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Spreewaldrauschen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.02.2022
Unter die Urlauber, die an der Talsperre Spremberg campen, mischt sich eine Gruppe Studenten. Sie werden ihre Semesterferien für ein Forschungsprojekt im Spreewald verbringen. In der ersten Nacht geht es feucht-fröhlich zu. Als am nächsten Tag ein Student spurlos verschwunden ist, begeben sich die anderen Teilnehmer auf die Suche. Dabei erfahren sie, dass bei einem ähnlichen Projektcamp vor einigen Jahren mehrere Forscher ermordet worden sind. Der Täter wurde nie gefasst. Unter Studenten und Campern bricht Unruhe aus. Wiederholt sich die Geschichte von damals? Ist der Mörder zurück?

Franziska Steinhauer lebt seit 30 Jahren in Cottbus. Bei ihrem Pädagogikstudium legte sie den Schwerpunkt auf Psychologie sowie Philosophie. Ihr breites Wissen im Bereich der Kriminaltechnik erwarb sie im Rahmen eines Master-Studiums in Forensic Sciences and Engineering. Diese Kenntnisse ermöglichen es der Autorin den Lesern tiefe Einblicke in pathologisches Denken und Agieren zu gewähren. Mit besonderem Geschick werden mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Franziska Steinhauers Romane zeichnen sich durch gut recherchierte Details und eine besonders lebendige Darstellung der Figuren aus. Ihre Begeisterung für das Schreiben gibt sie als Dozentin an der BTU Cottbus weiter.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUnter die Urlauber, die an der Talsperre Spremberg campen, mischt sich eine Gruppe Studenten. Sie werden ihre Semesterferien für ein Forschungsprojekt im Spreewald verbringen. In der ersten Nacht geht es feucht-fröhlich zu. Als am nächsten Tag ein Student spurlos verschwunden ist, begeben sich die anderen Teilnehmer auf die Suche. Dabei erfahren sie, dass bei einem ähnlichen Projektcamp vor einigen Jahren mehrere Forscher ermordet worden sind. Der Täter wurde nie gefasst. Unter Studenten und Campern bricht Unruhe aus. Wiederholt sich die Geschichte von damals? Ist der Mörder zurück?

Franziska Steinhauer lebt seit 30 Jahren in Cottbus. Bei ihrem Pädagogikstudium legte sie den Schwerpunkt auf Psychologie sowie Philosophie. Ihr breites Wissen im Bereich der Kriminaltechnik erwarb sie im Rahmen eines Master-Studiums in Forensic Sciences and Engineering. Diese Kenntnisse ermöglichen es der Autorin den Lesern tiefe Einblicke in pathologisches Denken und Agieren zu gewähren. Mit besonderem Geschick werden mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Franziska Steinhauers Romane zeichnen sich durch gut recherchierte Details und eine besonders lebendige Darstellung der Figuren aus. Ihre Begeisterung für das Schreiben gibt sie als Dozentin an der BTU Cottbus weiter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271780
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.02.2022
Reihen-Nr.15
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446229
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4

Am Abend wechselte das erste Fremdeln zu aufgeregter Freundlichkeit.

Vorfreude auf die Dinge, die in den nächsten Wochen zu erledigen sein würden.

Pfadfinderlagerstimmung.

Und tatsächlich hatte Baldur eine Gitarre im Gepäck. Perfekt.

Während das Feuer munteres Schattenspiel auf die Zeltwände zauberte, sangen sie leise »Yesterday«, »Yellow submarine« und »Morning has broken«. Nicht alle ganz textsicher, doch der Refrain gelang jedem.

»Ich bin sehr froh, dass ich in das Projekt eingebunden wurde. Es ist ein toller Ort hier, findet ihr nicht?« Wilhard breitete die Arme aus, deutete eine allumfassende Umarmung an.

Gemurmelte Zustimmung.

»Im Wald leben viele Naturgeister. Es ist so unglaublich interessant, sie kennenzulernen. Manche sind uralt und wissen Geschichten über Zeiten zu erzählen, an die Menschen gar keine Erinnerung haben können.«

»Ernsthaft?«, fragte Mücki skeptisch.

»Klar. Es gibt Geister, die vor dem Beginn der Zeit existierten. Manchmal, wenn ich im Wald unterwegs bin, zeigen sie sich, und wir kommen zu einem Gedankenaustausch.«

»Aha. Wie funktioniert der genau?«, bohrte Mücki nach, zog ihr Stockbrot aus dem kontrollierten Feuer und begutachtete den Reifezustand. Begann dann, einzelne Stücke zu lösen, schob sie in den Mund. »Mmmmhhhhh. Wie früher!«, seufzte sie zufrieden. »Also?«

»Wenn du ganz ruhig an einem stillen Ort im Wald sitzt, kann es dir passieren, dass die Geister zu dir kommen. Das funktioniert nicht, wenn du es unbedingt willst, sondern ausschließlich dann, wenn du deinen Geist klärst und dein Hier und Jetzt nicht mehr das Denken beherrscht. Das Wirrwarr an Gedanken empfinden die Geister als störenden Lärm, sie mögen es nicht, halten sich fern. Aber kannst du dein Denken befreien, dann siehst du plötzlich so etwas wie Lichtpunkte, die über den Boden oder das Gras schweben. Gelegentlich nehmen sie konkrete Gestalt an, manche sehen dann aus wie winzige Elben. Die Geister meiden dich oder interessieren sich im besten Fall für dich. Ihnen brauchst du nichts zu erklären, sie kennen dich, wissen um deine Ängste, Sorgen, Nöte und Freuden, Wünsche, Ziele. Sie geben dir die Chance, mit ihrer Hilfe alles neu zu ordnen. Wenn du nach Hause gehst, kann es sein, dass du dort Lösungen erkennst, wo zuvor nur Fragen und Probleme waren. Aber das passiert normalerweise nicht beim allerersten Kontakt. Sie beobachten dich zunächst. Wollen dich und deine Geschichte kennenlernen.«

»Man braucht also viel Zeit für solch ein Gespräch ?«

»Ja, sie sind zurückhaltend. Wenn ihr Lust auf eine Begegnung habt, zeige ich denen, die es möchten, wie man den Kontakt herstellt. Waldgeister der unterschiedlichsten Art leben hier direkt um uns herum.«

»Und die passen auch auf, dass du während des Kontakts nicht von Wölfen angegriffen wirst? Gibt doch hier einige Rudel.«

»Ja, in Brandenburg etwa 40 plus. Aber eine Gefahr für den Menschen sind sie nicht. Wölfe weichen unserer Spezies eher aus. Selbst die Leute, die sich intensiv mit der Beobachtung der Tiere beschäftigen, bekommen sie kaum zu Gesicht. Eher entdeckt man sie bei der Auswertung der Bilder von Wildkameras.«

»Aber die Viehzüchter sind doch ständig in der Presse, weil Wölfe ihre Herden angreifen.« Friedemann klang aggressiv.

»Sind nicht immer Wölfe die Täter.« Maximilian kannte sich wohl bei diesem Thema aus und an seinem Ton war zu hören, dass er im Zweifel für den Wolf Partei ergreifen würde.

»Ja, habe ich auch gelesen, oft sind es Hunde. Aber das wird im Einzelfall untersucht, oder?« Mücki war schwer zu verstehen, sie kaute beim Sprechen.

»Ich habe neulich bei einem Gespräch erfahren, dass es gar nicht die sesshaften Rudel sind, die Herden angreifen. Es seien eher Einzeltiere, behauptete der Sprecher. Die ortsansässigen Rudel wissen genau wo das Wild steht, jagen gezielt und erfolgreich. Tiere aus Haltungen interessieren sie so gut wie gar nicht. Tatsächlich sind die heimischen Rudel eher ein Herdenschutz. Sie vertreiben nämlich die durchziehenden Einzeltiere, die in ihr Revier eindringen. Das Problem sind also nicht die Tiere aus einer festen Gruppe.« Camilla ergriff ebenfalls empathisch Partei für die faszinierenden Tiere. »Ich habe gehört, dass man dem Wolf ganz nah kommen kann, ohne es überhaupt zu bemerken.«

Maximilian ergänzte: »Stimmt. Die Tiere beobachten den Menschen und ziehen sich zurück, wenn er ihnen zu nah kommt. Vor ihnen muss man sich nicht fürchten.«

Kopfnicken in der Runde.

Behagliches Schweigen zog ein.

»Ich kann euch auch etwas neben der Projektarbeit zeigen«, erklärte Camilla leise. »Meine Tante hat mich gelehrt, in Gesichtern zu lesen und aus Händen zu erkennen. Es ist nicht schwierig und hilft, einen Menschen einzuordnen, dem man zum ersten Mal begegnet. Welche Probleme hat er, wie ist sein Charakter.«

Das Feuer knackte laut, als wolle es sich in Erinnerung bringen.

»Zum Beispiel könnt ihr an euren Fingern sehen, wie ihr balanciert seid, wo liegt der Ursprung eurer Handlungen. Emotional oder rational?«

Automatisch streckten die anderen ihre Hände aus, die Finger aneinandergelegt.

»Welcher der Finger neben dem Mittelfinger ist der längere? Ist der Ringfinger länger, spricht das für eine emotionale Basis, der längere Zeigefinger steht für eine rationale Basis. Es gibt viele solche körperlichen Zeichen, die uns helfen können, über uns oder andere Klarheit zu bekommen. Davon ist meine Tante jedenfalls fest überzeugt. Angeblich hat sie sich noch nie in einem Menschen getäuscht.«

»Traumdeutung kann auch helfen. Meine Großmutter hat sich damit beschäftigt. Sie führt jeden rätselhaften Traum zur Persönlichkeit des Träumers zurück, kann ihm neue Perspektiven eröffnen, wenn er neue Facetten an sich selbst erkennen kann. Ist spannend.« Baldur biss kraftvoll in sein Würstchen.

Eine Stunde später war die Gruppe, versehen mit mehr als ausreichendem Alkoholpegel, bei gruseligen Begebenheiten aus dem eigenen oder dem Leben anderer angekommen.

»Ich habe einen Menschen sterben sehen«, begann Camilla leise. »Meinen Vater. Wie es geschehen konnte, weiß ich bis heute nicht. Wir haben zusammen ein Auto repariert. Ein großes, mit dem man auch Umzüge erledigen konnte. Geld war knapp bei uns. Mein Vater war sehr geschickt im Reparieren, ich durfte ihm die Werkzeuge zureichen, die er brauchte. War toll. Er war unkompliziert, fröhlich. Es war das Schrecklichste, das je in meinem Leben passiert ist.«

»Oh, das glaube ich. Wenn der eigene Vater plötzlich stirbt. Und du hast ihn gesehen, als er tot war?« Eirik gab sich sehr betroffen. Spontan legte er seine Hand auf Camillas. Sie zog sanft ihre Finger unter seiner Pranke hervor. Lächelte.

»Ist lange her«, setzte sie dann hinzu. »Das Problem war, dass alle glaubten, ich hätte einen Fehler gemacht. Aber tatsächlich stand ich nicht einmal in der Nähe, als das Auto ihn überrollte.«

»Man fühlt sich dennoch schuldig, oder?« Maximilian Hilpert schlug die Augen nieder, als wolle er niemandem erlauben, einen Blick in seine Seele zu werfen. »Bei mir war es ein geliebtes Tier, das umkam. Mein Freund. Bester. Einziger. Ist auch lange her. Aber das Gefühl, schuld zu sein, ein Leben ausgelöscht zu haben bleibt - ich fürchte, ein Leben lang.«

Plötzlich erschien ein fremder Schatten hinter Mücki.

»Wenn Sie sich vorstellen wollen, dann treten Sie ins Licht!«, forderte sie, ohne sich umzudrehen.

»Nun, wenn es nicht stört«, brummte eine tiefe Stimme, und ein schwarz gekleideter Mann schob sich in den Feuerschein. »Ich bin Brruno, mit rollendem R. Brruno Heil. Wohne dort in dem Wohnwagen. Ihr seid Studenten?«

»Ja. Wir führen an diesem und anderen Seen der Umgebung ein paar Untersuchungen durch. Sommerprojektcamp.« Baldur rückte etwas zur Seite, damit der Fremde sich in den Kreis setzen konnte.

»Ich bin ein Art Kundschafter. Richtiger sollte es wohl Auskundschafter heißen«, erklärte der Neuankömmling ohne Schnörkel. »Die anderen möchten gern genauer wissen, was ihr vorhabt. Trauen sich aber nicht zu fragen.« Sein Lachen klang warm. Sympathisch.

»Wir waren gerade bei den Gruselgeschichten aus unserer Kindheit.«

Bruno sah intensiv in jedes der Gesichter, ließ sich viel Zeit. Meinte dann: »Wenn jemand von euch Hilfe braucht, habe ich immer ein offenes Ohr, eine Schulter zum Anlehnen oder auch mal eine helfende Hand. Die Geister der Vergangenheit verstecken sich gut, kommen aber gern zur Unzeit wieder hervor. Ich bin so eine Art Prediger, nomen est omen, was soll man anderes machen, wenn man schon Heil heißt? Nicht konfessionell, sondern aus Liebe zu den Menschen. Ein bene meritus.«

Die Gruppe nahm das Angebot giggelnd zur Kenntnis.

»Aha, ein verdienter Mann. Soso? Einer mit richtig viel Lebenserfahrung, soll es das bedeuten?«, fragte Wilhard nach, grinste abschätzig.

»Ja, so könnte man es ausdrücken«, bestätigte Bruno mit deutlich mehr Ernst in der Stimme, als nötig gewesen wäre.

Schweigend wechselten die Projektteilnehmer bedeutungsvolle Blicke.

»Wusstet ihr, dass es vor ein paar Jahren schon einmal solch ein Camp hier gab? Irgendeine Uni aus Baden-Württemberg, glaube ich. Manche Teilnehmer waren Schüler, einige aus der Gegend hier. Plötzlich verschwand eine der Studentinnen oder Schülerinnen. So genau weiß ich das gar nicht mehr. Dann wurden zwei weitere ebenfalls vermisst. Man hat lange nach ihnen gesucht....

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