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Als ich dich suchte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am01.02.2017Auflage
Die beiden Schwestern Nick und Dara sind grundverschieden und doch unzertrennlich. Bis Dara Nicks besten Freund Parker küsst. Bis zu dem Autounfall, bei dem Dara im Gesicht verletzt wird. Seitdem sprechen die Schwestern nicht mehr miteinander. Als Dara an ihrem Geburtstag spurlos verschwindet, glaubt Nick zuerst an einen dummen Scherz. Doch Dara ist schon das zweite Mädchen, das in der Gegend verschwunden ist. Nick spürt, dass ihre Schwester in großer Gefahr ist und dass sie sie finden muss - bevor es zu spät ist.

Schon als Kind hat Lauren Oliver leidenschaftlich gern Bücher gelesen und dann Fortsetzungen dazu geschrieben. Irgendwann wurden daraus ihre eigenen Geschichten. Sie hat Philosophie und Literatur studiert und kurz bei einem Verlag in New York gearbeitet. Lauren Oliver lebt in Brooklyn.
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Produkt

KlappentextDie beiden Schwestern Nick und Dara sind grundverschieden und doch unzertrennlich. Bis Dara Nicks besten Freund Parker küsst. Bis zu dem Autounfall, bei dem Dara im Gesicht verletzt wird. Seitdem sprechen die Schwestern nicht mehr miteinander. Als Dara an ihrem Geburtstag spurlos verschwindet, glaubt Nick zuerst an einen dummen Scherz. Doch Dara ist schon das zweite Mädchen, das in der Gegend verschwunden ist. Nick spürt, dass ihre Schwester in großer Gefahr ist und dass sie sie finden muss - bevor es zu spät ist.

Schon als Kind hat Lauren Oliver leidenschaftlich gern Bücher gelesen und dann Fortsetzungen dazu geschrieben. Irgendwann wurden daraus ihre eigenen Geschichten. Sie hat Philosophie und Literatur studiert und kurz bei einem Verlag in New York gearbeitet. Lauren Oliver lebt in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646927948
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.02.2017
AuflageAuflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5153 Kbytes
Artikel-Nr.2144296
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

VORHER
27. März
NICK

»Spielen wir was?«

Das sind die drei Worte, die ich im Laufe meines Lebens am häufigsten gehört habe. Spielen wir was? Als die vierjährige Dara mit ausgebreiteten Armen durch die Fliegengittertür stürmt und ins Grün unseres Vorgartens fliegt, ohne meine Antwort abzuwarten. Spielen wir was? Als die sechsjährige Dara mitten in der Nacht in mein Bett kriecht, die Augen weit aufgerissen und vom Mondlicht angestrahlt, den Geruch nach Erdbeershampoo im feuchten Haar. Spielen wir was? Die achtjährige Dara, die mit ihrer Fahrradklingel klingelt; die zehnjährige Dara, die Karten auf der feuchten Swimmingpool-Umrandung austeilt; die zwölfjährige Dara, die eine leere Limoflasche auf dem Boden kreisen lässt.

Auch die sechzehnjährige Dara wartet meine Antwort nicht ab. »Rutsch rüber.« Sie stößt ihre beste Freundin Ariana mit dem Knie gegen den Oberschenkel. »Meine Schwester will mitspielen.«

»Es ist kein Platz«, sagt Ariana und kreischt auf, als sich Dara gegen sie lehnt. »Tut mir leid, Nick.« Sie sitzen dicht gedrängt mit einem halben Dutzend anderer Leute in einer ungenutzten Pferdebox der Scheune von Arianas Eltern. Es riecht nach Sägemehl und ganz schwach nach Mist. Auf dem festgestampften Boden steht eine halb leere Wodkaflasche neben ein paar Sixpacks Bier und einem kleinen Haufen bunt zusammengewürfelter Kleidungsstücke: ein Schal, zwei verschiedene Fausthandschuhe, eine dicke Jacke und Daras enges rosa Sweatshirt, auf dem mit Strasssteinen Queen B*tch steht. Es wirkt alles wie ein seltsames rituelles Opfer für die Götter des Strippoker.

»Schon okay«, sage ich schnell. »Ich muss nicht mitspielen. Ich wollte sowieso nur kurz Hallo sagen.«

Dara verzieht das Gesicht. »Du bist doch gerade erst gekommen.«

Ariana knallt ihre Karten offen auf den Boden. »Drilling mit Königen.« Sie reißt eine Bierdose auf und Schaum sprudelt an ihren Fingerknöcheln hervor. »Matt, zieh dein T-Shirt aus.«

Matt ist ein dünner Junge mit einer etwas zu großen Nase und dem trüben Blick eines schon ziemlich Betrunkenen. Nachdem er nichts weiter anhat als ein T-Shirt - es ist schwarz, mit einem geheimnisvollen einäugigen Biber vorne drauf -, kann ich nur vermuten, dass die dicke Jacke ihm gehört. »Mir ist kalt«, sagt er wimmernd.

»Entweder dein T-Shirt oder deine Hose. Das kannst du dir aussuchen.«

Matt seufzt und schält sich aus seinem T-Shirt, wobei ein schmaler, mit Akne übersäter Rücken zum Vorschein kommt.

»Wo ist Parker?«, frage ich bemüht beiläufig. Anschließend ärgere ich mich, dass ich mich überhaupt bemühen muss. Aber seit Dara angefangen hat ... was auch immer sie mit ihm macht, ist es unmöglich für mich, über meinen ehemals besten Freund zu sprechen, ohne das Gefühl zu haben, mir würde eine Christbaumkugel im Hals stecken.

Dara erstarrt beim Kartenverteilen. Aber nur einen kurzen Augenblick. Sie wirft Ariana eine letzte Karte hin und nimmt dann ihre eigenen auf. »Keine Ahnung.«

»Ich habe ihm eine Nachricht geschickt«, sage ich. »Er hat mir gesagt, er würde kommen.«

»Ja, na ja, vielleicht ist er schon wieder weg.« Dara wirft mir einen flüchtigen Blick aus ihren dunklen Augen zu und die Botschaft ist deutlich: Lass es gut sein. Wahrscheinlich haben sie sich wieder gestritten. Oder vielleicht haben sie sich auch nicht gestritten und genau das ist das Problem. Vielleicht weigert er sich mitzuspielen.

»Dara hat einen neuen Freund«, sagt Ariana in einem Singsang und Dara stößt ihr den Ellbogen in die Seite. »Na ja, stimmt doch, oder? Einen heimlichen Freund.«

»Halt die Klappe«, entgegnet Dara in scharfem Ton. Ich weiß nicht genau, ob sie wirklich sauer ist oder nur so tut.

Ari zieht einen gespielten Schmollmund. »Kenn ich ihn? Sag mir nur, ob ich ihn kenne.«

»Auf keinen Fall«, erwidert Dara. »Keine Hinweise.« Sie wirft ihre Karten hin. Dann steht sie auf und klopft sich die Rückseite ihrer Jeans ab. Sie trägt pelzbesetzte Stiefel mit Keilabsätzen und ein glänzendes T-Shirt, das ich noch nie gesehen habe und das wirkt, als wäre Metall über ihren Körper gegossen worden und dann dort erstarrt. Ihr Haar - vor kurzem schwarz gefärbt und perfekt glatt geföhnt - fließt wie Öl über ihre Schultern. Wie üblich komme ich mir vor wie die Vogelscheuche neben Dorothy. Ich trage eine unförmige Jacke, die Mom mir vor vier Jahren für eine Skitour in Vermont gekauft hat, und meine langweiligen mäusekackbraunen Haare sind zu ihrem üblichen Pferdeschwanz zurückgebunden.

»Ich hole mir was zu trinken«, sagt Dara, obwohl sie eben ein Bier in der Hand hatte. »Will noch jemand was?«

»Bring ein paar Mixgetränke mit«, sagt Ariana.

Dara lässt nicht erkennen, ob sie sie gehört hat. Sie packt mich am Handgelenk und zieht mich aus der Pferdebox in den Vorraum der Scheune, wo Ariana - oder ihre Mutter? - ein paar Klapptische aufgebaut hat, die mit Schüsseln voller Chips, Brezeln, Guacamole und abgepackten Keksen beladen sind. In einer Schale mit Guacamole steckt eine Zigarettenkippe und in einer riesigen Bowle voller halb geschmolzener Eiswürfel treiben Bierdosen wie Schiffe beim Versuch, die Arktis zu durchqueren.

Offenbar ist ein Großteil von Daras Stufe hier und ungefähr die Hälfte von meiner - auch wenn Zwölftklässler sich normalerweise nicht dazu herablassen, bei einer Elftklässlerparty aufzulaufen, verpassen sie im zweiten Halbjahr allerdings auch keine Gelegenheit zum Feiern. Zwischen den Boxen sind Lichterketten gespannt, nur in dreien stehen wirklich Pferde: Misty, Luciana und Mr Ed. Ich frage mich, ob eins der Tiere sich an dem hämmernden Bass der Musik stört oder daran, dass alle fünf Sekunden ein betrunkener Elftklässler seine Hand durchs Tor schiebt und das Pferd mit Käseflips zu füttern versucht.

In den anderen Boxen, die nicht mit alten Sätteln, Mistgabeln und verrosteten landwirtschaftlichen Geräten vollgestopft sind - denn das Einzige, was Arianas Mutter bewirtschaftet, ist das Geld ihrer drei Exmänner -, spielen Jugendliche Trinkspiele, tanzen aufreizend miteinander oder machen wie Jake Harris und Aubrey O´Brien gleich volle Kanne rum. Die Sattelkammer ist inoffiziell von den Kiffern in Beschlag genommen worden, hat man mir gesagt.

Die großen Schiebetüren der Scheune stehen offen und eisige Nachtluft dringt von draußen herein. Etwas weiter bergab versucht jemand auf der Reitbahn ein Lagerfeuer anzuzünden, aber es regnet leicht und das Holz brennt nicht.

Wenigstens ist Aaron nicht hier. Ich weiß nicht, ob ich eine Begegnung mit ihm heute ertragen hätte - nicht nach dem letzten Wochenende. Es wäre besser, wenn er wütend geworden wäre - wenn er ausgerastet wäre und herumgeschrien hätte oder Gerüchte in der Schule streuen würde, dass ich Chlamydien hätte oder so. Dann könnte ich ihn hassen. Dann würde das alles Sinn ergeben.

Aber seit ich mit ihm Schluss gemacht habe, ist er immer ausgesucht höflich wie der Türsteher bei Gap. Als hoffte er wirklich, ich würde etwas kaufen, wolle mich aber nicht drängen.

»Ich glaube immer noch, dass wir gut zusammenpassen«, hatte er aus heiterem Himmel gesagt, als er mir mein Sweatshirt zurückgab (natürlich gewaschen und ordentlich zusammengelegt) sowie eine Ansammlung von Kleinkram, den ich in seinem Auto gelassen hatte: Stifte, ein Handyladegerät und eine komische Schneekugel, die ich im Drogeriemarkt im Schlussverkauf entdeckt hatte. In der Schulmensa hatte es zum Mittagessen Spaghetti alla Marinara gegeben und in seinem Mundwinkel klebte noch ein winziger Rest neonfarbener Soße. »Vielleicht überlegst du es dir ja noch mal.«

»Vielleicht«, hatte ich gesagt. Und ich hoffte wirklich, mehr als alles andere auf der Welt, dass ich das tun würde.

Dara nimmt sich eine Flasche Southern Comfort und schüttet drei Fingerbreit in einen Plastikbecher, den sie mit Coca-Cola auffüllt. Ich beiße mir von innen auf die Lippe, als könnte ich so die Worte zurückhalten, die ich eigentlich sagen will: Das muss mindestens ihr dritter Becher sein; sie hat deswegen bereits Ärger mit Mom und Dad; warum reißt sie sich nicht mal zusammen? Ihretwegen sind wir beide jetzt in Therapie, verdammt noch mal.

Stattdessen sage ich: »Soso. Ein neuer Freund, hm?« Ich versuche meine Stimme unbeschwert klingen zu lassen.

Daras Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. »Du kennst doch Ariana. Sie übertreibt mal wieder.« Sie mixt noch einen Drink und drückt ihn mir in die Hand, dann stößt sie unsere Plastikbecher gegeneinander. »Prost«, sagt sie und trinkt ihren Becher in einem Zug halb leer.

Die Flüssigkeit riecht verdächtig nach Hustensaft. Ich stelle den Becher neben einer Platte kalter Würstchen im Schlafrock ab, die aussehen wie in Gaze gewickelte verschrumpelte Daumen. »Es gibt also keinen geheimnisvollen Typen?«

Dara hebt eine Schulter. »Was soll ich sagen?« Sie hat heute goldenen Lidschatten aufgelegt und ein Hauch davon bedeckt ihre Wangen; sie wirkt wie jemand, der aus Versehen das Feenland durchquert hat. »Ich bin eben unwiderstehlich.«

»Was ist mit Parker?«, frage ich. »Gab´s mal wieder Ärger im Paradies?«

Ich bereue die Frage sofort. Daras Lächeln verschwindet. »Warum?« Ihr Blick ist jetzt trüb, hart. »Damit du wieder sagen kannst: Hab ich dir doch gleich gesagt ?«

»Vergiss es.« Ich wende mich ab, plötzlich erschöpft. »Gute Nacht,...

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Autor

Schon als Kind hat Lauren Oliver leidenschaftlich gern Bücher gelesen und dann Fortsetzungen dazu geschrieben. Irgendwann wurden daraus ihre eigenen Geschichten. Sie hat Philosophie und Literatur studiert und kurz bei einem Verlag in New York gearbeitet. Lauren Oliver lebt in Brooklyn.Katharina Diestelmeier studierte nach einer Buchhändlerlehre Germanistik und Hispanistik in Marburg, Santiago de Compostela und Berlin, anschließend arbeitete sie mehrere Jahre als Lektorin. Inzwischen übersetzt sie Kinder- und Jugendliteratur aus dem Englischen und Spanischen, darunter Bücher von Lauren Oliver, E. Lockhart und Stephenie Meyer. Sie lebt mit ihrer Familie in Tübingen.