst, dann weiß man nie, ob man jemals wieder einen Tisch bekommt. Und genau das will Ten Dracht nicht riskieren, denn das Katseveer hat sechzehn Gault-Millau-Punkte!«

Piet war noch nie ein Fan von feinem Essen gewesen, aber natürlich wusste er, dass »Gault&Millau« so was Ähnliches wie »Michelin« war, dass es Köche gab, die für einen Stern ihre Seele verkauften. Piet wusste das, nur, er konnte es nicht verstehen. Wenn so ein Hering, der die Geschlechtsreife noch nicht erreicht hatte, dem ambitionierten Fischer Ende Mai, Anfang Juni ins Netz ging, wenn der Petrijünger dann die Filets in Salzlake reifen ließ, dann konnte man ein, zwei Wochen später an jedem Fischstand auf Walcheren einen so frischen Matjes genießen, da würde Herrn und Frau Gault&Millau aber das Salzwasser im Mund zusammenlaufen, und zwar ganz ohne Kochmützen und Sterne.

Das »Katseveer« war das einzige Haus weit und breit, ein weißes Flachdachgebäude mit breiter Fensterfront zum Wasser hin, das sich auf den Deich zu ducken schien. Von hier aus ging früher die Fähre nach Kats in Noord-Beveland, damals, als man noch Fähren brauchte, also bevor der Niederländer seine Leidenschaft fürs Poldern, fürs Dämme- und Brückenbauen, entdeckte.

Annemieke und Piet gingen eine Treppe hoch bis zu dem auf dem Deich gelegenen Restaurant.

Ein junger Mann in Jeans, Hemd und Hosenträgern empfing sie und sagte: »Meneer Ten Dracht ist schon da!«

Und Meneer Ten Dracht hatte sie auch schon gesehen. »Hoi, Annemieke! Goedenavond, Inspecteur!« Der Gerichtsmediziner tupfte sich mit der Serviette den Mund, faltete sie, legte sie sorgfältig auf den Tisch und kam mit offenen Armen auf sie zu ⦠auf Annemieke zu.

Ten Dracht hatte einen Tisch am Fenster, und selbst Piet musste sich eingestehen, der Blick über die Oosterschelde war großartig.

Uralte Poller, die dereinst zu hohe Wellen in die Schranken weisen sollten, verwitterte Planken und rundgewaschene Kieselsteine führten die Landschaft auch im Inneren des Restaurants fort.

Als Henk ten Dracht für Annemieke den Stuhl zurückzog, beäugte Piet argwöhnisch dessen Körpermitte. Angesichts solcher Restaurantbesuche hätte sich dort auch gern ein wenig mehr Bauchfett ansiedeln dürfen, aber Henk war schlank oder drahtig bis trainiert. Genaueres war unter dem dunkelblauen Jackett nicht auszumachen. Er trug keine Krawatte, ein gestreiftes Hemd und Jeans, eine runde Hornbrille sollte wohl den Akademiker betonen. Diese Beschreibung war natürlich unfair, aber Piet war nun mal gern unfair. Und Ten Dracht war auch erst dreiundvierzig. In dem Alter hatte auch der Inspecteur noch jede Frietjes speciaal mühelos kompensieren können.

»Als Vorspeise kann ich den auf der Haut gebratenen Kabeljau mit Artischocke und Lamsooren an Chicoréeschaum empfehlen, großartig! Und dann vielleicht den zeeländischen Lammrücken mit Aubergine, Aprikose, Kümmel und Brennnessel!«

Es widerstrebte Piet natürlich, einer Empfehlung von Ten Dracht zuzustimmen, aber er liebte Kabeljau, und er war seit jeher der größte lebende Lamsooren-Fan weltweit. Lamsooren, die Strandaster, einfach ein wunderbares Gemüse, man muss nicht mehr groß salzen, das hat die Nordsee schon erledigt, weil die Lamsooren halt am Meer wachsen, und das schmeckt man auch. Und wenn man schon mal Lamsooren aß, durfte der passende Rücken nicht fehlen. Er bestellte den Kabeljau und den Lammrücken, dankte dem Gerichtsmediziner für die Empfehlung, dem Geldautomaten dafür, dass er ihm heute Morgen im Weg stand, und dem Kellner für die Bereitschaft, ihm zur Vorspeise ein Bier zu servieren.

»Können wir dann mal über den Fall sprechen?« Piet gefiel das Restaurant wider Erwarten, der Kellner war angenehm, das Essen drohte ihm zu schmecken, aber nun war ihm daran gelegen, die Atmosphäre nicht zu sehr ins Private abrutschen zu lassen.

»Nein.«

Also, das musste man ihm lassen. Ten Dracht redete nicht drumrum.

»Henk will bestimmt erst einmal das Essen genießen, nicht wahr?« Annemieke hätte es mit ihren diplomatischen Fähigkeiten sicher auch im Außenministerium weit gebracht.

Ten Dracht war kein Diplomat. »Nein. Piet, Sie sind doch nicht auch einer dieser Ermittler, die vom Pathologen detaillierte Ergebnisse erwarten, bevor diesem auch nur die allerersten Untersuchungen vorliegen. Sie kennen meine Historie. Ich bin Wissenschaftler, ich habe jahrelang an der Universität gearbeitet, bevor ich mich für die Polizeiarbeit entschieden habe. Und als Wissenschaftler widerstrebt es mir zutiefst, im Kaffeesatz zu lesen.«

»Warum haben Sie dann dieses Treffen vorgeschlagen?«

Ten Dracht lehnte sich ein bisschen zu genüsslich zurück. »Zunächst einmal habe nicht ich dieses Treffen vorgeschlagen, Annemieke bat um ein Gespräch. Des Weiteren ist das Restaurant erstklassig, man setzt hier sehr auf regionale Produkte, und die Küchenmannschaft verfügt sowohl über Kreativität als auch über hervorragende handwerkliche Fähigkeiten. Ja, und ich dachte, es wäre für unsere zukünftige Arbeit zielführend, wenn wir uns ein bisschen besser kennenlernten.«

Annemieke hatte den von Ten Dracht angebotenen Rotwein abgelehnt, sie blieb beim Wasser. Der Hosenträgerkellner servierte es und brachte auch Piets Bier, was diesen milder stimmte und auch ablenkte, weil er sich augenblicklich wieder auf das Zusammentreffen von entzündetem Zahn und kaltem Getränk konzentrierte.

Annemieke nutzte die entstandene Pause: »Da sind wohl alle Pathologen gleich?«

»Nein, bei uns ist es wie in jedem anderen Berufsstand auch. Es gibt Fachleute, und es gibt Schwätzer. Ich wollte nie ein Schwätzer sein.«

Oh nein! Piet bemerkte in Annemiekes Augen mehr als nur Respekt. Er hätte auch noch Bewunderung der fachlichen Fähigkeiten akzeptiert, aber nein! Der Idiot gefiel ihr.

Piet hatte einen halben Schluck Heineken einigermaßen schmerzfrei Richtung Speiseröhre balanciert.

»Gut, dann mal ganz ohne Kaffeesatz. In den letzten dreißig Jahren habe ich schon einige Leichen gesehen. In diesem Fall war alles anders. Können Sie mir zustimmen, oder besser, wollen Sie mir zustimmen?«

Ten Dracht rückte seinen Stuhl am Fenster zurecht, um Piet besser ansehen zu können. »Natürlich kann ich das. Sehen Sie, im Österreichischen, speziell im Wienerischen, da spricht man von einer Schönen Leich . Gemeint ist damit eigentlich ein pompöses Begräbnis, ein teurer Leichenschmaus, ein Mausoleum auf dem Zentralfriedhof. Der Wiener wollte auch im Tod noch glänzen, aber es gibt dort auch das schöne Sprichwort: Was nützt dir a schöne Leich, wenn man selber der Tote ist! «

Annemieke bemerkte: »Nun, hier haben wir es sowieso mit einer schönen Leiche zu tun. Auf Mausoleum und Leichenschmaus können wir wohl verzichten. Das meinst du auch, Piet, oder?«

Drei kleine Teller wurden gebracht. Piet brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, dass es sich um das Amuse-Gueule handelte.

Hosenträgermann erklärte kurz die Zusammensetzung: »Ein kleiner Gruß aus der Küche. Hier haben wir pochiertes Wachtelei auf Zeekraal und Spinat!«

Jawoll, regionale Produkte, Eier von den vielen frei laufenden Wachteln, die in den zeeländischen Dünen ihr Unwesen trieben. Doch schon der erste Bissen vertrieb sämtliche spöttischen Gedanken. War - das - gut! Viel mehr als ein Bissen war es auch nicht, die Portion war zu klein, aber so ist das nun mal, wenn die Küche grüßt.

Ten Dracht kam auf Piets Frage zurück: »Mein erster Gedanke beim Anblick der Toten war natürlich: Hier stimmt was nicht! Aber das ist ja der Grund, warum ich nicht mehr sagen will, ohne dass sämtliche Tests durchlaufen sind. Ich werde mich morgen wohl den ganzen Tag mit Frau Van Zwamen beschäftigen, und am Montagmorgen um sieben Uhr kann ich eine fundierte Analyse liefern, sehr wahrscheinlich kann ich Ihnen dann sagen, was da nicht stimmte, aber jetzt kann ich das noch nicht.«

Piet beschäftigte sich wieder mit der Fließrichtung von kühlem Heineken. Es machte eh keinen Sinn, an dieser Stelle würden sie hier nicht weiterkommen.

Annemieke lenkte das Gespräch in neutralere Gefilde: »Sie sind ein anerkannter Spezialist für Humanbiologie, eine der Koryphäen Ihres Fachs. Warum haben Sie die Hochschule in Nijmegen verlassen?«

Oh. Piet spürte sofort, dass Ten Dracht sich nun unwohl fühlte.

Er sah auf seine Armbanduhr, eine relativ kleine goldene Uhr, obwohl er sicher genau wusste, wie spät es war. Er schaute einen Moment aus dem Fenster, dann sagte er: »Langeweile?« Er ließ einige Sekunden vergehen. »Ich hatte alles gesehen. Ich bin jetzt über vierzig. Wenn man nichts Neues mehr lernt, wird man alt.«

Keine ehrliche Antwort. Vielleicht war da was Wahres dran, aber Piet wusste, das war nicht die ganze Wahrheit.

»Wissenschaft darf nie den Kontakt zur Realität verlieren, jedes Modell ist nur so gut wie die Problemlösung, die es ermöglicht.«

Ach ja, richtig, er wollte nie ein Schwätzer sein.

Hosenträgermann und zwei Kolleginnen in dunkelblauen Kleidern brachten die Vorspeise. Es duftete verführerisch. Die Portionen waren übersichtlich.

Der Kellner erklärte: »Zweimal der Kabeljau auf Lamsooren mit...

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Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert verschiedene Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland.
Der Killer kommt auf leisen Klompen

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