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Blutkraut, Wermut, Teufelskralle

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
342 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am05.07.20172023
Angelo Stassner plant einen neuen Coup: Blutkräuter-Gemälde. Doch jetzt liegt der Galerist in seinem eigenen Blut. Erstochen. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und den Blutkräuter-Bildern? Die Polizei bittet den Kräuterexperten und Hobbydetektiv Pater Gwendal um Hilfe. Dieser rätselt über ein seltsames Zeichen, das der Tote hinterlassen hat. Das überlieferte Wissen um die Kraft von Pflanzen öffnet Gwendal schließlich den Weg zur verblüffenden Lösung des Falles.

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt. Manfred Baumann ist auch bei facebook. www.m-baumann.at
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextAngelo Stassner plant einen neuen Coup: Blutkräuter-Gemälde. Doch jetzt liegt der Galerist in seinem eigenen Blut. Erstochen. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und den Blutkräuter-Bildern? Die Polizei bittet den Kräuterexperten und Hobbydetektiv Pater Gwendal um Hilfe. Dieser rätselt über ein seltsames Zeichen, das der Tote hinterlassen hat. Das überlieferte Wissen um die Kraft von Pflanzen öffnet Gwendal schließlich den Weg zur verblüffenden Lösung des Falles.

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt. Manfred Baumann ist auch bei facebook. www.m-baumann.at
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839254400
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum05.07.2017
Auflage2023
Reihen-Nr.2
Seiten342 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431594
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Blutkraut

Hirtentäschel, Capsella bursa pastoris, auch: Blutkraut, Herzelkraut, Beutelschneider, Löffeldieb

Bekannteste Heilwirkung ist die blutstillende Wirkung. Früher wurde nach Geburten gern Hirtentäscheltee getrunken, um Nachblutungen zu minimieren.

Der Sage nach streute der Teufel Hirtentäschelsamen in den Garten von Rübezahl.

*

Das Geräusch klang jämmerlich, als hocke ein kleines Gespenst an der Kirchenmauer und wimmere vor sich hin. Aber es waren nur die Angeln der Kirchentür, die quietschten. Bruder Friedhelm hatte offenbar vergessen, die Scharniere zu ölen. Ich muss ihn daran erinnern, dachte Pater Gwendal, als er ins Freie trat. Der Gesang der Mitbrüder, der die nächtliche Vigilfeier beendete, hallte noch in ihm nach. Die anderen waren auf dem Weg zu den Dormitorien, zu den Schlafräumen im Hauptgebäude. Gwendal wollte noch ins Freie, wollte die belebende Luft der lauen Sommernacht genießen. Sein Ziel war der sanft zum See abfallende Mariengarten im Süden des Klosters. Wieder drang der klägliche Laut an sein Ohr. Er drehte sich um. Die Tür zum Gotteshaus war verschlossen. Die konnte nicht mehr quietschen. Vielleicht doch ein kleines Gespenst in der Dunkelheit? Nein, das Klagen hatte einen anderen Tonfall. Es kam aus Richtung der Baumgruppe außerhalb der Einfriedung. Vermutlich schrie hier der kleine Sperlingskauz, den Gwendal vor drei Tagen in der Dämmerung auf der Gartenmauer beobachtet hatte. Der Mönch setzte seinen Weg fort. An der obersten Stufe der Steintreppe hielt er inne. Die warme Nachtbrise streichelte Gwendals Wangen. Als tränke er purpurroten Wein aus einem funkelnden Pokal, sog der Ordensmann die warme Luft in sich ein. Und zugleich mit dem Odem der Nacht erreichte ihn der erste Duftschwall aus dem Kräuterreich, das sich zu seinen Füßen erstreckte. Aus dem Bouquet stach der Geruch der Nachtviole besonders hervor. Süß und zugleich würzig. Schon zu Ostern hatten die schlanken Strünke die ersten violetten Blüten zum Himmel gereckt und seitdem die Besucher des Gartens Woche für Woche mit ihrer Pracht erfreut. Normalerweise blüht diese Kreuzblütlerart nur bis in den Juli. Aber die Nachtviolen von Kloster Eulenberg zeigten ihr violettes Kleid fast jedes Jahr bis Mitte August. Als wollten sie die Gottesmutter an ihrem Festtag noch begrüßen. Heute war die Nacht zum 15. August. Morgen würde man das Fest Mariä Himmelfahrt feiern, Assumptio Beatae Mariae Virginis. Hochfrauentag nannte man diesen Feiertag in Bayern und Österreich, seit Jahrhunderten verbunden mit Kräuterfest und Kräuterweihe. Gwendal war gespannt auf den morgigen Tag. Das Marienfest mit Kräuterzeremonie gehörte jedes Jahr zu den Höhepunkten des Veranstaltungsreigens auf Stift Eulenberg. Aber dieses Mal würde es zu einem besonders reichen Erlebnis werden. Denn morgen eröffneten die Mönche den neu angelegten Kräutergarten im östlichen Teil des Areals. Planung und Bau hatten fast zwei Jahre gedauert. Aber nun war es soweit. In wenigen Stunden würde das Fest über die Bühne gehen.

Langsam stieg Gwendal die Stufen hinunter zur ersten Terrasse. Er gönnte sich oft den Luxus eines stillen Streifzuges durch die Kräutergärten des Klosters, bevorzugt in lauen Sommernächten. Mit jedem Schritt änderte sich die Komposition der Duftnoten, die ihn erreichten. Schon schob sich der frischherbe Geschmack von Muskatellersalbei über den süßlichen Ton der Nachtviole. Gleich darauf mischte sich der Geruch von Lavendel dazu, der Gwendal immer an die gestärkte Bettwäsche im Schlafzimmer seiner Großmutter erinnerte. Beim nächsten Beet umschmeichelte ihn der Duft von Zitronenmelisse. Er beugte sich vor, strich mit den Fingern über die Blätter, sog den Geruch tief ein. Weiter ging es im Reich des nächtlichen Kräuterzaubers. Der Pater erreichte die zweite Terrassenstufe. Ein Hauch von Kampfer drang in seine Nase. Er lächelte. Der Mond war vor einer Stunde untergegangen, aber das Licht der Sterne reichte völlig aus, um das Königsblau der kleinen staubwedelähnlichen Blütenstrünke zum Glänzen zu bringen. Hier wuchs Ysop, dessen Geruch immer auch ein wenig an Kampfer erinnerte. Und bisweilen auch an Bohnenkraut. Wieder bückte sich Gwendal und strich behutsam über die Blüten und Blätter des Ysop. Es war zugleich ein anerkennendes Streicheln, ein Lob. Ein Dank für einen treuen Wächter. Der Ysop wirkte mit seinen ätherischen Ölen wie eine Waffe gegen Fressschädlinge. Sein intensiver Geruch hielt Schnecken und Kohlweißlinge fern. Der Ysop, an den Rändern der Beete gepflanzt, schützte dadurch auch viele Kräuter in seiner Umgebung. Als Gwendal die nächste Terrasse erreichte, hörte er wieder das helle klagende Fiepen. Ein Schatten strich über die Klostermauern, segelte nach draußen. Der Sperlingskauz hielt offenbar auf das Ufer des kleinen Sees zu, der sich an den Fuß des Klosterhügels schmiegte. Ein paar Sekunden konnten Gwendals Augen der Schattenkontur des Vogels am Himmel folgen, dann verschluckte ihn die Dunkelheit. Er wollte noch eine Weile bleiben, streckte seinen fülligen Körper auf die breite Steinbank zwischen dritter und vierter Trasse. Er ließ seine Gedanken wandern, über das Seeufer hinaus zu den Sternen. Er spürte die Vorfreude auf das morgige Fest. Und zugleich badete er im Meer der Düfte, die von den vielfältigen Geschenken Gottes ringsum auf ihn einströmten. Rosmarin, Anis, Majoran, Wermut, Zitronenverbene, Melisse, Thymian. Er fühlte sich eins mit der Schöpfung. Der Duft und die Farbenpracht seiner Kräuter waren für ihn wie ein Gebet. Wie ein Gesang, der ein Lied anstimmte über das Vertrauen in die Kraft des Lebens.

Doch schon nach ein paar Minuten wurde dieses Lied gestört. Motorenlärm röhrte durch die Stille. Gleich darauf hörte er Rufe, die immer lauter wurden. Galten diese Rufe ihm? Er stemmte seinen Körper hoch und stapfte nach oben, missmutig wegen der unerwarteten Störung. Dennoch getrieben von der Neugierde, die seinem Naturell entsprach. Die Szene, die sich ihm im Hof des Klosters bot, hatte er nicht erwartet. Er sah ein Polizeiauto mit blinkendem Blaulicht. Was machte ein Einsatzfahrzeug der Exekutive mitten in der Nacht im Stiftsareal? Und warum fuchtelte der Prior aufgeregt mit beiden Händen in seine Richtung. Den Uniformierten, der neben der geöffneten Wagentür stand, kannte er. Das war Revierinspektor Albert Thominger. Einst gefeierter Mittelstürmer des USK Eulenberg und seit ein paar Monaten der örtlichen Polizeidienststelle zugeteilt.

»Was ist los, Albert?« Er war ein wenig außer Atem, als er die beiden Männer erreichte. Der plötzliche Lärm hatte ihn die Terrassenstufen um einiges schneller hinaufeilen lassen, als ihm gut tat. »Was soll dieser Aufruhr?«

Der junge Beamte verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.

»Das soll sie Ihnen selber sagen.« Sie? Gwendal verstand nicht. Der Polizist drückte eine Taste seines Handys und reichte es dem Mönch. Verwundert nahm Gwendal das Telefon entgegen und hielt es ans Ohr. Er erkannte die Stimme auf Anhieb, obwohl er die Frau seit vielen Monaten nicht mehr gesehen hatte.

»Verflucht, warum haben Sie Ihr Handy nicht eingeschaltet?« Sie hielt sich nicht lange mit Einleitungen auf.

»Ich wünsche Ihnen auch einen guten Abend, Frau Chefinspektorin. Schön, dass Sie unsere klösterliche Ruhe zur nächtlichen Stunde durch das imposante Erscheinen eines Streifenwagens bereichern.«

»Was soll ich machen, wenn Ihr Handy tot ist und am Telefon der Klosterpforte kein Schwanz abhebt?« Hier leben keine Schwänze, sondern körperlich komplett ausgestattete Mönche, war er versucht zu sagen, unterließ es aber. Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung vor knapp einem Jahr. Damals war ein Toter unter einem Salbeistrauch des Klostergartens gelegen.1 Und Chefinspektorin Sybille Knaus hatte ihm zur Begrüßung nicht einmal die Hand gereicht.

»Ich brauche Sie.«

Wie bitte? Hatte er sich verhört?

»Wie meinen Sie das?«

»Verdammt, so wie ich es sage: Ich brauche Sie!«

Er blickte sich verwundert um. Nein, er träumte nicht. Er stand mitten auf dem Klosterhof. Über ihm blinkten die Sterne. Aus dem Mariengarten wehte immer noch ein Hauch von Nachtviole, Muskatellersalbei und Lavendel zu ihnen herüber. Neben sich erblickte er einen verschlafenen, verdattert blickenden Prior und einen hilflos grinsenden Streifenbeamten, der vor vielen Jahren sein Ministrant gewesen war.

Er schluckte, räusperte sich, um seiner Stimme mehr Halt zu verleihen.

»Morgen ist Marienfeiertag. Wir weihen unseren neuen Kräutergarten ein. Das wird ein großes Fest. Wir erwarten viele Besucher. Selbst wenn Sie herkommen, werde ich mich leider keine Minute für Sie freimachen können. Übermorgen habe ich den ganzen Tag über Therapiedienst im Ottilienzentrum, aber vielleicht könnte ich in der nächsten Woche â¦«

»Auf der Stelle!« Ihre Stimme war lauter geworden.

Er hielt inne. Auf der Stelle? War das ein Scherz? Er hatte diese stets übel gelaunte Frau seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie war ihm nicht abgegangen. Und plötzlich tauchte sie wieder auf, als Stimme am Telefon, die ihm mitten in der Nacht einen Polizeiwagen samt Beamten vor die Nase knallte.

»Ich habe einen Toten.«

»Wie bitte?«

»Es ist Angelo Stassner.« Sie sagte das in einem Tonfall, als müsste er den Namen kennen. Er blickte irritiert auf Thominger. Der junge Beamte zog die Schultern hoch, schüttelte den Kopf. Keine Ahnung.

»Ich bedaure sehr, dass Sie mit einem Toten konfrontiert sind, Frau Chefinspektor. Aber warum brauchen...

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Autor

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt. Manfred Baumann ist auch bei facebook.www.m-baumann.at