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Inherit the Bones - Böse Lügen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am16.02.20182. Auflage
Der Tote von Cedar Valley.

Cedar Valley, Colorado, ist ein kleiner idyllischer Skiort. Ausgerechnet hier wird in einem Wanderzirkus ein Clown ermordet. Die schwangere Polizistin Gemma Monroe nimmt sich der Sache an, die gleich eine unerhörte Wendung erfährt: Der Tote ist der Sohn des Bürgermeisters, der vor drei Jahren in einen reißenden Fluss stürzte und für tot erklärt worden war. Je intensiver Gemma ermittelt, desto rätselhafter wird diese Angelegenheit. Bis sie erfährt, dass der Tote sich vor seinem Verschwinden mit einem dreißig Jahre alten Mordfall beschäftigt hat ...

Eine Heldin wie aus dem Film 'Fargo' - menschlich und hochintelligent.

Dieses E-Book erschien ursprünglich unter dem Titel 'Die Totenflüsterin'.



Emily Littlejohn wurde in Southern California geboren und wohnt nun in Colorado. Sie lebt dort mit ihrem Mann und ihrem betagten Hund.
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Produkt

KlappentextDer Tote von Cedar Valley.

Cedar Valley, Colorado, ist ein kleiner idyllischer Skiort. Ausgerechnet hier wird in einem Wanderzirkus ein Clown ermordet. Die schwangere Polizistin Gemma Monroe nimmt sich der Sache an, die gleich eine unerhörte Wendung erfährt: Der Tote ist der Sohn des Bürgermeisters, der vor drei Jahren in einen reißenden Fluss stürzte und für tot erklärt worden war. Je intensiver Gemma ermittelt, desto rätselhafter wird diese Angelegenheit. Bis sie erfährt, dass der Tote sich vor seinem Verschwinden mit einem dreißig Jahre alten Mordfall beschäftigt hat ...

Eine Heldin wie aus dem Film 'Fargo' - menschlich und hochintelligent.

Dieses E-Book erschien ursprünglich unter dem Titel 'Die Totenflüsterin'.



Emily Littlejohn wurde in Southern California geboren und wohnt nun in Colorado. Sie lebt dort mit ihrem Mann und ihrem betagten Hund.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841214171
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.02.2018
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2557 Kbytes
Artikel-Nr.2367832
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Kapitel

Ich ging neben dem Kopf des Clowns in die Hocke. Sein Grinsen, ein verschmiertes Scharlachrot, zog sich über die fettige Theaterschminke hoch bis zu seiner knallorange, krausen Perücke. Er lag auf dem Rücken, die Hände an den Seiten, mit geöffneten Handflächen. Unter dem tragbaren LED-Scheinwerfer, den wir aufgestellt hatten, nahmen die Gelb- und Rottöne seines karierten Anzuges einen glühenden Schimmer an, als würde der Stoff von irgendwo tief im Inneren der Brust des jungen Mannes beleuchtet werden.

Drinnen im Zelt regte sich kein Luftzug, und es roch nach altbackenem Popcorn, Dung und Blut. Die Bereiche, die von den LED-Strahlern nicht erreicht wurden, ohne einen kraftvollen Generator auch gar nicht erreicht werden konnten, waren ausgefüllt von Düsternis und dunklen Schatten.

Draußen vor dem Zelt herrschte die trockene Hitze eines Augusttages. Noch vor zwölf Uhr mittags würde das Thermometer auf über fünfunddreißig Grad klettern. Wattebällchen zierten den blauen Himmel über den Rockys, cremefarbene Dampfwolken, die unsere ausgedörrten Wälder neckten. Einige Kilometer von der Festwiese entfernt, quollen die beliebten Wanderwege vor Ausflüglern und Hunden über, deren enthusiastisches Tempo nur durch Kleinkinder und überaus nachsichtige Eltern gebremst wurde, die allesamt nichts vom neuesten Spektakel des Fellini Brother´s Circus ahnten.

Draußen Himmel.

Drinnen Hölle.

»Coulrophobie.«

Ich blinzelte nach oben. Der Chief of Police, Angel Chavez, stand knapp einen Meter von der Leiche entfernt, wobei er darauf achtgab, mit seinen Schuhen nicht in das gerinnende Blut zu treten, das sich unter dem Clown gesammelt hatte. Es waren italienische Slipper, die zwischen Pferdeäpfeln und Staub vollkommen fehl am Platze wirkten.

Der Chief sah auf mich herab und seufzte.

»Angst vor Clowns. Coulrophobie. Dieses Wort hat Lisa ihren Buchstabierpreis in der vierten Klasse gekostet. Ich musste es hinterher noch wochenlang über mich ergehen lassen: C-O-U-L-R-O-P-H-O-B-I-E«, sagte Chavez.

Ich lächelte. »Wie hat sie es buchstabiert?«

»Zwei o´s statt o und u. Wer ist dieser Clown, Gemma?«

»Er heißt Reed Tolliver. Der Geschäftsführer des Fellini´s, ein Kerl namens Joseph Fatone, hat ihn für uns identifiziert. Männlicher Weißer, neunzehn Jahre alt. Die Verletzung beginnt hier«, sagte ich und richtete das Licht meiner Stablampe auf die klaffende Wunde unter dem linken Ohr des Clowns.

Sie zog sich über die gesamte Kehle des armen Jungen und schnitt eine rissige Schlucht in das, was einst eine weiche, glatte Hautoberfläche gewesen war. Reed Tollivers Augen waren offen, und als der Lichtstrahl meiner Taschenlampe auf sie traf, war ich erneut von ihrer eisblauen Farbe überrascht. Ein so helles, arktisches Blau, dass es fast unwirklich erschien, wie diese Kontaktlinsen, die Leute an Halloween tragen.

Chavez seufzte wieder. »Ist, abgesehen von der Frau, die ihn gefunden hat, sonst noch jemand hier drinnen gewesen?«

Ich stand auf, drehte mich zur Seite, bis meine Wirbelsäule knackte und schüttelte den Kopf.

Eine Zirkusangestellte hatte die Leiche zwei Stunden zuvor entdeckt. Sie betrat auf der Suche nach einer Schachtel Lotterielose das Lagerzelt und kramte sich durch ein schlechtbeleuchtetes Durcheinander an Krimskrams und Müll: Seile und Zeltplanen, Schilder, leere Kisten, zusammengeknüllte Fast-Food-Behälter, zerdrückte Mineralwasser- und Bierdosen. Sie fand die Lose, wollte wieder gehen und sah die Leiche.

Zehn Minuten nachdem der Notruf eingegangen war, traf ich ein, die Techniker von der Spurensicherung eine Viertelstunde später.

Chavez rieb sich sein stoppeliges Kinn. Seit einiger Zeit waren die winzigen Haare eher grau als schwarz. »Was wissen wir noch?«

Fatone, der Geschäftsführer, hatte mir nur wenige Informationen gegeben. Nachdem er die Leiche identifiziert hatte, war ihm schlecht geworden, und er hatte sich vorn auf sein Polohemd gekotzt. Ich konnte den Geruch von Erbrochenem nicht ertragen und hatte ihn ohne eine umfassende Vernehmung aus dem Zelt entlassen.

»Tolliver ist vor zwei Jahren in Cincinnati aufgetaucht, hat um einen Job gebettelt und gesagt, er habe Theatererfahrung. Fatone behauptet, er nähme niemals Minderjährige auf, aber Tolliver hätte einen Ausweis gehabt und wäre in wenigen Monaten achtzehn geworden, und da gerade ein Clown gekündigt hätte ...«

»Blödsinn. Die Hälfte aller Mitarbeiter ist wahrscheinlich minderjährig«, entgegnete Chavez.

Ich dachte an die jungen Männer und Frauen, die draußen auf der Festwiese herumliefen, und kam zu dem Schluss, dass der Chief wahrscheinlich recht hatte. Die meisten von ihnen sahen aus, als wären sie noch keine achtzehn. Es wäre einfach für ein Straßenkind, sich der Truppe anzuschließen und sich seinen Platz darin zu suchen. Und es wäre für den Zirkus einfacher, einem Minderjährigen noch weniger zu zahlen als einem Gastarbeiter.

So etwas nannte man eine Win-win-Situation.

»Irgendwelche Angehörigen?«, fragte Chavez.

Ich zuckte die Achseln. »Fatone hatte den Eindruck, Tolliver sei ein Pflegekind gewesen. Zumindest, so sagte er, sei nie die Rede von einer Familie gewesen.«

Der Chief ging an den Füßen des Clowns in die Hocke und musterte die Leiche. Als er wieder aufstand, knackten seine Knie. »Heiliger Himmel. Warten Sie, bis die Presse davon Wind bekommt. Und der Bürgermeister ... er wird mir Feuer unterm Hintern machen, heißer als ein glühendes Brenneisen.«

Bei dieser Vorstellung zuckte ich zusammen.

»Hat Bellington nicht genug um die Ohren, auch ohne uns hierbei in die Quere zu kommen? Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass er zwischen seinen Chemos, der Stadtverwaltung und seinen Ambitionen Richtung Washington noch Luft hat, oder? Himmel, er hat vor zwei Monaten den gesamten Einsatz in diesem Fall von Hausfriedensbruch quasi im Alleingang geleitet. Und das war, noch bevor er krank wurde.«

Chavez richtete seinen Zeigefinger auf mein Gesicht und sah mich scharf an. »Dieser Mann hat seine Augen und Ohren überall in diesem Tal, denken Sie daran. Der Mord eines jungen Mannes, hier auf unserer Festwiese? Er ist gerade zu Ihrer ersten Priorität geworden. Solche Sachen passieren hier nicht.«

»Zumindest nicht in letzter Zeit«, sagte ich leise.

Ich war sehr erfreut darüber, die Leitung in diesem Fall innezuhaben, doch die Vorstellung, dass mir der Bürgermeister dabei die ganze Zeit im Nacken saß, passte mir gar nicht. Terence Bellingtons Wahlkampagne hatte auf einer Form der idealisierten Rückkehr in die 1950er basiert, in denen es die Norm war, dass Familien gemeinsam zu Abend aßen und Nachbarn aufeinander achtgaben. Er war der Ansicht, dass intakte Familien sich positiv auf die Gemeinde auswirkten.

Die Familie bedeutete ihm alles. Es war wie bei den Sopranos oder den Medici, nur ohne das Blut und die Kunst. In meinen Augen hatte der Mann den Bezug zur Realität verloren. Die Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise waren immer noch zu spüren, und Familien konnten sich glücklich schätzen, wenn in den Häusern nebenan überhaupt noch Nachbarn wohnten und sie immer noch ein Abendbrot auftischen konnten.

Doch ich hielt meinen Mund. Chavez und der Bürgermeister konnten auf eine lange gemeinsame Vergangenheit zurückblicken, über die ich gerade mal so viel wusste, dass es reichte, um nicht noch mehr wissen zu wollen.

Außerdem war mir klar, dass Bellington ein Mann war, der immer noch um den Verlust seines einzigen Sohnes Nicholas trauerte. Auf einer Wandertour mit Freunden war der damals sechzehnjährige Nicky hoch über dem brausenden Arkansas-River ausgerutscht und von einer Klippe gestürzt. Seine Leiche war nie gefunden worden, und dem Bürgermeister und seiner Frau war nichts anderes übriggeblieben, als auf der Grabstelle, die sie eigentlich für sich gekauft hatten, einen leeren Sarg zu beerdigen.

Sich von einem solchen Verlust zu erholen, war schwer. Wahrscheinlich begleitete einen diese Art von Trauer ein Leben lang.

Der Chief of Police senkte seinen Finger herunter auf meinen Bauch. »Wie fühlen Sie sich?«

Ich sah an mir hinab und spürte erneut den Funken der Überraschung, der mich jedes Mal traf, wenn ich die zunehmende Wölbung unter meinen Brüsten sah. Ich war im sechsten Monat schwanger. Ein Mädchen, wenn der Ultraschall nicht versagt hatte und sich im schattigen Grau kein winziger Penis versteckte.

Wir hatten sie Erdnuss getauft.

»Ich weiß immer noch nicht, warum sie es morgendliche Übelkeit nennen, wenn man quasi stündlich kotzt, doch ich scheine das Schlimmste hinter mir zu haben. Jetzt habe ich nur noch diese Rückenschmerzen, die mich nachts wachhalten.«

Wenn ich ehrlich war, hätte ich das Gekotze gern gegen die Kreuzschmerzen eingetauscht. Mit Schmerzen konnte ich umgehen; ständig ins Badezimmer zu rennen ... oder zum nächstgelegenen Waschbecken ... oder zu welchem Behälter auch immer, das war nicht mein Ding.

Chavez zog eine Grimasse und berührte mit einem Fingerknöchel sein Kreuzbein. Er hatte das Ganze mehrfach mit seiner Frau durchgemacht, einer drallen Jamaikanerin, die in den letzten zehn Jahren zu Hause, auf natürliche Weise, vier Kinder zur Welt gebracht hatte. Es gab das Gerücht, dass sie weitere Kinder wollte, doch Angel Chavez hatte sich dem widersetzt und gejammert, er würde keine weiteren Wehen überleben.
...
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