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Mieses Spiel um schwarze Muscheln

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
415 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.02.20211. Aufl. 2021
Inspecteur Piet van Houvenkamp genießt die Ruhe beim Angeln, den einen oder anderen Hornhecht hat er schon erwischt. Aber der Angler neben ihm scheint mehr Glück zu haben. Leider stellt sich schnell heraus, dass es sich bei dessen Fang nicht um einen Fisch handelt, sondern um eine Leiche. Es ist Jacobus Schouten, ein Muschelfischer, ertrunken, in einen Jutesack eingenäht. Das sieht nicht nach Selbstmord aus. Nein, das ist ganz klar Mord! Und Verdächtige gibt es sofort eine ganze Menge ...


Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert diverse Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland und liebt Camping.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
HörbuchCD-ROM
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextInspecteur Piet van Houvenkamp genießt die Ruhe beim Angeln, den einen oder anderen Hornhecht hat er schon erwischt. Aber der Angler neben ihm scheint mehr Glück zu haben. Leider stellt sich schnell heraus, dass es sich bei dessen Fang nicht um einen Fisch handelt, sondern um eine Leiche. Es ist Jacobus Schouten, ein Muschelfischer, ertrunken, in einen Jutesack eingenäht. Das sieht nicht nach Selbstmord aus. Nein, das ist ganz klar Mord! Und Verdächtige gibt es sofort eine ganze Menge ...


Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert diverse Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland und liebt Camping.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586424
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.02.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.3
Seiten415 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420604
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4.

Es war Samstagnachmittag, es war 16:34 Uhr, die Zeit, in der normalerweise Passagiere mit Fensterplatz in Flugzeugen nach Rotterdam oder Antwerpen an der Küste Ameisenkolonien beobachten können, die an regelmäßig verteilten Engpässen zusammenstreben, um sich danach auf das Binnenland zu verteilen.

Am Pier in Westkapelle war dem heute nicht so. Die Ameisen sammelten sich zwar an diesem Engpass, aber die Verteilung fand nicht statt. Infolgedessen kam es natürlich zu Staus auf den Zugangswegen, die Haufenbildung war aus einer Höhe von achtzehntausend Fuß bestimmt spannend anzuschauen.

Rund um den Pier war ein weißer Sichtschutzzaun aufgebaut worden. Er sollte potenzielle Gaffer vom Gaffen abhalten, aber es gaffte ja niemand. Nein, man hatte halt am Strand noch etwas zu tun. Die Strandpaviljoens in der Nähe verkauften so viel Eis wie zuvor nicht in zwei Jahren, man ging hinter diesem weißen Sichtschutzzaun so auf und ab, weil man noch irgendwas vergessen hatte, weil noch ein Familienmitglied fehlte, weil man sich noch die Beine vertreten musste, irgendwas, aber gaffen? Nein, Gaffer waren da keine!

Annemieke hatte ganze Arbeit geleistet. Die Agenten Jannis Munniks und Remco Jonker hatten den Fundort der Leiche weiträumig abgeriegelt. Bernadien d Hondt, die Chefin der Spurensicherung, hatte ihre Mannschaft auf, unter, neben, über, vor und hinter dem Pier in Stellung gebracht. Thijs Joziasse, der Polizeifotograf, brauchte zum ersten Mal bei einem Einsatz kein Blitzlicht, wenn Piet sich recht erinnerte, und Henk ten Dracht, der promovierte Pathologe, wäre selbst aus dem Flugzeug heraus unter all den Ameisen als Gerichtsmediziner zu erkennen gewesen, so unpassend war er gekleidet. Er trug einen blauen Blazer zur beigefarbenen Chino. Damit passte er an den Strand in etwa so perfekt wie die weiße Frau aus der Raffaello-Reklame auf den Fischmarkt in Vlissingen.

Piet würde ihn jetzt gern mit Fragen nerven, die Henk sicher nicht beantworten würde. Das machte aber nichts, denn Piet genoss es manchmal, sich in Vorurteilen bestätigt zu sehen.

Er bekam aber gar nicht die Chance, weil sich der Bürgermeister von Westkapelle, ein gewisser Johan Veenstra, gerade drohend vor ihm aufbaute. Die Drohgebärde wurde durch die Körpergröße des Bürgermeisters ad absurdum geführt, denn er stand zwar sehr grimmig vor dem Inspecteur, sein Scheitel jedoch erreichte dessen Kinn nur mit Mühe.

»Ich fordere ultimativ, dass Sie den Strand sofort freigeben, sobald Ihre Arbeit hier beendet ist!«

Piet überlegte noch, ob er diesen Politschnösel einfach nur anschnauzen sollte oder ob man ihn nicht auch einfach ins Meer schmeißen könnte, und zwar vom Pier aus, im hohen Bogen, da stand Annemieke plötzlich neben ihm und richtete freundlich eine Frage an den Bürgermeister.

»Wann läuft das Ultimatum ab?«

»Welches Ultimatum?«

»Nun, Sie haben ja ultimativ gefordert, und da möchte ich nur in Erfahrung bringen, wann Ihr Ultimatum abläuft.«

»Ähm, ich habe doch gesagt, dass Sie den Strand sofort freigeben sollen, wenn Ihre Arbeit hier beendet ist. Aber wann ist denn Ihre Arbeit beendet, verdammt noch mal?! Es geht hier um den Tourismus, und das ist unsere wichtigste Einnahmequelle!«

Piet schaute nun freundlich auf den Kommunalpolitiker herunter, vielleicht schaute er auch ein bisschen auf ihn herab, aber dann ritt ihn irgendein Teufel, und er sagte: »Ich denke, in zwei, drei Wochen sind wir sicher fertig!«

Der Eyjafjallajökull kurz vor dem Ausbruch, ein Schnellkochtopf kurz vor dem Siedepunkt, selbst das Rumpelstilzchen im berühmten Märchen der Gebrüder Grimm vermittelten nicht annähernd ein Bild von der Aufregung des Johan Veenstra.

Er tobte, er sprang, und er schrie schon fast heiser: »Hier geht es um den Tourismus!«

»Hier geht es um einen Mordfall!«, sagte Piet und schob den Politzwerg zur Seite.

Und dann ging er einfach, der gute Meneer Veenstra.

Er würde wohl gleich der Zeitung mitteilen, dass er der Polizei völlig freie Hand gelassen habe und dass man bitte auf touristische Zwänge keinerlei Rücksicht nehmen solle, schließlich ginge es hier um einen Mordfall. Wenn das morgen so in der Zeitung stehen würde, würde Piet van Houvenkamp sich sehr freuen, bekanntlich genoss er es manchmal, sich in Vorurteilen bestätigt zu sehen.

Er hatte nun die Stelle erreicht, die von der weißen Sichtschutzwand vor all den Gaffern, die nicht gafften, geschützt war, da, wo der Zinksarg abgestellt war, wo die Leiche lag, wo Henk ten Dracht gerade aufgestanden war.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, Piet, bitte fang damit nicht an. Morgen habe ich ihn auf dem Tisch, und morgen weiß ich Genaueres.«

»Ich will ja gar nichts Genaueres wissen, nur so ungefähr! Wann, wo und von wem? Das würde mir eigentlich reichen!«

» Wann ist schon mal das erste Problem. Den Todeszeitpunkt von Wasserleichen schätzen? Ganz ehrlich, ich bin schon wirklich gut, aber das kann ich nicht. Sechsunddreißig bis achtundvierzig Stunden vielleicht, aber viel näher eingrenzen kann ich das auf den ersten Blick nicht.«

»Gibt es irgendwelche äußeren Zeichen, die darauf hindeuten, woran er gestorben ist?«

Henk zögerte. »Also im Moment â¦« Dann grinste er, oder er war verärgert, schlecht zu sagen, auf jeden Fall sagte er: »Verdammt, jetzt spiele ich dein Spielchen doch schon wieder mit. Morgen Vormittag habe ich ihn auf dem Tisch, und gegen 14 Uhr kann ich dir was Genaueres sagen.«

»Und warum erst morgen Vormittag?«

»Weil ich jetzt Feierabend habe. Ich bin natürlich ständig zu Überstunden bereit, aber gerade heute habe ich eine wichtige Verabredung, und sei ehrlich: Ob ich ihm heute Nacht den Brustkorb aufsäge oder morgen früh, das spielt eigentlich keine Rolle, oder?«

»Morgen, 14 Uhr?«

»Morgen, 14 Uhr!«

Annemieke war barfuß, wahrscheinlich hatte sie irgendwelche Pumps in irgendeine Ecke gekickt. Sie trug einen blauen Hosenanzug. Auch ihre Kleidung passte also nicht wirklich an den Strand, aber Annemieke war einer dieser glücklichen Menschen, die tragen konnten, was sie wollten. Wäre sie im Pyjama in der Oper erschienen, würde das Publikum noch am nächsten Morgen vom wunderbaren Seidenanzug dieser großen, schlanken Dame mit den kurzen Haaren schwärmen.

»Weißt du schon irgendwas über die Identität dieses Mannes?«, fragte Piet.

Annemieke antwortete: »Nein, Ausweise, Führerschein oder sonstige Dokumente haben wir bisher nicht gefunden. Wir prüfen die Vermisstenanzeigen der letzten drei Tage in der kompletten Umgebung. Aber bisher Fehlanzeige!«

»Du kannst ja gleich noch mal â¦«, sagte Piet, aber Annemieke unterbrach ihn: »Nee, das mache ich morgen früh, ich habe heute noch eine wichtige Verabredung.«

Manchmal, ganz selten, gab es diese Momente, in denen es Piet van Houvenkamp ganz entschieden auf den Sack ging, wenn er sich in Vorurteilen bestätigt sah.

Zwei Männer trugen den Zinksarg weg.

Bernadien d Hondt kam auf ihn zu. Sie pellte sich aus ihrem weißen Overall aus Papier, oder was das auch immer für ein Material war.

»Mann, das Mistzeug klebt dir an allen Körperstellen bei dem Wetter!«

»Und, irgendwas gefunden?«

»Nee, wie auch? Kopf und Oberteil des Rumpfes steckten in einem Jutesack. Da, wo der Angler mit dem Messer herumgefuhrwerkt hatte, war ein Ellbogen herausgerutscht. Was das für ein Jutesack war, wissen wir noch nicht. Aber so etwas wie Fingerabdrücke kannst du getrost vergessen, erstens wegen des Materials Jute, und dann hat er ja schon einige Zeit im Wasser gelegen. Die Taucher haben an der Fundstelle alles gefunden, was man an einem Pier in der Nähe eines Touristenstrandes so findet, und nichts, was wir in diesem Falle brauchen könnten.«

»Dann bist du also zum ersten Mal in deinem Leben an einen Tatort geeilt und hast nicht eine einzige Spur gefunden«, sagte Thijs Joziasse, der Polizeifotograf, der sich zu den beiden gestellt hatte.

»Tja, sieht wohl so aus!« Bernadien war nun komplett aus dem Overall gestiegen und wandte sich zum Gehen. »Ist sonst noch was?«

Piet sagte: »Geh nur! Wenn dir noch irgendwas auffällt, dann gib mir Bescheid!«

Er schaute rüber zum Pier. Was er sah, glich einem in Auflösung begriffenem Filmset, nachdem das Aufnahmelicht verloschen, die letzte Klappe gefallen war. Auch der Sichtschutzzaun wurde zusammengepackt.

Agent Munniks versuchte, sich unbemerkt an Piet vorbeizuschlängeln, aber es gelang ihm nicht.

»Munniks?«

»Ja, Chef?«

»Da oben auf dem Pier stehen noch mein Angelzeug und ein blauer Eimer mit vier Hornhechten. Legst du das Zeug bitte in mein Auto, und bringst die Fische zu Robert in den Zeerover !«

»Schlüssel?«

»Welcher Schlüssel?

»Na, dein Autoschlüssel!«

»Der Wagen ist offen, das Schloss ist schon seit acht Jahren kaputt!«

»Das musst du mal reparieren lassen«, sagte Munniks, dann trollte er sich zum Pier.

Thijs hüstelte gekünstelt, um anzudeuten, dass er immer noch da war.

»Und?«

»Vielleicht habe ich was«, sagte Thijs.

Piet sah ihn verdutzt an. »Du? Hast du zufällig den Täter fotografiert?!«

»Nein, aber ich glaube, ich weiß, wer das ist.«

»Der Täter?«

»Nein, die Leiche, der tote Mann!«

»Das wär ja mal was. Wir wissen bisher noch gar nichts über die Identität. Also, spuck s aus! Wer ist es?«

»So einfach ist das nun...

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Bernd Stelter, Jahrgang 1961, ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten. Zehn Jahre lang war er Teil der 7 Köpfe auf RTL, ebenso lang moderierte er die beliebte WDR-Spielshow NRW-Duell. Außerdem tourt er mit seinen Kabarettprogrammen durch Deutschland und moderiert diverse Fernsehsendungen. Bernd Stelter lebt in der Nähe von Köln, ist aber so oft wie möglich in Holland und liebt Camping.
Mieses Spiel um schwarze Muscheln

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