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Finster ist die Nacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am11.08.2017Auflage
Detective Macy Greeley ist nachts unterwegs im einsamen Montana. Plötzlich läuft ihr ein Mann direkt ins Auto und sie verliert die Kontrolle darüber. Verletzt und im Wrack festgeklemmt kann sie nur hilflos mit ansehen, wie ein Motorradfahrer bremst und den Mann vor ihren Augen erschießt. Das Opfer ist Philip Long, ein bekannter Radiomoderator. Trotz ihrer Blessuren arbeitet Macy verbissen daran, den kaltblütigen Mord zu klären. Wer kann ein Interesse daran haben, den beliebten Moderator zu töten? Bei den Ermittlungen trifft sie Emma, die Tochter des Opfers. Nach vielen Jahren ist sie zum ersten Mal in die ungeliebte Heimat zurückgekehrt. Emma kennt das größte Geheimnis ihres Vaters: Akribisch notierte er sich jeden Fehltritt, jede düstere Wahrheit der verschwiegenen Dorfgemeinschaft. In den falschen Händen würde das Buch viele Menschen ins Gefängnis bringen ...

Karin Salvalaggio wurde in den USA geboren und ist in Alaska, Florida, Kalifornien und im Iran aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren lebt und schreibt sie in London. Sie hat zwei Kinder und einen Schnauzer namens Seamus. Weitere Informationen finden Sie auf www.karinsalvalaggio.com
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Produkt

KlappentextDetective Macy Greeley ist nachts unterwegs im einsamen Montana. Plötzlich läuft ihr ein Mann direkt ins Auto und sie verliert die Kontrolle darüber. Verletzt und im Wrack festgeklemmt kann sie nur hilflos mit ansehen, wie ein Motorradfahrer bremst und den Mann vor ihren Augen erschießt. Das Opfer ist Philip Long, ein bekannter Radiomoderator. Trotz ihrer Blessuren arbeitet Macy verbissen daran, den kaltblütigen Mord zu klären. Wer kann ein Interesse daran haben, den beliebten Moderator zu töten? Bei den Ermittlungen trifft sie Emma, die Tochter des Opfers. Nach vielen Jahren ist sie zum ersten Mal in die ungeliebte Heimat zurückgekehrt. Emma kennt das größte Geheimnis ihres Vaters: Akribisch notierte er sich jeden Fehltritt, jede düstere Wahrheit der verschwiegenen Dorfgemeinschaft. In den falschen Händen würde das Buch viele Menschen ins Gefängnis bringen ...

Karin Salvalaggio wurde in den USA geboren und ist in Alaska, Florida, Kalifornien und im Iran aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren lebt und schreibt sie in London. Sie hat zwei Kinder und einen Schnauzer namens Seamus. Weitere Informationen finden Sie auf www.karinsalvalaggio.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843716352
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.08.2017
AuflageAuflage
Reihen-Nr.3
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2412 Kbytes
Artikel-Nr.2379701
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


8

Francine Long saß auf dem Beifahrersitz im Wagen ihrer Tochter und hielt sich die Handtasche vor die Brust wie ein Schild.

»Dein Auto ist so klein«, sagte Francine. »Fühlst du dich nicht verletzlich, wenn du so niedrig sitzt?«

Emma legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Einfahrt.

»Wo ich lebe, ist es schwer, einen Parkplatz zu finden. Ich habe keine Wahl.«

»Hier oben kämst du mit diesem Wagen nicht durch den Winter.«

»Das hatte ich auch nicht vor.«

Francine sah auf die Uhr. »Vater Kevin hat sich mit der Organisation des Gedenkgottesdiensts so viel Mühe gegeben. Ich möchte mich nicht verspäten.«

»Es sind fünf Minuten bis zur Kirche. Das schaffen wir.«

»Es werden viele Leute erwartet, also wird es wahrscheinlich schwer, einen Parkplatz zu finden.«

»Dann ist ja gut, dass ich einen kleinen Wagen habe.«

Francine zeigte auf eine schmale Seitenstraße. »Bieg hier rechts ein. Auf der Hauptstraße ist immer so viel Verkehr. Wir fahren hintenrum.«

»Wir hätten zu Fuß gehen können«, sagte Emma. »Die frische Luft hätte dir gutgetan.«

»Nein, so ist es besser. Ich fühle mich sicherer.«

Fast hätte Emma ihre Mutter daran erinnert, dass sie eben noch gesagt hatte, sie fühle sich nicht sicher in ihrem Wagen, aber sie hielt sich zurück. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. In einiger Entfernung folgte ihnen ein Streifenwagen.

Francine hielt die Hand vor die Lüftung. »Können wir die Heizung anstellen? Mir ist ein bisschen kalt.«

»Es müsste gleich warm werden.« Emma schwieg einen Moment. »Seit ich zu Hause bin, muss ich viel an Lucy denken. Ich schätze, es ist leichter, als an Dad zu denken.«

»Sie hat mich häufig besucht in dem Jahr, als du weg warst. Neun- von zehnmal stand sie weinend an der Küchentür. Sie und Caleb haben sich ständig gestritten. Wenn der Wind von drüben kam, konnten wir hören, wie sie sich anschrien.«

»Nathan sagte, sie hätte ziemlich viel Unfug angestellt«, sagte Emma.

»Später vielleicht, aber am Anfang wusste sie einfach nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Sie hatte immer ihr Skizzenbuch dabei. Das Mädchen hat jedes Mal irgendwas liegen lassen. Ich glaube, es war ihre Art, mit uns verbunden zu bleiben. Auf dem Dachboden steht eine ganze Mappe mit ihren Zeichnungen. Ein paar Monate nachdem du nach England gegangen warst, habe ich Dot ein paar von Lucys Zeichnungen gezeigt.«

Emma ging ihre Kindheitserinnerungen durch. Als sie nichts fand, was mit einer Dot zu tun hatte, nickte sie unbestimmt.

Francine seufzte. »Du erinnerst dich bestimmt an Dot, Dr. Whitakers zweite Frau, vor Sharon? Sie hat als Krankenschwester in der Praxis gearbeitet.«

»Klein, aber oho?«

»Genau die.«

Dot hatte die Kunstmesse organisiert, die jeden Herbst zeitgleich mit dem Kirschenfest stattfand. Sie hatte sich das Malen selbst beigebracht und schuf große, pralle Stillleben und Hirtenszenen im Malen-nach-Zahlen-Stil. Im Sommer sah man sie mit ihrer Staffelei, wo immer sich eine Aussicht bot. Im Winter verschwand sie in ihrem Atelier hinter dem Haus. Sie hatte eine Galerie auf der Main Street, und ihre »Bilderchen«, wie sie sie selbst nannte, verkauften sich gut an Touristen. Eins von Dots Gemälden hing bei Emmas Eltern im Wohnzimmer über dem Kamin. Emma hatte versucht, ihrem Vater das Eingeständnis abzuluchsen, dass er das Bild heimlich hasste, aber wenn es um Dots Kunst ging, war er ungewöhnlich zurückhaltend.

Emma räusperte sich. »Malt Dot immer noch ihre hübschen Bilder?«

»Hübsch ist nicht mehr so ihr Ding.«

»Sag nicht, sie ist auf die dunkle Seite übergewechselt.«

»Sie hat eine schwere Zeit hinter sich.«

»Wann haben sie und Dr. Whitaker sich getrennt?«, fragte Emma.

»Vor acht Jahren.«

»Hat sie das Schloss behalten?«

»Unter anderem. Sie hat auch Anteile der Praxis.« Francine brachte ein Lächeln zustande. »Ich wette, das hält Peter auf Trab.«

Die Whitakers hatten in einer Achthundert-Quadratmeter-Villa in den Hügeln mit Blick über Walleye Junction gewohnt. Das Anwesen wurde von einer Mauer umschlossen, und eine lange gewundene Auffahrt führte zum Haus. Es gab sechs Schlafzimmer und einen Innenpool mit einer beweglichen Abdeckung, die auch als Tanzfläche fungierte. Die Partys bei den Whitakers waren legendär. Emma hatte ein Bild von Dot im Kopf, als sie mit einem Cocktail in einer Hand und einer Zigarette in der anderen auf dem Sprungbrett tanzte.

»Lustig, wie das Gedächtnis arbeitet«, sagte sie. »Vor fünf Minuten hatte ich Dots Gesicht vergessen, und jetzt erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen.«

»Hoffentlich hast du auch ein paar schöne Erinnerungen gespeichert«, sagte Francine. »Manchmal habe ich das Gefühl, du vergisst, dass du hier auch lange glücklich warst.«

Hätte Francine ihr nicht genau diktiert, wo es langging, wäre Emma an dem mehrstöckigen Glas-und-Backstein-Gebäude vorbeigefahren, ohne zu ahnen, dass es sich um eine Kirche handelte. Nachdem die Hauptgasleitung explodiert und die halbe Innenstadt zerstört war, hatte sich die Kirche auch das Grundstück einverleibt, auf dem das Kino gestanden hatte. Jetzt nahm das Gotteshaus den ganzen Häuserblock ein. Ihr Vater hatte gespottet, die Gemeindemitglieder wären der Illusion aufgesessen, vom Himmel aus sichtbar zu sein sei fast so gut, wie dort zu sein. In jüngerer Zeit war seine Kritik immer ätzender geworden. Er nannte den Klotz die Schmerzensreiche. Ihr Vater hatte jede Form von organisierter Religion kritisch gesehen, und seine Kommentare hatten Emma nicht überrascht. Sie hatte ihn nur gewarnt, Francine nicht hören zu lassen, was er sagte.

An der nächsten Kreuzung war ein öffentlicher Parkplatz. Emma parkte rückwärts zwischen zwei Pick-ups, deren Achsen höher lagen als ihr Wagendach. Auf der anderen Straßenseite befanden sich die Bibliothek und der Stadtpark. Die Straßenlaternen ragten ins dichte Laub der verwilderten Bäume, so dass ihr Schein die breiten Bürgersteige kaum erreichte. Lange Schatten fielen auf ein Baseballfeld. Der Platz war leer bis auf ein paar junge Mädchen in Shorts und kurzen T-Shirts, die in der Nähe der Tribüne herumhingen. Ihr schrilles Gelächter durchdrang das Rauschen des Verkehrs. Emma starrte ein paar Sekunden hinüber, bevor sie um den Wagen ging, um ihrer Mutter die Tür zu öffnen.

Francine durchsuchte ihre Tasche nach Taschentüchern.

»Der Gottesdienst ist eine nette Geste, aber ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll.«

Francines Wangen waren tränennass. Emma nahm ein Päckchen Taschentücher aus dem Handschuhfach und gab es ihr.

»Wir warten einen Moment«, sagte Emma. »Sie werden nicht ohne uns anfangen.«

Francine starrte durch die Windschutzscheibe. »Ich hätte kommen sollen, als es dir in Chicago so schlecht ging. Es tut mir leid.«

Emma wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte jetzt nicht darüber sprechen, was in Chicago passiert war. Sie warf noch einen Blick zum Park. Inzwischen rannten die Mädchen auf dem Bürgersteig auf und ab. Ihre nackten Beine und Bäuche leuchteten im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos weiß auf.

»Es war mein Stolz, der mich abgehalten hat«, sagte Francine. »Dein Vater war so wütend auf mich. Ich glaube, danach war es zwischen uns nicht mehr so wie früher.«

Emma dachte an den hohen Berg über Daniels Heimatstadt - den Blick von oben auf das Gitter der Straßen mit dem Marktplatz und dem Möbelgeschäft, das seine Familie seit Generationen führte. Darüber hatte man mit ihr und ihrem Vater gesprochen, während sie auf den Beginn der Trauerfeier warteten. Niemand wollte über die Umstände von Daniels Tod reden.

»Stell Dads Liebe nicht in Frage«, sagte Emma.

»Er hatte Geheimnisse.« Francine starrte geradeaus. »Ich dachte, er hätte vielleicht eine Affäre.«

»Wie kommst du darauf?«

»Nur so ein Gefühl.«

»Er war mit etwas anderem beschäftigt. Er hat eine Waffe gekauft. Aus irgendeinem Grund hatte er Angst. Es war keine Affäre.«

Emma hörte einen Schrei und sah wieder zum Park. Mit ausgestreckten Armen und kreischendem Gelächter rannten die Mädchen auf die Straße. Ein Auto hupte. Bremsen quietschten. Ein Mann schimpfte laut.

»Ich glaube, es war vielleicht Dot«, sagte Francine und tupfte sich mit dem Taschentuch die Wangen ab. »Sie ist so strahlend seit der Scheidung. Ich fühlte mich wie eine Vogelscheuche neben ihr.«

»Sag das nicht. Du bist wunderschön, und Dad hat dich geliebt. Er hätte so was nie getan. Außerdem warst du schon vor meiner Geburt mit Dot befreundet.«

»Du hast sie nicht gesehen, als sie Peter ins Visier genommen hat. Die Leute hier scheinen vergessen zu haben, dass er noch mit seiner ersten Frau verheiratet war, als Dot in der Praxis anfing. Er hatte zwei kleine Kinder, und das dritte war unterwegs. Dot hatte keine Skrupel. Warum soll es bei mir anders sein?«

»Bitte, Mom, nicht jetzt. Du redest dir das ein.«

»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Früher hatte ich mehr Vertrauen zu den Menschen.«

Emma hielt ihr die Hand hin. »Deine Freunde warten in der Kirche auf dich. Wenn du sie um dich hast, geht es dir besser.«

Emma hatte das Gefühl, als stünde sie vor einer Wand von Fotografen. Jedes Gesicht war wie ein explodierendes Blitzlicht. Jeder Blitz löste einen Wasserfall der...


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Autor

Karin Salvalaggio wurde in den USA geboren und ist in Alaska, Florida, Kalifornien und im Iran aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren lebt und schreibt sie in London. Sie hat zwei Kinder und einen Schnauzer namens Seamus.Sophie Zeitz studierte in München Amerikanistik und Literaturübersetzung. Sie übersetzt Krimis, Jugendbücher und Klassiker, u.a. John Green und Joseph Conrad, und lebt in Berlin.