Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
195 Seiten
Deutsch
Milena Verlagerschienen am03.04.2014
18 kurze Geschichten zum ewigen Bund: Von Altar bis Zirrhose, von Polterabend bis Standesamt, von fürstlichen Torten und fürchterlichen Brautkleidern. Pfiffige Geschichten und praktische Tipps - das Geschenkbuch mit allem Drum und Dran, und Fotos! Bis dass der Tod uns scheidet. Schön trinken geht weiter! Diesmal befassen wir uns mit einem Thema, das wohl keinen kalt lässt. 23 originelle Geschichten erzählen von kuriosen Erlebnissen auf Hochzeiten, Polterabenden, am Standesamt, beim Brautklau etc. Doch auch Praktisches kommt nicht zu kurz: ein Standesbeamter wird von seiner Arbeit berichten, kuriose Brautmoden, Hochzeitstorten und neueste Wedding-Planner-Trends werden vorgestellt. Wie kleidet sich die türkische Braut? Wie poltern die Serben? Was ging Fürstin Charlène bei ihrer Hochzeit durch den Kopf? Welche sind die 10 besten Hochzeitsfilme und -bücher? Vorsicht: Sie werden gleich heiraten wollen. Beiträge von: Austrofred, Cornelia Travnicek, Hans Platzgumer, Nora Gomringer, Manfred Gram, Tex Rubinowitz, Jan Off, Paul Pizzera, Dominika Meindl, Katinka Buddenkotte, Mario Tomic, Peter Zimmermann, u. v. m.

Markus Köhle (*1975) ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise.
mehr

Produkt

Klappentext18 kurze Geschichten zum ewigen Bund: Von Altar bis Zirrhose, von Polterabend bis Standesamt, von fürstlichen Torten und fürchterlichen Brautkleidern. Pfiffige Geschichten und praktische Tipps - das Geschenkbuch mit allem Drum und Dran, und Fotos! Bis dass der Tod uns scheidet. Schön trinken geht weiter! Diesmal befassen wir uns mit einem Thema, das wohl keinen kalt lässt. 23 originelle Geschichten erzählen von kuriosen Erlebnissen auf Hochzeiten, Polterabenden, am Standesamt, beim Brautklau etc. Doch auch Praktisches kommt nicht zu kurz: ein Standesbeamter wird von seiner Arbeit berichten, kuriose Brautmoden, Hochzeitstorten und neueste Wedding-Planner-Trends werden vorgestellt. Wie kleidet sich die türkische Braut? Wie poltern die Serben? Was ging Fürstin Charlène bei ihrer Hochzeit durch den Kopf? Welche sind die 10 besten Hochzeitsfilme und -bücher? Vorsicht: Sie werden gleich heiraten wollen. Beiträge von: Austrofred, Cornelia Travnicek, Hans Platzgumer, Nora Gomringer, Manfred Gram, Tex Rubinowitz, Jan Off, Paul Pizzera, Dominika Meindl, Katinka Buddenkotte, Mario Tomic, Peter Zimmermann, u. v. m.

Markus Köhle (*1975) ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783902950093
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum03.04.2014
Reihen-Nr.1
Seiten195 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3991 Kbytes
Artikel-Nr.2986848
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Genuss von Alkohol auf einer Hochzeitsfeier ist wie Geräteturnen. Wenn man schon auf der Matte steht, muss man auch teilnehmen, und weil man nicht nur einigermaßen würdevoll dabei aussehen, sondern auch Chancen auf den Sieg haben will, gilt fürs Kunstsaufen auch dasselbe Erfolgsrezept wie beim Leistungssport: Training, Timing und Tricksen.

Wie in jedem Wettbewerb gilt es natürlich zunächst, sich mit den Schwächen und Stärken des Gegners vertraut zu machen, sprich, das voreheliche Verhalten des Brautpaares zu analysieren. Wenn man beide grundsätzlich nicht mag, und nie wieder etwas mit diesen Menschen zu tun haben will, kann man selbstverständlich in die Vollen gehen: einfach den Wert des mitgebrachten Geschenkes in Schnaps zurückrechnen (vom Discounterpreis ausgehend), fix trinken, und zwar am besten schon, bevor man das Standesamt/die Kirche betreten hat. So gelingen einem zu späterer Stunde hübsche Glückstreffer, wie zum Beispiel ein gehechteter Hocksprung in die noch nicht angeschnittene Hochzeitstorte. Größere Vorsicht ist schon geboten, falls man nur einen der Frischvermählten auf den Tod nicht ausstehen kann: Heiratet die beste Freundin einen amtlichen Vollidioten, wirkt es wenig überzeugend, wenn man deren Wahl mit einem Schwall Unverdautem kommentiert, während die anderen Gäste noch Blütenblätter streuen, im Gegenteil. Mit dieser Performance schafft man es höchstens, sich noch weiter von der lieben Freundin zu entfernen. Heiratet der ehemalige Partner die falsche Braut, sollte man sich ebenfalls davor zurückhalten, vor der Zeit jammernd auf der Toilette zusammenzubrechen, und sich einfach mit dem zu trösten, der einem die Haare hochhält, während man über der Schüssel klebt.

Viel stilvoller ist es, vollkommen nüchtern auf einem stattlichen Rappen/einem schweren Motorrad vor dem Paar zu paradieren, dem Ex ein hübsches Filmzitat entgegenzuschleudern (hierbei gut: »Schau mir in die Augen, Kleines«, weniger gut: »Lauf, Forrest, lauf!«, leider völlig ungeeignet: »Das soll ein Messer sein? Das ist ein Messer!« Zur Not: »Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen«), dann zu angemessenem Soundtrack (Prince: »When Doves Cry«, AC/DC: »Highway to Hell« etc.) in den Sonnenuntergang reiten, ganz alleine eine Flasche Tequila am Strand leeren. Das hat Stil. Nur wirklichen Profis sei bei tiefster Liebe eine Braut-/Bräutigamentführung empfohlen, und man sollte unbedingt üben, wie man den Geraubten/die Prinzessin auf das Pferd hievt, sonst wird s recht peinlich. Da kann man sich auch gleich nackig vor die Kirche stellen und den Klassiker von »The Beautiful South« wimmern (»Don t marry her, fuck me«), und bevor man das wagt, muss man die Flasche Tequila schon drei Mal intus haben.

Aber gehen wir mal von dem üblichen Fall aus: Liebe Menschen laden zu einem blöden Fest. Erste Anhaltspunkte zum taktischen Trinken bietet die Einladungskarte. Der Satz »Daher wollen wir mit allen Freunden und Verwandten feiern« ist leicht dechiffriert: Die elende Mischpoche wird auch da sein, der Brautvater wird versuchen, schon vor Buffeteröffnung mit Hochprozentigem abzufüllen, damit den Gästen zu später Stunde die Standfestigkeit fehlt, um dessen Altersvorsorge völlig zu liquidieren. Wird in der Einladungskarte jedoch darauf hingewiesen, dass das Brautpaar in einer »Location« zu feiern gedenkt, die nicht der Gemeindesaal ist, sondern »Wolkenburg«, »Pier 12« oder »Schloss Schlagmichtot« heißt, wird ein Tross von Angestellten engagiert sein, welcher alle dort vorhandenen Stühle zuvor mit weißen Hussen überzogen hat, und nur darauf geiert, dass Sie Ihren Aperol Spritz dort verschütten. Mit einem lächelnden: »Ach, das kann doch mal passieren«, werden sich diese Leute Ihre Adresse und Versicherungsnummer notieren, und schon arbeiten Sie einen Monat für Hussenreinigung. Also: Essen Sie vor der Feier ein trockenes Brötchen, und zwar während Ihr Partner Sie in Ihrem Kleid einschnürt, nach folgendem Schema: ein Biss, ein Zentimeter Reißverschluss hoch, ein Biss, ein Zentimeter ⦠usw. Am besten erledigen Sie diese Prozedur in einer Hecke vor Ort, nicht daheim, sonst müssen Sie die Fahrt zur Feier liegend auf einem Pritschenwagen vornehmen, und um den zu organisieren, fehlen den meisten Kleingeld und Beziehungen. Mit dem trockenen Backwerk intus, eingeschnürt wie eine Weihnachtsgans, erreichen Sie schon jenen aufgeregt roten Teint, der dem Anlass angemessen ist: Reicht der Brautvater Schnaps, wird er Ihr puterrotes Gesicht richtig deuten, und vorschlagen: »Einen ganz Kleinen könnten Sie schon trinken.« Und anders als bei den anderen Gästen wird er in Ihrem Fall auch nur einen ganz Kleinen einschenken. Der Effekt ist super: Das Brötchen duckt sich in Ihrem Magen, Ihre Gesichtsfarbe wäscht aus, Brautvater denkt, er sei ein Wunderheiler, der sich auf die richtige Dosis verstünde. Sieht das Personal Sie jedoch mit Ihrem aperolfarbenen Gesicht anrücken, wird über Funk der »Code Red« ausgerufen, der besagt, dass Sie keinen Begrüßungscocktail angeboten bekommen, da man fürchtet, Sie könnten all die weißgekleideten Stühle auf einmal beflecken und der Saal würde zu einer Kulisse von »Die Bartholomäus-Nacht« mutieren. Hier sei Ihnen dennoch der kleine Spaß erlaubt, auf einem Aperol pur zu bestehen, den Sie, zwecks Brötchenstauchen, schnell und vor den Augen des Personals entschlossen kippen. So werden Sie für den Rest des Abends vorbildlich bedient werden, versprochen.

Jetzt kommt der harte Teil: Ab jetzt wird nicht mehr getrunken, bis zum bitteren Ende. Jawohl, Sie fassen keinen Alkohol mehr an, bevor nicht alle zu befürchtenden Disziplinen erledigt sind: Ansprache des Trauzeugen, Buffet, Brautstrauß-Weitwurf, peinliche Spiele, Eröffnungstanz. Das klingt hart, klar, aber wissen Sie, was härter ist? Ein Wiedersehen mit sich selbst, bei »Pleiten, Pech und Pannen«. Sie wollen nicht die sein, die sich das Kleid aufreißt, während sie nach einem Bund Tulpen taucht, und schon gar nicht die, die die Polonaise des Verderbens anführt, und vor allem wollen Sie nicht, dass die ganze Welt hören kann, wie der süffisante Off-Sprecher Ihren Auftritt kommentiert mit: »Rudolph war das kleinste, aber auch das rotnasigste Rentier, das aber den Schlitten zielsicher in den Graben zog.«

Nein, wir sind immer noch beim Kunstturnen. Männer haben bei Hochzeiten einen klaren Vorteil, sie sehen mit gelösten Krawatten und triefenden Augen immer noch irgendwie niedlich aus. Frauen müssen sich in dieser Situation auf ihre Garderobe verlassen: Man bittet eine Vertraute, den Reißverschluss des Teufelskleides unauffälligst wieder zwei Zentimeter nach unten zu ziehen. So kann man endlich ausatmen, die Organe ordnen sich wieder der Natur gemäß, und man sieht automatisch wie im fünften Monat schwanger aus. Da kann man lächelnd jedes angebotene alkoholische Getränk ablehnen, und sich daran ergötzen, wie das Personal kollektiv erschrickt, weil es einer werdenden Mutter Aperol eingetrichtert hat. Fragen zum Geburtstermin lächeln Sie einfach weg und freuen sich, wie Ihnen der Weg zum Buffet/zur Toilette wie selbstverständlich freigeschaufelt wird. Dort können Sie heimlich rauchen, während die anderen die saublöden Dias zeigen, an Strumpfbändern herumkauen, oder peinliche Sketche aufführen. Sollten Sie Nichtraucherin sein, filmen Sie diese Peinlichkeiten heimlich mit, und senden Sie das Ergebnis gewinnbringend zu »Pleiten, Pech und Pannen«.

Und dann, wenn der letzte Großonkel sein Gebiss im Braten verloren hat, die Braut ihrem hysterischen Anfall in der benachbarten Toilettenkabine erlegen ist, der Bräutigam von der Exfrau geohrfeigt wurde, der Nachtisch in die Rabatten geflogen und die Polonaise längst zu einer anderen Feier durchgestampft ist, betreten Sie das Schlachtfeld. Auch hier gibt es nun zwei Möglichkeiten: Sie sind der letzte überlebende Gast, allein das Personal und der DJ haben das Inferno durch geschicktes Verstecken in der Plattenkiste irgendwie überlebt. Dann bieten Sie eine Vorstellung, maßgeschneidert für dieses auserwählte Publikum: Sie lassen sich den Reißverschluss ihres Zauberkleides wieder hochziehen (am besten durch die Person, die Ihnen den Aperol pur gegeben hat), und Ihr Babybauch verschwindet im Nu. Der Effekt allein ist schon wahnsinnig, also wird der DJ Ihnen jeden Musikwunsch erfüllen - und dann tanzen Sie. Und trinken. Überzeugen das Personal, dass es nun die Schürzen ablegen kann, dann tut es sich leichter damit, das Rauchverbot zu ignorieren, und jetzt, jetzt können Sie endlich trinken. Ich empfehle hier: Ein Drink, ein Tanz, ein Drink, ein Tanz, nach zwanzig Wiederholungen spendieren Sie ein Sammeltaxi in die Innenstadt, und wenn Sie mal auf die blöde Idee kommen sollten, zu jemandem »Ja« zu sagen, haben Sie sich schon ein Heer von treuen Ergebenen angesammelt, das bei ihrer eigenen Feier alles für Sie tun wird, außer die Stühle in Hussen zu stopfen.

Die zweite Variante besteht darin, dass es auf der Feier ebenbürtige Recken...
mehr

Autor

Markus Köhle (*1975) ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise.