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Radfahren schön trinken

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
214 Seiten
Deutsch
Milena Verlagerschienen am04.08.2014
22 Geschichten übers Radfahren, die Sie das Lachen und Fürchten lehren. Mit praktischen Tipps und allem Drum und Dran, und Fotos! Jo, wir san mit'm Radl do! Die Reihe 'Schön trinken' geht weiter! Im Frühling wird der Drahtesel geölt und aufgeputzt, und genau der steht hier im Mittelpunkt. 22 originelle Geschichten erzählen von - kuriosen Erlebnissen mit dem Fahrrad - Anekdoten aus der Kindheit - Rauschgeschichten aus der Gegenwart - Jubelgeschichten, geboren aus der puren Lust am Fahrradfahren - Auch Praktisches kommt nicht zu kurz: Ein Fahrradkurier berichtet aus dem Berufsalltag, ein Fahrradnerd schwärmt von seiner Fahrradsammlung, ein Leidgeprüfter trauert um 7 gestohlene Fahrräder ... - Dazu noch Tricks zum Reifenwechseln, Reparaturvorschläge und Tipps für den Fahrradkauf - Top-Ten-Listen mit den besten Fahrradfilmen, -büchern und -songs Beiträge von: Stefan Abermann, Nadja Bucher, Nora Gomringer, Manfred Gram, Tex Rubinowitz, Magnus Klaue, Martin Mandler, Dominika Meindl, Klaus Nüchtern, Andi Plammer, Christoph Simon u. v. m.

Markus Köhle, geb. 1975, ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise. Vanessa Wieser, geb. 1970 in Linz, OÖ., Studium in Wien, Arbeit als Journalistin und Redakteurin. Seit 2007 Geschäftsführerin des Milena Verlags.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

Klappentext22 Geschichten übers Radfahren, die Sie das Lachen und Fürchten lehren. Mit praktischen Tipps und allem Drum und Dran, und Fotos! Jo, wir san mit'm Radl do! Die Reihe 'Schön trinken' geht weiter! Im Frühling wird der Drahtesel geölt und aufgeputzt, und genau der steht hier im Mittelpunkt. 22 originelle Geschichten erzählen von - kuriosen Erlebnissen mit dem Fahrrad - Anekdoten aus der Kindheit - Rauschgeschichten aus der Gegenwart - Jubelgeschichten, geboren aus der puren Lust am Fahrradfahren - Auch Praktisches kommt nicht zu kurz: Ein Fahrradkurier berichtet aus dem Berufsalltag, ein Fahrradnerd schwärmt von seiner Fahrradsammlung, ein Leidgeprüfter trauert um 7 gestohlene Fahrräder ... - Dazu noch Tricks zum Reifenwechseln, Reparaturvorschläge und Tipps für den Fahrradkauf - Top-Ten-Listen mit den besten Fahrradfilmen, -büchern und -songs Beiträge von: Stefan Abermann, Nadja Bucher, Nora Gomringer, Manfred Gram, Tex Rubinowitz, Magnus Klaue, Martin Mandler, Dominika Meindl, Klaus Nüchtern, Andi Plammer, Christoph Simon u. v. m.

Markus Köhle, geb. 1975, ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise. Vanessa Wieser, geb. 1970 in Linz, OÖ., Studium in Wien, Arbeit als Journalistin und Redakteurin. Seit 2007 Geschäftsführerin des Milena Verlags.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783902950192
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum04.08.2014
Reihen-Nr.3
Seiten214 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3467 Kbytes
Artikel-Nr.3127326
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
TRIUMPH DES
WOLLENS

Über das Radfahren in der Provinz und dann später in der Stadt. Über Radfahrwitze und Frauen, deren Verehrer am Gepäckträger mitfahren.

MIEZE MEDUSA

DEN SCHLAUCH UNTERTAUCHEN. Luftblasencheck, Schlauch weiterziehen, Luftblasenaustrittsort mit Kugelschreiber markieren. Die Luft riecht nach Sonne. Der Stein ist heiß, sogar im Schatten. Das Kugelschreiberblau auf grauschwarzem Schlauchuntergrund leuchtet wie das Dunkelblau der Nonnen im Dorf, die das Altersheim betreiben. Ein konservatives Dunkelblau, das zu keiner anderen Farbe passt und sich sogar mit Grau schlägt. Gerade deshalb heller leuchtet als die neonfarbenen T-Shirts in den Läden. Die mit der guten Laune und den Smiley-Buttons, findet die Person, die den Schlauch untertaucht, weiterzieht, Kringel draufmalt und weg will. Weg aus dem Dorf. Weg ins Freibad. Weg auf die Straße mit Walkmanstöpseln im Ohr. Die Kassette wird nach Abspielen auf dem Kugelschreiber zurückgedreht. Um Batterien zu sparen. Weg wollen, aber nicht weg können. Patschenpech. Vor dem Wegfahren liegt das Schlauchpicken. Untertauchen. Weiterziehen. Schlauch auf Kugelschreiberkringel untersuchen. Kreative Kringel von Lochmarkierungen unterscheiden. Schlauch ein bisschen anpumpen. Schlauch mit Schmirgelpapier aufrauen. Pick applizieren. Antrocknen lassen. Fleck applizieren. Andrücken. Hoffen. Warten. Die Luft flimmert. Ein Baum wächst. Die Haare auf dem Unterarm schauen fast gleich aus, wie gestern. Eine Grille macht was mit ihren Füßen. In einem Haus in der Nähe übt jemand Geige. In meinem Kopf tönt es auch ordentlich dissonant. Es ist noch ein langer Weg, bis wir uns zum Klingen bringen.

2.

Ich kann:

Schlauch reparieren.

Felgenschutz überprüfen.

Bremskabel wechseln.

Kette checken.

Sattel und Lenker verstellen.

Am Kugellager rummachen.

Ich tu es nie. Der kleine Laden ums Eck will genauso von seiner Kunst leben wie ich.

3.

Der Asphalt ist grau. Wälder und Wiesen ziehen wie Kulissen vorbei. Mein Kopf bastelt sich einen eigenen Greenroom. Angetrieben vom Ins-Pedal-Treten tausche ich mein Leben ein gegen eines mit verbesserter Schnitttechnik. Anderem Drehbuch. Der eine oder andere Nebendarsteller kann bleiben. Die anderen verhalten sich falsch im Horrorfilm meiner Langeweile: verlassen die Gruppe, gehen in die andere Richtung, achten nicht darauf, was der Soundtrack ihnen sagen will. There's a million ways to die, choose one. Wenn der Körper mit Geschwindigkeit beschäftigt ist, kann man gut an was anderes denken. Und: Du wirst nie eine gute Autorin, wenn du ein Happy End für alle willst. Das Pumpen des Bluts gibt mir recht. Prekäres Geständnis: Ich mag Schweiß. Den Geruch. Das Rinnen über den Rücken. Dass mir kalt wird im Hochsommer, nachdem mir ganz ganz heiß geworden ist. Den Tunnelblick, der mit der Anstrengung kommt. Der Streusplitt auf der Straße ist ein Überbleibsel des Winters und der natürliche Feind der Radlerin, die ihren Kopf nach der Wolkendecke streckt.

4.

Ein Kabarettist sitzt auf einem Hometrainer in seinem Atomschutzraum im Keller und erzählt aus seinem Leben. Mir hört auch niemand zu. Das Hemd ist schrecklich. Er sollte es mal mit Dunkelblau probieren. Hoppla. Die hören dem zu. Die lachen. Lachen ist blöd. Noch mindestens drei Jahre ist Lachen definitiv blöd.

5.

Die Provinz besteht vor allem aus Straßen, auf denen wenig passiert. Eine Schnecke klebt auf dem Asphalt. War wer zu langsam. Ein Kreuz steht am Wegrand. War wer zu schnell. Dazwischen leere Straße. Die Provinz ist verrückt nach Fortbewegung. Und nach Funktionskleidung. Die Provinz betrachtet Fortbewegung als Sport, nicht als sportliches Mittel zum Zweck. Wenn du in Alltagskleidung von A nach B fährst, nicht viel weiter als von Leopoldstadt nach Hietzing, aber halt am Land zwei Dörfer weiter, halten dich alle für blöd. Wenn du dich dabei verfährst und im nahen Nachbarort nach dem Weg fragst, sagen alle: »Da können's ned mit dem Rad hinfahren, das ist zu weit.« Wenn du deinen Bierbauch in ein überteuertes Rennkostüm mit Fake-Sponsorenlogo zwängst und mit einem High-End-Sportrad Höhenmeter gegen deinen Bierbauch machst und später mit dem Auto Brötchen kaufen fährst, wundert sich niemand. In diesem Punkt unterscheidet sich die Provinz frustrierend wenig von der Großstadt, die gegen Parkpickerln und Fußgängerzonen mobil macht.

6.

A women needs a man like a fish needs a bicycle, stimmt vielleicht für die Nonnen im Dorf. Ansonsten ist ein Fahrrad in Sachen Paarungsverhalten nicht zu unterschätzen. Irgendwann wird dein altes Puch Clubman ein Statussymbol sein, aber deines wird es nicht mehr geben. Wegen dem Ferialjob als Postlerin. Die zu verteilende Werbung hat den Rahmen gesprengt. Das ist keine Metapher. Auf dem Rahmen war eine lebenslange Garantie. Da war sich Puch seiner Sache zu sicher. Hat den Rahmen aber klaglos ersetzt. Irgendwann war Puch dann pleite. Aber nicht, weil sie schlechte Fahrräder gebaut hätten. Im Gegenteil. Siehe Puch Clubman.

Anzahl der von deinem Rennrad beeindruckten Männer: 2.

Anzahl der von deinen beachtlichen Fähigkeiten im parallel Einparken mit dem Auto beeindruckten Männer: 1.

Ich sag ja nur.

Die Romantik des Gepäckträgers. Hinten draufsitzen und unauffällig die Arme um die Hüften des strampelnden Fahrers legen. Prekäres Geständnis: Ich habe lieber selbst gestrampelt. Mochte es, wenn sich die Arme um meinen Bauch gelegt haben. Hatte keine Angst davor, dass potenzielle Röllchen erspürt werden konnten. Spielte gern mit offenen Karten. Hatte andere Ängste. Ängste, die durch Witze, die von Fischen und deren Gerüchen handelten, nachhaltig verstärkt wurden. Ein anderer Witz von Nonnen und Fahrrädern und Fahrradsitzen hatte mich nachhaltig verstört. Do not try this at home. Aber das Bild. Nonnen, die yippiiiiie-rufend im Kreis fahren; selbstgenügsame Ekstase und dabei nicht allein sein. Wie ein Fisch im Wasser. Eine Vision in Dunkelblau.

7.

Windschattenfahren ist wie Rodeln. Mit eingeschränkten Lenkmöglichkeiten den Rausch der Geschwindigkeit auskosten. Im Vertrauen darauf, dass eine Kraft für dich lenkt. Augen zu und durch. Oder besser: Augen auf und durch. Es gibt Menschen, die sehen das anders. Es gibt Menschen, die meinen, beim Rodeln käme es auf die Technik drauf an. Es gibt alle möglichen Arten von Menschen.

8.

Neu in der Stadt. Brauchst du ein Fahrrad. Ein billiges, weil du a) pleite bist und b) teure Räder ohnehin nur geklaut werden. Schaust du online. Das Internet ist inzwischen erfunden worden. Findest du eins, Damenfahrrad, für dich zu klein, Marke egal, 20 Euro. Der Euro ist inzwischen eingeführt worden. Das Rad steht irgendwo in Floridsdorf. Floridsdorf ist ein mythischer Ort, ähnlich wie Berlin Wedding oder Mordor. Monatskarte für die Öffis hast du nicht. Geld willst du nicht ausgeben, weil du a) pleite bist und b) später noch ins Kino willst oder was trinken. Fahrrad hast du keins. Schwarzfahren willst du nicht. Schaust du dich im Zimmer um. Scannst du den Raum nach Mitteln für beschleunigte Fortbewegung. Findest du deine Inlineskates. Rollst du los. Mit Stadtplan in der Hosentasche und wenig Ahnung von Himmelsrichtungen. Kommst du Stunden später an. Verschwitzt. Verspätet. Durstig. Prekäres Geständnis: Du magst Schweiß nicht immer. Floridsdorf ist ganz schön groß, vom Rest von Wien ganz zu schweigen. Das Fahrrad ist noch da. Wollte niemand. Ist sogar für 20 Euro zu uncool. Du traust dich nicht, das Rad nicht zu kaufen, weil der nette Mann in Floridsdorf auf dich gewartet hat und weil Floridsdorf wie Mordor ist, irgendwie. Außerdem kommst du mit den Inline Skates nie im Leben zurück in die Stadt. Also Scheine rüberreichen, aufsteigen, lostreten. Tagesausflug. Du bist neu in der Stadt, hast ein Fahrrad und weißt, wo Floridsdorf liegt. Du gehst was trinken und versuchst dir dein Lächeln mit dem Bierschaum wegzuwischen. Lächeln ist uncool, noch für zwei bis drei Jahre. Du bist angekommen in der Großstadt. Das Fahrrad wird dir im selben Jahr geklaut. Du freust dich drüber. Es war dir ohnehin zu klein.

9.

Orte, an denen mein Fahrrad geklaut wurde:

Innbrücke, Innsbruck.

Museumsquartier, Wien.

Fahrradständer beim WUK, Wien.

Tegetthoff-Denkmal am Praterstern, Wien.

Am Donaukanal, Wien.

Dass mir in London kein einziges Fahrrad geklaut wurde, ist kein Beweis für das Funktionieren von flächendeckenden Überwachungskameras, sondern ein Indiz dafür, dass ich zu feig war, im Windschatten von dahinrasenden Doppeldeckerbussen und ganz ohne Fahrradwege Fahrrad zu fahren. Es hat nicht geholfen, dass die eine...
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Autor

Markus Köhle, geb. 1975, ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (dum.at), Teil der Lesebühne Dogma.Chronik.Arschtritt. (mit Mieze Medusa und Nadja Bucher), dienstältester Poetry Slammer Österreichs, Kolumnist der Straßenzeitung 20er (Briefe aus Wien), Herausgeber und Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen, Stipendien und Preise.

Vanessa Wieser, geb. 1970 in Linz, OÖ., Studium in Wien, Arbeit als Journalistin und Redakteurin. Seit 2007 Geschäftsführerin des Milena Verlags.