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Das Erbe des Magierkönigs - Tochter des Lichts

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am23.04.2018
Eine unbeugsame junge Heldin weist das Böse in seine Schranken
Die junge Prinzessin Mariel und ihre Tochter Hania sind in letzter Minute Hanias Vater, dem Herrn der Finsternis, entkommen. Doch der hat noch einen anderen Trumpf im Ärmel: es gibt ein weiteres Dämonenkind, einen gleichaltrigen Halbbruder, der die finsteren Pläne des Vaters vollenden soll. So bleibt Mariel und Hania keine andere Wahl, sie müssen zurück in ihre Heimat und die Königin warnen. Doch die Königin wird ermordet und Mariel gefangen genommen. Nun ist es allein an Hania, den Kampf gegen das Böse aufzunehmen ...

Silvana De Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund in der Nähe von Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht hatte, gelang ihr mit ihrem ersten Kinderbuch »Der letzte Elf« und den drei Folgebänden ein sensationeller weltweiter Bestseller-Erfolg.
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Produkt

KlappentextEine unbeugsame junge Heldin weist das Böse in seine Schranken
Die junge Prinzessin Mariel und ihre Tochter Hania sind in letzter Minute Hanias Vater, dem Herrn der Finsternis, entkommen. Doch der hat noch einen anderen Trumpf im Ärmel: es gibt ein weiteres Dämonenkind, einen gleichaltrigen Halbbruder, der die finsteren Pläne des Vaters vollenden soll. So bleibt Mariel und Hania keine andere Wahl, sie müssen zurück in ihre Heimat und die Königin warnen. Doch die Königin wird ermordet und Mariel gefangen genommen. Nun ist es allein an Hania, den Kampf gegen das Böse aufzunehmen ...

Silvana De Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund in der Nähe von Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht hatte, gelang ihr mit ihrem ersten Kinderbuch »Der letzte Elf« und den drei Folgebänden ein sensationeller weltweiter Bestseller-Erfolg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641196875
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.04.2018
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1605 Kbytes
Artikel-Nr.2514983
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Schafe und Wölfe

Ardo war Kommandant der Südbrigade, ein aufrechter, tüchtiger Soldat, der zur Verteidigung einer ruhigen und staubigen Grenze abgestellt war. Seinen Sohn hatte er als jüngsten Soldaten, den man je gesehen hatte, in die Armee des Reichs der Sieben Gipfel aufgenommen, einen erst fünfjährigen Jungen. Der Kleine hieß Gartred, aber der Name war zu lang für einen solchen Dreikäsehoch von einem Soldaten, also wurde er Gari gerufen.

Nach dem Tod seiner Frau blieb Ardo nichts anderes übrig, als sein Kind mitzunehmen zum Schloss des Verlorenen Wassers, jenem alten Gemäuer, in dem die Soldaten zur Bewachung der Südgrenze untergebracht waren: eingestürzte Türme, verfallene Mauern unter einer gleißenden Sonne, die ihre Helme zum Glühen und die Seelen zur Verzweiflung brachte.

Gari war sein einziges Kind, hervorgegangen aus einer ruhigen, späten Ehe, die durch die Weisheit einer Heiratsvermittlerin zustande gekommen war. Diese hatte einen Mann und eine Frau verkuppelt, die beide ein Alter erreicht hatten, in dem es langsam peinlich wurde, dass niemand sie bisher gewollt hatte.

Ein Jahr vor Garis Geburt war die Heiratsvermittlerin im Schloss des Verlorenen Wassers aufgekreuzt, hatte nach dem Kommandanten gefragt und erklärt, sie würde sich nicht von der Stelle rühren, bis sie vorgelassen werde. Sie war eine der letzten Vertreterinnen des Volks der Zwerge. Ihre sehr hellen, grünblauen Augen leuchteten aus einem Faltengewirr hervor. Es hieß, ihr Volk besäße geheimes und beängstigendes Wissen, auch deshalb wagte niemand, sie zu verjagen, und so gelangte sie schließlich zu Ardo.

»Ich habe da eine Jungfer, die ist nicht schlecht«, sagte sie, als sie endlich vor ihm stand. »Eine Schäferin, ein anständiges Mädel.«

Die Heiratsvermittlerin war von winziger Gestalt, gehüllt in graue Schleier, und trug an den Handgelenken Armreife voller Glöckchen. Ihre Bewegungen waren so leicht wie die eines Sperlings, doch ihre Stimme war durchdringend und bestimmt, sodass sie in dem kahlen Raum nachdrücklich widerhallte.

»Ich habe nicht die Absicht, mir eine Frau zu nehmen«, antwortete der Kommandant kurz angebunden, wobei er sich fragte, wie dieses Weiblein die Wachposten an der Tür hatte überzeugen können, sie vorzulassen.

»Das ist Unsinn«, erklärte ihm die Heiratsvermittlerin höflich. »Jeder Mann braucht eine Frau. Niemand darf allein bleiben. Es ist besser zu zweit, wenn einer fällt, kann der andere ihm aufhelfen.«

»Meine Aufgabe ist hier. Mein Zuhause auch«, erwiderte er barsch, wobei er unter der Strenge zu verbergen suchte, dass ihre Worte einen nie ganz erloschenen Wunsch nach einem weniger kargen Leben geweckt hatten.

»Ihr bleibt hier und spielt den Helden, und sie bleibt bei sich zu Hause und hütet die Schafe, die sie ja nicht allein lassen kann, die armen Viecher. Ab und zu seht ihr euch. Einmal im Monat legt Ihr die Rüstung ab, sonst erschrecken die Schafe und geben keine Milch mehr, und geht Eure Frau besuchen. Es wird eine Ehe mit Intervallen, die funktionieren am besten, die Entfernung ist für eine Verbindung ideal: Es gibt nicht so leicht Streit, aus der Ferne erscheint der andere immer besser.«

»Ich bin verwundet worden«, sagte der Kommandant verlegen. Im Krieg der Zwei Winter vor fünfzehn Jahren hatte er einen Arm verloren. Und er hinkte. Weshalb er es nie gewagt hatte, einer Frau einen Antrag zu machen. Und dann war er von Jahr zu Jahr verzagter geworden.

»Verwundet ist nicht der richtige Ausdruck. Verwundet ist man, wenn man Blut verliert, aber danach ist der Mensch noch ganz. Ihr habt unterwegs Teile verloren. Das ist mehr als verwundet«, korrigierte ihn die Alte unerwartet sanft. »Doch Ihr habt einen guten Sold. Und dann, wenn ein Mann in der Schlacht Teile verloren hat, nimmt ihm das nicht viel. Kurzum, ich bin gekommen, Euch zu sagen, dass ich eine Jungfer habe, wenn auch kein Mädchen in seiner Blüte. Solltet Ihr sie nicht nehmen, nimmt sie keiner. Sie ist nicht mehr jung, aber ein oder zwei Kinder kann sie Euch noch schenken. Wollt Ihr sie?«

Bis zu diesem Morgen war der Kommandant sicher gewesen, dass er kinderlos sterben würde. Lang betrachtete er dieses merkwürdige Geschöpf, das vor ihm in einem Wirbel aus grauen Schleiern und Glöckchen Gestalt angenommen hatte, um ihm von einer Frau und einem Zuhause zu erzählen. Bis vor wenigen Stunden war all das undenkbar für ihn gewesen, doch nun erschien es ihm von Augenblick zu Augenblick immer begehrenswerter. Undeutlich wurde ihm klar, dass die Glöckchen etwas Faszinierendes hatten, vielleicht etwas Hypnotisches, und dass sie ein wichtiges Element in der Überzeugungskunst dieses uralten Weibleins sein mussten.

»Warum also nicht?«, fragte die Heiratsvermittlerin nach.

»Ja, warum nicht?«, murmelte er.

Das winzige Weiblein lächelte.

»Das macht vier Silbertaler«, teilte sie vergnügt mit.

»Vier Silbertaler? Vierzig Heller? Das ist verrückt. So viel kommt ja gar nicht infrage. Warum zum Teufel sollte ich Euch vier Silbertaler geben? Ich brauche nur in den Ort zu gehen und mir eine Jungfer mit drei Schafen zu suchen, und dabei spare ich mir auch noch die fünf Heller, die ich anständigerweise bereit war, Euch zu geben, weil Ihr Euch die Mühe gemacht habt, hierherzukommen.«

Als Antwort gab es einen wahren Wirbel von Gelächter und Glöckchengeklingel. Dem Kommandanten kam es nicht so vor, als hätte er etwas derart Erheiterndes gesagt.

»Man bezahlt für die Idee. Hätte ich sie nicht gehabt, Ihr hättet weiterhin ein Leben geführt, das mit rein gar nichts angefüllt ist, denn wo ein Mann keiner Frau begegnet, ist das rein gar nichts. Früher oder später werdet Ihr sterben, und wenn man stirbt, macht es einen Unterschied, ob da jemand ist, der unseren Tod beweint. Wenn Ihr geht, werdet Ihr dank meiner Hilfe Nachkommen hinterlassen. Das wird Eurem Tod Sinn verleihen und Eurem Leben Wert. An dem Tag, das versichere ich Euch, werdet Ihr froh sein um diese vier Silbertaler. Wenn man etwas, was an sich keinen Preis hat, teuer bezahlt, hat man in jedem Fall ein gutes Geschäft gemacht. Ihr müsst eine Frau und Nachkommen haben. Wenn der Herr der Finsternis erneut angreift, darf er uns nicht allein antreffen.«

»Dass es den Finsteren gibt, ist Altweiberglaube«, wandte der Kommandant ein.

»Ich bin eine alte Frau, sehr alt. Älter als alle Bäume, die Ihr je an Eurem Weg gesehen habt. Mein Gedächtnis ist älter als ihres. Macht Euch keine Illusionen. Der Herr der Finsternis wird angreifen. Er hat versucht, uns mit Gewalt zu nehmen, und ist gescheitert. Jetzt wird er es anders probieren. Ihr werdet sehen. Wenn der Bruder den Bruder verrät, wenn der Blick des Freundes scheel wird, dann wisst Ihr, dass der Wolf im Schafstall ist. Wenn der Finstere angreift, werdet Ihr froh sein um diese vier Silbertaler.«

»Ich werde auch froh sein, wenn es nur zwei sind, und selbst das ist noch verflucht teuer«, brachte der Kommandant schließlich hervor.

Das alte Weiblein gab nicht nach, es blieb bei den vier Silbertalern. Und das Geschäft wurde abgemacht.

Die Hochzeit wurde in aller Schlichtheit gefeiert.

In dem kleinen Haus, dem bescheidensten in einem verlorenen, mit Schafställen gesprenkelten Schäferdorf, herrschte meist eine stille Verlegenheit zwischen den beiden Eheleuten. Durch jede neue Abwesenheit des Kommandanten für die unnütze Bewachung eines staubigen und verschlafenen Grenzpostens wurde diese unweigerlich immer wieder erneuert.

Erst nach dem Tod seiner Frau wurde dem Mann bewusst, welch unfüllbare Lücke diese kleine schüchterne Frau hinterlassen hatte. Ihm fehlte das scheue Lächeln, mit dem sie ihm ein Schneckengericht in saurer Sahne auftischte, dessen Rezept nur sie kannte, die verlegene Zärtlichkeit ihrer Liebesbegegnungen, der Klang ihrer Stimme, wenn sie dem Kind zum Einschlafen komische Märchen erzählte.

Eines Tages, als der Kommandant in das Häuschen zurückgekehrt war, den Sack voller kleiner Geschenke, Bohnen, Nüsse, ein Stück blaues Leinen für ein neues Kleid, hatte ihn das verzweifelte Schluchzen seines Sohnes empfangen und der schwarze Schleier der Trauer.

Den Wert des Wassers erkennt man erst in der Wüste, und in der Gefühlswüste, zu der sein Leben nun mit einem Schlag geworden war, beschloss er, den Fehler, fern von der geliebten Person zu leben, nicht noch einmal zu machen.

Das Fieber hatte seine Frau hinweggerafft, während er abwesend war. Doch Gari würde er von nun an nicht mehr aus den Augen lassen, er würde ihn immer bei sich behalten.

Der Kommandant verriegelte das Haus, verkaufte die paar Schafe und den kleinen Schafstall und erklärte seinen verdutzten Untergegebenen und den fernen Vorgesetzten, dass der Junge ab jetzt Teil der Garnison sein würde: Es gab keine andere Möglichkeit, weil da weder Nachbarinnen noch Schwestern oder Schwägerinnen waren, denen man ihn hätte anvertrauen können. Er versicherte, dass Gari niemanden stören und das Leben der Soldaten in keiner Weise verändern würde.

Darin täuschte der Kommandant sich allerdings. Die Anwesenheit des Kindes war ein Hauch von Frühling, ein Funken Lebendigkeit, der neues Feuer entfachte. Der kleine Junge verhinderte die Verrohung, die in der Seele von Menschen aufkommt, wenn ihr natürlicher Drang, tätig und konstruktiv zu sein, brachliegt.

Als Gari in Begleitung seines Vaters in die Garnison kam, kannte er nur sein bisheriges ruhiges Leben in dem bescheidensten Haus eines bescheidenen Dorfes, wo die einzige Gesellschaft und der einzige Reichtum bescheidene...

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Silvana De Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund in der Nähe von Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht hatte, gelang ihr mit ihrem ersten Kinderbuch »Der letzte Elf« und den drei Folgebänden ein sensationeller weltweiter Bestseller-Erfolg.