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Allmacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
407 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.08.20172017
1959, Uralgebirge, Sowjetunion: Neun Skifahrer brechen zu einer Tour zum »Berg der Toten« auf. Drei Wochen später findet ein Suchtrupp ihre unnatürlich entstellten Leichen. Die Untersuchungsergebnisse der Rechtsmediziner werden nie veröffentlicht. Fast 60 Jahre später ermittelt Maxim Charkow im Mordfall des russischen Milliardärs Igor Komarow. Alles weist auf ein Beziehungsdrama mit einem Liebhaber hin. Charkow bezweifelt das Offensichtliche und begibt sich auf die Suche nach den wahren Motiven. Die Spur führt ihn in die russische High Society.

Marcus Richmann hat russische Wurzeln, in denen die Ursprünge zu seinem äußerst authentischen Ermittler Maxim Charkow zu finden sind. Seine Figuren sind psychologisch brillant gezeichnet. Da er die ersten 19 Jahre seines Lebens im Ausland aufwuchs, konnte er sich einen differenzierten Blick auf die Schweiz bewahren. Die Liebe zur Schweiz hindert ihn nicht, auch deren Schattenseiten zu beleuchten. Als Inspiration für seine Charkow-Romane dienen ihm dunkle Kapitel der Weltgeschichte. Er lebt und arbeitet als Autor von Romanen und Drehbüchern in der Schweiz. »Eisväter« wurde vom RSI als Zweiteiler unter dem Titel »Cuore di ghiaccio« (Herz aus Eis) verfilmt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext1959, Uralgebirge, Sowjetunion: Neun Skifahrer brechen zu einer Tour zum »Berg der Toten« auf. Drei Wochen später findet ein Suchtrupp ihre unnatürlich entstellten Leichen. Die Untersuchungsergebnisse der Rechtsmediziner werden nie veröffentlicht. Fast 60 Jahre später ermittelt Maxim Charkow im Mordfall des russischen Milliardärs Igor Komarow. Alles weist auf ein Beziehungsdrama mit einem Liebhaber hin. Charkow bezweifelt das Offensichtliche und begibt sich auf die Suche nach den wahren Motiven. Die Spur führt ihn in die russische High Society.

Marcus Richmann hat russische Wurzeln, in denen die Ursprünge zu seinem äußerst authentischen Ermittler Maxim Charkow zu finden sind. Seine Figuren sind psychologisch brillant gezeichnet. Da er die ersten 19 Jahre seines Lebens im Ausland aufwuchs, konnte er sich einen differenzierten Blick auf die Schweiz bewahren. Die Liebe zur Schweiz hindert ihn nicht, auch deren Schattenseiten zu beleuchten. Als Inspiration für seine Charkow-Romane dienen ihm dunkle Kapitel der Weltgeschichte. Er lebt und arbeitet als Autor von Romanen und Drehbüchern in der Schweiz. »Eisväter« wurde vom RSI als Zweiteiler unter dem Titel »Cuore di ghiaccio« (Herz aus Eis) verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839254288
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum02.08.2017
Auflage2017
Reihen-Nr.4
Seiten407 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431589
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Wie frei ist unser Wille?

1. Februar 1959, nördliches Uralgebirge, Sibirien, Sowjetunion

»Ich friere.« Anastasija Saizewa hatte das Gefühl, ihr Körper bestünde aus Holz und in ihren Venen würde gefrorenes Harz fließen. »Wir hätten vielleicht auf die Mansin1 im Dorf Vizhai hören sollen.«

Tatjana Orlowa blickte ihre Freundin unsicher an. Die alte Schamanin aus dem Mansendorf hatte die Gruppe junger Studenten in der Nacht vor ihrem Aufstieg auf den Berg Cholat Sjachl gewarnt. Yuri Yudin, der einen mansischen Großvater hatte, verstand die Angst der Schamanin und bekam Zweifel, die Tour fortsetzen zu können. Aber Igor Djatlow, ihr Tourenleiter, tat die Warnung der alten Frau als unsinnigen Aberglauben ab. Ein moderner Sowjetbürger und aufgeklärter Student ließe sich nicht durch alte Geschichten eines rückständigen Volks von seinen Vorhaben abhalten. Yuri Yudin hatte Igor gewarnt. Er wusste, was Cholat Sjachl in der Sprache der Mansen bedeutete. Doch Igor ließ sich nicht beirren und führte sie zum Berg. Als Anastasija ihn darauf aufmerksam machte, dass die Route, die er für den Aufstieg mit den Ski gewählt hatte, ein Umweg war und sie besser am Waldrand unten im Tal hätten übernachten sollen, wies er ihre Kritik harsch zurück.

»Du bist nur eine Studentin und dazu noch eine Frau. Warum glaubst du, meine Entscheidungen anzweifeln zu können, wenn du noch nie in deinem Leben Menschen geführt hast?«

Anastasija hatte geschwiegen. Und nun waren sie vor Einbruch der Dämmerung am Fuße des Cholat Sjachl angelangt und hatten ihr Zelt aufgeschlagen. Auf dem »Berg der Toten«, wie er bei den Mansen hieß, herrschten mittlerweile minus 30 Grad Celsius.

Anastasija und die anderen acht Tourenmitglieder waren unter ihre Rosshaardecken gekrochen und versuchten zu etwas Schlaf zu kommen. Der Nachthimmel war schwarz. Ein leichter Wind strich über die Schneeflanken des Cholat Sjachl. Die Zeltplane zitterte wie ein verwundeter Vogel. Anastasijas durchgeschwitzte Kleider waren gefroren, ihr Körper gab nur wenig Wärme ab, denn sie hatte außer Tee nichts Wärmendes zu sich genommen. Sie dachte über Yuri Yudin nach. Ursprünglich waren sie zehn Absolventen der Moskauer Sportakademie gewesen, die als Abschlussreise diese Bergtour planten. Yuri hatte sich krank gefühlt, war auf halber Strecke umgekehrt und nach Vizhai zurückgekehrt.

»Glaubst du, Yuri hatte Angst?«, flüsterte Anastasija, die unter Tatjanas Decke schlüpfte.

»Was machst du da?«, fragte Tatjana leise und warf einen prüfenden Blick auf die anderen im Zelt. Beruhigt stellte sie fest, dass alle schliefen.

Anastasija blickte in Tatjanas blaue Augen, während ihre Hände über die straffen Schenkel der Freundin strichen.

»Du bist so warm. Ich friere«, flüsterte Anastasija ihr ins Ohr.

Sie begegnete Tatjana erstmals vor drei Jahren bei einer Vorlesung über die Möglichkeiten mentaler Beeinflussung von Menschen an der Universität Moskau. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Noch am selben Abend verbrachten sie ihre erste Nacht miteinander, erkundeten ihre Körper und liebten sich ohne Grenzen. Am nächsten Morgen kam die Angst. Ihre Liebe war gegen die Vorstellungen des Systems. Nikita Chruschtschow hatte die Entstalinisierung erst begonnen. So herrschten in der Bevölkerung immer noch stalinistische Ansichten und Gesetze. Gleichgeschlechtlichkeit war für die Gesellschaft eine Krankheit. Beide wussten, worauf sie sich einließen. Sie waren dazu verdammt, eine Schattenliebe zu leben. Eine Liebe, die nie die Sonne sehen durfte. Wenn die Universitätsleitung davon erfuhr, würden sie im besten Fall vom Studium ausgeschlossen. Im schlimmsten Fall hätte man sie in ein Straflager nach Sibirien geschickt.

Tatjana sah das Lächeln in Anastasijas Augen. Beide mussten dasselbe gedacht haben. »Wir sind verrückt. Jetzt sind wir aus freien Stücken in Sibirien«, stellte Tatjana kichernd fest.

»Könntet ihr beiden endlich ruhig sein. Wir wollen schlafen«, murrte Igor Djatlow.

Tatjana schwieg. Ihre Hände glitten zärtlich über Anas­tasijas Wangen, die ihre Geste mit einem provokativen Streicheln über die Innenseite ihrer Schenkel erwiderte. Begehren lag in ihren Augen.

»Wir sollten den Moment leben«, sagte Tatjana leise und küsste Anastasija zärtlich auf den Mund.

»Was war das?«, schrie Mischa Sergejew.

Anastasija zog erschrocken ihre Hand zurück. Mischa saß aufrecht, blickte aber nicht in ihre Richtung, sondern zum Zeltausgang. Ein Raunen ging durch das Zelt.

»Was soll das Mischa? Lass uns schlafen«, murmelte Aleksey mit seiner Baritonstimme.

Mischa ließ sich nicht beirren. »Da war was. Ich bin ganz sicher.«

Anastasija kicherte nervös.

»Hast du wieder den Mink2 gehört? Hat der kleine Sascha Angst vor dem behaarten, großen Affenmenschen?«, spielte Tatjana die besorgte Mutter und musste lachen. »Das sind nur Märchen der Mansen, um kleinen Kindern Angst zu machen.«

Anastasija musste nun auch lachen. Plötzlich durchschnitt ein Heulen die Nacht.

»Hört ihr das?«, zischte Mischa.

Tatjana sah, wie schnell die Angst Anastasija wieder im Griff hatte.

»Das sind Wölfe«, erklärte Aleksey schlaftrunken und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist erst drei Uhr. Gebt mir noch zwei Stunden.«

Wieder war das übernatürliche Heulen zu hören. Mischa ließ sich nicht beruhigen.

»Das ist kein Wolf.«

Er öffnete seinen Rucksack, zog ein Taschenmesser hervor, stand auf und begann eine Handbreit unter der Querstange, die das Zeltdach trug, einen Schlitz in das Zeltleinen zu schneiden. Aleksey, der zwei Köpfe größer war, sprang mit einem Satz auf, schlug Mischa das Messer aus der Hand und stieß ihn beiseite, sodass er auf die anderen fiel.

»Durak!3 Sollen wir erfrieren?«

Mischa hörte nicht auf ihn, sprang ungewöhnlich schnell wieder auf, um durch den Schlitz nach draußen zu blicken.

»Da!«

Mittlerweile waren auch die anderen aufgewacht und blickten schlaftrunken um sich. Nun stand Oleg, der Dickste unter ihnen, auf, schob Mischa missmutig beiseite und schaute in die mondlose Schneelandschaft. Was er sah, konnte er nicht erklären. Orangefarbene Lichtkugeln flogen langsam über den Horizont in ihre Richtung. Er betrachtete sie mit einer Mischung aus Neugier und Angst, die in Panik umschlug, als eine der Kugeln auf ihr Zelt zusteuerte und kurz davor mit einem durchdringenden Zischen im Schnee landete. Rauch stieg aus dem brodelnden Loch. Eine weitere Kugel schlug auf die Zeltbahn, brannte sich durch den Stoff und fiel auf die Liegenden. Alle waren auf einen Schlag wach. Romanpackte seinen Schuh und versuchte, die brennende Kugel durch Schläge zu löschen. Sein Versuch verschlimmerte die Situation, denn nun teilte sich die Kugel in weitere kleine brennende Teile, die weit mehr Rauch erzeugten als zuvor. Roman fluchte und versuchte, zum Zeltausgang zu gelangen.

In diesem Moment schlug eine andere orange Kugel vor dem Ausgang ein. Schnell entwickelte sich dichter Rauch, der ihre Atemwege stark zu reizen begann. Aleksey sprang auf Mischa zu, riss dessen Messer an sich und schnitt nun selbst ein Loch in die Zeltwand. Igor tat es ihm auf der anderen Seite gleich. Schreiend und hustend stürmten die neun Studenten in die eiskalte Nacht. Verstört, in Unterwäsche, barfuß, standen sie bis zu den Knien im Schnee um das Zelt herum und starrten auf den Rauch, der durch die zerschnittene Zeltplane quoll. Anas­tasija las auf ihren Gesichtern, dass auch sie nicht verstanden, was sich hier grade zugetragen hatte. Ihre Blicke wanderten in die Richtung, aus der die Kugeln kamen. Ein Windstoß stob Eiskristalle über das weite Schneefeld, welches sich bis zum Gipfel des Cholat Sjachl erstreckte. Die felsigen Bergkämme wurden vom Schwarz der Nacht verschlungen. Keine weiteren Kugeln tauchten mehr am Horizont auf.

»Verdammt, Igor!«, fluchte Yuri. »Du hättest auf Aleksey hören sollen.«

Unter ihnen im Tal lag der Wald. Aleksey blickte zu Igor. Er hatte ihm vorgeschlagen, die Nacht im Schutz dieses Waldes zu verbringen. Aber Igor wollte die gewonnene Höhe nicht verlieren und hatte sie weiter hinauf auf das Plateau des Cholat Sjachl geführt.

»Wir müssen schnell in die Wärme, sonst erfrieren wir«, sagte Aleksey. »Unten im Wald finden wir Brennholz.«

»Seit wann gibst du hier die Befehle?«, herrschte ihn Igor an.

»Wenn du uns von Anfang an in den Wald geführt hättest, wären wir nicht der Kälte des Berges und diesen â¦ brennenden Kugeln ausgesetzt.«

»Hört auf!« Anastasija stellte sich zwischen die beiden Männer, die aufeinander zuliefen. »Wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, sterben wir.«

Igor sah, wie sehr Anastasijas Körper vor Kälte zitterte. »Also gut, sucht eure Kleider. Wir packen alles zusammen und gehen zum Wald.«

»Verdammt noch mal, wir hätten auf die Schamanin hören sollen«, fluchte Aleksey.

In diesem Moment drang wieder das übernatürliche Heulen aus dem Wald zu ihnen herauf. Alle hielten in ihren Bewegungen inne.

»Vielleicht sollten wir doch hier oben bleiben«, sagte Tatjana leise. »Was meinst du Anastasija?«

Als sich Tatjana zu ihrer Freundin wandte, packte sie Entsetzen. Anastasijas Augen hatten sich nach innen verdreht. Ihr Körper zuckte in wildem Tanz. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel in den Schnee, wo sie Krämpfe schüttelten. Sekunden später übergab...

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Marcus Richmann hat russische Wurzeln, in denen die Ursprünge zu seinem äußerst authentischen Ermittler Maxim Charkow zu finden sind. Seine Figuren sind psychologisch brillant gezeichnet. Da er die ersten 19 Jahre seines Lebens im Ausland aufwuchs, konnte er sich einen differenzierten Blick auf die Schweiz bewahren. Die Liebe zur Schweiz hindert ihn nicht, auch deren Schattenseiten zu beleuchten. Als Inspiration für seine Charkow-Romane dienen ihm dunkle Kapitel der Weltgeschichte. Er lebt und arbeitet als Autor von Romanen und Drehbüchern in der Schweiz.»Eisväter« wurde vom RSI als Zweiteiler unter dem Titel »Cuore di ghiaccio« (Herz aus Eis) verfilmt.