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Falkensturz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.07.20142014
Alfred Sival erhält mehrere Todesanzeigen - mit seinem eigenen Namen versehen. Doch sein Hass auf die Polizei hält ihn davon ab, um Hilfe zu bitten. Schließlich offenbart er sich dem ehemaligen Journalisten Herbert Falke, der zusammen mit seiner Enkeltochter Franziska Kleinkriminelle jagt. Die beiden versuchen die seltsam verstreuten Puzzleteile des Falls zusammenzusetzen: ein mysteriöser Toter, ein Hund ohne Fell, der sich für Gulaschsuppe begeistert, und ein Opfer, das zum Täter wird.

Bernd Köstering, geboren 1954 in Weimar, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter sowie eine Enkeltochter. Er arbeitet als Medizintechnik-Ingenieur und lebt seit zwei Jahrzehnten in Offenbach am Main. Im Alter von 50 Jahren begann er, Kriminalromane zu schreiben. Seine Krimi-Trilogie um den Literaturexperten Hendrik Wilmut hat unter Goethe-Fans inzwischen Kultcharakter. Mit Falkensturz setzt er seine Reihe von Literaturkrimis fort.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAlfred Sival erhält mehrere Todesanzeigen - mit seinem eigenen Namen versehen. Doch sein Hass auf die Polizei hält ihn davon ab, um Hilfe zu bitten. Schließlich offenbart er sich dem ehemaligen Journalisten Herbert Falke, der zusammen mit seiner Enkeltochter Franziska Kleinkriminelle jagt. Die beiden versuchen die seltsam verstreuten Puzzleteile des Falls zusammenzusetzen: ein mysteriöser Toter, ein Hund ohne Fell, der sich für Gulaschsuppe begeistert, und ein Opfer, das zum Täter wird.

Bernd Köstering, geboren 1954 in Weimar, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter sowie eine Enkeltochter. Er arbeitet als Medizintechnik-Ingenieur und lebt seit zwei Jahrzehnten in Offenbach am Main. Im Alter von 50 Jahren begann er, Kriminalromane zu schreiben. Seine Krimi-Trilogie um den Literaturexperten Hendrik Wilmut hat unter Goethe-Fans inzwischen Kultcharakter. Mit Falkensturz setzt er seine Reihe von Literaturkrimis fort.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839244883
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.07.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.1
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430350
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Mittwoch, 3. Mai

Alfred Sival war - im Gegensatz zu seinem Bruder - kein Lebensjongleur. Er hatte Bauschlosser gelernt und Spaß daran gefunden, Metall zu formen. Bördeln, Nieten, Löten und Schweißen wurde zu seinem Lebensinhalt. Die Meisterprüfung war ihm zwar schwergefallen, aber er hatte an den Aufgaben gefeilt, sich in den Stoff hineingebohrt und an sich selbst geschmiedet. An Feiern, Tanzen und Küssen verschwendete er keinen Gedanken. Als nach langer Krankheit sein Vater starb, übernahm er erwartungsgemäß den elterlichen Betrieb. Voller Ehrgeiz hatte er sich der neuen Aufgabe hingegeben, mit maßvollem Auge die Belegschaft vergrößert, Gelände hinzugekauft und innerhalb weniger Jahre den Umsatz verdoppelt. Die Sival GmbH hatte hohes Ansehen in Offenbach und Umgebung erreicht.

Alfred Sival hatte die Todesanzeige an der Kühlschranktür befestigt. Jedes Mal, wenn er etwas essen wollte, fiel sein Blick auf den ominösen Termin: 14. Mai. Zunächst hatte er die Drohung für Unsinn gehalten, für das Werk eines Übergeschnappten, den die Polizei in Kürze festnehmen würde. Bis ihm klar wurde, dass die Polizei gar nichts von den schwarz umrandeten Briefen wusste. Er selbst hätte die Beamten informieren müssen, aber das wollte er nicht. Seine Abneigung gegenüber der Polizei hatte sich nach wie vor nicht gelegt.

Mehrmals war er kurz davor, die Anzeige von der Kühlschranktür zu nehmen und in den Mülleimer zu werfen, aber er schaffte es nicht. Immer wieder fiel sein Blick darauf. Noch elf Tage. War das viel oder wenig? Er konnte sich nicht entscheiden. Die durchschnittliche Lebenserwartung deutscher Männer betrug 78 Jahre, also hätte er noch acht Jahre vor sich. Sein Peiniger wollte ihm nur noch 0,4 Prozent davon gönnen, das hatte er bereits ausgerechnet. Oder sollte er seine bisher gelebten 70 Jahre als Maßstab nehmen? Oder sogar nur den heutigen Tag? Vielleicht verbot sich aber auch jeglicher Vergleich, denn sein Leben war sowieso endlich.

In der vergangenen Nacht war er aufgewacht, weil er meinte, ein Geräusch aus der Küche gehört zu haben. Aber dort war niemand. Nur der Mondschein fiel durch das Fenster. Genau auf die Todesanzeige. Schlagartig begann er zu frieren und kroch wieder unter die Bettdecke. Doch er konnte nicht mehr schlafen. Schließlich, in der Morgendämmerung, erhob er sich, um zu frühstücken. Kaum hatte er sich angekleidet, fiel ihm ein, dass er dazu in die Küche hätte gehen müssen, also ließ er das Frühstück ausfallen, das Mittagessen ebenso. Er legte sich auf die Couch und starrte an die Zimmerdecke. Ein tief in seinem Innern nagendes Gefühl ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er holte ein Buch aus dem Regal, las zwei Seiten und warf es in den Mülleimer. So etwas hatte er noch nie getan, er liebte Bücher. Dann klingelte es. Vorsichtig schob er die Gardine beiseite. Es war sein Nachbar, Herr Schuldt, der Schwafelheinrich mit dem hässlichen Köter, einem Hund ohne Fell. Wahrscheinlich wollte er ihn daran erinnern, irgendeine der farbig markierten Mülltonnen herauszustellen. Es klingelte noch einmal, viele Male, immer wieder. Alfred Sival stieg die Kellertreppe hinab und schloss die Tür hinter sich, um das Läuten, das ihm in die Gedärme schnitt, zu verbannen. Sein Blick sprang rastlos über das Vorratsregal: Konservendosen mit Champignons und Erbsen, Gulaschsuppe, Ravioli, mehrere Flaschen Whisky und ein Wachauer Marillenlikör, den er aus dem einzigen Urlaub seines Lebens mitgebracht hatte.

Er öffnete eine Dose Ravioli - Werkzeuge hatte er genug, die Kenntnisse, Weißblech zu bearbeiten, ebenso -, aß diese kalt, direkt aus der Dose, und trank eine halbe Flasche Whisky dazu.

*

»Hat es dir geschmeckt, Franzi?«, fragte Herbert Falke, während er eine Beatles-CD einlegte.

»Danke. Du machst die besten Spaghetti in der ganzen Brinkstraße!«

Er lachte. »Na toll, eine kürzere Straße gibt es ja kaum in Offenbach.«

»Doch, die Lortzingstraße zum Beispiel.«

»Stimmt, danke.«

Herbert Falke genoss das gute Verhältnis zu seiner Enkeltochter. Und er war sich durchaus bewusst, dass dies nicht selbstverständlich war. Sie hatten viel Spaß zusammen und lachten oft über seine Kochkünste. Herbert war ein sehr vielseitiger Mensch, besonders wenn es um Handwerk, Technik und Computer ging. Nur eines konnte er wirklich nicht: kochen. Seit seine Frau Christel gestorben war, hatte er immer wieder versucht, sich selbst kulinarisch über Wasser zu halten. Ohne Erfolg. Einmal hatte er sogar die Kartoffeln im Topf anbrennen lassen. Meistens landete er dann in der Hessewirtschaft oder in der Pizzeria Tevere. Sein eigenes Repertoire hatte sich auf Spaghetti mit Pesto reduziert.

»Nun mal zurück zu deinem Fahrrad«, sagte Herbert. »Ich habe etwas Interessantes herausbekommen.«

Franziska schob den Teller beiseite und hörte aufmerksam zu. Er berichtete von dem Handtaschenräuber am Bürgeler Mainufer und von seinem Entschluss, ihn zu finden.

»Cool, ich bin dabei!«, rief sie begeistert.

»Na langsam, Franzi, schau dir erst mal die Akte hier an, die haben wir von Eva.«

»Von Eva, wow!« Sie griff nach den Papieren. Herbert Falke wusste, dass Eva Lorenz und Franziska sich gut verstanden. Giannis Lebensgefährtin war so etwas wie eine mütterliche Freundin für Franziska geworden.

»Marie Landwehr aus Bürgel, aha …«, sie blätterte weiter, »ein Mann mit einem grauen Kapuzenpulli und einem nicht näher definierten runden Symbol auf dem Rücken. Er fuhr ein …« Sie sah auf. »Ein silbernes Fahrrad!«

»Richtig. Und nun kannst du dir denken, was ich vermute.«

»Was? Mit meinem Fahrrad hat der Typ die Frau überfallen? Das wär ja krass!«

»Ist bisher nur eine Theorie. Wann ist dein Fahrrad gestohlen worden? Bitte überleg mal genau.«

»Na ja, ich hab's am Freitag in der Schule gelassen, weil wir mit dem Kunstkurs im Ledermuseum waren, von dort bin ich gleich zu dir gekommen …«

»Stimmt. Freitagmittag haben wir Pizza geholt.«

»Genau. Dann hab ich's das ganze Wochenende dort gelassen, und am Montag auch, da war ja Feiertag.«

»So lange?«

»Ja, eigentlich war es angeschlossen, im Fahrradkäfig …«

»Wieso eigentlich?«

Franziska erzählte von ihrem Fauxpas mit dem Bügelschloss.

»Ei, ei, ei«, sagte Herbert Falke. Einfach nur so. Ohne den druckvollen Unterton, den Franziskas Vater jetzt sicher angestimmt hätte. Als Großvater konnte er sich das leisten. Außerdem würden sie das Fahrrad wiederfinden. Da war er sich sicher.

»Also zwischen Freitag 8 Uhr und Dienstag 13 Uhr?«

»Genau!«

»Hmm, das ist ein großes Zeitfenster, das wird uns nicht weiterbringen. Ich habe übrigens Frau Landwehr gestern noch angerufen, ich werde sie gleich besuchen.«

»Cool, da fahr ich mit!«

»Nein, Franzi, tut mir leid, aber das geht nicht. Wir verbringen heute Abend viel Zeit im Stadion, vorher musst du deine Hausaufgaben machen. Das kannst du hier tun, während ich nach Bürgel fahre.«

»Ach Opi, das find ich doof …«

»Ja, das glaube ich dir. Aber dein Vater hat recht, du hast viele Klausuren in nächster Zeit. Jetzt schau nicht so beleidigt, das sieht aus wie die kleine vierjährige Franzi.«

Franziska lachte. »Das ist 13 Jahre her, wie kannst du das noch wissen?«

»Manche Blicke vergisst man nicht. Hast du die Fotos vom Fahrrad?«

Franziska zog ihr Smartphone aus der Schultasche, tippte auf >Galeriedas denn?«

»Ein alter Beruf, gibt es nicht mehr, erzähl ich dir später, ich muss erst mal los.« Während er das sagte, hatte er bereits damit begonnen, die Bilder per Bluetooth auf sein eigenes Mobiltelefon zu übertragen.

»Und wie finden wir mein Fahrrad?«, fragte Franziska.

»Wenn es wirklich dein Fahrrad war, dann wird es damit sehr wahrscheinlich keinen weiteren Raub geben. Er hat jedes Mal ein anderes Fahrrad benutzt, ich nehme an, er wird es schnell loswerden wollen. Ich werde wohl alle Fahrradständer in Bürgel abklappern müssen, möglicherweise sogar in ganz Offenbach. Viel Arbeit, aber ich hab ja Zeit.«

*

Dr. Johannes Bester hatte sich über den ehemaligen Chef seines Vaters erkundigt und war über all die Jahre auf dessen Spur geblieben. Er hatte Informationen über ihn gesammelt, über sein Leben, seine Familie - einfach alles. Zunächst wusste er nicht wirklich, warum er das tat. Vielleicht wollte er nur wissen, was für ein Mensch das war, ihn möglicherweise etwas ärgern oder ihm ein bisschen Angst machen. Sein Vater hatte auch Angst gehabt. Was hatte er noch am Tag vor dem Unfall gesagt: »Johannes, ich habe keine Angst vor dem Tod. Nur vor dem Sterben.«

»Du brauchst keine Angst zu haben, Vater, ich werde bei dir sein.«

Bei dem Sturz vom Gerüst hatte Karl Bester einen Schädelbasisbruch erlitten, er lebte noch, lag aber im Koma. Allein dieses Wort: Koma. Johannes Bester hatte während seines Studiums festgestellt, dass es Wörter gab, die grausam...

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Bernd Köstering, geboren 1954 in Weimar, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter sowie eine Enkeltochter. Er arbeitet als Medizintechnik-Ingenieur und lebt seit zwei Jahrzehnten in Offenbach am Main. Im Alter von 50 Jahren begann er, Kriminalromane zu schreiben. Seine Krimi-Trilogie um den Literaturexperten Hendrik Wilmut hat unter Goethe-Fans inzwischen Kultcharakter. Mit Falkensturz setzt er seine Reihe von Literaturkrimis fort.