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Wer mit Hunden schläft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
218 Seiten
Deutsch
Picus Verlagerschienen am13.02.20131. Auflage
Der Herr Norbert spricht mit seinem Hund. Der Herr Norbert spricht aber auch mit seinem Therapeuten in der Männerberatungsstelle. Er erzählt vor allem von seiner Kindheit in einem Dorf an der steirischen Südbahnstrecke. Norberts Mutter war Magd auf dem Leitenbauerhof, Norbert ihr Bankert, von der Familie geduldet, von der Mutter geliebt. Von der Mutter jedoch auch unter Tränen in die Stadt verschickt: Norbert hatte sie beim Tête-à-Tête mit dem Hofherrn erwischt und diesen niedergeschlagen. Worauf der Bauer das ohnedies unnütze Kind in einen Zug setzen und ins Kinderheim schaffen ließ. Dass den kleinen Norbert nur kurze Zeit später die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreichte, stellte die Weichen für sein Leben: Das will und will nicht glücken, auch als er eine Ausbildungsstelle und später eine Arbeit findet; die Frauen misst er alle an seiner einzigen großen Liebe, die ihm entzogen wurde. In unverwechselbarem Ton, gemahnend an Thomas Bernhard, schockierend wie Franz Innerhofer, gibt Harald Darer in seinem grandiosen Debüt dem Herrn Norbert eine Stimme, einen unwiderstehlichen Erzählfluss, der den Leser dort packt, wo es am meisten wehtut: in der Seele.

Harald Darer, geboren 1975 in Mürzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Seither zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Preise bei diversen Literaturwettbewerben. 2013 erschien sein Debütroman 'Wer mit Hunden schläft' im Picus Verlag. Harald Darer lebt und arbeitet in Wien.
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Produkt

KlappentextDer Herr Norbert spricht mit seinem Hund. Der Herr Norbert spricht aber auch mit seinem Therapeuten in der Männerberatungsstelle. Er erzählt vor allem von seiner Kindheit in einem Dorf an der steirischen Südbahnstrecke. Norberts Mutter war Magd auf dem Leitenbauerhof, Norbert ihr Bankert, von der Familie geduldet, von der Mutter geliebt. Von der Mutter jedoch auch unter Tränen in die Stadt verschickt: Norbert hatte sie beim Tête-à-Tête mit dem Hofherrn erwischt und diesen niedergeschlagen. Worauf der Bauer das ohnedies unnütze Kind in einen Zug setzen und ins Kinderheim schaffen ließ. Dass den kleinen Norbert nur kurze Zeit später die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreichte, stellte die Weichen für sein Leben: Das will und will nicht glücken, auch als er eine Ausbildungsstelle und später eine Arbeit findet; die Frauen misst er alle an seiner einzigen großen Liebe, die ihm entzogen wurde. In unverwechselbarem Ton, gemahnend an Thomas Bernhard, schockierend wie Franz Innerhofer, gibt Harald Darer in seinem grandiosen Debüt dem Herrn Norbert eine Stimme, einen unwiderstehlichen Erzählfluss, der den Leser dort packt, wo es am meisten wehtut: in der Seele.

Harald Darer, geboren 1975 in Mürzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Seither zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Preise bei diversen Literaturwettbewerben. 2013 erschien sein Debütroman 'Wer mit Hunden schläft' im Picus Verlag. Harald Darer lebt und arbeitet in Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783711751607
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum13.02.2013
Auflage1. Auflage
Seiten218 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1233 Kbytes
Artikel-Nr.2760131
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Abschied vom Leitenbauerhof und den Leitenbauerischen war kurz, aber schmerzhaft. Nicht, dass es dem Norbert im Herzen wehgetan hätte, vom Leitenbauerhof weggeschickt zu werden, ohne gefragt zu werden obendrein. Das war ihm im Gegenteil komplett wurscht, bereitete ihm in diesem Moment sogar eine gewisse Freude, diese Weggabe. Das Abschiednehmen konnte tatsächlich nicht einmal so bezeichnet werden. Wird bei solchen Gelegenheiten im Allgemeinen von tränenreichen Abschieden gesprochen, wurde bei diesem Abschied keine einzige Träne vergossen. Eine durch Herzschmerz verursachte jetzt. Der Norbert ging beim endgültigen Verlassen des Leitenbauerhofs weg wie zum Beispiel zur Schule oder zur Kirche. Lediglich das feierliche Gewand, das der Norbert und die Dirn trugen, ließ einen besonderen Anlass vermuten, was auf die Leitenbauerischen aber nicht den geringsten Eindruck machte. Nachdem sie den sonntäglichen Brennsterz aufgegessen hatten, sind die Leitenbauerbuben schnurstracks vom Tisch aufgesprungen und hinter die Holztruhe geeilt, in der das zum Anheizen des Tischherds verwendete Spanholz aufbewahrt wurde. Hinter dieser Holztruhe versteckt, haben sie abwechselnd ihre zu Grimassen verzerrten Fressen gezeigt, dem noch am Tisch sitzenden Norbert die Zunge herausgestreckt und eine lange Nase gemacht. Haben einander zwischendurch zur gegenseitigen Anfeuerung angeschaut und sind in ein hysterisches Gelächter ausgebrochen. Haben kleine Spanhölzer in seine Richtung geworfen, die sich in der wachsenen Oberfläche des Walkjankers verfangen haben. Woraufhin die Leitenbauerin ihren nassen Aufreibfetzen über die Köpfe der Leitenbauerbuben geschlagen und, gebt eine Ruh, ihr Hunde, geschrien hat. Mit nassen roten Köpfen sind sie aufgesprungen, hinausgerannt aus der Stube und damit auch aus dem Leben des Norbert. Sind ihm in diesem Moment verlustig gegangen, in der Weise, wie einem ein schlampig eingesteckter Schlüssel verlustig geht, man das Schloss, das dieser Schlüssel sperrt, aber schon längst vergessen hat. Ebenso wie die Tür, die jetzt für immer verschlossen bleiben muss. Machst dir s leicht, gell, Bub. Gehst weg und lässt uns hier alleine weiterarbeiten. Wo wir so viel Arbeit haben und jede Hilfe brauchen täten, hat die Leitenbauerin gesagt, als wäre es die autonome Entscheidung des Norbert gewesen, vom Leitenbauerhof wegzugehen. Als würde er es nur den Leitenbauerischen zu Fleiß tun, um ihnen damit zu schaden. Hat es in einer ihn der Undankbarkeit bezichtigenden Art gesagt, die Leitenbauerin, die ihm eine Schuld hat aufbürden wollen, wo keine Schuld gewesen ist in Wirklichkeit. Einen undankbaren Bankert sah sie in ihm, diesen Vorwurf der Undankbarkeit sprach sie aber nie laut aus, die Leitenbauerin, der war immer nur in ihren Blicken, Gesten und Handlungen versteckt. Die Mutter des Norbert hat ihm, während er den wie immer versalzenen Brennsterz der Leitenbauerin aß, mit kurzen, zupfenden Bewegungen die Holzspäne aus dem wachsigen Walkjanker entfernt und die dadurch entstandenen Ausfransungen wieder ungeduldig glatt gestrichen. Dieses ungeduldige Gezupfe und Gestreiche diente einerseits zur Bewahrung des ordentlichen Äußeren des Norbert, weil die Mutter vor dessen Abreise zum Schießen eines gemeinsamen Erinnerungsfotos beim Pichlberger Fotofrosch einen Termin vereinbart hatte und auf diesem Erinnerungsfoto einen ordentlichen Norbert abgebildet haben wollte. Sich in ihrer Erinnerung einen GESCHNÄUZTEN UND GEKAMPELTEN Norbert bewahren wollte, wie sie den ganzen Vormittag sagte. Andererseits machte sie es zur Ablenkung von der Trauer, die in ihr steckte, von der sie sich nicht befreien konnte und von dem schlechten Gewissen auch. Der Pichlberger Fotofrosch war eine Institution, wenn es um Aufnahmen diverser Pichlberger und Brandtaler Familien in unnatürlichen Posen und übertrieben zur Schau gestellter Heiterkeit ging. Das Geschäftslokal lag hinter dem Bahnhof. Angrenzend an das Studio betrieb der Besitzer noch einen Altwarenhandel, in dem es kaputte Kameras, Bilderrahmen und allerhand anderen Krempel zu kaufen gab. Das mutmaßliche Studio, wie es der Besitzer nannte, war in Wirklichkeit ein weiß ausstaffierter ehemaliger Hühnerstall, dessen hintere Wand das Panorama des Grimming zierte, dem Mons Styriae altissimus. Dieses Panoramabild stand in seinem ganzen Kitsch den Bildern der Neger um nichts nach. Hinter dem staubigen Schaufensterglas hingen Dutzende von der Sonne vergilbte Familienfotos, mit starr lächelnden Gesichtern vor dem immer gleichen Grimmingpanorama. Dazwischen hatte der Fotofrosch seiner Meinung nach das Schaufenster aufputzendes Dekorationsmaterial platziert, das zur Gänze unbrauchbares Klumpert war. Unter den Fotos befand sich auch eines der Familie Leitenbauer mit dem Norbert und seiner Mutter. Dieses Bild war vor einigen Jahren auf Wunsch des Leitenbauer zu Ostern nach der Fleischweihe aufgenommen worden. Bei der Fleischweihe durfte der Norbert immer den Korb mit dem guten Geselchten zum Altar nach vorne tragen, wo es der Pfarrer Probodnig segnete und dabei den Norbert auch gleich nass spritzte mit dem faulig riechenden Weihwasser. Nach erfolgreicher Segnung sagte der Leitenbauer, jetzt machen wir ein schönes Foto beim Fotofrosch, und führte die ganze Familie inklusive Dirn und Norbert, die ihm im Gänsemarsch folgten, zum Pichlberger Fotofrosch. Der Fotofrosch in persona stand hinter dem Verkaufstisch und lauerte auf Beute, die in diesem Fall die Leitenbauerischen samt Anhang waren. Kaum hatte er sie erblickt, schon hüpfte er hinter seinem Verkaufstisch hervor und blähte sich mit geöffneten Armen vor der Beute auf. Die Hose hatte sich der Fotofrosch über den Bauchnabel bis zum Brustansatz heraufgezogen, dass die bodenscheu gewordenen Hosenbeine seine spitzen Knöchel entblößten. Sehr schön, sehr schön, kommen Sie nur, kommen Sie nur, hat er gesagt, schaute über die auf der Nasenspitze balancierte Brille und wackelte dabei mit den langen dünnen Fingern, als wollte er die Luft kitzeln. Trieb sie mit energischen Armbewegungen in sein Studio, in dem es immer noch nach gerupften Hühnern roch, und forderte sie dann Hände klatschend zur Aufstellung auf. Den Anweisungen des Fotofrosches Folge leistend, musste sich die Beute in unangebrachter Hektik vor dem Grimmingbild positionieren. Am Fuße des Grimming waren alte Leintücher drapiert worden, welche die schneebedeckten Wiesen hätten darstellen sollen. Die waren aber nicht mehr weiß, sondern schon gelb von der Sonne, die schon zuvor Jahrzehnte auf die Leintücher geschienen hatte. Zudem passten die Proportionen nicht, war der Leitenbauer gleich groß wie der mächtige Grimming, der dadurch ausschaute wie ein Ameisenhaufen. In heller Aufregung hüpfte der Fotofrosch vor seiner Beute auf und ab und schoss zwischendurch mit seiner mechanischen Kamera die Bilder, von denen er eines später in die Auslage hängte. Dieses Bild hing an dem Tag, an dem die Mutter mit dem Norbert ihr Erinnerungsfoto schießen ließ, immer noch dort. Auf den Fotofrosch wartend, der sich gerade beim Fleischhacker eine Leberkäsesemmel holte zur Jause, schaute sich der Norbert dieses Foto an, zum Zeitvertreib. Er selbst dürfte auf dem Foto fünf Jahre alt gewesen sein. An das rot-weiß karierte Hemd, die grüne Kniebundhose und den kleinen Steirerhut, den er aufhatte damals bei der Fleischweihe, konnte er sich noch erinnern. An was er sich nicht hatte erinnern können, war die Art und Weise, wie er auf dem Leitenbauer seinem Knie gesessen war, wie er es jetzt auf dem Bild sah. Eindeutig war es auf dem Foto abgebildet. Der Leitenbauer, am Boden hockend, hatte den kleinen Norbert auf seinem Oberschenkel sitzen. Hielt ihn mit einer Hand am Bauch fest, während er die andere über seiner Schulter und seinen Nacken gelegt hatte. So wie man einen Schmetterling in der Hand hält, darauf bedacht, seine Flügel nicht zu berühren und dadurch flugunfähig zu machen. Dahinter, zwischen Leitenbauer und Grimming, stand die Mutter vom Norbert. Eine Hand lag auf der Leitenbauerschulter, die andere war fest gegen ihr Bein gepresst. Nach einem Abstand, in dem leicht noch ein Mensch Platz gefunden hätte, stand daneben die Leitenbauerin. An ihrer Seite die zwei Leitenbauerbuben, deren Arme vorne verschränkt und deren Köpfe mit den ausdruckslosen Fressen leicht gesenkt waren. Die Leitenbauerin hatte ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und schaute ohne Lächeln in die Kamera. Wie ein Soldat bei der Standeskontrolle. Auf der Fotografie sah es so aus, als wäre die Leitenbauerin die Dirn und die Leitenbauerbuben ihre Bankerte. Als wäre die Mutter die Bäuerin und der Norbert der Hoferbe. Der Fotofrosch hatte eine verkehrte Welt fotografiert in dem Moment. Dieses Foto hat der Norbert, auf den Fotofrosch wartend, das erste Mal überhaupt gesehen. Ist ihm bis dahin völlig unbekannt gewesen. Alle Abzüge dieses Fotos sind von der Leitenbauerin vernichtet worden, bis auf den einen, der in der verstaubten Auslage des Fotofroschs hing. Auf dem Leitenbauerhof befand sich keine einzige Fotografie vom Norbert. Das Abschiedsfoto und das Foto von nach der Fleischweihe waren die einzigen existierenden des kindlichen Norbert. Das Abschiedsfoto ist vom Fotofrosch wieder in seinem Studio geschossen worden, in dem es jetzt nach gerupften Hühnern und Leberkäse gerochen hat, von dem Fotofrosch seiner Jause zusätzlich. Bei dem Anblick dieses Fotos hat der Norbert später immer den Geruch von Leberkäse und gerupften Hühnern in der Nase gehabt. Ist ihm dieser Geruch von allen Erinnerungen an seine Mutter als letzte geblieben. Der Norbert und die Mutter sind am Bahnsteig gestanden und haben gehört, wie der Fahrdienstleiter das baldige Einfahren des Zuges ankündigte. Außer den beiden war keiner da. JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED, hat die Mutter gesagt und dabei an seinem Walkjanker und seinem Hemd herumgezupft. Ist ihm...
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Autor

Harald Darer, geboren 1975 in Mürzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Seither zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Preise bei diversen Literaturwettbewerben. 2013 erschien sein Debütroman "Wer mit Hunden schläft" im Picus Verlag. Harald Darer lebt und arbeitet in Wien.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt