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Die Dame im Schatten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am05.08.20152015
Berlin 1866. Soeben aus dem Krieg zurückgekehrt, müssen Julius Bentheim und Albrecht Krosick wieder ermitteln: Auf der Spur gerissener Juwelendiebe geraten sie in eine internationale Verschwörung, die sie bis nach Ägypten führt. Als die beiden unerwartete Hilfe von einer mysteriösen Frau erhalten, stellt sich die alles entscheidende Frage: Ist die Dame im Schatten gefährliche Verbündete oder verführerische Gegenspielerin?

Der Liechtensteiner Armin Öhri, geboren 1978, lebt in Grabs im St. Galler Rheintal und ist im Bildungswesen tätig. Aufsehen erregte seine Erzählung »Die Entführung« - die Geschichte eines versuchten Menschenraubs im Liechtenstein der 1930er-Jahre. Mit »Die Dame im Schatten« legt Armin Öhri nach »Die dunkle Muse« (2012) und »Der Bund der Okkultisten« (2014) den dritten Fall mit dem Tatortzeichner Julius Bentheim im Gmeiner-Verlag vor. »Die dunkle Muse« erhielt den »European Union Prize for Literature« und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Öhri ist Gründer des Liechtensteinischen Literatursalons und Präsident des Liechtensteinischen Autorenverbands ?IG Wort?. Mehr Informationen zum Autor unter: www.literatursalon.li
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KlappentextBerlin 1866. Soeben aus dem Krieg zurückgekehrt, müssen Julius Bentheim und Albrecht Krosick wieder ermitteln: Auf der Spur gerissener Juwelendiebe geraten sie in eine internationale Verschwörung, die sie bis nach Ägypten führt. Als die beiden unerwartete Hilfe von einer mysteriösen Frau erhalten, stellt sich die alles entscheidende Frage: Ist die Dame im Schatten gefährliche Verbündete oder verführerische Gegenspielerin?

Der Liechtensteiner Armin Öhri, geboren 1978, lebt in Grabs im St. Galler Rheintal und ist im Bildungswesen tätig. Aufsehen erregte seine Erzählung »Die Entführung« - die Geschichte eines versuchten Menschenraubs im Liechtenstein der 1930er-Jahre. Mit »Die Dame im Schatten« legt Armin Öhri nach »Die dunkle Muse« (2012) und »Der Bund der Okkultisten« (2014) den dritten Fall mit dem Tatortzeichner Julius Bentheim im Gmeiner-Verlag vor. »Die dunkle Muse« erhielt den »European Union Prize for Literature« und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Öhri ist Gründer des Liechtensteinischen Literatursalons und Präsident des Liechtensteinischen Autorenverbands ?IG Wort?. Mehr Informationen zum Autor unter: www.literatursalon.li
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839247204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum05.08.2015
Auflage2015
Reihen-Nr.3
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430762
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Viertes Kapitel

Sie standen in der Garderobe von Amalia Loschs Studentenwohnheim und umarmten sich: die Witwe, die Schwangere und die zwei Kriegsheimkehrer. Filine sah Bentheim lange an, ohne ein Wort zu sagen. Sie weinte bloß, und schließlich deutete sie auf seine Schlinge und fragte: »Bist du schwer verletzt?«

»Nein.«

»Du bist dünn geworden.«

Er fuhr ihr über den Bauch. »Und du dick.«

Sie lachten alle, und die alte Witwe meinte, es sei an der Zeit, ins Bett zu gehen. Filine ging voran, und Julius folgte ihr eiligst die Treppe hinauf. Auf dem Flur verabschiedeten sie sich von Albrecht und zogen sich in ihr Zimmer zurück. Sanft löste Filine den Verband von Bentheims Hand und träufelte im Kerzenschein eine milde Chlorwasserstofflösung auf die Wunde. Es brannte fürchterlich, doch es gab keine Anzeichen einer Infektion. Nachdem sie neue Kompressen aufgelegt und die Verwundung versorgt hatte, deutete Filine auf die Matratze. Sie zwang ihn, die Initiative ihr zu überlassen, und ließ ihre Finger sprechen.

Danach erzählte sie ihm von sich, von den Ängsten, die sie ausgestanden hatte, als er fort war, und er befühlte das Kind, das in ihr heranwuchs und gerade heftig strampelte.

Am nächsten Tag holte eine Kutsche der Gendarmerie die Studenten zu Hause ab, um sie ins Palais Grumbkow zu bringen, dem Verwaltungsgebäude der preußischen Polizei. Das Gefährt fuhr ohne Dach, denn der diesjährige Berliner Juli war ein schöner, sommerlicher Monat, dessen erste Hälfte sich bereits als heiter und mild erwiesen hatte. Auch dieser Mittwoch nahm sich ausgesprochen angenehm aus. In der Eingangshalle wurden die beiden von Gideon Horlitz persönlich begrüßt und in sein Büro geführt. In einem Anflug von Betriebsamkeit kam es Albrecht in den Sinn, Wasser aufzusetzen und eine Kanne Tee aufzubrühen. Wenn Julius gelegentlich aus dem Fenster sah, erblickte er den stetig größer werdenden Strom der Arbeiter und Tagelöhner, die lachend und feixend durch die Berliner Gassen tippelten.

Der Wohlgeruch von Minze und Apfel riss ihn aus den Betrachtungen.

»Hier, Julius«, sagte Albrecht, als er eine dampfende Tasse auf den Schreibtisch stellte.

»Danke.«

Er bediente auch Horlitz, der sich in seinem Sessel zurücklehnte, unter heftigem Gähnen die Arme reckte und dann nach dem Getränk griff. In der Nacht zuvor hatte er einen einfachen Juwelenraub aufgeklärt und bereits den Bericht über die Ermittlungen verfasst. Das wieder erbeutete Schmuckstück, ein funkelnder Smaragd aus dem südlichsten Oberägypten, lag vor ihm auf der Tischplatte. Der einfache Teeaufguss belebte den Kommissar. Nach ein paar Schlucken befeuchtete er die Schreibfeder, zeichnete einige Schriftstücke gegen, die vor ihm lagen, und unterschrieb den Antrag auf einen Haftbefehl, der noch am selben Tag dem zuständigen Richter Karl Otto von Leps vorgelegt werden sollte.

»Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, wandte er sich endlich an seine Mitstreiter, während er den grünen Edelstein in der Tiefe seiner Schreibtischschublade verschwinden ließ. »Sie sind wohlauf, das ist das Wichtigste. Krieg ist nie schön, er ist auch nicht männlich, wenn Sie meine Meinung wissen wollen, sondern schlicht dumm und unnötig. Aber kommen wir zum Geschäftlichen. Wie ich gehört habe, wurden die Fakultäten aufgrund des Feldzugs früher geschlossen. Es stehen also keine Prüfungen an, ich kann auf Ihre Mitarbeit zählen.«

Die Studenten warfen sich einen Blick zu.

»Haben wir denn eine Wahl?«

»Nein«, antwortete der Kommissar und schob ihnen zwei neu ausgestellte Dienstausweise zu. »Sie sind mir direkt unterstellt. Würden Sie überhaupt zurück nach Böhmen wollen? Zwei Finger sind Verlust genug, nicht wahr, Bentheim?«

Julius nickte, und Gideon Horlitz kämpfte sich durch einen Stapel von Briefen, Laufzetteln und anderen Schriftstücken, bis er seiner Unordnung Herr wurde und tatsächlich das von ihm gesuchte Kuvert fand. »Sehen Sie«, sagte er, »das lag gestern Morgen in der Post. Sie sind gerade rechtzeitig zurück, um an meiner Seite dieses Rätsel zu lösen. Keine Briefmarke, kein Poststempel. Ein Brief, der sich in eine Reihe seltsamer Begebenheiten einfügt, welche hinter den Kulissen der Weltpolitik anscheinend für Aufregung sorgen. Es ist eine leidige Sache. Im April, bevor Sie in den Krieg zogen, halfen Sie mir bei einigen Ermittlungen.«

»Der Einbruch ins Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum?«

»Nein, der hatte nichts damit zu tun. Ich spreche von der Serie ungeklärter Diebstähle. Sie erinnern sich gewiss: verschwundene Smaragde, Rubine, Diamanten.«

Julius nickte, und Albrecht deutete auf den Brief: »Reichen Sie mal rüber. Wir lesen ihn, und danach gehen wir einen heben, oder?«

Groll lag in dem Blick, den Horlitz ihm als Antwort gab, was befürchten ließ, dass es mit dem Brief eine schlimme Bewandtnis auf sich hatte. Wortlos händigte der Kommissar den Studenten den Umschlag aus. Bentheim überflog die Zustelladresse. Es war jene des ehemaligen Palais Grumbkow am Molkenmarkt; als Empfänger wurde der Name des Kommissars angegeben. Das Kuvert bestand aus normalem, etwas härterem Papier, wie man es in jeder Schreibwarenhandlung im Dutzend erstehen konnte, und die Buchstaben waren mit Schreibmaschine aufgedruckt worden.

»Wahrscheinlich ein Modell mit Farbband, das von diesem Italiener. Wie hieß er schon wieder?«

»Ravizza«, sagte Horlitz. »Sie haben recht, Julius, der Absender benutzt tatsächlich ein Cembalo Scrivano, ein sogenanntes Schreibklavier. Was sagt das über ihn aus?«

»Er hat Angst vor einem forensischen Schriftgutachten«, überlegte Albrecht. »Seine Schrift könnte erkannt werden.«

»Nicht nur das«, warf Julius ein. »Er ist auch ausreichend begütert, um sich eine teure Ravizza-Schreibmaschine zuzulegen.«

»Exzellente Schlussfolgerung. Nun lesen Sie.«

Der Brief selbst bestand aus Büttenpapier, das auf einer Rundsieb-Maschine aus Hadern hergestellt worden war und sowohl einen ungleichmäßigen Rand als auch fast keinerlei Laufrichtung besaß. Zu Beginn der Lektüre war Julius noch leicht dösig und unkonzentriert, dann aber augenblicklich hellwach, sowie er die ersten Zeilen durchgesehen hatte.

»Das soll doch wohl ein Scherz sein!«, entfuhr es ihm, und er las weiter.

Albrecht rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her, bis sein Freund ihm mit einem anerkennenden Pfiff den Zettel reichte und er sich ebenfalls an die Lektüre machte.

»Respekt, Respekt«, sagte Julius schließlich, als sein Freund vom Blatt aufsah. »Der Kerl hat Schneid.«

Horlitz neigte den Kopf. »Schenken Sie dem Inhalt Glauben?«

»Gezeichnet, gesiegelt und gegeben«, murmelte Krosick. »Schwierige Angelegenheit. Wenn die Gendarmerie den Bereitschaftsdienst vernachlässigt, heißt es im Nachhinein, man habe sie ja gewarnt.«

Es war offensichtlich, dass er Horlitz breitschlagen wollte, etwas zu unternehmen. Dieser lachte herzlich auf und meinte: »Der Schreiber scheint mir keineswegs dumm zu sein; seine Ausdrucksweise ist gewählt, seine Formulierungen zeugen von Stil. Einzig der Inhalt bekümmert mich ein wenig. Er ist so â¦ so â¦«

»Wahnwitzig?«, kam ihm Albrecht zu Hilfe.

»Nicht alltäglich«, meinte der Kommissar mit Nachdruck.

Und da sich Bentheims Verblüffung noch immer nicht ganz gelegt hatte, las er den Brief erneut:

Sehr geehrter Herr Kommissar!

Als heimlicher Bewunderer Ihres kriminalistischen Spürsinns ist es mir ein Anliegen, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass sich Ihnen morgen Abend Gelegenheit bieten wird, einen von mir geplanten Verstoß gegen das Gesetz zu verhindern.

Auf dem Platz vor den Kolonnaden bei der Ostfassade des Neuen Museums steht eine Leihgabe aus dem Porphyrsaal des Pariser Louvre. Es ist dies eine - meiner unbedeutenden Meinung nach - ziemlich abgeschmackte Skulptur des Bildhauers Maurice Meunier, welche Belphegor, jenen entzückenden, reizenden Dämon aus der Septuaginta und der Vulgata, darstellen soll.

Da die künstlerische Ausarbeitung dieser Statue keineswegs meinen Zuspruch findet, habe ich mich entschlossen, diese Beleidigung der guten Sitten zu entfernen, und zwar auf eine Art und Weise, die etwas Endgültiges und Erhabenes an sich hat.

Der Anschlag auf diese Monstrosität wird zwischen 23 und 24 Uhr stattfinden, sodass Sie nicht zu hetzen brauchen, werter Kommissar. Gehen Sie nach der Arbeit nach Hause zu Ihren Liebsten, essen Sie zu Abend, machen Sie sich frisch.

Sobald Sie sich, wohlweislich in Begleitung einiger Gendarmen, vor dem Museum eingefunden haben, hoffe ich, Ihnen eine gute Vorstellung bieten zu können.

Es sei denn, Sie wissen meinen Anschlag zu verhindern â¦

Ich bitte Sie, die Störung des geheiligten Familienabends zu entschuldigen, und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung.

»Keine Unterschrift«, bemerkte Julius Bentheim.

»Hätte ich auch nicht gewagt«, meinte Albrecht. »Bei den prahlerischen Tönen, die der von sich gibt â¦ Aber was gedenken wir nun zu tun?«

Gideon Horlitz seufzte auf. Ade, trautes Essen. Ade, geruhsamer Abend. Sich in seinem Sessel drehend, blickte er nachdenklich auf das Kopfsteinpflaster des Molkenmarkts hinab.

»Die Statue ist doch nicht echt?«, stellte Julius in den...

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Der Liechtensteiner Armin Öhri, geboren 1978, lebt in Grabs im St. Galler Rheintal und ist im Bildungswesen tätig.Aufsehen erregte seine Erzählung »Die Entführung« - die Geschichte eines versuchten Menschenraubs im Liechtenstein der 1930er-Jahre. Mit »Die Dame im Schatten« legt Armin Öhri nach »Die dunkle Muse« (2012) und »Der Bund der Okkultisten« (2014) den dritten Fall mit dem Tatortzeichner Julius Bentheim im Gmeiner-Verlag vor.»Die dunkle Muse« erhielt den »European Union Prize for Literature« und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Öhri ist Gründer des Liechtensteinischen Literatursalons und Präsident des Liechtensteinischen Autorenverbands >IG Wort