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Triumph der Zärtlichkeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
411 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am14.11.20171. Aufl. 2017
Nach dem Tod ihres Vaters reist Alexandra Benjamin nach Cairncross Castle, das inmitten der melancholischen Landschaft von Yorkshire liegt. Dort bekommt sie von dem schwermütig wirkenden, aber zugleich äußerst attraktiven John Damien Newell das Angebot, ihren Lebensunterhalt als Gouvernante bei seinem Bruder Samuel zu verdienen.

Schon bald wird Alexandra mit unheimlichen Geschehnissen konfrontiert, doch sie ist fest entschlossen, das Rätsel um die seltsame Familie zu lösen. Denn Alexandra hat sich unsterblich in John Damien verliebt, und sie möchte ihm die Zärtlichkeit geben, die ihn aus dem dunklen Gefängnis seiner Seele befreien kann ...

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Produkt

KlappentextNach dem Tod ihres Vaters reist Alexandra Benjamin nach Cairncross Castle, das inmitten der melancholischen Landschaft von Yorkshire liegt. Dort bekommt sie von dem schwermütig wirkenden, aber zugleich äußerst attraktiven John Damien Newell das Angebot, ihren Lebensunterhalt als Gouvernante bei seinem Bruder Samuel zu verdienen.

Schon bald wird Alexandra mit unheimlichen Geschehnissen konfrontiert, doch sie ist fest entschlossen, das Rätsel um die seltsame Familie zu lösen. Denn Alexandra hat sich unsterblich in John Damien verliebt, und sie möchte ihm die Zärtlichkeit geben, die ihn aus dem dunklen Gefängnis seiner Seele befreien kann ...

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Details
Weitere ISBN/GTIN9783732538881
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum14.11.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten411 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2426322
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Noch Jahre später erinnerte sie sich daran, wie sie der Name sofort fasziniert hatte. John Damien Newell. Eine Unterschrift unter einem Brief - nichts weiter. Lediglich drei Worte in einer akkuraten und zugleich arrogant lässigen Handschrift, die nichts von den zukünftigen Ereignissen ahnen ließen.

Aber der Name hatte Alexandra neugierig gemacht. Sie brannte darauf, das Gesicht des Mannes zu sehen, der zu diesem Namen gehörte und der in Unkenntnis der wahren Umstände um Hilfe nachgesucht hatte. Sein Brief hatte sie angerührt, und in stillen Stunden malte sie sich immer wieder das Aussehen des Mannes aus, obwohl sie lediglich seinen Namen kannte.

John Damien Newell.

Erst viel später sollte sie begreifen, dass dieser Name an etwas gerührt hatte, das in ihren Augen eigentlich erledigt war. Doch an diesem grauen, regnerischen Londoner Morgen plagten sie ganz andere Gedanken. Mit der Feder in der Hand saß sie am Schreibtisch in der ehemaligen Bibliothek ihres Vaters und rang um eine Antwort. Dabei wusste sie sehr genau, dass eigentlich nur jugendlicher Übermut und eine gewisse Wut sie so handeln ließen. Sie war verletzt, und der Stachel saß so tief, dass sie ein wildes Verlangen und genügend Mut verspürte, einfach rücksichtslos voranzupreschen und auf ein Schreiben zu antworten, das vielleicht besser unbeantwortet geblieben wäre.

Sofort nachdem Mary ihr den Kaffee serviert hatte, hatte sie sich ans Werk gemacht. Der Schein des Kaminfeuers schimmerte durch das Blatt, als sie es schließlich hochhob und ihre Unterschrift kritisch begutachtete. Was dieser Tintenkrakler wohl besiegelte? Zumindest eine Lüge, dachte sie, und voller Gewissensbisse verdunkelten sich ihre haselnussbraunen Augen. Hastig blies sie über die noch feuchte Tinte und las dann noch einmal, was sie geschrieben hatte. Angesichts ihres Mutes und ihres Leichtsinns zitterten ihre Hände ein wenig.

19. April 1858

My Lord Newell,

zu meinem Bedauern muss ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass mein Vater, Dr. Horace Benjamin, Ihrer Einladung nach Cairncross Castle leider nicht Folge leisten kann. Dr. Benjamin verstarb im vergangenen Dezember infolge einer Grippe. Seine gesamten Aufzeichnungen wurden dem Royal College of Surgeons zur Fortsetzung seiner Arbeit überlassen. Ich hoffe, Ihnen mit dieser Information geholfen zu haben.

Für den Fall, dass Ihnen das College in Bezug auf das Gebrechen Ihres Bruders nicht weiterhelfen kann, bin ich gern bereit, Ihnen meine Dienste anzubieten. Ich verfüge zwar nicht über eine anerkannte Ausbildung wie mein Vater, aber während der letzten Jahre habe ich ihm bei allen Arbeiten assistiert und kann mit Fug und Recht behaupten, dass es keine Theorie und kein Experiment gibt, das wir nicht gemeinsam diskutiert hätten.

In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich untertänigst

Alex Benjamin

Alexandra starrte zuerst auf das Blatt und dann auf die gläserne Schreibfeder und verspürte für Sekunden den Wunsch, ihren Namen zu vollenden. Sie belog diesen Mann. Falls er ihr tatsächlich den Auftrag erteilen sollte, musste sie ihm schreiben und die Arbeit schon aus Angst vor seinem Zorn über diese Täuschung ablehnen. Andererseits jedoch sah sie keinen anderen Weg, als so zu handeln, denn wenn sie den Brief mit Alexandra unterschrieben hätte, hätte sie sich die Mühe sparen können. Mit Sicherheit würde Lord Newell es niemals auch nur in Erwägung ziehen, eine Frau - und obendrein eine ohne medizinische Ausbildung - zur Behandlung seines Bruders nach Yorkshire zu holen. Höchstwahrscheinlich würde er ihr ohnehin die Tür weisen, sobald er sie zu Gesicht bekam - aber sie war fest entschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Sie musste es einfach versuchen, denn sie wollte London unbedingt so schnell wie möglich den Rücken kehren. Und dazu konnte ihr nur dieser Baron John Damien Newell verhelfen.

Mit einem Mal war ihr ganz melancholisch zumute, und sie blickte sich in dem wohlvertrauten Raum um, in dem früher Axminsterteppiche in Grün und Schwarz den Fußboden bedeckt hatten. Im Geist sah sie noch die wunderschönen changierenden Taftvorhänge in Erbsengrün und Purpurrot an den Fenstern hängen und die Bücherregale mit ihren zahllosen Bänden über die unterschiedlichsten Themen, die an den Wänden Spalier gestanden hatten. Aber in Wirklichkeit war der Raum nackt und kahl. Die Teppiche waren verschwunden, und Alexandra sah zum ersten Mal die rohen Dielenbretter. Seit ihr Vater und sie das Stadthaus bezogen hatten, hatte es überall köstlich nach Rotwein und Bienenwachs geduftet, doch nun lag lediglich der Geruch nach altem Holz in der Luft. Die Fenster waren genauso nackt wie der Fußboden, denn Teppiche und Vorhänge waren an einen Altkleiderhändler aus Whitechapel verkauft worden.

Alexandras starrer Blick fixierte die Regentropfen, die langsam über die Fensterscheiben rannen. Es war ein wunderschönes Zuhause gewesen. Alexandra war gerade zehn Jahre alt gewesen, als ihre Mutter gestorben war und ihr Vater ihr den Umzug nach London angekündigt hatte, wo er auf bessere Arbeitsmöglichkeiten hoffte. Auf ein mutterloses zehnjähriges Kind hatten die ägyptisch anmutenden Portale und die prachtvolle, gewölbte Fassade wenig Eindruck gemacht, aber im Lauf der vergangenen fünfzehn Jahre hatte sich Belmont Crescent als komfortables Heim in guter Lage erwiesen.

Und das sogar für Leute wie sie.

Alexandra fühlte wieder, wie der wohlbekannte Hass in ihr Herz kroch wie ein unscheinbarer Efeu, der sogar einen Ziegelstein zerbrechen konnte, wenn er ihn erst einmal umschlungen hatte. Leute wie sie. Sie war nun einmal so, wie sie war, und ihr Vater ebenfalls. Er war ein wunderbarer, freundlicher und herzensguter Mensch gewesen, der unverdrossen weiter den Bettlern Geld gespendet hatte, obwohl man ihm bei dieser Gelegenheit bereits dreimal die Börse entrissen hatte. Beruflich hatte ihr Vater in seinem College große Anerkennung gefunden. Seine spezielle Fachrichtung hatte sich durch die Heirat mit einer wunderschönen, aber tauben Frau ergeben, die von ihrer Familie grausam behandelt worden war, weil sie nicht hören und deshalb auch nicht sprechen konnte. Sein größter Ehrgeiz als Ehemann und Wissenschaftler war immer der Wunsch gewesen, seinen Namen von den Lippen seiner geliebten Frau zu hören. Er hatte sie das Sprechen gelehrt und sich von da an ähnlich behinderten Menschen gewidmet, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden, weil sie sich nicht mit Worten dagegen wehren konnten.

Im Lauf der Jahre hatte Alexandra begriffen, dass selbst alle guten Taten dieser Welt den Schatten nicht tilgen konnten, der auf Horace Benjamins Existenz lag. Ihr Vater war Jude - ein Christusmörder, den es nicht nach dem Heil der anglikanischen Kirche verlangte. Als Tochter ihres Vaters konnte Alexandra noch so oft betonen, dass ihre Mutter eine irische Katholikin aus Wexford gewesen sei - es nützte nichts. Man beurteilte sie ausschließlich nach ihrer Abstammung von diesem widerspenstigen Mann, und die Vorurteile trafen sie und ihren Vater gleichermaßen. Alexandra hatte dafür bezahlt, aber gleichzeitig hatte sie die Wut und den Trotz schätzen gelernt, die ihr immer dann zu Hilfe kamen, wenn die Situation unerträglich wurde. Sie war keine Jüdin, weil ihre Mutter Christin gewesen war, aber wenn alle Welt es unbedingt glauben wollte, dann würde sie den Leuten den Gefallen tun. Bei Gott! Und obendrein voller Stolz. Diese Leute konnten ihr samt ihrer Vorurteile gestohlen bleiben.

Und er ganz besonders.

Ihre Blicke glitten hinüber zu der nackten Sitzbank in der Fensternische, wo sie oft stundenlang auf den Satinkissen gesessen und angeblich in einem Buch gelesen hatte. Dabei hatte sie heimlich durch die Spitzenvorhänge nach ihm Ausschau gehalten. Nur zu gut erinnerte sie sich an das süße Gefühl, wenn Mary gekommen und ihr zugeflüstert hatte, dass Brian im Besuchszimmer auf ihren Vater wartete. Jahrelang hatte ihr Herz einen kleinen Sprung vollführt, wenn man nur seinen Namen nannte. Als Assistentin ihres Vaters hatte sie oft mit seinen Studenten gearbeitet, und natürlich war es nicht ausgeblieben, dass sie sich in einen von ihnen verliebt hatte.

Im Rückblick war klar, dass sich die Tragödie leicht hätte vermeiden lassen, wenn er nur nicht darauf eingegangen wäre. Aber damals hatte sie noch keine Ahnung davon gehabt, wie grausam die Liebe sein konnte und wie leicht und zugleich heimtückisch höfliche Worte täuschen konnten.

»Miss?«

Alexandra sah auf, als Mary den Kopf zur Tür hereinsteckte, und bemerkte zum ersten Mal, dass die roten Locken unter dem Spitzenhäubchen ihrer Zofe langsam ergrauten. Ob es nur das Alter war? Oder waren etwa die Aufregungen der letzten Monate schuld daran?

»Die Leute wollen den Schreibtisch abholen, Miss. Was soll ich ihnen sagen?«

Alexandra blickte auf den Brief hinunter, der gefaltet, aber unversiegelt auf dem geliebten Schreibtisch ihres Vaters lag. Wortlos stand sie auf, tropfte etwas geschmolzenen Siegellack auf das Papier und drückte den Ring ihres Vaters darauf, in den ein großes B inmitten eines Davidsterns eingraviert war.

»Würdest du ihn bitte aufgeben?« Mit diesen Worten...
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