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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
216 Seiten
Deutsch
Picus Verlagerschienen am02.03.20221. Auflage
Katja ist schwanger. Doch richtige Vorfreude will sich bei ihr und ihrem Mann so schnell nicht einstellen, fürchten sie doch, ihr Ungeborenes könnte wie Katjas Bruder Markus mit Trisomie?21 geboren werden. Was tun, wenn die Untersuchungen diese Befürchtungen bestätigten? Auf der Suche nach Antworten erinnert sich Harry zurück an Begegnungen mit Menschen, für die in unserer Gesellschaft kein Platz vorgesehen ist, vor allem aber erzählt er von der Beziehung zu seinem Schwager Markus, die geprägt ist von bizarren Erlebnissen und liebenswerten Momenten. Am Ende erkennt Harry, dass er keine Antworten finden wird, weil seine Fragen von Anfang an die falschen waren. Kraftvoll, pointiert und herzerwärmend erzählt Harald Darer von einem Lebensweg, der trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich ist und zeigt: Glück ist fast immer möglich!

Harald Darer, geboren 1975 in Mu?rzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Sein Debu?troman »Wer mit Hunden schläft« erschien 2013 im Picus Verlag. 2015 folgte »Herzkörper«, im Jahr darauf »Schnitzeltragödie«, 2019 »Blaumann« und 2022 sein neuester Roman »Mongo«. www.der-darer.net
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextKatja ist schwanger. Doch richtige Vorfreude will sich bei ihr und ihrem Mann so schnell nicht einstellen, fürchten sie doch, ihr Ungeborenes könnte wie Katjas Bruder Markus mit Trisomie?21 geboren werden. Was tun, wenn die Untersuchungen diese Befürchtungen bestätigten? Auf der Suche nach Antworten erinnert sich Harry zurück an Begegnungen mit Menschen, für die in unserer Gesellschaft kein Platz vorgesehen ist, vor allem aber erzählt er von der Beziehung zu seinem Schwager Markus, die geprägt ist von bizarren Erlebnissen und liebenswerten Momenten. Am Ende erkennt Harry, dass er keine Antworten finden wird, weil seine Fragen von Anfang an die falschen waren. Kraftvoll, pointiert und herzerwärmend erzählt Harald Darer von einem Lebensweg, der trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich ist und zeigt: Glück ist fast immer möglich!

Harald Darer, geboren 1975 in Mu?rzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Sein Debu?troman »Wer mit Hunden schläft« erschien 2013 im Picus Verlag. 2015 folgte »Herzkörper«, im Jahr darauf »Schnitzeltragödie«, 2019 »Blaumann« und 2022 sein neuester Roman »Mongo«. www.der-darer.net
Details
Weitere ISBN/GTIN9783711754639
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum02.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3127 Kbytes
Artikel-Nr.8974575
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3
ES WIRD SCHON WERDEN

Was weißt du schon, du hast ja keine Ahnung, was diese Verantwortung bedeutet, sagte Katja damals, als ich gesagt habe, dass es schon werden wird, und es stimmte ja auch, wie gesagt, ich wusste nichts und hatte keine Ahnung von der Verantwortung und davon, was auf uns würde zukommen können. Aber ich hatte nach ihrem Anruf auch mit etwas - für mich - viel Schlimmerem gerechnet. Einem Todesfall in ihrer Familie zum Beispiel. Oder etwas weniger Dramatischem wie einer Zyste auf der Gebärmutter, oder dass sie gekündigt worden war, ohne vorher etwaige Zeichen von ihrem Chef wahrgenommen zu haben, oder einem Autounfall mit lediglichem Blechschaden oder sonst irgendetwas in der Richtung. Etwas, was einen aus dem Alltag etwas hinausschmeißt, aber doch nicht so weit hinausschmeißt, dass man nicht mehr zurück hineinkommen würde können. Am Ende hatte es doch mit der Gebärmutter zu tun. Abseits sexueller Belange setzt man sich als Mann mit dem Unterleib der Frau ja kaum auseinander. Maximal setzt man sich als Mann mit den Monatszyklen der Frau auseinander, was natürlich indirekt wieder mit sexuellen Belangen zu tun hat. Auf den Gedanken mit der Zyste auf der Gebärmutter bin ich im zweiten Moment, als ich abgehoben habe, ja nur gekommen, weil Katja schon einmal wegen einer Zyste an der Gebärmutter operiert worden war und sie damals auch geschluchzt hatte, als sie mir davon erzählte.

Hast du mich angerufen, um mir zu sagen, dass ich Eier, Butter und Milch einkaufen soll?, rief ich vom Vorzimmer aus ins Wohnzimmer, nachdem ich gleich nach ihrem Anruf nach Hause gefahren war.

Sie fand das mit den Eiern undsoweiter nicht lustig, sagte nichts, sondern deutete mir mit der rechten Hand, in der sie ein mit Rotz und Tränen eingeweichtes Taschentuch knetete, mich an den Tisch zu setzen. Ich setzte mich also gegenüber von ihr hin.

Was ist los, was ist passiert?, sagte ich.

Noch nichts, sagte sie.

Das hast du mir schon am Telefon gesagt, sagte ich, also?

Sie fing wieder zu heulen an, schnäuzte sich immer wieder und sog dazwischen ruckartig Luft in ihre Lungen, wie es kleine Kinder tun, wenn sie in einem Wutanfall außer sich geraten.

Willst du einen Kaffee?, sagte ich.

Sie nickte.

Ich ging in die Küche und schaltete die Espressomaschine ein. Während sie sich durchspülte, holte ich die Schafmilch aus dem Kühlschrank. Seit Kurzem nahm sie zum Kaffee nur mehr Schafmilch. Milch sei ja grundsätzlich ungesund für den Darm und wegen der Wachstumshormone, die ja mutmaßlich krebserregend seien. Überhaupt herrsche in den heutigen Lebensmitteln geradezu eine Krebsübererregung, man könne eigentlich schon fast überhaupt nichts mehr essen und trinken, sagte sie immer. Aber die Schafmilch gehe, die Schafmilch habe im Gegensatz zur Kuhmilch mehr kurz- und mittelkettige Fettsäuren, dafür weniger langkettige wie die Kuhmilch und sei deshalb besser zu verdauen als die Kuhmilch. Also deshalb jetzt immer Schafmilch zum Kaffee anstatt der Kuhmilch. Ganz ohne Milch heißt es ja schließlich auch nichts, sagte sie immer, Krebserregung hin oder her. Die klassische österreichische Lösung, wie so oft, dachte ich mir. Ich drückte ihr einen Kaffee in ihre Tasse runter und füllte sie mit der guten Schafmilch auf, bis er hellbraun war. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und stellte ihr den Kaffee hin. Bitteschön, sagte ich.

Danke, sagte sie.

Sie hatte sich wieder gefangen. Ihre Augen glänzten noch etwas und die Haut unter ihren Nasenlöchern war rot vom vielen Schnäuzen. Ich setzte mich wieder gegenüber von ihr hin und wartete.

Also?, sagte ich.

Die Regel ist mir ausgeblieben, sagte sie.

Okay, dachte ich, also doch wieder eine Zyste. Nein, es musste etwas Ernsteres sein als eine Zyste, wegen einer Zyste auf der Gebärmutter würde sie sicher nicht so ein Tamtam machen, dachte ich. Hat sie Krebs? Mir wurde ein bisschen schlecht. Oder einen Tumor vielleicht? Ihre Mutter hatte auch Gebärmutterhalskrebs, soweit ich mich erinnern konnte. Oder war es Brustkrebs? Ich wurde nervös.

Okay?, sagte ich, und weiter?

Ich bin schwanger, sagte sie.

Schwanger?, sagte ich. Ich war verblüfft. Aber auch erleichtert und irritiert zugleich. Mit dem hätte ich nicht gerechnet. Sicher, unter anderen Umständen hätte ich nach ihrer Aussage, dass ihr die Regel ausgeblieben sei, natürlich damit gerechnet, dass sie als Nächstes sagen würde, sie sei schwanger, das schon, wer hätte das denn nicht? Nur ihre Reaktion passte nicht dazu, weil sie doch sowieso immer Kinder haben wollte, dachte ich. Irgendwie war ich auch verärgert, weil ich mich aufgrund ihrer Reaktion gar nicht auf meine eigene Reaktion konzentrieren konnte. Also auf die Reaktion, wenn einem gesagt wird, dass man Vater wird. Schließlich war mir das vorher noch nie gesagt worden und das ist auch normalerweise ein Moment, den man nicht so schnell vergisst, beziehungsweise ein Moment, an den man sich immer wieder zurückerinnern würde, wie ich jetzt im Nachhinein auch bestätigen kann. Und in meiner Erinnerung kann ich kein für diese Situation übliches Gefühl wie Freude, Schock, Übelkeit, Frust, Angst, Sorge undsoweiter abrufen, sondern nur ein diffuses Gefühl von Rat- und Hilflosigkeit.

Aber das ist ja eine gute Nachricht, oder?, sagte ich trotzdem und vorsichtig. Ich freue mich! Obwohl, wie gesagt, von Freude meinerseits nicht die Rede sein konnte, weil ich mich nicht auf die Tatsache, dass sie schwanger war, hatte konzentrieren können, sondern nur auf ihre seltsame Reaktion darauf.

Oder ist es nicht von mir?, sagte ich zum Spaß, beziehungsweise in der Hoffnung, dass es auch tatsächlich ein Spaß und nicht wirklich wahr war.

Du spinnst, sagte sie zum Glück und lachte.

Was ist es denn dann?, sagte ich, innerlich erleichtert, ohne mir die Erleichterung anmerken zu lassen. Es passt doch eigentlich ganz gut momentan. Und den perfekten Zeitpunkt gibt es sowieso nie, oder? Irgendwas ist ja immer. Und wenn man vorher wüsste, was einen nachher erwartet, würde sowieso keiner Kinder kriegen, oder?

Darum geht es ja auch gar nicht, sagte sie.

Nicht?

Nein.

Um was geht es denn dann?, sagte ich.

Ich kann mich nicht freuen, sagte sie. Ich weiß, ich sollte mich freuen, zumindest erwarten alle von mir, dass ich mich freue, aber ich freue mich nicht, sosehr ich auch versuche mich zu freuen, sosehr ich auch versuche, mich in eine Frau, die gerade erfahren hat, dass sie schwanger ist und die sich darüber freut, hineinzuversetzen, ich schaffe es nicht. Nicht einmal die Nachahmung einer schwangeren Frau, die sich darüber freut, gerade erfahren zu haben schwanger zu sein, schaffe ich. Im Gegenteil fühle ich mich so, als hätte ich von einem Todesfall in der Familie erfahren. So als wäre die beste Freundin gestorben. Ich sollte mich schämen, oder?, sagte sie.

Es ist doch normal, dass einem in so einer Situation die Gefühle durchgehen, sagte ich.

Ich habe Angst, sagte sie.

Das ist doch auch ganz normal, sagte ich. Ich würde auch Angst haben, wenn in meinem Körper auf einmal noch ein Körper wachsen würde. Das ist irgendwie grauslich, findest du nicht auch? Wie in einem Science-Fiction-Film, Alien zum Beispiel.

Deswegen habe ich keine Angst, sagte sie, zumindest noch nicht.

Was ist es dann, sagte ich?

Es ist wegen Markus, sagte sie.

Wegen Markus?, sagte ich. Du hast Angst, das Kind könnte werden wie Markus?

Markus ist Katjas Bruder.

Sie nickte.

Aber du hast mir doch schon einmal erklärt, dass das nicht vererbbar ist, oder? Dass das bei der Zeugung passiert, und meistens auch bei älteren Frauen, nicht wahr?

Ja, das stimmt ja auch, sagte sie, aber ⦠aber Mama war achtzehn Jahre alt, als sie mit Markus schwanger geworden ist. Da kann man wohl nicht von einer älteren Frau reden, oder?, sagte sie.

Nein, da kann man wohl nur von Pech reden, sagte ich und versuchte, sie etwas aufzuheitern.

Pech, Pech, was heißt hier Pech!, sagte sie. Soll ich mich darauf verlassen, dass ich kein Pech haben werde? Soll ich mich auf mein Glück verlassen?, oder auf Gottes Willen, oder was?, sagte sie. Außerdem, von Pech kann man reden, wenn man den Bus verpasst, und nicht wenn man ein behindertes Kind kriegt!, sagte sie.

Es tut mir leid, sagte ich, ich habe es nicht so gemeint.

Ja, mir tut es auch leid!, sagte sie. Wie hast du es denn gemeint? Mir hat es auch leidgetan, dass ich eine von den wenigen war, die Markus auch bei seinem Namen genannt haben. Als Kind habe ich zuerst geglaubt, er hat viele unterschiedliche Namen. Das war etwas Besonderes für mich, weil die anderen Kinder, die ich gekannt habe, nur einen oder maximal zwei Namen gehabt haben. Erst später bin ich draufgekommen, dass es gar nicht seine...
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Autor

Harald Darer, geboren 1975 in Mürzzuschlag, Steiermark, begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Sein Debütroman »Wer mit Hunden schläft« erschien 2013 im Picus Verlag. 2015 folgte »Herzkörper«, im Jahr darauf »Schnitzeltragödie«, 2019 »Blaumann« und 2022 sein neuester Roman »Mongo«. der-darer.net

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