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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.07.20122012
Johann Mühlbauer, Kochlehrling in Kärnten, hat ein Problem mit seinem Chef: Der ist nämlich tot. Und damit Johann nicht unter Verdacht gerät, lässt er die Leiche lieber verschwinden. Neben falschen Entscheidungen trifft der Jungkoch auch noch seine Traumfrau, und schon bald ist das Chaos perfekt. Denn Johann stolpert über Leichen wie andere über Steine. Zum Glück kommt Inspektor Fritz Reichel immer einen Schritt zu spät. Aber wie lange noch?

Dorothea Böhme lebte einige Jahre im wunderschönen Kärnten, wo sie ihre Liebe zum Wandern und zum Schreiben entdeckte. Das schönste aller Bundesländer schloss sie schnell in ihr Herz und machte es deshalb zum Schauplatz ihrer skurrilen Kriminalromane um den Chefinspektor Fritz Reichel. Heute lebt und schreibt sie in Stuttgart.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextJohann Mühlbauer, Kochlehrling in Kärnten, hat ein Problem mit seinem Chef: Der ist nämlich tot. Und damit Johann nicht unter Verdacht gerät, lässt er die Leiche lieber verschwinden. Neben falschen Entscheidungen trifft der Jungkoch auch noch seine Traumfrau, und schon bald ist das Chaos perfekt. Denn Johann stolpert über Leichen wie andere über Steine. Zum Glück kommt Inspektor Fritz Reichel immer einen Schritt zu spät. Aber wie lange noch?

Dorothea Böhme lebte einige Jahre im wunderschönen Kärnten, wo sie ihre Liebe zum Wandern und zum Schreiben entdeckte. Das schönste aller Bundesländer schloss sie schnell in ihr Herz und machte es deshalb zum Schauplatz ihrer skurrilen Kriminalromane um den Chefinspektor Fritz Reichel. Heute lebt und schreibt sie in Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839239766
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum09.07.2012
Auflage2012
Reihen-Nr.1
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2429672
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Dienstag;10
2;Mittwoch;61
3;Donnerstag;118
4;Freitag;186
5;Montag;246
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Leseprobe


Dienstag

Johann Mühlbauer, vor neunzehn Jahren in Lendnitz geboren und nun angehender Koch im Schmuckkästchen der Stadt, mochte Kartoffelbrei. Er fand es beruhigend zu wissen, dass man sich beim Essen von Püree nicht an einer Gräte verschlucken und ersticken konnte. Und er mochte Lendnitz. Nicht unbedingt die kleine Stadt selbst, aber den Flecken Erde, auf der sie lag. Die Berge, die Seen, die Wiesen, die Wälder. Zugegeben, Lendnitz grenzte nicht direkt an einen See, aber so urweit war es dann doch nicht zum Linsendorfer See, an dessen naturbelassener Idylle er in seiner Kindheit ganze Sommer verbracht hatte. Johann liebte es zu schwimmen, und mit Vorfreude auf die kommenden Monate fuhr er heute zur Arbeit im Schlosshotel.

Es war Dienstagvormittag, es war Frühling, es war ein wunderschöner Tag und genau elf Uhr und fünfzehn Minuten. Exakt eine Viertelstunde nach Dienstbeginn stellte Johann sein Fahrrad am Hintereingang des Schlosshotels ab, drückte die Tür auf und machte sich bereit für den bevorstehenden Arbeitstag. Im schmalen Flur stieß er beinahe mit dem Souschef Harald Moschik zusammen.

» tschuldigung«, keuchte Johann und verschwand schnell im Nebenraum, um sich umzuziehen.

Kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, stieß Moschik sie auch schon wieder auf. Der Souschef war einer dieser Menschen, die ihre Nase grundsätzlich in die Angelegenheiten anderer stecken mussten. Vornehmlich, um sich darüber aufzuregen.

Es war wahrscheinlich Moschiks Schicksal, solch ein unauffälliges Äußeres zu besitzen, dachte Johann. Er musste schreien, um wahrgenommen zu werden.

»Mit dieser Einstellung kommst du hier nicht weit, lass dir das gesagt sein!«, meckerte Moschik dann auch wie erwartet und stach ihm mit seinem erhobenen Zeigefinger fast ins Auge. »Wenn du es nicht schaffst, morgens pünktlich zur Arbeit zu kommen, brauchst du bald gar nicht mehr aufzutauchen.«

Es überraschte Johann nicht, dass keiner der anderen Köche Moschik leiden konnte. Wenn man es recht bedachte, mochten ihn die Kellner ebenfalls nicht. Während der Souschef weiter schimpfte, öffnete Johann seinen Spind, holte die Kochjacke heraus und sah dabei Bruce Willis in die Augen. Er straffte die Schultern, drehte sich zu Moschik um und - gab nach. »Tut mir wirklich leid«, sagte er und fühlte Bruce vorwurfsvollen Blick im Nacken. Das Poster war der erste Schritt seines Plans zu mehr Mut und Entschlossenheit. Johann hoffte, dass Bruce Männlichkeit auf ihn abfärbte. Bisher blieb der erwünschte Effekt jedoch aus.

»Beeil dich gefälligst, es wartet eine ganze Kiste Brokkoli auf dich!«, beendete Moschik seine Schimpftirade und stapfte aus dem Zimmer.

Johann knöpfte die Kochjacke zu und verstaute seinen Rucksack im Schrank. Das nächste Mal würde er sich das Geraunze nicht kommentarlos anhören. Er würde Kontra geben und sich wie ein richtiger Mann verhalten. Seufzend schlug er seinen Spind zu, um sich auf den Weg in die Küche zu begeben. Nächstes Mal.

»Ich bring dich um, du Schweinehund!«

Johann blinzelte erschrocken. Ein dicker, ihm unbekannter Mann gestikulierte in der Küche aufgebracht mit den Händen, während er wüste Beschimpfungen gegen den Chefkoch Karl Bachmaier ausstieß. Harald Moschik stand sichtlich verängstigt neben dem Herd, während sich der Chefkoch verwirrt am Kopf kratzte.

»Was soll denn das?«, fragte Bachmaier, als der tobende Dicke ein Brettchen mit geschnittenen Zucchini von der Arbeitsfläche fegte.

»Oh, ich sag dir, was das soll!«, schrie der Unbekannte. »Ich werd dich fertigmachen, Bachmaier. Ich werd dich fertigmachen, so wie du mich fertiggemacht hast.« Er schnappte sich einen Teller und warf ihn mit aller Wucht in Richtung des Chefkochs. Der duckte sich trotz seines Übergewichts geschickt, verlor aber einen Großteil seiner Nonchalance.

»Hey«, rief er empört und ging gleich vor der nächsten Attacke in Deckung.

»Kaputt geschuftet habe ich mich. Hast du gehört? Jahrzehntelang gehackelt für dieses Hotel«, brüllte der Dicke. »Ich war so dicht dran, dem Schlosshotel in Velden den Rang abzulaufen.« Er warf einen weiteren Topf nach dem Chefkoch, der inzwischen alle Mühe hatte, den heranfliegenden Geschossen auszuweichen. »Aber dann bist du gekommen und hast alles ruiniert.« Er schnaufte und trat gegen einen Mülleimer, der scheppernd zu Boden fiel.

Johann sah zu Harald Moschik, der sich bisher keinen Millimeter bewegt hatte. Blass war er geworden.

Wie war der Dicke eigentlich in die Küche gekommen? Der Hintereingang war doch immer abgeschlossen. Oh, oh. Johann fühlte, wie er ebenfalls blass wurde. Er hatte vergessen, die Hintertür abzuschließen. Es war seine Schuld.

»Du bist eine Beleidigung für das Schlosshotel! Eine Beleidigung für unsere ganze Zunft, du schmieriger, widerlicher Möchtegern-Koch! Du und deine krummen Geschäfte!«

Krumme Geschäfte? Was sollte das heißen? Wer war der Kerl überhaupt? Ein Teller traf den Chefkoch gegen die Brust.

»Hör mal zu, Seligmann«, begann Karl Bachmaier, »ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.« Aha, er kannte ihn, dachte Johann. Seligmann hieß der Verrückte also. Nur knapp wich der Chefkoch dem nächsten Geschoss aus. Diesmal war es ein Messer. Die Sache wurde heikel, fand Johann. Er überlegte, was er tun sollte. Was er tun konnte. Eine Chance, den Dicken aufzuhalten, hatte er nicht. Der Unbekannte schien zwar schon über sechzig zu sein, doch besaß er mindestens das Dreifache seiner Körpermasse. Noch hatte dieser Seligmann ihn nicht gesehen und Johann hoffte, sich unbemerkt zurück nach draußen schleichen zu können. Von dort aus könnte er dann eine heldenhafte Rettungsaktion ganz im Stile Bruce Willis starten. Oder die Polizei rufen.

Doch auch in Harald Moschik kam jetzt Bewegung. Das war Johanns Verhängnis: Der Souschef löste sich aus seiner Erstarrung, wollte aus der Küche stürmen und prallte in der Tür heftig mit Johann zusammen. Beide gingen zu Boden und der wütende Unbekannte zuckte endgültig aus.

»Ihr da«, schrie er. »Stehen bleiben!« Johann hielt sich die Nase und blickte auf. Der Dicke schnappte sich ihn und Moschik gleichzeitig, zerrte sie an ihren Kochjacken hoch und schubste sie durch die Küche.

»Sofort da rüber«, brüllte er und deutete ihnen, sich neben den Chefkoch zu stellen. Harald Moschik spielte Chamäleon und nahm das Weiß der Fliesen hinter ihm an und auch Johann musste schlucken. Er brauchte einen Moment, um seine Beine wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch Seligmann ließ ihm keine Zeit.

»Da rüber, hab ich gesagt!« Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung und Johann flitzte durch die Küche. Direkt neben Karl Bachmaier, zum Zentrum des Überfalls. Johann dachte an Stirb langsam und wie Bruce Willis es dort allein mit zwölf Terroristen aufgenommen hatte. Barfuß und mit einem Feinripp-Unterhemd bekleidet.

Sein Atem beschleunigte sich auf ungesunde Art und Weise, er konnte jeden einzelnen Herzschlag im Hals spüren. Es war seine Schuld, dass ein Irrer seinen Chef mit einer Waffe bedrohte. »Feigling«, rief eine kleine innere Stimme. Und dann: »Bruce Willis.«

Da fasste er einen schnellen Entschluss. Er hatte den Überfall erst möglich gemacht, nun wurde es Zeit, ein Held zu sein. Stirb langsam.

»Du hast es überhaupt nicht verdient, das Restaurant zu leiten. Gar nichts hast du verdient!«, kreischte Seligmann und entsicherte eine Pistole. Wo kam die denn so plötzlich her?

»Hey«, schrie Johann und sprang zur Seite, um die Aufmerksamkeit Seligmanns von seinem Opfer abzulenken. Unglücklicherweise stolperte er dabei über den Mülleimer, stieß gegen den großen Nudeltopf auf dem Herd und überschwemmte die Küche mit Salzwasser und glitschigen Spaghetti.

Seligmann wirbelte herum und drückte ab. Ob Johanns Ablenkungsmanöver oder mangelnde Treffsicherheit die Ursache gewesen war, konnte Johann nicht sagen. Bachmaier, der die letzten Minuten leise wimmernd in der Ecke gestanden hatte, fiel jedenfalls nicht tot zu Boden. Er schrie auf und floh in Johanns Arme. Dem blieb die Spucke weg, als hundertfünfundzwanzig Kilo Chefkoch ihn zu Boden rissen. Immerhin lagen sie beide nun unter der Arbeitsfläche, außerhalb der Schusslinie.

Keuchend versuchte Johann, Bachmaier von sich herunterzuwälzen, während um ihn herum das Chaos seinen Lauf nahm. Harald Moschik fiel in Ohnmacht, wobei er zunächst nach hinten gegen ein Regal stolperte und sämtliche Töpfe und Teller herunterriss, bevor er selbst mit dem Kopf an der Arbeitsfläche aufschlug und zu Boden rutschte.

Der dicke Seligmann fuchtelte weiter aufgeregt mit seiner Pistole in der Luft herum, um wieder Herr der Lage zu werden. »Klappe halten oder ich schieße!«, kreischte er. »Klappe halten!« Er drückte erneut den Abzug, es krachte und eine Kugel schlug in die Deckenlampe ein. Es knisterte, das Licht begann zu flackern und die Lampe fiel mit lautem Scheppern zu Boden, Seligmann genau vor die Füße. Vor Schreck machte der einen Satz zur Seite, landete in der Salzwasser-und-Nudel-Pfütze und geriet aus dem Gleichgewicht.

Entsetzt blickte Johann auf dessen hilflos wedelnde Hände. Er konnte gerade noch »Vorsicht« rufen, da war es auch schon zu spät. Ein weiterer Schuss löste sich, er zog den Kopf ein und plötzlich lag der dicke Seligmann direkt vor ihm auf dem Boden.

Eine Blutlache bildete sich unter seinem Kopf.

»Servus! Was macht ihr hier für einen Lärm?«, rief jemand fröhlich und stieß die Schwingtür auf, die das Restaurant von der Küche trennte. Marko, einer der Kellner, betrat die Küche und blieb mit...

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Autor

Dorothea Böhme, geboren 1980 in Hamm, zog es für ihr Studium weit in die Welt hinaus. Nach Aufenthalt in Tübingen, Quito, Triest kam sie schließlich nach Klagenfurt. Während dieser Zeit arbeitete sie in verschiedenen Restaurants und Hotels, wodurch die Idee zum Roman entstand. Inzwischen unterrichtet sie Deutsch an der Universität Szeged und hat bereits einige Veröffentlichungen in Anthologien vorzuweisen.