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Mondfeuer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
1152 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.07.20171. Auflage
Jenseits von Rhein und Main stehen die römischen Legionen. Auriane, Tochter eines germanischen Chattenfürsten, ist eine große Schwertkämpferin. Ihr war eine bedeutende Zukunft geweissagt worden. Aber beim Kampf gegen die Römer werden die Chatten geschlagen, Auriane gefangen und nach Rom verschleppt. Viele Themen streift die Autorin Donna Gillespie in ihrem großen historischen Roman. Vom aufkeimenden Christentum mit seinen für Römer und Germanen gleichermaßen befremdlichen Sitten über die Traditionen der Priester und Seher in Germanien bis hin zum Alltagsleben im hektischen Rom, der viel zu schnell wachsenden Hauptstadt des Imperiums. Ein Schicksal zwischen zwei völlig verschiedenen Welten. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Donna Gillespie wurde 1948 in Gainesville, Florida, geboren, wo sie im Jahre 1970 ihren Abschluss in Kunst an der Universität machte. Ihr erster Roman 'Mondfeuer' wurde in den USA und in Deutschland auf Anhieb ein Bestseller. Die Autorin lebt heute in San Francisco.
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Produkt

KlappentextJenseits von Rhein und Main stehen die römischen Legionen. Auriane, Tochter eines germanischen Chattenfürsten, ist eine große Schwertkämpferin. Ihr war eine bedeutende Zukunft geweissagt worden. Aber beim Kampf gegen die Römer werden die Chatten geschlagen, Auriane gefangen und nach Rom verschleppt. Viele Themen streift die Autorin Donna Gillespie in ihrem großen historischen Roman. Vom aufkeimenden Christentum mit seinen für Römer und Germanen gleichermaßen befremdlichen Sitten über die Traditionen der Priester und Seher in Germanien bis hin zum Alltagsleben im hektischen Rom, der viel zu schnell wachsenden Hauptstadt des Imperiums. Ein Schicksal zwischen zwei völlig verschiedenen Welten. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Donna Gillespie wurde 1948 in Gainesville, Florida, geboren, wo sie im Jahre 1970 ihren Abschluss in Kunst an der Universität machte. Ihr erster Roman 'Mondfeuer' wurde in den USA und in Deutschland auf Anhieb ein Bestseller. Die Autorin lebt heute in San Francisco.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105618349
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.07.2017
Auflage1. Auflage
Seiten1152 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2422511
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die heilige Erde

Prolog

Es war eine jener Nächte, in der die Wölfe heulten. Der Frühlingsanfang in den Wäldern im Nordosten des Rheins hatte kein Erbarmen mit warmblütigen Wesen. Sturm, Schnee und die Sterne führten hier das Regiment, nicht die Menschen. Nachts fuhr der Wind über das wilde Land, als spiele er auf einer beinernen Flöte. Die klagenden Töne hoben und senkten sich im endlosen Auf und Ab der niedrigen Berge. In dieser Gegend lebten die Chatten, der kriegerischste Stamm der Germanen. Sie kämpften nicht nur untereinander, sie kämpften auch um ihre Unabhängigkeit vom kaiserlichen Rom, dem alles erobernden Nachbarn. Für die Römer war das nördliche Germanien die dunkle Seite des Rheins, das Reich der Zauberkräfte und Träume. Hier konnten Äste lebendig werden, nach einem Menschen greifen und ihn erwürgen; hier warteten abgrundtiefe Sümpfe mit gierig aufgerissenem Schlund auf bleiche Gebeine, um sie zu verschlingen.

In dieser Nacht, in der die Elemente tobten, hatten die Chatten die einfachen Holztüren ihrer armseligen Behausungen vor Geistern und Gespenstern fest geschlossen. Aber im Gehöft ihres Kriegsführers Baldur wurde plötzlich der Rauchfang geöffnet und der Querbalken am Eingang zur Seite geschoben. In der Halle lag Atlind auf einer Binsenmatte. Sie krümmte sich in dem bitteren Kampf, den sie allmählich verlor, ihr erstes Kind aus dem Leib zu pressen. Die Mägde öffneten besorgt auch die Gatter der Verschläge, in denen über Winter die Tiere untergebracht waren, und sie lösten Atlind behutsam die Flechten ihrer dichten Haare, denn alles Geknotete, Gebundene oder Geschlossene mochte das Kind daran hindern, in die Welt und in die Sippe geboren zu werden.

Nach der Geschichtsschreibung der Römer war es das elfte Jahr der Herrschaft des hinkenden Kaisers Claudius - oder anders gezählt zwei Jahre bevor Agrippina, die Gemahlin des Kaisers, ihn mit giftigen Pilzen beseitigte, um ihren Sohn Nero an die Macht zu bringen. Aber für die Chatten, die nur das ewig sich drehende Rad der Jahreszeiten kannten und die tägliche Mühsal mit der Bewirtschaftung der Felder, wären die Intrigen am römischen Hof nicht viel mehr als unglaubwürdige Dorfgeschichten gewesen.

Der Stamm kannte die römischen Legionäre an der Grenze nur allzu gut; sie hatten erst vor kurzem hundert junge Krieger entführt, um sie im Gebrauch römischer Waffen auszubilden und in das römische Heer einzugliedern. Baldur hatte in dieser Nacht sein Lager drei Tagesritte weit im Süden aufgeschlagen, wo der Main in den Rhein mündet, da er als Vergeltung für die neuesten Übergriffe die große römische Festung Mogontiacum angreifen wollte. Und so war es die Aufgabe seiner strengen betagten Mutter Herta, das Kind in die Sippe aufzunehmen, denn sie war die Herrin der großen Felder, die das Bibertal umgaben.

Herta ließ aus dem Dorf die Hebamme kommen. Aber Sigdrifas Künste brachten nicht den erhofften Erfolg. Als die Hebamme erkannte, daß keine Sterbliche Atlind zu einer normalen Entbindung verhelfen konnte, wartete sie, bis die alte Frau mit ihrer erschöpften Schwiegertochter in den Armen einschlief, und verschwand lautlos in der Nacht. Sigdrifa wollte nicht von Baldur, der seine Ehre zu wahren wußte, für den Tod seiner Frau zur Rechenschaft gezogen werden.

Als endlich der nahende Morgen die letzten Reste des alten, festgefrorenen Schnees blau färbte, befahl Herta der jüngsten Magd - sie hieß Mudrin -, zur alten Priesterin zu laufen, von der man sagte, sie könne mit ihrem Gesang ein Kind aus dem Leib der Mutter holen.

Aber Mudrin kam nur bis zur Schwelle. Dort blieb sie wie angewurzelt stehen. Der Korb mit den Geschenken für die alte Priesterin fiel ihr aus den Händen. Haselnüsse, Äpfel und getrocknete Zwetschgen rollten über den gestampften Boden.

Herta sah sie ärgerlich an. »Was soll das heißen, Mudrin? Hast du jetzt schon vor deinem eigenen Schatten Angst?«

Doch dann bemerkte Herta etwas, das ihr zuvor entgangen war. Auf dem Gehöft war es plötzlich seltsam still - und diese Stille war wie die drückende Ruhe im Moor, wo die Gebeine der Toten lagen. Die Knechte hatten ihre Hütten noch nicht verlassen, obwohl Herta wußte, daß sie wie üblich zum dumpfen Hornklang des Wächters und dem lauten Gebell der Meute aufgestanden waren. Sogar die Tiere im Wald waren verstummt, der Wind hatte aufgehört zu heulen und schien zu lauschen, und im Hof verwandelte sich das Knurren eines Hundes in ängstliches Winseln.

Herta erhob sich. »Was ist los, Mudrin? Wen starrst du so an?« Sie schüttelte unwillig den Kopf und ging schwerfällig zum Eingang. In ihrer Kleidung unterschied sie sich kaum von den leibeigenen Mägden - alle Frauen der Sippe trugen karierte Wollkleider in unterschiedlichen Brauntönen. Um die Taille schlangen sie eine Kordel. Darüber zogen sie einen schweren Mantel aus dicker ungefärbter Wolle. Das einzige Zeichen von Hertas Rang war die Spange mit eingelegten Schmucksteinen, die den Umhang zusammenhielt. Die Mägde nahmen dazu Dornen. Doch jeder konnte auf den ersten Blick sehen, daß in diesem Haus nur Herta frei und von edler Herkunft war. Ihre schwarzen Augen funkelten herrisch und verrieten eine ungestüme Seele, die viel zu groß war für den alten Körper. Herta war eine Frau, die sich eher von einem Speer durchbohren lassen würde, als einem Feind zu erlauben, sich an ihren Vorräten zu vergreifen. Sie wäre lieber verhungert, als mit einem aus der Sippe das Fleisch zu teilen, der seinen ermordeten Bruder nicht gerächt hatte. »Antworte, oder ich werde dir die Zunge herausreißen!« drohte sie ungehalten.

Doch Mudrin schwieg. Frida, eine der älteren Weberinnen, trat besorgt und leise schimpfend hinter die jüngere Frau. Auch die kleinste Bewegung schien Frida an diesem frostigen Morgen große Schmerzen zu bereiten. Sie litt unter der eisigen Kälte des langen Winters.

»Bei der Mutter aller Götter!« rief Frida leise. »Was hast du denn jetzt wieder angestellt, Mudrin!«

»Nichts Frevelhaftes!« Mudrin war leichenblaß. Sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück und trat dabei auf ein Huhn, das gackernd aufflog und gegen eine Abtrennung aus Weidengeflecht prallte. Mudrins Stimme klang kläglich, als sie erstickt jammerte: »Frida, ich habe nichts Unrechtes getan ...«

Herta schob die beiden Frauen energisch beiseite und blickte hinaus.

Vor der alten eingestürzten Mauer oben am Waldrand, wo die Felder begannen, sah sie die helle Gestalt einer Frau. Sie war allein. Kein Hufschlag, kein knackender Zweig, kein Flattern von Vögeln, nichts hatte die Fremde angekündigt. Sie schien so plötzlich wie ein Geist erschienen zu sein. Der Umhang mit der Kapuze hob sich leuchtend weiß vor den dunklen Bäumen ab. Die Fremde näherte sich langsam der Halle. Sie schwankte leicht wie das Bildnis einer Göttin, das in einer Prozession getragen wird. Hinter ihr erhob sich über den Wipfeln ein Rabe. Er schoß hoch in die Luft und stieß einen durchdringenden Schrei aus, als sei er ihr Diener und kündige ihr Kommen an.

»Ramis«, flüsterte Herta.

»Frida, verschließ das Tor ...«, stieß Mudrin tonlos hervor.

»Schweig«, befahl Herta, »man kann sie nicht aussperren. Ihr Blick dringt durch jedes Hindernis.«

Keine andere Priesterin der Stämme hätte so große Furcht hervorgerufen. Sie begegneten den vielen heiligen Frauen, die sie täglich in den Heiligtümern sahen, die an den geweihten Quellen und den heiligen Hainen überall im Land den Göttern dienten, mit Ehrerbietung, aber nicht mit Angst, denn die Priesterinnen mischten sich oft unter die Menschen, und über ihre Fähigkeiten wurden keine furchterregenden Geschichten verbreitet. Ramis gehörte jedoch einer dunklen, von der Welt abgeschieden lebenden Schwesternschaft an. Man nannte sie die heiligen Neun. Sie waren die von den meisten gefürchteten Seherinnen der Stämme im Norden. Man erzählte, daß sie den Tod besiegen und ins Leben zurückkehren und den Untergang von Völkern voraussagen könnten. Die heiligen Neun sprachen mit den Schicksalsgöttinnen so selbstverständlich wie mit ihresgleichen. In ihren Adern floß kein Blut, sondern das Lebenselixier der Götter. Ramis war eine der Neun und nur ihrer höchsten Priesterin, der Veleda, der »Sehenden«, Rechenschaft schuldig. Die Veleda lebte, von den Menschen verborgen, in einem hohen Turm aus Tannenholz an einem kleinen Fluß. Dienerinnen überbrachten den Bittstellern ihre Orakelsprüche. Wer die Veleda sah, mußte sterben; aber man berichtete, daß Ramis einmal den Turm erstiegen hatte und lebend zurückgekehrt war.

»Sie kann unmöglich hier sein«, flüsterte Mudrin der alten Frida zu, »sie ist doch bei Baldur und den Kriegern.«

»Wenn man als Wolf durch den Wald rennt, dann kann man auch solche Entfernungen überwinden«, murmelte Frida düster.

»Ihr dummen Gänse, haltet die Schnäbel!« fauchte Herta gereizt und versuchte, das eigene Unbehagen zu überwinden. Normalerweise fürchtete Herta nichts und niemanden. Aber mit Ramis konnte sie sich nicht messen oder sie zu Unterwürfigkeit zwingen, und mit ihr konnte man nicht rechten oder sie verstehen. Herta hatte das beklemmende Gefühl, dort oben aus dem Dunkel nahe sich eine fremde, gefährliche Macht. Wollte die Seherin unheilvolle Botschaft von Baldur bringen oder Atlind retten? Hatte womöglich das Schicksal des noch ungeborenen Kindes sie hierhergeholt?

Im Dorf flüsterte man, daß Ramis manchmal die erstgeborenen Töchter stahl und als ihre Schülerinnen aufzog. Gab es etwas Besseres, als Baldurs Erstgeborene zu rauben?

Ramis war inzwischen so nahe herangekommen, daß die drei Frauen deutlich das ernste, glatte Gesicht mit der...

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Autor

Donna Gillespie wurde 1948 in Gainesville, Florida, geboren, wo sie im Jahre 1970 ihren Abschluss in Kunst an der Universität machte. Ihr erster Roman "Mondfeuer" wurde in den USA und in Deutschland auf Anhieb ein Bestseller. Die Autorin lebt heute in San Francisco.