Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der scharlachrote Löwe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.01.2015
Die Loyalität und der Heldenmut des jungen englischen Ritters William Marshal wurden mit dem Herz von Isabelle de Clare, der Erbin begüterter Ländereien belohnt. In England endet mit dem Tod von Richard Löwenherz die Zeit der Stabilität. Widerstand regt sich in den Domänen, als John, Richards schwacher, aber machtgieriger Bruder, König wird. Um einen offenen Konflikt zu vermeiden, ziehen sich die Liebenden nach Irland zurück. John jedoch will deren Gefolgschaft erzwingen und nimmt Isabellas Ländereien und die Kinder als Pfand. Soll William dem begangenen Unrecht trotzen? Eine schwerwiegende Entscheidung, denn das Wohl seiner Familie steht auf dem Spiel ...

Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.
mehr

Produkt

KlappentextDie Loyalität und der Heldenmut des jungen englischen Ritters William Marshal wurden mit dem Herz von Isabelle de Clare, der Erbin begüterter Ländereien belohnt. In England endet mit dem Tod von Richard Löwenherz die Zeit der Stabilität. Widerstand regt sich in den Domänen, als John, Richards schwacher, aber machtgieriger Bruder, König wird. Um einen offenen Konflikt zu vermeiden, ziehen sich die Liebenden nach Irland zurück. John jedoch will deren Gefolgschaft erzwingen und nimmt Isabellas Ländereien und die Kinder als Pfand. Soll William dem begangenen Unrecht trotzen? Eine schwerwiegende Entscheidung, denn das Wohl seiner Familie steht auf dem Spiel ...

Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641162351
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum29.01.2015
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4019 Kbytes
Artikel-Nr.1571707
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Longueville, Normandie,
Frühjahr 1199

 


Gegen Ende des Winters saß Isabelle im Kreis ihrer Frauen in ihrem Gemach und stickte. Wenn die Tage langsam heller und klarer wurden, konnte man sich auch wieder an feinere Muster wagen. Über ihre Arbeit gebeugt, lauschte sie dem munteren Geplapper, das genau wie das wiederkehrende Sonnenlicht und die Vögel, die eifrig Nester bauten, ein sicheres Zeichen dafür war, dass der Frühling endlich Einzug gehalten hatte.

Jean D´Earleys junge Ehefrau Sybilla stichelte emsig an einem ausgefallenen Muster aus silbernen Muschelschalen, das die Säume einer Tunika zieren sollte. Die Stickkunst war Sybillas besondere Begabung, und Jean war der mit Abstand am besten gekleidete Ritter in Williams Gefolge. Die schweigsame junge Frau war Williams Nichte und die Tochter seines verstorbenen Bruders John, doch Isabelle war sich sicher, dass der Erfindungsreichtum und Eifer, die Sybilla beim Sticken an den Tag legte, auf ein umso reicheres Seelenleben schließen ließen, das erfüllend genug war, um nicht auf den Klatsch der anderen Ladys angewiesen zu sein.

»Wie fühlst du dich heute?«, fragte Isabelle, da die junge Frau seit drei Tagen von einem Gefühl der Übelkeit geplagt wurde. Isabelle hatte so ihre Vermutungen, die nicht zuletzt durch Sybillas Blicke hinüber zur Wiege und zum jüngsten Spross der Marshals, dem drei Monate alten Walter, genährt wurden.

»Etwas besser, Mylady. Der Ingweraufguss scheint zu helfen.« Trotzdem wirkte die junge Frau bedrückt. »Ich ... nun, es könnte sein, dass ich ein Kind bekomme. Aber ich bin mir nicht sicher.«

Zuversichtlich tätschelte Isabelle Sybillas Arm. »Ich denke dasselbe, und falls es stimmt, so bedeutet das doch eine gute Nachricht für dich und für Jean.«

Sybilla schien zu zweifeln. »Jean war in letzter Zeit so oft mit dem Earl unterwegs, dass wir gar nicht viel zusammen waren. Vielleicht ist es ja falscher Alarm.«

Wehmütig sah Isabelle zur Wiege hinüber. »William muss mich nur ansehen, und schon sehne ich mich nach ihm.«

»Wie wahr. Aber Ihr und der Earl hattet ja auch genug Zeit zum Üben«, spottete Elizabeth Avenel, die mit einem von Williams Rittern verheiratet war. Wenn die Ladys der Burg ihre Näharbeiten verrichteten und dabei unter sich waren, verbreitete sich Lady Elizabeth liebend gern über allerlei Unzüchtiges, was ihr in gemischter Gesellschaft niemals über die Lippen kommen würde. »Jeder weiß doch, dass eine Frau nur dann empfangen kann, wenn sie im Bett ähnliches Glück wie ihr Mann fühlt.« Leise lachend wandte sie sich an Sybilla. »Wenn du einen guten Grund für deine Übelkeit hast, mein Mädchen, dann hat dein Mann wohl herausgefunden, wie er dir diese Freude schenken kann.«

»Aber Lady Elizabeth!«, platzte Isabelle heraus, als sie sah, wie knallrot Sybilla geworden war.

»Es stimmt aber!«, verteidigte sich die Lady. »Sogar die Priester sagen es. Anderer Meinung sind höchstens die alten verschrumpelten Pflaumen, die noch nie richtig ge-«

Sie biss sich auf die Lippen, als plötzlich die Tür aufsprang und William Marshal mit zwei senkrechten Falten auf der Stirn ins Gemach stürmte. Er warf einen kurzen Blick in die Runde. »Isabelle, auf ein Wort«, sagte er nur und steuerte auf eine der Fensternischen am anderen Ende des Raums zu. Mit ausholender Handbewegung fegte er ein paar Spielsachen von der Truhe unterhalb der Fensterschräge und ließ sich auf einem der Kissen nieder.

Isabelles Fröhlichkeit war wie weggeblasen. Sie ließ ihre Stickerei sinken und eilte rasch zu ihrem Mann hinüber. »Was ist geschehen?«

William stieß heftig die Luft aus und rieb seinen Nacken. »Im Grunde nichts Besonderes. Ich weiß auch gar nicht, warum ich so überrascht bin. Gibt es noch Wein, oder hat das Lästerkränzchen alle Karaffen geleert?«

Irgendetwas musste ihn geärgert haben, denn für gewöhnlich bedachte er ihre Frauen nicht mit solch bissigen Bemerkungen. »Aber nein. Es ist noch genug da, damit Ihr Euren Kummer ertränken könnt«, bemerkte sie freundlich und holte höchstpersönlich die Karaffe und einen Becher von der Anrichte. Dabei wechselte sie einige vielsagende Blicke mit ihren Frauen.

Nach einem tiefen Zug ließ William den Becher auf den Schenkel sinken und seufzte vernehmlich. »Ich habe gerade mit einem Boten von Baldwin de Béthune gesprochen.«

Isabelle setzte sich neben ihren Mann, stopfte sich ein mit Wollflies gefülltes Kissen in den Rücken und sah ihn erwartungsvoll an. Baldwin de Béthune, Count of Aumale, war Williams bester Freund und befand sich augenblicklich an der Seite des Königs. Durch die Verbindung zu ihm erfuhr William stets das Neueste über die Königsfamilie, auch wenn er sich nicht am Hof befand. Welche Nachricht auch immer der Bote überbracht hatte - sie hatte William sichtlich verstört.

»Man verdächtigt Prinz Johann der Verschwörung, und Richard ist entsprechend streitsüchtiger Laune. Ach, Isabelle, manchmal könnte ich den beiden die Köpfe zusammenschlagen, bis ihnen das Hirn aus den Ohren kommt - nicht dass das irgendetwas bessern würde, aber es würde mir vielleicht eine gewisse Befriedigung schenken.«

»Was soll das heißen: Man verdächtigt ihn ?«

Bedrückt sah William seine Frau an. »Philipp von Frankreich behauptet, im Besitz von Briefen zu sein, die Johann des Verrats überführen. Angeblich hat Johann seine Unterstützung für einen Aufstand gegen Richard erbeten - was diesen natürlich nicht gerade begeistert hat.«

»Das Ganze war doch nur eine Frage der Zeit.«

William blähte seine Nasenflügel. »Warum traut jeder dem armen Johann immer das Schlimmste zu und glaubt nicht daran, dass er vielleicht dazugelernt hat und endlich erwachsen geworden ist?«

»Haltet Ihr diese Gerüchte etwa für erfunden?« Es gelang Isabelle, einen sanften Ton anzuschlagen und nicht so unversönlich wie sonst zu sprechen, sobald die Rede auf Prinz Johann kam.

»Natürlich nicht«, entgegnete William rasch. »Philipp ist so gerissen wie ein Fuchs, und Unwahrheiten wie diese sind der beste Weg, um Missstimmigkeiten zwischen den Parteien zu erzeugen. Johann ist vielleicht unaufrichtig und selbstsüchtig, aber verrückt ist er deshalb noch lange nicht - und das müsste er sein, um mit Philipp ein Komplott zu schmieden. Als er zuletzt etwas Ähnliches versucht hat, saß Richard in Deutschland im Kerker. Doch vor den Augen seines Bruders würde er so etwas niemals wagen. Er kann Richards Atem ja buchstäblich im Nacken fühlen.« William nahm noch einen Schluck, aber sein Unmut war ihm nach wie vor anzumerken. »Welche Fehler Johann auch haben mag - während der letzten fünf Jahre hat er sich jedenfalls seinem Bruder gegenüber absolut loyal verhalten.«

»Wie geht die Sache jetzt weiter?«

»Das wird sich zeigen. Johann hat sich angesichts dieser Anschuldigungen erst einmal wutentbrannt davongemacht, und nur Gott allein weiß, wohin.«

»Womöglich nach Paris«, bemerkte Isabelle. »Vielleicht hat der König von Frankreich doch noch Erfolg.«

Überrascht sah William sie an. »Das bezweifle ich entschieden, aber sicher ist Johann wütend genug, um einen Racheplan zu schmieden.«

»Hat Richard schon etwas unternommen?«

»Bisher noch nicht, jedenfalls nach dem, was Baldwin sagt. Vielleicht hält er Johann ja für unschuldig, aber sicher kann er sich dessen nicht sein. Warum verlässt einer den Hof, wenn er angeblich nichts zu befürchten hat? Falls sich unsere Söhne eines Tages wie Richard und Johann aufführen sollten, werde ich sie eigenhändig ertränken. Das schwöre ich.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Um seine Wut loszuwerden, plant Richard erst einmal weitere Feldzüge im Limousin. So kann er wenigstens Gold für seine Schatullen sammeln. Ein Vasall von Aymer de Lusignan hat auf seinem Land einen Schatz ausgegraben, den er nicht hergeben möchte.« Er hob eine von Mahelts Puppen auf, die ihn selbst als Ritter in einem grünen und gelben Umhang zeigte, und betrachtete sie mit nachdenklicher Miene. »Richard braucht dringend weitere Mittel. Da kommt ihm der Gedanke an einen Frühjahrsfeldzug gerade recht.«

Vor Sorge drehte sich Isabelle der Magen um. »Aber Ihr müsst ihn doch nicht begleiten?«

»Nein. Mich erwartet nach wie vor der Gerichtstag in Vaudreuil mit Hubert Walter. De Braose, de Burgh und Mercadier werden den König begleiten. Seiner Meinung nach kann die Sache mit Johann warten, bis er zurück ist ... Ich bin mir dessen zwar nicht so sicher, aber die Entscheidung liegt bei Richard und nicht bei mir.« Er legte die poupée im Rittermantel aus der Hand und griff nach einer anderen, die in einem mit Silberfäden bestickten Hofgewand steckte. »Herr im Himmel, schon wieder eine neue Tunika.« Er schüttelte zwar den Kopf, doch es wurde deutlich, welche der beiden Figuren ihm mehr zusagte. »Wenn Ihr so weitermacht, werde ich noch zum Gecken.«

Isabelle war sehr erleichtert, dass König Richard ihren Mann diesmal verschonte. »Sybilla hat die Tunika genäht. Sie ist mit der Nadel so geschickt und schnell, dass sie ein Puppenkleidchen im Handumdrehen fertig hat.« Sie senkte die Stimme. »Sybilla vermutet, dass sie ein Kind erwartet.«

»Darüber habt Ihr also vorhin getuschelt?«

Isabelle lächelte sittsam. »Mehr oder weniger.«

William brummte belustigt. »Lady Elizabeth hat eine tragende Stimme«, meinte er. »Aber das sind wunderbare Neuigkeiten. Jean wird sich freuen.« Er sprang auf und reckte sich. Isabelle war glücklich, dass die Anspannung von ihm abgefallen war, und sie freute sich umso mehr, weil er seine Sorgen mit ihr...

mehr

Autor

Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.