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Domina

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.20171. Auflage
Judith Rashleigh hat ihr Ziel erreicht: den Aufstieg von der machtlosen Assistentin eines Auktionshauses zur international erfolgreichen Kunsthändlerin. Zwar ist sie dabei über Leichen gegangen, aber ihr neues Leben als begehrte Galeristin in Venedig ist genau das, wovon sie immer geträumt hat. Und die pikanten Dienste, die hinter den verschlossenen Türen der High Society angeboten werden, sind ganz nach Judiths Geschmack. Doch schon bald wird ihre Vergangenheit sie einholen - und einmal mehr spielt Judith Rashleigh mit dem heißen, zügellosen Feuer ...

L.S. Hilton wuchs in Nordengland auf, studierte Englische Literatur in Oxford und anschließend Kunstgeschichte in Paris und Florenz. Danach zog es sie nach Key West, New York, Paris und Mailand, wo sie als Journalistin, Kunstkritikerin und Rundfunksprecherin arbeitete. Vor Kurzem ist sie nach England zurückgekehrt. Sie lebt mit ihrer Tochter in London.
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Produkt

KlappentextJudith Rashleigh hat ihr Ziel erreicht: den Aufstieg von der machtlosen Assistentin eines Auktionshauses zur international erfolgreichen Kunsthändlerin. Zwar ist sie dabei über Leichen gegangen, aber ihr neues Leben als begehrte Galeristin in Venedig ist genau das, wovon sie immer geträumt hat. Und die pikanten Dienste, die hinter den verschlossenen Türen der High Society angeboten werden, sind ganz nach Judiths Geschmack. Doch schon bald wird ihre Vergangenheit sie einholen - und einmal mehr spielt Judith Rashleigh mit dem heißen, zügellosen Feuer ...

L.S. Hilton wuchs in Nordengland auf, studierte Englische Literatur in Oxford und anschließend Kunstgeschichte in Paris und Florenz. Danach zog es sie nach Key West, New York, Paris und Mailand, wo sie als Journalistin, Kunstkritikerin und Rundfunksprecherin arbeitete. Vor Kurzem ist sie nach England zurückgekehrt. Sie lebt mit ihrer Tochter in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492975025
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum02.05.2017
Auflage1. Auflage
ReiheMaestra
Reihen-Nr.02
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2177 Kbytes
Artikel-Nr.2348243
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Acht Wochen zuvor â¦

Während ich mich anzog, hörte ich Cole Porters Miss Otis Regrets, in der Version von Ella Fitzpatrick. Sie brachte mich immer zum Lächeln. Ich hatte das Schlafzimmer meiner Wohnung am Campo Santa Margherita in ein Ankleidezimmer umgewandelt und Molteni-Schränke mit Glastüren hineingestellt, sodass meine Schuhe, Taschen, Schals und Kleider und Jacken immer alle schön sichtbar waren. Auch das brachte mich zum Lächeln. Die Wohnung lag im Hochparterre, und von den Fenstern blickte man auf den Platz mit seinem alten Fischmarkt und dem Pflaster aus weißen Steinen.

Im Wohnzimmer hatte ich eine Wand herausbrechen lassen, um einen einzigen großen Raum zu schaffen. Am Fuß meines Bettes stand auf einem dicken grünen Marmorsockel die Badewanne, vor einem der drei Bogenfenster. Mein Badezimmer, das mit antiken persischen Kacheln gefliest war, hatte ich hinter dem Ankleidezimmer an die Stelle bauen lassen, wo sich vorher ein Treppenhaus befunden hatte. Das war eine der vielen Freuden der Wohnung von Elisabeth Teerlinc. Der Architekt hatte so einiges in seinen Bart geknurrt, von wegen Stützbalken und Genehmigungen, aber in den neun Monaten, die ich inzwischen in Venedig war, hatte ich festgestellt, dass man mit sündiger Währung so einiges möglich machen konnte. Die Bilder, die ich in Paris erworben hatte - den Fontana, das Gemälde Susanna und die beiden Alten sowie die Cocteau-Zeichnung -, hatte ich aufgehängt und noch ein modernes Stück, ein kleines Werk ohne Titel von Agnes Martin in Weiß mit wolkengrauen Linien, das ich über Paddle8, das Online-Auktionshaus in New York, gekauft hatte. Meine anderen französischen Werke hatten mich ebenfalls hierherbegleitet, mit Ausnahme der kopflosen Leiche von Renaud Cleret, die sich in einer zugenagelten Kiste in einem Lagerraum für Kunstwerke in der Nähe des Château de Vincennes befand. Mal ganz abgesehen davon, was der Architekt dachte - ich machte mir ab und zu tatsächlich Sorgen um Lecks.

Die handgeschriebene Einladung zu meiner ersten Ausstellung steckte an einer Ecke meines Spiegels. Elisabeth Teerlinc hat die Ehre, Sie in die Gentileschi Gallery zu bitten â¦ Ich überflog die Worte noch einmal, während ich mir die Haare hochsteckte. Ich hatte es geschafft. Ich war jetzt Elisabeth. Judith Rashleigh war für mich nicht einmal mehr ein Phantom, kaum mehr als ein Name auf dem unbenutzten Pass, der in meiner Schreibtischschublade lag.

Ich ließ die Hand über die ordentlich aufgehängten Kleider gleiten, genoss die Glätte von Jersey und das geschmeidige Gewicht guter Seide. Für die Ausstellungseröffnung hatte ich mir ein tailliertes tiefschwarzes Kleid von Figue aus Shantungseide ausgesucht. Am Rücken wurde es mit winzigen türkis-goldenen Knöpfen geschlossen und war im Stil eines traditionellen chinesischen Kleides gehalten. Die Farbe des Stoffes glühte, als ich ihn zwischen den Fingern drehte. Ich setzte auf den strengen Look der traditionellen Galeristin, aber irgendwo tief in meinem Innersten steckte ein kleines Einhorn, das ungeduldig die Mähne schüttelte. Ich schenkte meinem Spiegelbild ein leises Lächeln. Liverpool war weit, weit weg.

Einer der kurzlebigen Jobs meiner Mutter war eine Putzstelle in der Nähe von Sefton Park, in dieser selbstbewussten viktorianischen Enklave aus Bäumen und Glashäusern in Zentrumsnähe, drei Busse von unserer Wohnsiedlung entfernt. Eines Tages, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, stellte ich bei Schulschluss fest, dass ich meinen Hausschlüssel vergessen hatte, und ich beschloss, meine Mutter an ihrer Arbeitsstelle aufzusuchen.

Die Häuser waren riesig, bestanden aus unzähligen roten Ziegeln und Erkerfenstern. Ich drückte mehrmals auf die Klingel, aber niemand machte auf, deswegen probierte ich es an der Klinke, und tatsächlich war die Tür nicht abgeschlossen. Im Flur roch es nach Möbelpolitur und ganz leicht nach Blumen, die Bodendielen waren nackt bis auf ein helles Teppichviereck, und der Raum zwischen den Türen und dem ausladenden, geschwungenen Treppenhaus war mit Regalen voll dicker, schwerer Bücher gefüllt. Es war so still. Sobald ich die Tür leise hinter mir zugemacht hatte, hörte ich kein Summen von Fernsehern, kein Stakkatogeschrei von streitenden Paaren oder spielenden Kindern, keine laufenden Motoren oder raufende Haustiere. Nur â¦ Stille. Ich hätte gern die Hand ausgestreckt und die Buchrücken berührt, doch ich wagte es nicht. Noch einmal rief ich nach meiner Mutter, und sie erschien in dem Trainingsanzug, den sie immer anzog, wenn sie putzen ging.

»Judith! Was machst du denn hier? Ist alles in Ordnung?«

»Ja. Ich hab bloß meinen Schlüssel vergessen.«

»Du hast mich zu Tode erschreckt! Ich dachte, es wäre ein Einbrecher.« Sie rieb sich müde übers Gesicht. »Du musst etwas warten. Ich bin noch nicht fertig.«

Am Fuß der Treppe stand ein breiter Stuhl und daneben eine große Lampe. Ich knipste die Lampe an, und der Raum verdichtete sich, schimmerte um mich herum, ganz still und privat. Ich schüttelte meinen Rucksack von den Schultern und stellte ihn ordentlich unter den Stuhl, dann ging ich wieder an die Regale. Ich glaube, ich suchte das Buch aus, weil mir die Farbe des Rückens gefiel, ein knalliges Rosa, von dem sich der Titel in Goldbuchstaben abhob. Vogue, Paris, 40 ans, stand dort. Es war ein Modebuch mit Abbildungen von Frauen, die außergewöhnliche Kleider und Schmuck trugen und deren Gesichter perfekte Make-up-Masken waren. Langsam blätterte ich um, ganz gebannt von den prächtigen, erlesenen Farben. Ein Bild zeigte eine Frau in einem hellblauen Ballkleid mit riesigem Rockteil, die durch den Straßenverkehr rannte, als würde sie ihrem Bus hinterherlaufen. Hingerissen blätterte ich weiter und schaute, blätterte weiter und schaute.

Mir war gar nicht bewusst, wie viel Zeit vergangen war, bis ich auf einmal merkte, dass ich schrecklichen Hunger hatte. Ich rappelte mich hoch und legte das Buch behutsam auf die Sitzfläche des Stuhls, als jäh die Tür aufflog. Ich fuhr zusammen und stand leicht geduckt und mit schuldbewusster Miene da.

»Was machst du hier?« Die scharfe Stimme einer Frau, mit einem Unterton von Angst.

»Entschuldigung. Es tut mir leid. Ich bin Judith. Ich hab meinen Hausschlüssel vergessen. Ich warte hier auf meine Mum.« Ich deutete mit einer vagen Geste zur Tür, die meine Mutter vor gefühlten Stunden geschluckt hatte.

»Ah. Verstehe. Ist sie noch nicht fertig?«

Sie bedeutete mir, ihr durch einen Gang in den rückwärtigen Teil des Hauses zu folgen, der sich zu einer großen, gemütlichen Küche öffnete.

»Hallo?«

Hinter dem Tisch stand ein Sofa, dessen bunte Kissen auf dem Boden lagen und meiner Mum Platz gemacht hatten.

»Hallo?«

Ich glaube, ich hatte die Weinflasche auf dem Boden noch vor ihr entdeckt, doch der resignierte Ton, den die Dame des Hauses angeschlagen hatte, verriet mir, dass dies nicht das erste Mal war. Meine Mutter musste den Wein aus dem Kühlschrank stibitzt haben.

»Hab mich nur mal kurz hingelegt.«

Ich erglühte in kalter Scham. Die Dame ging zum Sofa und half meiner Mutter, sich aufzusetzen, energisch, aber nicht unfreundlich.

»Wir haben schon mal darüber gesprochen, oder? Es tut mir leid, aber ich denke, Sie waren heute zum letzten Mal hier, meinen Sie nicht auch? Ihre Tochter ist hier.« Ihrem Tonfall war anzumerken, dass ich ihr leidtat.

»Entschuldigung, ich hab mich nur â¦« Mum zupfte an ihrem Trainingsanzug und versuchte, sich zu rechtfertigen.

»Schon gut.« Jetzt schon etwas strenger. »Aber Sie sollten jetzt besser gehen. Bitte holen Sie Ihre Tasche, und ich bringe Ihnen Ihr Geld.« Sie war überhaupt nicht gemein, das war es ja gerade. Ihr war das, was sie da tat, sichtlich unangenehm, und ihr kontrollierter, professioneller Ton sollte ihr Unbehagen kaschieren und uns auf die Straße hinausschieben, wo wir unsere Garstigkeiten untereinander ausmachen konnten.

Ich ging zurück und stellte mich mit der Schultasche neben die Tür. Ich wollte gar nicht mehr zuhören. Als die Dame meiner Mutter zwei Zwanzig-Pfund-Scheine gab, muss sie gesehen haben, dass meine Augen wieder zu dem Buch wanderten.

»Möchtest du das vielleicht mitnehmen? Als kleines Geschenk?« Sie drückte es mir in die Hand, ohne mich anzuschauen. Sie gab es mir, als wäre es nichts.

»Blöde Kuh«, murmelte meine Mutter, während sie mich zur Bushaltestelle schleifte.

Als wir irgendwann zu Hause waren, gab sie mir ihren Schlüssel und stieg vor mir aus, an der Haltestelle neben der Kneipe. Ich dachte mit Nervosität an die vierzig Pfund. Von denen würden wir so schnell nichts mehr sehen. Ich machte mir Bohnen auf Toast und zog dann das Buch aus der Tasche. Innen stand der Preis - sechzig Pfund. Sechzig Pfund für ein Buch. Und die Dame hatte es einfach so verschenkt. Ich verstaute das Buch sorgfältig unter meinem Bett, und im Laufe der nächsten Zeit schaute ich es mir so oft an, dass ich die Namen der Fotografen und Modedesigner bald auswendig kannte. Der Haken war nicht der, dass ich die Kleider unbedingt hätte haben wollen. Ich dachte mir nur, wenn man zu den Leuten gehörte, die solche Kleider hatten, würde man sich anders fühlen. Wenn man solche Sachen besaß, konnte man sich aussuchen, wer man sein wollte, jeden Tag aufs Neue. Man konnte sein Inneres durch sein Äußeres bestimmen.

Ich rieb meine High Heels kurz mit dem Schuhbeutel ab, bevor ich hineinschlüpfte. Vielleicht hatte Elisabeth Teerlinc nur eines mit Judith Rashleigh gemeinsam: Sie beschäftigte kein...

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L.S. Hilton wuchs in Nordengland auf, studierte Englische Literatur in Oxford und anschließend Kunstgeschichte in Paris und Florenz. Danach zog es sie nach Key West, New York, Paris und Mailand, wo sie als Journalistin, Kunstkritikerin und Rundfunksprecherin arbeitete. Vor Kurzem ist sie nach England zurückgekehrt. Sie lebt mit ihrer Tochter in London.