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Königstöchter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.05.2018
Das Böse hat einen Namen: Morgenstern
Mitten in der beschaulichen Provinz kommt eine alte Dame auf grausame Weise ums Leben. Schnell findet Reporterin Ira Wittekind heraus, dass ihr Schicksal eng verknüpft war mit drei anderen Bewohnerinnen der Seniorenstiftung Morgenstern. Als Ira sie befragen will, benehmen sich alle drei äußerst merkwürdig. Ira wühlt in der Vergangenheit und deckt Stück für Stück eine lang zurückliegende Tragödie auf, die bis heute nachwirkt. Dann passiert ein zweiter Mord. Und schließlich ein dritter ...

Carla Berling, unverbesserliche Ostwestfälin mit rheinländischem Temperament, lebt in Köln, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit der Krimi-Reihe um Ira Wittekind landete sie auf Anhieb einen Erfolg als Selfpublisherin. Mit »Der Alte muss weg« wechselte sie sehr erfolgreich in die humorvolle Unterhaltung. Unter dem Pseudonym Felicitas Fuchs schreibt sie darüber hinaus historische Familiengeschichten. Bevor sie Bücher schrieb, arbeitete Carla Berling jahrelang als Lokalreporterin und Pressefotografin. Sie tourt außerdem regelmäßig mit ihren Romanen durch große und kleine Städte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Böse hat einen Namen: Morgenstern
Mitten in der beschaulichen Provinz kommt eine alte Dame auf grausame Weise ums Leben. Schnell findet Reporterin Ira Wittekind heraus, dass ihr Schicksal eng verknüpft war mit drei anderen Bewohnerinnen der Seniorenstiftung Morgenstern. Als Ira sie befragen will, benehmen sich alle drei äußerst merkwürdig. Ira wühlt in der Vergangenheit und deckt Stück für Stück eine lang zurückliegende Tragödie auf, die bis heute nachwirkt. Dann passiert ein zweiter Mord. Und schließlich ein dritter ...

Carla Berling, unverbesserliche Ostwestfälin mit rheinländischem Temperament, lebt in Köln, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit der Krimi-Reihe um Ira Wittekind landete sie auf Anhieb einen Erfolg als Selfpublisherin. Mit »Der Alte muss weg« wechselte sie sehr erfolgreich in die humorvolle Unterhaltung. Unter dem Pseudonym Felicitas Fuchs schreibt sie darüber hinaus historische Familiengeschichten. Bevor sie Bücher schrieb, arbeitete Carla Berling jahrelang als Lokalreporterin und Pressefotografin. Sie tourt außerdem regelmäßig mit ihren Romanen durch große und kleine Städte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641194703
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum14.05.2018
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1926 Kbytes
Artikel-Nr.2515023
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Es war Donnerstag, der 25. November, 11:38 Uhr. Bis vor einer Stunde hatte es geregnet, ein fieser, eisiger Nieselregen - dunkler Himmel, kalter Wind, nasses Laub auf den Straßen.

Ihr Auto hatte sie ein Stück entfernt parken müssen, rund um die Morgenstern-Stiftung waren die Straßen durch Polizeiwagen versperrt.

Die Kollegin von der Neuen Westfälischen kam ihr in der Mitte der Straße entgegen. Sie ging langsam, mit gesenktem Kopf, und ihre Schultern zuckten.

Ira kannte Nadine Saalfeld nur fröhlich und forsch, aber jetzt blieb die junge Kollegin zitternd vor ihr stehen und zerfetzte mit den Händen ein Papiertaschentuch. Spontan griff Ira nach ihrem Arm. Nadine blickte sie an, rang nach Worten, bekam aber keinen Ton heraus. In ihrem Gesicht stand das blanke Entsetzen.

»So schlimm?«, fragte Ira.

Nadine knüllte das zerfetzte Taschentuch zusammen und presste es vor ihren Mund. Sie nickte nur.

»Horstmann hat mich eben im Auto angerufen«, erklärte Ira. »Er hat gesagt, dass es einen Unfall mit einem Kehrwagen gab und eine Person tot ist. Sie wollen Fotos, Interviews, Stellungnahmen.«

Nadine räusperte sich, bevor sie sprach, ihre Stimme klang fremd und heiser. »Na denn ... viel Spaß beim Fotografieren. Die Frau ist unter die Besen der Kehrmaschine geraten ... Die Metallbürsten haben ihr das Fleisch von den Knochen gefegt ... Sie hat noch gelebt ... und sie hat den Fahrer des Wagens noch einmal angeschaut ... Es ist so grauenhaft!« Nadine wischte sich mit dem Handrücken ein paar Tränen ab. »Ira, so was hab ich noch nie gesehen ... und ich hab schon viel erlebt ... Jetzt ist alles abgesperrt, aber eben konnte man noch sehen, wie sie die einzelnen Teile ...« Nadine schüttelte den Kopf, verschloss den Mund mit dem Handballen, drückte mit der anderen Hand ihre Kameratasche vor den Bauch, als wolle sie sich daran festhalten, und ging weiter.

Ira schluckte. Sie hasste solche Einsätze. Und sie fürchtete sich vor dem, was sie hinter der Straßenecke erwartete.

Ich kann da nicht hingehen. Das will ich nicht sehen. Keine Fotos, nein, ich will keine Fotos machen. Ich kann nicht. Hoffentlich sieht man nichts von der Leiche. Von den Leichenteilen. Unter die Stahlbesen geraten. Lebendig. Oh mein Gott. Haben diese Fahrzeuge nicht so einen Auffangkorb? Die Leute, die sie bergen müssen ... wie entsetzlich.

Einen Moment lang schloss sie die Augen, atmete tief ein, lockerte ihren roten Schal, nahm die Schultern zurück, straffte sich und ging entschlossen weiter.

Die dichten Koniferen im Park der Morgenstern-Stiftung hatten ihr die Sicht versperrt. Als sie um die Ecke bog, blickte sie unmittelbar in die Hölle.

Feuerwehrleute hielten dunkle Planen hoch, die Blutlache auf dem nassen Asphalt konnten sie jedoch nicht verbergen. Der wuchtige, orangefarbene Kehrwagen war mit hydraulischen Geräten angehoben worden.

Ira wusste, dass die Leiche hinter den Planen geborgen wurde. Sie versuchte sich nicht vorzustellen, wie jemand aussah, der vom Drecksauger der Kehrmaschine unter die rotierenden Bürsten gerissen worden war.

Das Führerhaus ragte über die Planen hinaus. Am Spiegel pendelte ein Duftbäumchen.

Der Fahrer. Der wird doch seines Lebens nicht mehr froh. Was ist hier geschehen? Hat er die Frau nicht gesehen? Natürlich nicht, er wird sie ja nicht absichtlich überfahren haben. Der hat sicher einen Schock, der kann nie wieder ruhig schlafen. Vermutlich wird er hier irgendwo versorgt.

Rettungswagen standen halb auf dem Bürgersteig. Männer in Uniformen saßen in der Hocke, den Kopf gesenkt, ihre Schultern vorgebeugt. Feuerwehrleute, Sanitäter, Polizisten. Ein junger Mann lehnte am Zaun und weinte.

Entsetzte Gesichter. Und diese Stille. Niemand sagte etwas. Das Blaulicht der Rettungswagen klickte.

Klick. Klick. Klick.

Wie kann es hier so still sein, obwohl so viele Leute da sind?

Ein Polizist kam mit fragendem Blick auf Ira zu. Sie nestelte ihren Presseausweis aus der Jackentasche und zeigte ihn vor. Der Polizist flüsterte: »Okay. Gehen Sie bitte rüber zu Ihren Kollegen.«

Ira nickte. Sie sah sich um, während sie die Straße überquerte. Im Tor der Morgenstern-Stiftung standen Leute, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen, die Hände vor dem Mund, als wollten sie ihre Schreie zurückhalten. Über ihnen, im Torbogen, das Logo der Stiftung: ein vergoldetes, metergroßes, vierblättriges Kleeblatt.

Das ist heute kein Glücksbringer, dachte Ira.

Auf dem Rasen südlich des Kirchturms standen sie in Habachtstellung: Kamerateams, Fotografen mit armlangen Objektiven, am Übertragungswagen des Regionalfernsehens lehnten Reporter mit Mikrofonen. Auch dort: Stille.

Ira ging hinüber und reihte sich wortlos in die wartende Gruppe ein.

Als hinter den Planen plötzlich jemand laut stöhnte, kam für Sekunden Bewegung in die Szenerie. Auch Ira riss automatisch ihre Nikon hoch und knipste blind drauflos. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Kamera mit ausgestreckten Armen über ihrem Kopf ruhig zu halten.

Offenbar war hinter der Plane jemandem schlecht geworden. Ein Mann taumelte an den Zaun, klammerte sich an den eisernen Stäben fest und kotzte gegen die Koniferen.

Jemand eilte herbei und kümmerte sich um ihn.

Wie mag die Tote aussehen? Lieber Gott, nein, schick mir keine Bilder, die werde ich nie wieder los. Wie konnte das passieren? Es riecht nach nassem Laub. Und nach Blut? Riecht es wirklich nach Blut, oder bilde ich mir das ein? Ich halte das nicht aus. Scheiße, seit über zwanzig Jahren mache ich diesen Job, aber so was braucht kein Mensch. Verdammt, warum haben sie mich angerufen und nicht irgendeinen Kollegen? Tief durchatmen. Ich mache meine Arbeit und dann haue ich hier ab. Ich will das nicht sehen, ich will nicht. Wenn nachher der Pressebericht der Polizei kommt, werde ich wissen, was passiert ist. Wer ist die Frau, deren Teile da drüben aufgesammelt werden? Hat sie Familie? Einen Mann? Kinder? Eltern? Wie geht man denn damit um, wenn einem jemand sagt, deine Mutter oder deine Frau oder deine Oma ist von einer Kehrmaschine zerfetzt worden. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Für die Angehörigen ist nichts mehr, wie es heute Morgen noch war. Und für den Fahrer des Kehrwagens auch nicht. Ich mach jetzt ein paar Bilder von der anderen Seite, und dann hau ich hier ab. Mehr kann man nicht von mir verlangen.

Zitternd tauschte Ira das Weitwinkelobjektiv gegen das Tele. Beinahe wäre sie auf dem nassen Gras ausgerutscht. Sie fokussierte, knipste, stolperte, lief weiter, fotografierte die Absperrungen, den sichtbaren Teil des aufgebockten Kehrwagens, Polizisten, Sanitäter, Leute vom Technischen Hilfswerk, Feuerwehrmänner.

Als sie plötzlich durch einen Spalt zwischen den Planen die Rücken einiger Männer erspähte, unterdrückte sie einen Aufschrei und drehte den Kopf weg. Bloß nicht hingucken.

Ira hastete dicht an den Mauern der Kirche vorbei und lief bis zum Parkplatz vor dem Portal, auf dem sich nun etliche Schaulustige drängten und mit ihren Handys filmten und Fotos schossen.

Jemand sagte: »Siehste, die Geier vonne Presse sin auch schon da!«

Sie drehte sich um, ganz langsam. Ein älterer Mann in einer grauen Windjacke schaute sie herausfordernd an. Ira ging wie in Zeitlupe auf ihn zu, sah in seine geröteten Augen, kam ihm so nah, dass sie seinen schlechten Atem riechen konnte. Er wich einen Schritt zurück, Ira folgte ihm, sah im Augenwinkel, dass die Umstehenden gafften. Sie sprach leise, aber betont deutlich: »Ich bin nicht freiwillig hier, das können Sie mir glauben. Ich mache meine Arbeit. Und Sie? Sie sind doch wohl freiwillig hergekommen. Warum? Was tun Sie hier? Kam nichts im Fernsehen?«

Der Mann schnappte nach Luft.

Ira ließ ihn stehen, drehte sich um, zischte »Arschloch« und überquerte die Straße.

Vor dem Eingang der Goldschmiede stellte sie sich auf eine Bank. Einatmen, ausatmen, ganz ruhig. Es ist dein Job. Nicht weglaufen, bring es zu Ende.

Die erhöhte Perspektive war gut, sie schoss noch ein paar Querformate. Klar, dass die Redaktion diesen Artikel als Aufmacher bringen würde und dafür mindestens ein dreispaltiges Foto brauchte. Dann packte sie die Kamera in die Tasche.

Als sie aufsah, entdeckte sie Kommissar Brück. Er stand keine zehn Meter entfernt vor der Tür der Apotheke und telefonierte. Ira hatte ihn und seinen Kollegen Rondorf letztes Jahr bei einer Nachtschicht begleitet. Die geplante Reportage, die von der Routinearbeit der Polizei handeln sollte, hatte Ira in eine grauenhafte Tragödie verstrickt. Sie war dabei gewesen, als die Polizei eine halb verweste Leiche in einer Messie-Wohnung gefunden hatte - und hatte plötzlich mittendrin gesteckt in einem Mordfall, an dessen Aufklärung sie maßgeblich beteiligt war und der schließlich ihr ganzes Leben verändert hatte.

Kommissar Brück klappte sein Handy zu. Sein graues Gesicht wirkte versteinert. Er war groß und kantig, ging etwas gebückt, vielleicht, um seine Größe zu kaschieren. Brück trug einen Mantel mit ausgepolsterten Schultern, der seine Statur noch breiter wirken ließ. Sein blondes Haar wurde an den Schläfen grau, der Bart glich farblich dem Fell eines Yorkshire-Terriers. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, die von tiefen Querfalten durchzogen war.

Nun erkannte er Ira und kam auf sie zu. »Frau Wittekind, herrje, haben Sie wieder die Arschkarte gezogen und müssen über diese Sauerei berichten?« Er zeigte mit einer Geste hinüber zum Haus Morgenstern.

»Das ist einfach...

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Carla Berling, unverbesserliche Ostwestfälin mit rheinländischem Temperament, lebt in Köln, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit der Krimi-Reihe um Ira Wittekind landete sie auf Anhieb einen Erfolg als Selfpublisherin. Mit »Der Alte muss weg« wechselte sie sehr erfolgreich in die humorvolle Unterhaltung. Unter dem Pseudonym Felicitas Fuchs schreibt sie darüber hinaus historische Familiengeschichten. Bevor sie Bücher schrieb, arbeitete Carla Berling jahrelang als Lokalreporterin und Pressefotografin. Sie tourt außerdem regelmäßig mit ihren Romanen durch große und kleine Städte.