Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Mitten ins Herz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Verlag Krug & Schadenbergerschienen am17.10.20131. Auflage
Amman, Jordanien. Drei Hochzeiten hat die temperamentvolle Palästinenserin Tala, Tochter aus reichem Hause, bereits platzen lassen. Ihre Mutter, stets um den Ruf der Familie besorgt, schäumt vor Wut. Und Tala verspricht: Der vierte Versuch wird klappen! Der Bräutigam ist ein Traummann, und in Amman laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. Da trifft Tala in London ihren alten Freund Ali wieder - und dessen neue Freundin Leyla, die aus einer gutbürgerlichen indischen Familie stammt und lieber Geschichten schreibt, als in der Firma ihres Vaters zu arbeiten. Bald schon geht Tala Leyla nicht mehr aus dem Sinn ... Zwei Kulturen. Zwei Traditionen. Eine leidenschaftliche Liebe - mitten ins Herz.

Shamim Sarif, die als eine der vielversprechendsten jungen britischen AutorInnen gilt, stammt aus einer südasiatisch-südafrikanischen Familie und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Hanan Kattan und ihren beiden Söhnen in London. Ihr erster Roman, 'Die verborgene Welt', wurde von der Kritik hoch gelobt, mit mehreren Preisen ausgezeichnet und mit Lisa Ray und Shetal Sheth in den Hauptrollen unter dem Titel 'The World Unseen' sehr erfolgreich verfilmt. Shamim Sarifs zweiter Roman, 'Das Leben, von dem sie träumten' erschien im Sommer 2010 und steht zur Verfilmung an. 'Mitten ins Herz', Shamim Sarifs dritter Roman wurde unter dem Titel 'I can't think straight' ebenfalls bereits erfolgreich verfilmt.
mehr

Produkt

KlappentextAmman, Jordanien. Drei Hochzeiten hat die temperamentvolle Palästinenserin Tala, Tochter aus reichem Hause, bereits platzen lassen. Ihre Mutter, stets um den Ruf der Familie besorgt, schäumt vor Wut. Und Tala verspricht: Der vierte Versuch wird klappen! Der Bräutigam ist ein Traummann, und in Amman laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. Da trifft Tala in London ihren alten Freund Ali wieder - und dessen neue Freundin Leyla, die aus einer gutbürgerlichen indischen Familie stammt und lieber Geschichten schreibt, als in der Firma ihres Vaters zu arbeiten. Bald schon geht Tala Leyla nicht mehr aus dem Sinn ... Zwei Kulturen. Zwei Traditionen. Eine leidenschaftliche Liebe - mitten ins Herz.

Shamim Sarif, die als eine der vielversprechendsten jungen britischen AutorInnen gilt, stammt aus einer südasiatisch-südafrikanischen Familie und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Hanan Kattan und ihren beiden Söhnen in London. Ihr erster Roman, 'Die verborgene Welt', wurde von der Kritik hoch gelobt, mit mehreren Preisen ausgezeichnet und mit Lisa Ray und Shetal Sheth in den Hauptrollen unter dem Titel 'The World Unseen' sehr erfolgreich verfilmt. Shamim Sarifs zweiter Roman, 'Das Leben, von dem sie träumten' erschien im Sommer 2010 und steht zur Verfilmung an. 'Mitten ins Herz', Shamim Sarifs dritter Roman wurde unter dem Titel 'I can't think straight' ebenfalls bereits erfolgreich verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944576176
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum17.10.2013
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3462 Kbytes
Artikel-Nr.2915461
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Amman, Jordanien

Eigentlich ging es jetzt darum, sich anzukleiden - die Zeit wurde gefährlich knapp. Reema konnte die letzte Stunde vor Beginn der Verlobungsfeier ihrer Tochter kaum damit zubringen, sich mit Halawani wegen der Torte zu streiten. Der wulstige Streifen aus goldenem Zuckerguss, der langsam die Stofftapete in der großen Eingangshalle herabglitt, bewies eindeutig, dass es ihr eigenes dusseliges Personal war, das die Torte ruiniert hatte - vermutlich Rani, die den filigranen Turm aus weichem Biskuit und spitz zulaufendem Tortenguss eilfertig übernommen hatte und dann unter dem unvermuteten Gewicht gegen die Wand getaumelt war. Woraus backte Halawani seine Torten bloß, dass sie dermaßen schwer wurden? Als ginge es in erster Linie darum, dass das Ding möglichst mächtig und massig war. Vielleicht hätte sie die Torte besser in London bestellt, oder besser noch in Paris. Aber wenn Reema sich selbst gegenüber ehrlich gewesen wäre (was sie ihr Leben lang erfolgreich vermieden hatte, denn eine ehrliche Betrachtung der eigenen Beweggründe schaffte mehr Ärger als zu bewältigen sie die Energie oder Neigung hatte), hätte sie sich eingestanden, dass ihre Tochter das ihrer Meinung nach nicht verdient hatte. Nicht anlässlich ihrer vierten Verlobung. Drei französische Biskuittorten waren bereits geliefert, bewundert und verspeist worden, und dann hatte sie das bittere Aufstoßen zu schmecken bekommen, als die Verlobungen gelöst worden waren. Diesmal jedoch war sie sicher, dass das Verlöbnis halten würde. Diesmal hoffte sie, dass Tala im Alter von achtundzwanzig Jahren und trotz zweier teurer amerikanischer Universitätsabschlüsse endlich die wichtigste Lektion ihres Lebens gelernt hatte: dass die Vorstellung von der großen Liebe nichts als ein romantischer Traum war. Dem Frauen sich allerdings gern hingaben. Reema selbst las gern Liebesromane und sah sich Liebesfilme im Fernsehen an. Aber nicht ohne Grund gehörten Liebe und Leidenschaft in den Bereich der Wunschträume, und diese Lektion zu lernen war eine Aufgabe des Reifens, fand Reema, ein Herauswachsen aus der Hitzköpfigkeit der Jugend. In der vergangenen Woche hatte sie erfreut festgestellt, dass das Gesicht ihrer Tochter eine zufriedene Ruhe zeigte, die unvertraut, aber höchst willkommen war. Und dennoch keimte ein nagendes Gefühl von nervöser Anspannung in Reemas Brust auf. Das Problem mit Tala war, dass sie immer das tat, womit man am wenigsten rechnete. Und wenn sie diese Verlobung wieder ruinierte, wenn auch dieses Verlöbnis nicht hielt, dann wäre es Reemas einziger schwacher Trost, dass sie kein Geld für eine importierte Torte vergeudet hätte.

Tala zuckte kaum zusammen, als sie beobachtete, wie ihre Verlobungstorte gegen die Wand klatschte. Sie stand oben auf dem Treppenabsatz, beugte sich still über das Geländer, ohne dass jemand sie bemerkte, und beobachtete das hektische Treiben unten in der Halle. Mitten in den Partyvorbereitungen stritten ihre Mutter und der Konditor sich über die ruinierte Torte. Tala betrachtete die beiden, ihre Bewegungen und heftigen Gesten, sie vernahm ihre Stimmen, wütend, beschwörend. Dann wandte sie sich um und kehrte in ihr Zimmer zurück. Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und stand einen Moment einfach da, als brauche sie etwas, das ihr Halt bot. Ihre Augen glitten zu ihrem Schreibtisch, ihrem Laptop, ihrer Arbeit. Sie setzte sich, um einen Vertrag durchzusehen, der ihr am Morgen geschickt worden war. Das weiche Gleiten des Bleistifts über das steife Papier beruhigte sie ein wenig, bis sie vom Klingeln ihres Handys unterbrochen wurde. Sie nahm das Gespräch entgegen, ohne mit dem Schreiben innezuhalten.

»Wir könnten einfach durchbrennen, weißt du.«

Sie lächelte beim Klang von Hanis Stimme.

»Aber dann würde es dir entgehen, mich aufgebrezelt wie ein Bond-Girl zu sehen«, antwortete sie trocken. Er lachte.

»Bei euch geht s bestimmt zu wie im Irrenhaus - mit all den Vorbereitungen und so.«

Tala hatte gerade drei Fehler in einem Absatz entdeckt und antwortete nicht schnell genug.

»Tala? Du arbeitest doch nicht etwa? Eine halbe Stunde vor Beginn unserer Verlobungsfeier!«

Tala legte die Papiere auf den Schreibtisch und beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Es ist mein erster Auftrag, Hani. Ich muss zusehen, dass alles klappt. Mein Vater drängt mich jetzt schon, wieder ins Familienunternehmen zurückzukehren.«

»Du wirst das schon hinkriegen«, erwiderte er, und seine Stimme klang ernst und zugewandt. »Ganz sicher. Ich liebe dich, Tala.«

Tala lächelte. »Ich dich auch, Hani. Ich dich auch.«

Nach dem Ende des Telefonats wandte sie sich nicht gleich wieder ihrer Arbeit zu, sondern saß einen Augenblick still da - eine dieser kleinen Pausen, die sie sich in ihrem Tagesablauf nur selten erlaubte. Von draußen aus dem Garten drang Musik zu ihr herauf - die Band testete Mikrofone und Lautsprecher. Tala schloss die Augen und runzelte die Stirn. Sie versuchte das Lied zu erkennen, das gesungen wurde. Liebeskummer und Trauer schienen in der weichen, geschmeidigen Frauenstimme zu liegen, deren reiches Volumen die Töne wie warmer Sirup umschmeichelte. Die Verzierungen, die Modulation, das kurze Innehalten wie das Aussetzen eines Herzschlags, wenn die Stimme sich hob oder senkte, waren östlich geprägt, unverkennbar arabisch. Doch die Stimme wurde vom Flamenco-Rhythmus einer Gitarre getragen und in die Höhe begleitet vom eindringlichen schmerzlichen Klang zweier Geigen. Tala lauschte noch einen Moment, bis die Band ihre Probe unvermittelt abbrach; dann konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf das Vertragswerk.

Reema warf einen Blick auf die Küchenuhr. Seit einer Viertelstunde versuchte sie nun schon, Halawani dazu zu bewegen, die Torte wieder mitzunehmen und auszubessern, was er standhaft verweigerte, weil sie das als ein Schuldeingeständnis seinerseits hätte deuten können (was sie natürlich auch getan hätte). Sie machte auf ihrem samtbezogenen Absatz kehrt, ließ die gegenseitigen Schuldzuweisungen, die zwischen Konditor und Personal hin- und herflogen, hinter sich - ganz zu schweigen von dem nervtötenden Kreischen der Mikrofone, die draußen getestet wurden, und dem irritierenden Anblick ihres hochnervösen Mannes, der zusah, wie zweihundert Gedecke aus Silber und steifem Leinen überprüft wurden - und schritt über die schweren Platten aus reinem Marmor, mit denen das Erdgeschoss des Hauses ausgelegt war und dessen Struktur an die von zarten Adern durchzogene makellose Haut einer Frau erinnerte. Bedachtsam betrat sie die breitgeschwungene Treppe und schritt hinauf, als verlasse sie einen Raum mit hundert Bewunderern. Es war eine ihrer kleinen Vergnügungen, dieses Hinaufschreiten der Treppe, die solch ein Prachtstück war, solch eine Theaterbühne, die sich hoch über den weiträumigen Wohnbereich emporschwang. Oben angekommen, wandte sie sich nach links (im rechten Flügel befanden sich die Räume ihrer Töchter) und durchquerte den breiten Flur bis zu ihrem Schlafzimmer. Das Bett war von gigantischem Ausmaß, dekoriert mit einer erlesenen Auswahl an Kissen aus Samt und Seide. Ihr gefiel die romantische Anmutung, die in der handbemalten Tapete, den blumig-duftigen Vorhängen und dem satten Rosa der Sofas, die den Sitzbereich bildeten, ihren Ausdruck fand. In Anbetracht der Zeit ging Reema schnurstracks in ihr Ankleidezimmer hinüber, wo sie das langersehnte Vergnügen einer starken Zigarette erwartete.

Rani, ihre indische Haushälterin, stand mitten im Zimmer und hielt zwei glitzernde Abendkleider in die Höhe - mit ausgestreckten Armen, damit die Säume nicht den Teppich berührten. Ihr Bemühen war nicht wirklich von Erfolg gekrönt, weil sie einen guten Kopf kleiner war als Reema.

Reema hielt inne und ließ den Blick konzentriert erst über das eine, dann über das andere Kleid gleiten. Sie wies mit dem Finger: »Das!«

»Jawohl, Madam.« Erleichtert legte Rani die Kleider hin. Ihr taten schon die Arme weh.

»Wo ist mein Kaffee?«

»Kommt sofort, Madam.«

Reema ließ sich auf den weichgepolsterten samtbezogenen Stuhl vor dem hohen dreiteiligen Spiegel sinken. Sie steckte die Zigarette in eine schlanke schwarze Spitze, zündete sie mit einem Alabaster-Feuerzeug an und lehnte sich zurück. Ihr Gesicht war nicht schlecht, fand sie. Nicht für eine dreifache Mutter von vierundfünfzig Jahren. Sie stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus. Sie war sich bewusst, dass das fortwährende Rauchen die Falten um Augen und Mund vertiefte, aber es war nicht so schlimm wie bei den anderen Frauen in ihrer Bridge-Gruppe (außer bei Dina, aber alle wussten, dass dieser brasilianische Schönheitschirurg praktisch auf ihrer Gehaltsliste stand).

Rani kehrte mit einer Kanne arabischen Kaffees und einer kleinen silbernen Tasse zurück. Sie stellte beides auf dem Tisch hinter Reema ab, schenkte eine Tasse der dampfenden dunklen Flüssigkeit ein und, mit einem Seitenblick auf die ahnungslose Reema, spuckte leise hinein.

»Ihr Kaffee, Madam.« Rani durchquerte das Zimmer und bot Reema höflich die Tasse an. Sie beobachtete eifrig, wie Reema die Tasse an die Lippen hob, aber nur um zu pusten.

»Wo ist mein Mann?«

»Im Garten, Madam.«

»Hat Tala in das Kleid hineingepasst?«, fragte Reema. »Beim Lunch wollte sie gar nicht aufhören zu essen.«

»Es saß wie angegossen, Madam.« Rani sah zu, wie die Kaffeetasse sachte geschwenkt wurde, damit der Kaffee ein wenig abkühlte. Lass sie trinken, betete sie. Lass sie ihn trinken.

»Lamia - hast du ihr Kleid enger gemacht?«

Rani nickte. »Um zwei Zentimeter, Madam.«

Zufrieden hob Reema die Tasse, um zu trinken, aber dann fiel ihr ihre jüngste...
mehr

Autor

Shamim Sarif, die als eine der vielversprechendsten jungen britischen AutorInnen gilt, stammt aus einer südasiatisch-südafrikanischen Familie und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Hanan Kattan und ihren beiden Söhnen in London. "Die verborgene Welt" ist ihr erster Roman. Er wurde von der Kritik hoch gelobt, mit mehreren Preisen ausgezeichnet und inzwischen mit Lisa Ray und Shetal Sheth in den Hauptrollen unter dem Titel "The World Unseen" sehr erfolgreich verfilmt. Shamim Sarifs zweiter Roman, "Das Leben, von dem sie träumten" erschien im Sommer 2010 und steht zur Verfilmung mit Maria Furtwängler an. "Mitten ins Herz", Shamim Sarifs dritter Roman wurde unter dem Titel "I can't think straight" ebenfalls bereits erfolgreich verfilmt wurde.