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Clean

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am28.06.2018Auflage
Ein Buch, das unter die Haut geht: scharfsinnig, scharfzüngig und schmerzlich realistisch! Lexi ist reich, cool, ein It-Girl - und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den 'Mitinsassen': Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich?

Juno Dawson veröffentlicht regelmäßig Beiträge in diversen Magazinen und Zeitungen, u. a. im Guardian und in Glamour. Vor allem aber schreibt sie spannende Romane und engagierte Sachbücher für Jugendliche. Ihre Geschichten wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Juno Dawson lebt und schreibt in Brighton. Mehr über die Autorin unter @junodawson oder auf junodawson.com.
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Produkt

KlappentextEin Buch, das unter die Haut geht: scharfsinnig, scharfzüngig und schmerzlich realistisch! Lexi ist reich, cool, ein It-Girl - und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den 'Mitinsassen': Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich?

Juno Dawson veröffentlicht regelmäßig Beiträge in diversen Magazinen und Zeitungen, u. a. im Guardian und in Glamour. Vor allem aber schreibt sie spannende Romane und engagierte Sachbücher für Jugendliche. Ihre Geschichten wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Juno Dawson lebt und schreibt in Brighton. Mehr über die Autorin unter @junodawson oder auf junodawson.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646922554
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.06.2018
AuflageAuflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4974 Kbytes
Artikel-Nr.2532818
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Leder unterm Gesicht. Neuwagengeruch. Kiefernaroma.

Ich kann mich nicht bewegen.

Ich werde entführt.

Und kann mich nicht bewegen.

Meine Arme und Beine fühlen sich an wie Fleisch ohne Knochen, wackeln vor sich hin wie Aal in Aspik. Eine Spucke- oder Kotzekruste verklebt mir Kinn und Wange. Nur mit großer Mühe bekomme ich mein Gesicht vom Polster los.

Meine Lippen und meine Zunge sind kreidetrocken. Als ich die Augen öffne, brennt helles Tageslicht sie mir fast aus den Höhlen. Das tut weh. Bevor ich sie schnell wieder zukneife, erhasche ich einen Blick auf Nikolai. Aus diesem Winkel kann ich ihn nur von hinten sehen. Seine High-Fade-Frisur und seine Hände auf dem Lenkrad. Ich erkenne seine Rolex wieder.

Ich verstehs nicht, was passiert hier?

Wo bin ich?

Wo war ich?

Die Nacht zurückspulen. Das Letzte, was ich vor mir sehe, ist das Hotel. Ja, genau. Eine der Penthouse-Suiten. Ich hatte mir an der Rezeption den Schlüssel geben lassen. Für Kurt, mich, Tütchen und dieses Mädchen. Die Fashion-Party ... die Bar ... und dann raus aus der Bar, um high zu werden.

Genau. Die blaue Chaiselongue. Eine Nadel.

Scheiße.

Fühlt sich so eine Überdosis an?

Ich wurde high und ab da weiß ich nichts mehr. Mit zitternder Hand fahre ich an mir herunter, ich stecke noch immer in dem silbergrauen Miu-Miu-Kleid von gestern Abend. Über mir liegt eine kratzige Wolldecke. Ich bin barfuß.

»Nik?«, krächze ich. Mein Hals fühlt sich an wie mit Stacheldraht vollgestopft.

»Alles gut, Lexi. Ich besorge dir Hilfe.«

Was?

Ach, scheiß die Wand an, eine Intervention soll das werden.

Ich will mich wehren, aber dann fangen meine Augen wieder Feuer. Ich kneife sie zu und lasse mich von Schwärze einwickeln wie Sushi.

_______________________________

Ich kann jetzt nicht schlafen.

Ich muss aufwachen.

Aus zähem Dämmer kämpfe ich mich zurück ins Auto.

Wo ich gerade in einem Affenzahn und mit dem Arsch zuerst von dem Zeug runterkomme. Ich friere, meine Haut juckt und schuppt sich. Normalerweise schlafe ich das weg oder nehme zum Abmildern noch ein kleines bisschen hinterher. Eine Pille funktioniert auch gut. Oxy, Vicodin, Tramadol oder Diazepam. Was halt gerade da ist.

Eine Männerstimme. Nicht die von Nikolai. »Was ist denn mit der los, Mann?«

»Sie hat vorhin ein Schlafmittel genommen«, sagt Nik. »Ist bestimmt noch eine Weile ausgeknockt.«

Wo sind wir? Ich will mich umdrehen, kann aber nicht. Ich rieche das Meer: Brackwasser, Salzluft und Algen. Möwen veranstalten einen Höllenlärm um uns herum. Schluss mit dem Gekreische, ihr geflügelten Arschlöcher. Mir hämmert der Kopf. Ich bin dehydriert. Mumifiziert.

Wo bringt er mich hin? Zur Küste? Wie weit sind wir denn gefahren? Wie kann es überhaupt schon wieder hell sein? Wie lange war ich weggetreten? Wo ist Kurt? Die vielen Fragen gellen noch lauter in meinem Kopf als das Möwengeschrei. Vielleicht kann dieser Mann mich retten. Ich sage ihm einfach, dass ich gekidnappt werde. Dass man mich vergewaltigt hat.

»Hilfe ...«, fange ich an. Doch meine Lippen sind so aufgesprungen und meine Zunge ist dermaßen ledrig, dass ich tatsächlich kaum mehr als ein Nuscheln herausbekomme. »Hilfe ...«, versuche ich es noch einmal.

»Das ist meine Schwester«, übertönt mich Nikolai. »Schwer verkatert. Wollen Sie unsere Ausweise sehen? Hier, bitte.«

Der BMW ruckelt auf und ab, als würden wir über einen Hubbel fahren. »Nik ... Nik ... wo bringst du mich hin?«

Er wirft einen schnellen Blick über die Schulter. »Dir gehts bald wieder besser. Ruh dich aus.«

_______________________________

Ich erinnere mich an das weiche Polster der Chaiselongue in meinem Rücken. An Kurt, der die Nadel in meinen Arm schiebt. Selbstverständlich mache ich das nie selbst, das wäre schräg. Ich erinnere mich an die Aussicht, an all die Lichter vor dem Fenster, all die winzig kleinen Lichter Londons. Gelb und Gold und Glitter. Themseschiffe, Scheinwerfer, die Silhouette des The Shard am Horizont. Alles verschwamm vor meinen Augen, wurde zu einem Schwarm Glühwürmchen.

Glühwürmchen.

Ich träume von Glühwürmchen.

_______________________________

Reifen knirschen auf Kies. Der Schlaf hat nicht geholfen. Ich fühle mich noch immer wie mit Angelhaken nach außen gestülpt. Meine Zähne kommen mir schwammig vor, porös.

Die Autotür geht auf und Nikolai steigt aus. Ich höre Schritte näher kommen. Viele Paar Füße.

Wo immer wir sind, wir sind angekommen.

Wo ist Kurt?

Mühsam bringe ich mich in eine aufrechte Position, indem ich mich am Türgriff und an der hinteren Ablage festklammere. Die Sonne blendet noch immer. Na toll, wie ich sehe, hat Nik an seine Ray-Ban gedacht. Kurz suche ich nach meiner Handtasche und dem Handy darin, aber dann fällt mir ein, dass ich es mit den Lautsprechern im Penthouse verbunden hatte. Da liegt es bestimmt immer noch. Scheiße.

Ich linse aus dem Fenster. Nik schüttelt die Hand eines riesigen Mannes mit Bart, der ein bisschen so aussieht wie Hagrids attraktiverer Bruder. Jackett, offener Hemdkragen, keine Krawatte. Neben ihm stehen zwei Frauen in futuristisch-schneeweißer Krankenhausuniform.

Die Scheiße wird gerade richtig real. O Gott. Er hat es mir schon öfters angedroht. Lex, du brauchst Hilfe. Ich dachte jedes Mal, dass er nur Spaß macht. Aber jetzt tut er es wirklich. Er steckt mich in eine Klinik.

Er setzt mich auf Entzug.

Nicht. Mit. Mir.

Ich raffe mein Kleid hoch, sodass ich zwischen Fahrer- und Beifahrersitz hindurch nach vorne klettern kann. Nachdem ich vors Lenkrad geplumpst bin, strecke ich die Hand nach dem Zündschlüssel aus. Er hat ihn mitgenommen. Verdammt. Dann muss ich wohl zu Fuß abhauen. Ich zerre am Türgriff, aber mein Körper funktioniert nur so halb. Eine Windböe reißt mir die Tür aus den Fingern, sodass sie auffliegt und ich auf den Asphalt krache. Ich strecke die Hände aus, um den Fall abzufangen, Schotter bohrt sich in meine Haut wie Piercings.

»Lexi, warte! Pass auf«, sagt Nikolai.

Die dunklen Schatten vieler Gestalten umzingeln mich. Hände greifen nach mir, Finger berühren mein Gesicht. Mit ungelenken Windmühlenflügel-Armen versuche ich sie zu verscheuchen.

»Bringen wir sie erst mal rein, ja?«, sagt Dr. McBärtig.

»Nein!«, heule ich. Mein Lautstärkeregler ist kaputt. Mir springt beim Schreien fast die Kehle aus dem Hals, es hallt auf dem ganzen Gelände wider.

Ich spähe durch den Beinwald um mich her. Wir befinden uns auf einer langen Auffahrt, an deren Ende ein pompöses Herrenhaus aufragt. Downton Fucking Abbey. Die grauen Wände sind verwittert und teils von Efeu überwachsen. Zwei stattliche Säulen flankieren den Haupteingang. Das Grundstück muss etliche Quadratkilometer groß sein. So weit ich gucken kann, sehe ich nichts als gepflegten Rasen und dahinter üppigen Baumbestand.

Jemand zerrt mich auf die Beine, wobei sich der Kies schmerzhaft in meine nackten Fußsohlen drückt. »Aaah!« Ich brülle wie am Spieß, dabei ist es gar nicht so schlimm. Halb schleifen, halb tragen die Krankenschwestern mich Richtung Haus. »Nik! Bitte!«

Ich drehe mich zu ihm um und reiße die Augen so weit und unschuldig auf, wie ich kann. Kleine Schwester Lexi. Süße kleine Lexi. Du musst sie doch beschützen, sie ist doch so ein zerbrechliches Mädchen, ein Porzellanpüppchen.

»Tut mir leid, Lexi ... Du brauchst Hilfe.« Er sieht mich nicht an.

»Reden wir doch in meinem Büro weiter«, sagt McBärtig beruhigend. Ich bin ganz und gar nicht beruhigt. Ich kann jetzt keinen Entzug anfangen. Hauptsächlich deswegen nicht, weil ich in etwa vier Stunden dringend einen Kick brauchen werde. Verzweifelt schlage und trete ich um mich, und als das nicht hilft, mache ich mich so schwer wie ein bockiges Kleinkind im Supermarkt. Die Schwestern sind eindeutig auf Proteinshakes oder so was, denn sie hieven mich mit einer erstaunlichen Technik, die sie vermutlich im Schwesterndrillcamp gelernt haben, weiter vorwärts.

»Lasst mich runter, ihr Fotzen!«, schreie ich. »Lasst mich los!«

Als sie mich ignorieren, schreie ich einfach immer weiter FOTZEN, weil es das schlimmste Wort ist, das ich kenne.

_______________________________

Ich sitze mit angezogenen Beinen auf einem glänzenden hellbraunen Ledersessel in McBärtigs Büro. Das vorne auf meinem Kleid ist eindeutig Kotze. Sie stinkt. Er reicht mir eine Flasche Evian und ich nippe daran. Hilft gegen die Mundfäule.

Was jetzt noch besser wäre als Mineralwasser? - Heroin.

Nikolai sitzt belämmert neben mir. »Alles okay?«, fragt er leise.

»Verpiss dich.«

»Sie haben das Richtige getan, Mr Volkov«, sagt McBärtig und nimmt hinter dem wuchtigen Schreibtisch aus Kastanienholz Platz. Das gesamte Mobiliar gibt sein Bestes, um möglichst männlich zu wirken, und ich frage mich, ob er damit einen winzig kleinen Penis kompensiert. »Es freut mich, dich kennenzulernen, Lexi.«

»Verpissen. Sie. Sich.«

Der Arzt hat die selbstgefällige Dreistigkeit zu lächeln und legt die Hände um eine Tasse mit schwarzem Kaffee. »Sicher haben Sie eine Menge Fragen, Miss Volkov.«

»Nur eine: Würden Sie sich bitte verpissen und mich gehen lassen?«

»Genau genommen sind das zwei Fragen,...

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Autor

Juno Dawson veröffentlicht regelmäßig Beiträge in diversen Magazinen und Zeitungen, u. a. im Guardian und in Glamour. Vor allem aber schreibt sie spannende Romane und engagierte Sachbücher für Jugendliche. Ihre Geschichten wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Juno Dawson lebt und schreibt in Brighton. Mehr über die Autorin unter @junodawson oder auf junodawson.com.