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Rückkehr nach Cornwall

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am24.07.20131. Auflage
Cornwall im 19. Jahrhundert: Seit Jahren ist Marian in Matthew verliebt, doch er heiratet eine andere. Um sich abzulenken, beschließt die junge Adelige ihre Freundin Olivia nach Malta zu begleiten. Dort lernt sie den mittellosen Maler Benedict kennen und beide verlieben sich ineinander. Plötzlich verschwindet jedoch Olivia spurlos, und Marian wird verdächtigt, sie ermordet zu haben - ihr bleibt nur die Flucht. Mit Benedicts Hilfe gelangt sie zurück nach Cornwall, wo sie ihre Jugendliebe wiedertrifft und in einen gefährlichen Zwiespalt der Gefühle gerät.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 11 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de
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Produkt

KlappentextCornwall im 19. Jahrhundert: Seit Jahren ist Marian in Matthew verliebt, doch er heiratet eine andere. Um sich abzulenken, beschließt die junge Adelige ihre Freundin Olivia nach Malta zu begleiten. Dort lernt sie den mittellosen Maler Benedict kennen und beide verlieben sich ineinander. Plötzlich verschwindet jedoch Olivia spurlos, und Marian wird verdächtigt, sie ermordet zu haben - ihr bleibt nur die Flucht. Mit Benedicts Hilfe gelangt sie zurück nach Cornwall, wo sie ihre Jugendliebe wiedertrifft und in einen gefährlichen Zwiespalt der Gefühle gerät.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 11 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783941408524
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum24.07.2013
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2439 Kbytes
Artikel-Nr.2884191
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Die letzten Stunden im Pensionat waren angebrochen. Überall wurde gepackt und nach den Dingen gesucht, die uns in den letzten Jahren in der Schule das Gefühl von Heimat gegeben hatten. Morgen würde ich nach Landhydrock Hall fahren, zurück nach Hause und zurück zu Matthew, um dann nie wieder aus Cornwall fortzugehen. In unserem Schlafsaal summte es wie in einem Bienenstock, Kleider und Röcke flogen hin und her, Koffer und Taschen lagen wild durcheinander auf dem Fußboden und den Betten.

"Wo ist die Dose?", hörte ich Emily jammern. Mit hochrotem Gesicht kroch sie auf allen vieren unter ihrem Bett herum, tastend fuhren ihre Hände über jeden Zentimeter des Fußbodens.

Ich ließ mich neben ihr in die Hocke nieder. "Kann ich dir helfen? Hast du etwas verloren?"

Zitternd strich sich Emily eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, obwohl es im Schlafsaal kühl war. "Ich kann die Schnupftabakdose nicht finden! Dabei bin ich mir sicher, sie gestern auf meinen Nachtisch gelegt zu haben."

Am Vortag waren wir Mädchen gemeinsam in der Stadt gewesen, um kleine Geschenke und Mitbringsel für unsere Lieben zu kaufen. Ich hatte für meine Eltern und Geschwister Kleinigkeiten erworben und für Matthew den Gedichtband The Wanderings of Oisin von William Butler Yeats, denn ich wusste, dass er den irischen Literaten sehr mochte. Emily hatte eine silberne Schnupftabakdose für ihren Verlobten gekauft, was nicht ohne eine stichelnde Bemerkung von Bernadette geblieben war: "Also, ich würde einem Mann nichts schenken, selbst wenn er Geburtstag hat oder Weihnachten ist, solange er nicht mein Ehemann ist. Es ist die Aufgabe der Männer, uns Frauen mit Geschenken zu verwöhnen."

Emily hatte ihr nur einen schrägen Blick zugeworfen und geschwiegen. Und jetzt war das Geschenk für ihren Verlobten verschwunden. Im gleichen Moment, als Bernadette den Raum betrat, fuhr Emily wie von einer Nadel gestochen in die Höhe, stemmte die Hände in die Seiten und schrie die Freundin mit funkelnden Augen an: "Wo hast du sie versteckt? Gib sie sofort wieder her, oder ich werde dich als gemeine Diebin melden!"

Im Schlafsaal wurde es mucksmäuschenstill. Alle Blicke richteten sich auf Emily, die wie eine Rachegöttin vor Bernadette stand, die ihrerseits verwirrt von einer zur anderen blickte.

"Wovon sprichst du?", fragte sie, und ich glaubte Bernadette, dass sie wirklich nichts über den Verbleib der silbernen Dose wusste.

Überhaupt war Emily bereits gestern fahrig und aufgeregt gewesen, gar nicht so, wie wir sie kannten. Ihr Gesicht war gerötet, die Bewegungen hektisch, und immer wieder hatte sie sich über die Stirn gestrichen und dabei die Augenlider fest zusammengepresst, als habe sie starke Kopfschmerzen. Beim Frühstück hatte ich beobachtet, wie sich Emily häufig am Nacken kratzte, mir aber weiter keine Gedanken darüber gemacht. Wahrscheinlich hatte sie einen Mückenstich. Doch jetzt sorgte ich mich um die Freundin. Die sonst so sanfte und zurückhaltende Emily war kurz davor, Bernadette gegenüber handgreiflich zu werden.

"Gib mir sofort die Dose wieder, du Biest!" Emilys Stimme überschlug sich, und sie machte einen Schritt auf Bernadette zu.

Mit einem Satz war ich an ihrer Seite und legte fest meinen Arm um ihre Schultern. "Es wird sich alles klären, und wir werden die Dose bestimmt finden", versuchte ich Emily zu beruhigen. "Wir werden alle nach ihr suchen, und ich bin sicher, sie ist nur zwischen irgendwelche Sachen gerutscht. Schließlich hat eine Schnupftabakdose keine Beine, mit denen sie fortlaufen kann", versuchte ich zu scherzen.

Emily sah mich aus großen, fiebrig glänzenden Augen an. "Marian ⦠mir ist so komisch ⦠so schlecht â¦"

Rasch legte ich eine Hand auf ihre Stirn und zog sie schnell wieder zurück. Du meine Güte, sie war ja glühend heiß. "Du bist krank!"

Im selben Moment sackte Emily wie ein nasser Sack in meinen Armen zusammen. Sofort waren Bernadette und Victoria zur Stelle.

"Wir müssen sie in die Krankenstation bringen", sagte Victoria und umfasste Emilys Hüfte.

Bernadette und ich taten es ihr gleich, und gemeinsam schafften wir es, die Freundin über die Wendeltreppe zwei Stockwerke höher zu tragen. Nun stand auch mir der Schweiß auf der Stirn, was einerseits von der körperlichen Anstrengung, andererseits aber auch von der Sorge um Emily kam. Hoffentlich war sie nicht ernsthaft krank, denn ihre Hochzeit sollte in wenigen Wochen stattfinden.

Kaum hatten wir die Tür zum Krankenzimmer geöffnet, eilte auch schon eine Schwester auf uns zu. Mit sorgenvollem Gesicht nahm sie Emily auf die Arme, als wöge sie nicht mehr als eine Feder, und legte sie in ein Bett. Dabei fiel mein Blick auf Emilys Nacken, und ich bemerkte zwei blassrote Flecken, die bereits blutig gekratzt waren. Die Stellen sahen gar nicht aus wie Mückenstiche. Im hinteren Teil des Raumes entdeckte ich den Arzt, der bei Krankheitsfällen aus der Stadt in die Schule kam. Er beugte sich mit besorgtem Gesicht über ein Bett, in dem eine jüngere Schülerin lag. Es beruhigte mich zu wissen, dass ein Arzt im Haus war.

"Es ist gut, ihr könnt jetzt gehen", wies uns die Schwester mit kühler Stimme an. "Wir werden uns um das Mädchen kümmern."

"Was fehlt ihr? Wie es aussieht, hat sie sich erkältet, und das im Hochsommer", bemerkte Victoria.

"Ja, ja, bestimmt â¦" Die Schwester beachtete uns nicht weiter, so blieb uns nichts anderes übrig, als in den Schlafsaal zurückzukehren.

"Hoffentlich kann Emily morgen abreisen", gab ich meine Bedenken preis. "Es muss schrecklich sein, ganz allein in der Schule zu bleiben, wenn alle anderen fort sind."

"Nun, zumindest hat Emily auf der Krankenstation Gesellschaft. Habt ihr das andere Mädchen auch gesehen?", sagte Victoria.

Schweigend widmete ich mich wieder dem Packen, während meine Gedanken um Emily kreisten. Die Flecken in ihrem Nacken gefielen mir gar nicht, wenn ich auch nicht wusste, was sie bedeuteten. Doch meine Ungewissheit sollte nicht lange anhalten.

Es war eine Stunde vor dem Abendessen, als uns eine Lehrerin befahl, sofort in die Halle herunterzukommen. Verwundert sahen wir uns an. Traditionsgemäß fand die Abschiedsansprache der Direktorin immer am letzten Tag nach dem Frühstück statt. Aus allen Klassen strömten die Mädchen in die Halle, alle tuschelten miteinander und ergingen sich in Mutmaßungen, was die unübliche Zusammenkunft zu bedeuten hatte.

Nachdem wir uns gesetzt hatten, trat das gesamte Lehrerkollegium auf das Podium, allen voran Mrs. Chiverton, unsere grauhaarige Direktorin. Sie hob die Hände, sofort verstummte das Murmeln und das Scharren Dutzender von Füßen.

"Meine lieben Mädchen, ich weiß, dass ihr euch alle darauf freut, morgen in die Ferien zu fahren. Für einige von euch sollte es auch ein Abschied für immer sein, denn ihr habt eure Schulzeit beendet und tretet nun hinaus in die Zukunft."

Victoria runzelte die Stirn und knuffte mich in die Seite. "Sollte? Was meint sie damit?", raunte sie.

Mrs. Chiverton seufzte kurz, dann fuhr sie mit ruhiger Stimme fort: "Leider sind einige der Schülerinnen erkrankt. Da die Krankheit sehr ansteckend ist, müssen wir vorsichtig sein. Ich habe vorhin ein langes Gespräch mit Doktor Phillmore gehabt und muss euch mitteilen, dass die Schule unter Quarantäne gestellt worden ist und in der nächsten Zeit keiner das Haus verlassen oder betreten darf."

Ein Aufschrei ging durch die Reihen, auch ich riss fassungslos die Augen auf. Das durfte nicht wahr sein! Wegen ein paar harmlosen Fällen von Erkältung wollte man uns hier festhalten?

Eine andere Schülerin sprach das aus, was ich dachte: "Wie lange, Mrs. Chiverton? Wann können wir heimreisen? Um welche Krankheit handelt es sich überhaupt?"

Die Direktorin ließ ihren Blick über die aufgeregten Mädchen schweifen. Sie sah dabei so kummervoll aus, dass schlagartig alle Zwischenrufe verstummten. "Es sind die Pocken. Die schwarzen Pocken. Wir wollen und können es euch nicht verheimlichen, denn ihr sollt wissen, wie ernst die Lage ist. Wie Doktor Phillmore mir sagte, treten die ersten Krankheitsanzeichen ungefähr sieben bis vierzehn Tage nach der Ansteckung auf. Da wir nicht wissen, wie viele von euch bereits infiziert sind, müssen wir mit einer Quarantäne von mindestens zwei Wochen rechnen."

Zwei Wochen! Genau heute in zwei Wochen würde das Picknick und der Ball bei den Denburys stattfinden! Dann musste ich daheim sein! Auf jeden Fall! Ich konnte unmöglich meinen ersten Ball versäumen, wozu hatte ich mich schließlich in den letzten Wochen auf die Tänze in Matthews Armen vorbereitet?

Wie egoistisch mein Denken war, in dem es sich nur darum drehte, dass ich um nichts in der Welt einen Ball versäumen wollte, wurde mir erst klar, als Bernadette mit erstickter Stimme fragte: "Mrs. Chiverton, die Mädchen, die erkrankt sind ⦠Emily und die anderen ⦠werden sie wieder gesund werden?"

Für einen Augenblick presste die Direktorin die Lippen fest aufeinander, dann sagte sie leise: "Das kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Doktor Phillmore tut, was er kann, aber uns bleibt nur, zu beten und zu hoffen, dass Gott diesen Kelch an uns vorübergehen lassen wird." Nach einer kurzen Pause, in der jeder Schülerin die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben stand, erklärte Mrs. Chiverton, noch am Abend würden die Familien der Mädchen per Telegraph oder Boten darüber informiert, dass morgen niemand heimkehren würde.

Schweigend stieg ich zwischen Victoria und Bernadette die Treppe zum Schlafsaal hinauf. In unser aller Augen war die Angst davor zu lesen, wer...
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Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 11 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de

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