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Meuchelbrut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
245 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am05.02.20142014
Glenn Hinrichsen, alt und vermögend, findet sein eigenes Testament. Das Problem daran ist: Er hat es nicht geschrieben. Zu allem Überfluss kommt am selben Tag Onkel Harry ums Leben. Glenns Familie beschließt, einen Einbruch zu fingieren, um die Lebensversicherung zu kassieren. Was zunächst wie ein guter Plan aussieht, endet im familiären Chaos. Jetzt können nur noch Chefinspektor Reichel und dessen übermotivierter Assistent Huber helfen.

Dorothea Böhme, geboren 1980 in Hamm, zog es für ihr Studium weit in die Welt hinaus. Nach Aufenthalten in Tübingen, Quito, Triest kam sie schließlich nach Klagenfurt. Sie schloss Kärnten schnell in ihr Herz, weshalb sie das Bundesland zum Schauplatz ihrer Kriminalromane machte. Zuletzt unterrichtete sie Deutsch an der Universität Szeged im Süden Ungarns.
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Verfügbare Formate
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextGlenn Hinrichsen, alt und vermögend, findet sein eigenes Testament. Das Problem daran ist: Er hat es nicht geschrieben. Zu allem Überfluss kommt am selben Tag Onkel Harry ums Leben. Glenns Familie beschließt, einen Einbruch zu fingieren, um die Lebensversicherung zu kassieren. Was zunächst wie ein guter Plan aussieht, endet im familiären Chaos. Jetzt können nur noch Chefinspektor Reichel und dessen übermotivierter Assistent Huber helfen.

Dorothea Böhme, geboren 1980 in Hamm, zog es für ihr Studium weit in die Welt hinaus. Nach Aufenthalten in Tübingen, Quito, Triest kam sie schließlich nach Klagenfurt. Sie schloss Kärnten schnell in ihr Herz, weshalb sie das Bundesland zum Schauplatz ihrer Kriminalromane machte. Zuletzt unterrichtete sie Deutsch an der Universität Szeged im Süden Ungarns.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839243220
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum05.02.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.2
Seiten245 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430100
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Der Einbruch

Er hatte recht gehabt, stellte Glenn zufrieden fest, als er eine gute Stunde später, mit einer Tasse Tee zwischen die Knie geklemmt, ins Esszimmer rollte. Das Wohnzimmer konnten sie heute Abend nicht nutzen, damit die Köchin nicht über den toten Harry stolperte. Im Esszimmer war es nicht ganz so gemütlich, aber Mutter hatte das Beste draus gemacht und überall Teelichter aufgestellt. Das Unternehmen Einbruch war bereits in vollem Gange. Michael stand breitbeinig und mit erhobenen Armen mitten im Zimmer, während Mutter ihm mit Nadel und Faden viel zu große schwarze Sachen passend nähte.

»Ist das nicht meine Wanderkleidung?« Glenn fiel fast der Tee herunter.

»Die brauchst du doch jetzt nicht mehr, mein Lieber.« Mutter blickte ihn nicht einmal an, während sie mit Stecknadeln zwischen den Lippen ihre Antwort nuschelte. »Jetzt halt doch endlich einmal still!« Entnervt gab sie Michael einen Stoß in die Rippen, sodass er fast hintenüber fiel und sich nur retten konnte, indem er wild mit den Armen rudernd auf einem Bein balancierte.

Gesine, die auf dem weichen Teppich unter dem Esstisch lag und nur halb unter der Tischdecke hervorragte, blickte von ihrer Zeitung auf. »So hält er ganz bestimmt nicht still.«

»Du lies lieber deine Zeitung!« Beim Nähen war Mutter immer gereizt.

Glenn rollte zur Anrichte und stellte seine Teetasse ab. Die Tür wurde geöffnet und Tante Martha und Frieda betraten das Zimmer.

»Irgendetwas muss mir nicht gut bekommen sein«, stöhnte Martha, während sie sich auf Friedas Arm stützte. »Vielleicht das Gemüse?«

»Da hilft am besten ein Schnaps.« Schon segelte Mutter hinüber zur Vitrine, um eine Flasche herauszuholen.

Tante Martha ließ sich in den Sessel neben Glenns Rollstuhl fallen und blinzelte kurzsichtig durch ihre Brille.

»Das sieht ja fabelhaft aus, Michael. Nein, wirklich ganz reizend.«

»Das ist ein Tarnanzug, Tante Martha. Der soll funktional und praktisch sein, nicht reizend.« Gesine schien nicht besser gelaunt als ihre Mutter.

Glenn warf einen Blick auf den Artikel, den sie las. Die Finanzprobleme der westlichen Staaten setzten sich fort, was direkte Auswirkungen auf die Weltökonomie hatte, womit man endlich bei der Ausbeutung der Dritten Welt und Gesines schlechter Laune angelangt war. Sie war entschiedene Globalisierungsgegnerin. Das propagierte sie oft genug und zu Glenns Leidwesen auch lautstark.

»Ich habe es gegoogelt, Frieda. Die Kinder in Antigua verhungern auch.« Damit legte sie die Zeitung zur Seite und holte sich ein zweites Dessert vom Servierwagen, den die Köchin für Mitternachtssnacks immer neben der Vitrine abstellte. Wenn er morgens nicht aufgegessen war, presste sie ihre Lippen aufeinander. Glenn dachte an den eisigen Blick der Köchin und beschloss, sich ebenfalls einen weiteren Nachtisch zu nehmen.

»Huch, sind wir empfindlich«, sagte Frieda halblaut und halb beleidigt, dann wandte sie sich wieder Mutter und Michael zu. Fachkundig kniff sie die Augen zusammen und begutachtete das Werk.

»Tatsächlich. Das sollte es tun.«

Mutter konnte wirklich mit einer Nadel umgehen, das musste Glenn zugeben. Er selbst hätte nichts dagegen gehabt, ebenfalls einen solchen Tarnanzug zu besitzen. Er hatte das Gefühl, einen brauchen zu können. Nur leider konnte er Mutter, die Nummer eins auf seiner Verdächtigenliste, nicht darum bitten.

»Was soll ich eigentlich machen?« Michael klang misstrauisch. Die Aktion schien ihm nicht geheuer zu sein. Glenn konnte es ihm nicht verdenken. Er war froh, durch seinen Rollstuhl für Einbrüche unbrauchbar zu sein.

»Das ist doch nicht gefährlich?«, fragte Michael.

»Himmel! Meint ihr, es könnte gefährlich werden?« Tante Martha blickte ängstlich von ihrem Strickzeug auf. »Das vertrage ich doch so schlecht!«

»Natürlich nicht«, schalt Frieda. »Was soll daran gefährlich sein? Du schleichst dich ins Wohnzimmer, schlägst eine Scheibe ein und löst den Alarm aus. Dann flüchtest du in den Garten. Mit den schwarzen Sachen wird dich niemand sehen können. Wenn dann alle im Wohnzimmer sind, kommst du durch die Vordertür ins Haus. Du gehst in dein Zimmer, ziehst deinen Pyjama an, legst dich ins Bett und wartest, bis die Polizei kommt.«

Michael schien immer noch leicht beunruhigt, wie er da auf seiner Unterlippe herumkaute. Er nickte dennoch tapfer.

»Können wir den Ablauf vorher üben?«

Woher Michael seine Gene hatte, wunderte Glenn jeden Tag aufs Neue. Bei all ihrer Dramatik war Mutter intelligent. Und Glenns Neffe, Mutters verstorbener Mann, war vielleicht keine Leuchte gewesen wie Frieda, aber er hatte es immerhin bis zur Universität geschafft.

Frieda blinzelte. »Üben?«

»Damit ich alles richtig mache! Das ist nicht so einfach!«

»Ich fang schon mal an, die Scheibe einzuschlagen«, sagte Gesine gelangweilt und wandte sich wieder ihrer Zeitung zu.

»So dumm bin ich auch nicht!«, regte Michael sich auf. »Wollte nur die Reihenfolge üben. Wo ich wann hingehen muss. Blöde Ziege.« Er machte einen Schritt auf Gesine zu und vergaß dabei, dass Mutter gerade seine Hose umsteckte. Sie hielt ihn am Saum fest und Michael fiel der Länge nach hin.

»Michael, ich bitte dich, was soll denn der Unsinn?« Mutters Laune verschlechterte sich zusehends. Sie legte beide Hände an die Schläfen. »Ich muss ins Bett. Ich entwickle eine fürchterliche Migräne.« Sie befestigte die letzte Nadel an ihrem kleinen Kissen und erhob sich.

»Mir geht es auch gar nicht gut«, pflichtete Tante Martha ihr bei. »Ich sollte noch ein schönes entspannendes Bad nehmen. Dieser ganze Stress ist eine Katastrophe für meine Nerven. Von meinem Herzen ganz zu schweigen.«

»Recht hast du, Martha, ein Schlückchen Brandy würde uns außerdem guttun.« Mutter tätschelte ihr die Hand und sie verließen Arm in Arm das Esszimmer.

»Und was ist jetzt mit Üben?« Michael sah verzweifelt an sich herunter.

Gesine rollte mit den Augen, stellte ihren leeren Teller zurück auf den Servierwagen und verschwand ebenfalls. Mit ihrem Bruder kam sie noch schlechter zurecht als mit Frieda, und wenn Mutter nicht als Friedenstifterin anwesend war, hatte es schon heftige Rangeleien gegeben.

»Du kriegst das hin, Michael«, sagte Frieda und stand auf. Sie glättete einige Falten ihres akkuraten Rocks und rückte den Kragen ihrer Bluse zurecht. »Wecker auf halb zwei, zur Vordertür hinaus, im Wohnzimmer Fenster einschlagen, zur Vordertür hinein, Pyjama anziehen, warten.«

Michael rieb sich unglücklich die Stirn. »Schreibe ich mir vielleicht besser auf«, murmelte er.

»Ach Quatsch. Ist doch nichts dabei.« Frieda machte sich ebenfalls auf den Weg ins Bett. »Was soll schiefgehen?«

Berühmte letzte Worte, dachte Glenn. »Hals- und Beinbruch«, konnte er sich nicht verkneifen zu sagen. Dann rollte auch er in den Flur und nahm den Aufzug nach oben.

Wie gewohnt schloss er die Zimmertür ab und stieg aus dem Rollstuhl. Diesen Einbruchsplan musste er im Auge behalten. Er wollte nicht riskieren, dass der Einbrecher zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Harry und Glenn. Was, wenn Michael in sein Zimmer eindrang und ihn erschoss? Wie einfach wäre es für Mutter oder Frieda später zu behaupten, der unbekannte Einbrecher hätte zufällig zwei Menschen umgebracht. Nein, Schlaf war heute keine Option. Er musste hellwach bleiben, um einem etwaigen Mordanschlag zu entgehen. Er postierte seinen Rollstuhl neben der Tür, sodass es unmöglich war, überraschend ins Zimmer einzudringen. Dann legte er sich ins Bett, zog die Decke bis unter die Nasenspitze und wartete.

Natürlich ging alles schief.

Michael hatte sich den Wecker auf halb zwei stellen sollen. Ab zwanzig nach eins glitten Glenns Augen immer wieder zu den Leuchtziffern seines Radioweckers. 1:28, 1:29, 1:30. Nichts geschah. Gegen zwei schlummerte er dann doch ein. Mit einem Ruck erwachte er von Friedas wütendem Geschrei. 2:31.

»Michael! Michael, wo bleibst du denn?«

Glenn stieg aus dem Bett, schnappte sich als Waffe eine Flasche Sekt, die Mutter ihm zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, und setzte sich in seinen Rollstuhl. Dann öffnete er seine Zimmertür einen Spaltbreit.

Verschlafen schlurfte Michael auf den Flur und rieb sich die Augen. Gleich hinter ihm erschien Tante Martha mit Lockenwicklern im Haar. Sie umklammerte fest eine Dose Pfefferspray.

»Haben sie den Einbrecher schon gefasst?«, fragte sie und blickte sich ängstlich um.

Frieda, die trotz ihres gestreiften Pyjamas und den wild abstehenden Haaren wie eine wütende Amazone aussah, stemmte die Hände in die Hüften. »Sei nicht albern!« Sie warf Tante Martha einen irritierten Blick zu. Dann wandte sie sich wieder an Michael. »Was hast du gemacht? Halb zwei hatte ich gesagt! Zieh dir deine Sachen an. Wir warten!«

Michael gähnte herzhaft, nickte und drehte sich um. Fünf Minuten später war er wieder da, diesmal im Tarnanzug, mit einem Nylonstrumpf über dem Kopf und einer Taschenlampe in der Hand.

»Bin so weit«, erklärte er und stolperte über den rotbraunen Läufer.

»Na endlich.« Frieda seufzte und scheuchte ihn die Treppe hinunter. »Vergiss nicht: Du darfst nicht gesehen werden!«

»Was?« Michael drehte sich panisch um. »Das habt ihr mir vorher nicht gesagt! Ich darf nicht gesehen werden? Du hast mich gesehen! Und Tante Martha!«

Am liebsten hätte Glenn eingeworfen, dass er Michael auch gesehen...

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Dorothea Böhme, geboren 1980 in Hamm, zog es für ihr Studium weit in die Welt hinaus. Nach Aufenthalten in Tübingen, Quito, Triest kam sie schließlich nach Klagenfurt. Sie schloss Kärnten schnell in ihr Herz, weshalb sie das Bundesland zum Schauplatz ihrer Kriminalromane machte. Zuletzt unterrichtete sie Deutsch an der Universität Szeged im Süden Ungarns.