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Das Leben ist kein Punschkonzert

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am13.10.2017Auflage
Drei Schwestern, Kartoffelpuffer im Advent und jede Menge Sternschnuppenwünsche Die selbstsichere Carolin hat Karriere gemacht, aber Pech in der Liebe. Die durchorganisierte Dreifach-Mutter Melanie wünscht sich ihr eigenes Leben zurück. Und Julia, die jüngste der drei Schwestern, weiß mit Anfang zwanzig immer noch nicht so recht, wohin sie im Leben will. Fürs erste betreibt sie den alten Kartoffelpufferstand der Familie und tingelt damit von Markt zu Markt. Doch so richtig gut läuft das Geschäft nur im Winter. Und ausgerechnet kurz vor Beginn der Weihnachtssaison kommt es zur Katastrophe: Julia rutscht auf dem Glatteis aus und bricht sich das Handgelenk. Einen verzweifelten Hilferuf später finden sich ihre beiden älteren Schwestern im Imbisswagen auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt wieder, um Julias Jahresumsatz zu retten. Familie verpflichtet eben. Doch zwischen Pufferteig und Punschtopf fliegen bald schon die Fetzen ...

Heike Wanner arbeitet als Angestellte bei einer Fluggesellschaft und lebt in der Nähe von Wiesbaden. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
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Produkt

KlappentextDrei Schwestern, Kartoffelpuffer im Advent und jede Menge Sternschnuppenwünsche Die selbstsichere Carolin hat Karriere gemacht, aber Pech in der Liebe. Die durchorganisierte Dreifach-Mutter Melanie wünscht sich ihr eigenes Leben zurück. Und Julia, die jüngste der drei Schwestern, weiß mit Anfang zwanzig immer noch nicht so recht, wohin sie im Leben will. Fürs erste betreibt sie den alten Kartoffelpufferstand der Familie und tingelt damit von Markt zu Markt. Doch so richtig gut läuft das Geschäft nur im Winter. Und ausgerechnet kurz vor Beginn der Weihnachtssaison kommt es zur Katastrophe: Julia rutscht auf dem Glatteis aus und bricht sich das Handgelenk. Einen verzweifelten Hilferuf später finden sich ihre beiden älteren Schwestern im Imbisswagen auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt wieder, um Julias Jahresumsatz zu retten. Familie verpflichtet eben. Doch zwischen Pufferteig und Punschtopf fliegen bald schon die Fetzen ...

Heike Wanner arbeitet als Angestellte bei einer Fluggesellschaft und lebt in der Nähe von Wiesbaden. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843716079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.10.2017
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3540 Kbytes
Artikel-Nr.2379679
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Ich hätte gern ein Stück von meinem alten Leben zurück.

Kaum war der Gedanke da, bekam Melanie Matthiesen ein schlechtes Gewissen. Hatte sie sich das gerade wirklich gewünscht? Was war denn das für eine seltsame Idee? Das klang ja so, als ob sie mit ihrem Leben unzufrieden wäre.

Das stimmte doch gar nicht.

Oder doch?

Nein. Natürlich nicht!

Es musste am Apfelweinpunsch liegen, den ihre Schwester nach dem Abendessen serviert hatte. Dieses süße Gesöff brachte ihre Gedanken völlig durcheinander.

Denn eigentlich war es doch gar keine Frage. Selbstverständlich war sie glücklich, sehr glücklich sogar. Wie sollte sie auch nicht? Sie hatte einen tollen Mann, drei gesunde Kinder, ein schönes Haus mit Garten und genug Geld, um sich alles kaufen zu können, was sie haben wollte.

Ein rundherum perfektes Leben.

Kein Vergleich zu früher, als sie sich mehr schlecht als recht durch ihr Französisch-Studium gemogelt hatte - chronisch pleite, aber sorglos und immer auf der Suche nach einem Abenteuer.

Dann hatte sie Ole Matthiesen getroffen. Groß, blond und gutaussehend war er in ihr Leben getreten und hatte sie mit einem einzigen Blick aus seinen meergrünen Augen verzaubert. Ein Abendessen mit selbstgekochten Spaghetti, einen Kinobesuch und einen atemberaubenden Abschiedskuss vor der Haustür - viel mehr brauchte es nicht, und schon waren sie beide ein Paar.

Mit Ole kehrten Verlässlichkeit und Ruhe in Mellys Alltag ein. Gemeinsam machten sie ihren Abschluss und heirateten noch im selben Jahr. Zogen in eine kleine Wohnung, fanden einen Job und freuten sich über das erste Gehalt. Waren voller Pläne, herrlich verliebt und immer noch ein bisschen verrückt und spontan.

Zumindest so lange, bis es mit Oles Karriere steil bergauf ging. Kurz darauf kamen ihre Kinder zur Welt, zuerst ein Mädchen und dann zwei Jungen. Wunderbare kleine Wesen, die ihr ganzes Glück bedeuteten - die aber auch ihre ganze Aufmerksamkeit forderten.

Plötzlich war Mellys Leben fremdbestimmt.

Mehr noch: völlig durchgeplant.

Termine für Kinderarzt, Babyschwimmen, Ballett, Frühenglisch, Elternabend und Flötenstunde diktierten ihren Tagesablauf. Von früh bis spät war sie damit beschäftigt, an alles zu denken. Und wenn sie die Kinder abends in der Obhut eines Au-pair-Mädchens ließ, warteten weitere Pflichten auf sie. An Oles Seite nahm sie an Geschäftsessen teil, ging zu Opernpremieren und besuchte diverse Firmenveranstaltungen, wo sie als Ehefrau des Geschäftsführers ein gerngesehener Gast war.

Melly seufzte.

Ja, dies alles war stressig, das ließ sich nicht leugnen. Aber trotzdem perfekt. Warum also gab es solche Momente wie diesen, wo sie sich die Zeit zurückwünschte, als ihr Leben noch wesentlich verrückter und spontaner gewesen war?

Das konnte - das musste! - am Alkohol liegen.

Verstohlen warf sie einen Blick zur Seite. Hatten die anderen beiden etwas von ihrer eigenartigen Stimmung bemerkt?

Nein, anscheinend nicht.

Ihre Schwestern waren vollauf mit sich selbst beschäftigt. Caro hatte den Kragen ihres roten Wollmantels hochgeklappt, putzte sich lautstark die Nase und starrte missmutig in den Schnee, der in diesem Jahr ungewöhnlich früh gefallen war. Und Julchens Gesicht war unter ihrer unförmigen Fellmütze kaum zu erkennen. Sie war sowieso meistens mit ihren Gedanken woanders. Wo genau, das wusste Melly nicht. Das wusste wahrscheinlich selbst Julchen nicht immer.

Kein gutes Thema!

Wenn sie jetzt auch noch anfing, sich um ihre jüngere Schwester zu sorgen, bräuchte ihr Tag mehr als 24 Stunden. Das wäre doch mal ein guter Wunsch für eine Sternschnuppe gewesen: genügend Zeit, um sich in Ruhe Gedanken über alles machen zu können.

Aber jetzt war es leider zu spät.

Ich wünsche mir zur Abwechslung endlich mal einen Mann, der mich versteht.

Wie bitte?

Beinahe hätte Carolin Sandmann laut über sich selbst gelacht. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, ihre Belustigung mit einem geräuschvollen Naseputzen zu kaschieren.

Echt jetzt? Schon wieder einen Mann?

Ihre Beziehung zu Bastian war doch gerade erst zerbrochen. Sofern das überhaupt eine richtige Beziehung gewesen war, sie würde es eher als lockeres Verhältnis bezeichnen. Das Ende war schleichend gekommen und hatte nicht einmal besonders weh getan. In aller Freundschaft waren sie auseinandergegangen, und jetzt genoss Caro ihr Singledasein.

Warum sie bei der Sternschnuppe also ausgerechnet an einen Mann gedacht hatte, konnte sie nicht so genau sagen. Aber da sie sowieso nicht an diesen Quatsch mit Sternen und Horoskopen glaubte, war es eigentlich gleichgültig, was sie sich wünschte.

Allerdings hatte sie nicht die geringste Lust, ihren beiden Schwestern den Grund für ihre Belustigung zu erklären. Einer ihrer Schwestern, korrigierte sie sich sofort. Denn bei Julchen hätte ihr das Geständnis nichts ausgemacht. Die Kleine hätte nur amüsiert gelächelt und keine weiteren Fragen gestellt.

Julchen stellte nie Fragen.

Dafür aber hätte Melly sie mit spitzen Bemerkungen bombardiert. Das war schließlich ihre Spezialität. Sie spielte gern die große Schwester und tat zu allem ihre Meinung kund, ob gefragt oder ungefragt. Ständig wusste sie alles besser. Caro musste gar nicht lange überlegen, um sich an Mellys letzte Kommentare zu erinnern. Die waren nämlich gerade erst beim gemeinsamen Abendessen gefallen.

Caros neuer Job im Außendienst einer großen, international tätigen Immobiliengesellschaft ...

»So viel Reiserei? Ich finde, du solltest langsam mal sesshaft werden.«

Ihr Umzug in ein schickes Apartment im Frankfurter Europaviertel ...

»Die Wohnung ist zwar toll, aber überhaupt nicht kindgerecht. Das wirst du noch merken, wenn es mal bei dir so weit ist.«

Die Trennung von Bastian ...

»Lieber Himmel, Caro! Überleg dir das noch mal! Du bist nicht mehr die Jüngste. In deinem Alter wird es immer schwieriger, den Richtigen zu finden.«

Am liebsten hätte Caro ihrer Schwester ins Gesicht gesagt, dass sie weder sesshaft werden wollte noch Kinder plante. Und auf den Richtigen wartete sie schon längst nicht mehr.

Aber dann wäre es zu endlosen Diskussionen gekommen, wahrscheinlich sogar zum Streit. Und das wäre Julchen gegenüber nicht fair gewesen. Sie hatte sich nämlich große Mühe mit der Zubereitung des Essens gemacht. Zum Nachtisch hatte es sogar selbstgemachten Punsch gegeben, der zwar etwas stark geraten war, aber trotzdem sehr lecker schmeckte.

Außerdem: Einmal pro Monat ließ sich das Zusammensein mit ihren Schwestern ertragen. Das nächste Mal würden sie sich erst wieder an Weihnachten sehen, und bis dahin hatte Caro ihren Ärger hoffentlich wieder vergessen.

Sie stopfte das Taschentuch zurück in die Manteltasche und bewegte ihre kalten Zehen auf und ab. Der gefrorene Schnee knirschte unter ihren Sohlen. Hoffentlich gab das keine hässlichen Ränder auf den neuen Lederstiefeln!

Neben ihr seufzte Melly leise auf.

Was ihre Schwester sich wohl gewünscht hatte? Das vierte Kind? Den Ehrenvorsitz in einer weiteren Elterngruppe? Ein neues Bio-Kochbuch? Oder einen Mann, der zumindest am Wochenende mal Zeit für die Familie aufbrachte?

Caro bewunderte ihren Schwager und holte sich gern den einen oder anderen Rat bei ihm. Aber sie verstand nicht, wieso jemand, der dermaßen auf seine Karriere fixiert war, unbedingt eine Familie gründen musste. Da waren Konflikte und schlechtes Gewissen doch vorprogrammiert.

Nein, zu solch einer Doppelbelastung würde es bei ihr, Caro, nicht kommen. Keine Hochzeit, keine Familienvilla, keine Kinder. Dafür lieber ein aufregendes Leben mit vielen Reisen, beruflichem Erfolg und einem luxuriösen Apartment über den Dächern von Frankfurt.

Zugegeben, manchmal wünschte sie sich jemanden, der auf sie wartete, wenn sie spätabends total erledigt nach Hause kam. Der zuhören konnte. Und der genau verstand, was in ihr vorging.

Jemanden, der für sie da war.

Aber mal ganz ehrlich: So einen Typen konnte nicht mal eine Sternschnuppe herbeizaubern!

Ich will, dass in meinem Leben endlich mal etwas Aufregendes passiert!

Julia Sandmann kuschelte sich noch etwas tiefer in ihre Daunenjacke und warf einen vorsichtigen Blick nach oben. Fast so, als ob sie erwartete, dass ihr Wunsch augenblicklich in Erfüllung ging und eine Sternschnuppe direkt vor ihren Füßen einschlug.

Aber alles blieb ruhig.

Ihre Schwestern hatten sie in die Mitte genommen. Schweigend standen Caro und Melly neben ihr im Schnee und bliesen kleine Atemwolken in die kalte Abendluft. Sie schienen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Oder vielleicht wünschten sie sich ja auch etwas - wobei Julchen beim besten Willen nichts einfiel, was sich die beiden noch wünschen konnten.

Sie hatten doch alles.

Melly hatte eine wundervolle Familie, Caro einen tollen Job. Privates Glück auf der einen Seite, beruflicher Erfolg auf der anderen.

Perfekt aufgeteilt.

Für sie, Julia, war da nicht mehr viel übrig. Sie hätte auch gar nicht gewusst, welche Seite sie wählen sollte. Entscheidungsfreude war noch nie ihre Stärke gewesen. Stattdessen lebte sie lieber unbekümmert in den Tag hinein und machte sich nur wenige Gedanken um ihre Zukunft.

Immerhin ging es ihr nicht schlecht mit dieser Strategie. Sie hatte bislang...


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