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Spreewald-Tiger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.20182022
Unruhiges Treiben am Gehege der Tiger. Als das Raubtier aus dem Wasser steigt, findet die Idylle im Cottbuser Tierpark ein abruptes Ende: Aus dem Maul des Tiers ragt ein menschlicher Arm. Kommissar Peter Nachtigall und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Passt der Arm zu der aktuellen Vermisstenmeldung? Und wo sind die anderen Leichenteile? Nachtigall gerät in ein Geflecht aus gefährlichen Geheimnissen und rätselhaften Familienbanden.

Franziska Steinhauer lebt seit 1993 in Cottbus. Sie studierte Pädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie sowie Forensik. Ihre psychologisch fundierten und ausgefeilten Kriminalromane vermitteln dem Leser tiefe Einblicke in das pathologische Denken und Agieren der Täter. Mit besonderem Geschick verknüpft sie dabei mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihre forensische Ausbildung ermöglicht der Autorin authentische Schilderungen der kriminaltechnischen Untersuchungen ihrer Ermittlerteams.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUnruhiges Treiben am Gehege der Tiger. Als das Raubtier aus dem Wasser steigt, findet die Idylle im Cottbuser Tierpark ein abruptes Ende: Aus dem Maul des Tiers ragt ein menschlicher Arm. Kommissar Peter Nachtigall und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Passt der Arm zu der aktuellen Vermisstenmeldung? Und wo sind die anderen Leichenteile? Nachtigall gerät in ein Geflecht aus gefährlichen Geheimnissen und rätselhaften Familienbanden.

Franziska Steinhauer lebt seit 1993 in Cottbus. Sie studierte Pädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie sowie Forensik. Ihre psychologisch fundierten und ausgefeilten Kriminalromane vermitteln dem Leser tiefe Einblicke in das pathologische Denken und Agieren der Täter. Mit besonderem Geschick verknüpft sie dabei mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihre forensische Ausbildung ermöglicht der Autorin authentische Schilderungen der kriminaltechnischen Untersuchungen ihrer Ermittlerteams.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256862
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Auflage2022
Reihen-Nr.11
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542400
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

6. Kapitel

»Der Arm muss in die Rechtsmedizin«, stellte Nachtigall klar. »Michael, nimm bitte mit Dr. Pankratz Kontakt auf und kündige den Fund aus Cottbus an. Oh, und Dr. März sollte auch ins Bild gesetzt werden.«

Wiener nickte, trat ein paar Schritte zur Seite, tippte aufs Display.

»Tja. Die Tiger haben eine Kurznarkose bekommen. Ich gehe jetzt rein und hole das Fleisch raus.« Der Tierpfleger wirkte nicht so recht begeistert. »Damit die jungen Herren nicht zornig werden, wenn sie aufwachen, biete ich ihnen einen Ersatzleckerbissen an.« Er deutete auf zwei Stücke Hüfte, die in einer Kunststoffwanne bereitlagen. »Ziege. Sieht jedenfalls danach aus. Ein bisschen Oberschenkel ist auch noch dran. Sie werden es mögen. Normalerweise trennen wir sie zur Fütterung, damit keine Aggressionen aufkommen. Mal abwarten, wie sie klarkommen, wenn jeder glaubt, er habe sein Stück ergattert. Die beiden gehen nett miteinander um - aber Fressen ist eben etwas anderes, als die Tage entspannt in der Sonne zu verbringen.« Er lachte leise. »Ich gehe bei der Gelegenheit einmal übers gesamte Gelände und kontrolliere, ob noch irgendwo etwas Fremdes liegt. Wenn tatsächlich einer rüber ist und rein zu ihnen, haben sie ihn zumindest nicht aufgefressen, und wir könnten noch mehr Teile finden.«

Der Cottbuser Hauptkommissar klopfte dem Mann aufmunternd auf die Schulter. »Wie tief schlafen die Brüder denn? Sie werden Ihnen nicht gefährlich werden, oder?«, erkundigte er sich besorgt.

»Nein. Das ist sicher alles richtig dosiert. Ich werde genug Zeit haben. Und wenn ich ehrlich bin: Es ist mal was ganz anderes. Nicht nur abseits der Routine, sondern vollkommen anders. Für mich durchaus spannend.«

»Werden sie denn das â¦«

»â¦ Stück weitgehend zernagt haben? Nee, das glaube ich nicht. Die beiden waren eben neugierig. Ist für sie ungewohnt, wir füttern sie nicht draußen, natürlich gar nicht mit dieser Art Fleisch und Kleidung verfüttern wir normalerweise nicht mit«, keckerte der Mann. »Bestenfalls haben sie irgendwo geknabbert. Und beim Streit um die Beute könnten sie etwas unsanft mit dem Stück umgegangen sein. Aber das wird der Rechtsmediziner gut erkennen können. Diese Zähne hinterlassen charakteristische Spuren in Gewebe und auf Knochen, das können Sie mir glauben. Da gibt es für den Beurteiler kein Vertun.«

Damit verschwand der Pfleger im Reich der Tigerbrüder.

Peter Nachtigalls Blick heftete sich an den Rücken des Mannes, folgte jeder seiner Bewegungen. Er war so konzentriert, dass er überhaupt nicht bemerkte, dass Michael Wiener wieder neben ihm auftauchte. Erschrocken fuhr er zusammen, als der Freund ihn ansprach.

»So! Dr. Pankratz meint, wir sollen erst mal gründlich suchen und vielleicht einen Sammeltransport veranlassen. Aus Erfahrung wisse er, wo ein Leichenteil zu finden ist, lassen sich auch weitere entdecken. Und es wäre besser, er bekäme gleich mehrere Fundstücke. Dr. März ist auf dem Weg. Er war richtig sauer, nannte es die Tat eines Spinners .«

»Da mag er ja am Ende vielleicht recht behalten. Wir müssen die Analyse von Dr. Pankratz abwarten. Noch haben wir nichts.«

»Na, so ganz stimmt das nicht.« Der Pfleger war in die Schleuse getreten, schloss die Tür hinter sich, öffnete die andere, trat zu den beiden Ermittlern und hielt Nachtigall ein in blaue Folie gewickeltes Paket entgegen. »So, da isser. Immerhin haben Sie jetzt den Arm. Weitgehend unbeschädigt. Die beiden hatten ihn beim Raufen wohl abgelegt. Mehr war nicht, also das heißt: Weitere Teile habe ich nicht gefunden. Ich habe auch den Uferbereich gründlich abgesucht. Nichts. Vom Ärmel ist nichts übrig, wahrscheinlich haben die Zeugen sich geirrt. Sonst hätte ich ja zumindest ein paar Stückchen oder Fasern finden müssen. Wenn also hier niemand im Gehege umkam, wurde nur der Arm über den Zaun geworfen, und Sie müssen die anderen Stücke anderswo suchen. Fehlt ja der gesamte Rest des Körpers.« Der Pfleger hatte die ganze Zeit über den Blick fest auf die Tiger geheftet. Wartete. Eine gewisse Nervosität war spürbar, der Körper war gestrafft, war darauf vorbereitet, im Notfall eingreifen zu müssen. »Da! Sehen Sie, sie bewegen sich. Gleich stehen sie wieder!« Der Mann lachte liebevoll.

Tatsächlich schüttelten die großen Raubtiere inzwischen leicht verwirrt die mächtigen Köpfe, als versuchten sie, die Benommenheit zu vertreiben.

»Dauert nur noch ein paar Minuten, und sie machen sich über die Sonderration her. Wahrscheinlich wünschen sie sich nun für jeden Tag so ein Fundstück, damit sie etwas zum Tauschen haben!«

»So abwegig ist das vielleicht nicht«, meinte Michael Wiener trocken. »Fehlen ja noch so viele Teile. Mag sein, der Werfer kommt wieder.« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Dr. März kommt gleich«, und beschloss, den zornigen Blick des Freundes zu ignorieren.

»Der Arm könnte über den Zaun ins Gehege gelangt sein. Das wäre eine Möglichkeit. Welche Alternativen gibt es?«, stellte Nachtigall die auf der Hand liegende Frage.

»Ich könnte den Arm mit dem Futter hineingebracht haben. Das ist denkbar. Oder der Kerl ist richtig eingestiegen. Aber das wäre nun wirklich nicht nur leichtsinnig, sondern dumm. Wir Pfleger kennen die Tiere seit einigen Monaten, aber auch von uns würde niemandem einfallen, eine direkte Begegnung in freier Wildbahn zu riskieren.«

»Vielleicht hat der Eindringling die Tiere nicht gesehen und gedacht, das Gehege sei leer.«

»Nun, in diesem Fall wären wohl deutlich mehr Leichenteile zu finden gewesen. Es sind Tiger! Brüder, die sich richtig gut verstehen, jugendlich und immer zu irgendeinem Abenteuer aufgelegt. Die schleichen sich an und fackeln nicht lange. Es macht ihnen Spaß zu jagen! Neulich ist eine Ente bei ihnen gelandet, da hatten die beiden auch schon Jagdglück!«

»Angriffslustige Tiere.«

»Das kann man so auch nicht sagen. Es ist ihr Instinkt, es bringt Abwechslung, gehört zu ihrem Wesen. Kommt vor, Sie sind jahrelang Pfleger im Revier, kennen die Tiere gut, wissen um ihre Besonderheiten. Die großen Katzen schmusen mit Ihnen, Sie können Ihre Hand zwischen die riesigen Zähne legen, nichts passiert. Sie verlieren Ihre Angst. Eines Tages vergessen Sie, den Schieber zu schließen, und nichts trennt Sie und das Tier. Erst kommt der Räuber freundlich näher, doch dann schaltet er ganz unvermittelt auf Jagdmodus um. Greift an. Sie sterben. Erinnern Sie sich an Siegfried und Roy? Die hatten auch vergessen, wie gefährlich die Schoßriesen in Wahrheit sind. Mit unseren Hauskatzen haben sie nichts gemein. Ein Moment reicht aus, und schon wird der gute Bekannte zur Beute.«

»Wir müssen also klären, ab wann die Tiere heute im Gehege waren, wer wann vorbeikam, nachdem der Tierparkt gestern geschlossen hatte.«

Diskret trat ein dunkel gekleideter Herr an die Gruppe heran. Übernahm von Nachtigall das blaue Folienpäckchen und legte es in eine Metallkiste.

»Ins Klinikum?«, erkundigte er sich dann.

»Ja. Erst mal. Das Päckchen wird zum Weitertransport abgeholt.«

So still, wie er gekommen war, verschwand der Bestatter wieder.

»Waren es nicht eigentlich zwei Tigerinnen?«, nahm Wiener den Gesprächsfaden wieder auf.

»Jaja. Schwestern. Ursprünglich. Und was soll ich sagen: Die waren sich spinnefeind! Wir dachten ja, man könne nach einer Phase der Eingewöhnung beide gemeinsam in einem Gehege präsentieren. Aber das ging nie. Kann man ihnen nicht übel nehmen, schließlich spielt ein verwandtschaftliches Verhältnis nicht in jeder Lebenslage eine Rolle. Sicher, Tiger sind Einzelgänger, aber wir hatten eben gehofft, weil sie Schwestern â¦« Er seufzte. »Nun bin ich ja gespannt, wann ein Kater für Kara hier einzieht. Sie wohnt im Gehege nebenan, Sita, ihre Schwester, haben wir abgegeben. Für einen Kater ist es sicher auch besser, wenn er es nur mit einer der beiden zu tun bekommt. Sita wird nun in einem anderen Zoo für Nachwuchs sorgen. Ich glaube, sie arbeitet schon daran.« Er schmunzelte.

»Weil die beiden Damen ihm sonst den Garaus gemacht hätten, eine der anderen den potenten Herrn nicht gegönnt hätte? Er wäre zwischen die Fronten geraten«, mutmaßte Wiener, grinste amüsiert.

Unerwartet stieß ein schlanker Herr zu ihnen.

»Sie sind von der Kriminalpolizei?«

»Ja. Peter Nachtigall und Michael Wiener. Sie sind sicher Herr Dr. Kämmerling.«

Der Tierparkdirektor warf einen prüfenden Blick auf die Tiger. »Geht es ihnen gut?«

Der Pfleger nickte. »Schmeckt beiden schon wieder. Jeder hat sich sein Stück in eine Ecke mitgenommen. Alles friedlich.«

»Nun, dann scheint hier alles in Ordnung zu sein. Bitte begleiten Sie mich in mein Büro.« Er wies eine grobe Richtung mit dem Arm. »Dort entlang.«

»Warum ausgerechnet hier?«, fragte er in scharfem Ton, als sie alle Platz genommen hatten. »Ein absurder Protest gegen die Haltung von Tigern in Zoos? Bei uns? Da erscheint dieses Vorgehen doch gewaltig überzogen!«

»Entsorgung?«

»Viel zu aufwendig. Und das Risiko, entdeckt zu werden, viel zu hoch. Das Fleisch hätte sich im Zaun verfangen können, für jedermann sichtbar. Nein, das ist nicht überzeugend. Genauso wenig wie die Annahme, jemand sei bei den Tigern eingestiegen. Suizid? Eine ausgesprochen qualvolle Art, den eigenen Tod herbeizuführen, und außer dem Arm wurden keine weiteren Körperteile gefunden. Tiger können aber einen Körper nicht komplett verschwinden lassen - schon überhaupt nicht in so kurzer Zeit! Die Tiere werden ins Haus...

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Autor

Franziska Steinhauer lebt seit 1993 in Cottbus. Sie studierte Pädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie sowie Forensik. Ihre psychologisch fundierten und ausgefeilten Kriminalromane vermitteln dem Leser tiefe Einblicke in das pathologische Denken und Agieren der Täter. Mit besonderem Geschick verknüpft sie dabei mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihre forensische Ausbildung ermöglicht der Autorin authentische Schilderungen der kriminaltechnischen Untersuchungen ihrer Ermittlerteams.