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In dubio pro Vino

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am08.04.20152. Auflage
Unruhe im beschaulichen Ahrtal: nur noch wenige Tage bis zur Wahl der neuen Weinkönigin. Unter den Anwärterinnen bricht ein wildes Hauen und Stechen um die begehrte Krone aus - plötzlich wird es blutiger Ernst. Eine der jungen Frauen wird ermordet. Als dann auch noch eine ehemalige Weinkönigin auf merkwürdige Weise verunglückt, ist der Skandal perfekt. Natürlich steckt Julius Eichendorff, seines Zeichens kulinarischer Detektiv und Sternekoch, mal wieder mittendrin. Die Spuren des mysteriösen Falls führen kreuz und quer von Sinzig bis Altenahr, ins Winzermilieu, in psychologische Massagepraxen und selbst ins alte Rom. Irgendjemand kocht ein teuflisches Süppchen. Und Julius Eichendorff ist der Einzige, der es ihm nach allen Regeln der Kunst versalzen kann.

Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, lebt in Hürth. Er studierte Völkerkunde, Soziologie und Geographie und arbeitet als Autor und Weinjournalist für verschiedene nationale und internationale Fachmagazine.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,49

Produkt

KlappentextUnruhe im beschaulichen Ahrtal: nur noch wenige Tage bis zur Wahl der neuen Weinkönigin. Unter den Anwärterinnen bricht ein wildes Hauen und Stechen um die begehrte Krone aus - plötzlich wird es blutiger Ernst. Eine der jungen Frauen wird ermordet. Als dann auch noch eine ehemalige Weinkönigin auf merkwürdige Weise verunglückt, ist der Skandal perfekt. Natürlich steckt Julius Eichendorff, seines Zeichens kulinarischer Detektiv und Sternekoch, mal wieder mittendrin. Die Spuren des mysteriösen Falls führen kreuz und quer von Sinzig bis Altenahr, ins Winzermilieu, in psychologische Massagepraxen und selbst ins alte Rom. Irgendjemand kocht ein teuflisches Süppchen. Und Julius Eichendorff ist der Einzige, der es ihm nach allen Regeln der Kunst versalzen kann.

Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, lebt in Hürth. Er studierte Völkerkunde, Soziologie und Geographie und arbeitet als Autor und Weinjournalist für verschiedene nationale und internationale Fachmagazine.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863583576
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum08.04.2015
Auflage2. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3792 Kbytes
Artikel-Nr.3194521
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

⦠überaus gehaltvoll â¦

(Weinbeschreibung aus dem Gault Millau WeinGuide)

Julius konnte es nicht fassen. Er wollte den Blick abwenden, aber es gelang ihm nicht. Der Anblick übte eine merkwürdige Faszination aus. Trotz aller Abscheu, die er fühlte, trotz aller Wut, trotz aller Fassungslosigkeit. Wie konnte so etwas passieren? Wer ließ so etwas zu?

Julius ging im Kopf die letzten Tage und Wochen durch, um die Momente herauszufiltern, die zu dem geführt hatten, was er nun erblicken musste. Hatte er Warnungen nicht wahrgenommen? Hatte er dies vielleicht selbst zu verantworten?

Er stand da, den Kopf gesenkt, die Augen glasig, die Lippen verbittert zusammengepresst. Der Tag hatte so gut gerochen, als er die Fensterläden vor wenigen Minuten weit aufgedrückt hatte. Gestern war Pfingsten gewesen, das Fest des Heiligen Geistes. Schon einen Tag später war dieser nicht mehr zu finden. Nicht in diesem Raum.

Gestern erst war Julius spät in der Nacht aus dem jahrelang geplanten Urlaub zurückgekommen, auf dem er den Spuren seines dichtenden Vorfahren, Joseph Freiherr von Eichendorff, gefolgt war, hatte sich noch vor wenigen Stunden auf ein paar ruhige Tage zu Hause gefreut, da das Restaurant noch wegen Betriebsferien geschlossen war.

Er blickte durch das kleine Sichtfenster. Doch dahinter bewegte sich nichts mehr.

Die Wahrheit war nicht zu verleugnen, und Julius wusste, dass sie ihn als Täter nannte. Er konnte die Schuld auf niemand anderen schieben. Dieses Verbrechen hatte langen Vorlauf gehabt, viele Tage der Planung und Vorbereitung. Er musste sich eingestehen, dass er es gern getan, ja geradezu genossen hatte. Es half nichts, dass im Urlaub andere Regeln herrschten. Die Zeche musste er trotzdem zahlen.

Was war nur aus ihm geworden? Seit zwei Jahren klärte er nun nebenberuflich Verbrechen auf, wie konnte es passieren, dass er für dieses Grauen federführend verantwortlich war?

Für jedes einzelne Kilo.

Julius stieg wie in Trance von der Waage. Herr Bimmel, sein schwarzweißer Kater, kam ins Badezimmer getrottet und blickte ihn hungrig an. Die unheilvolle Veranlagung zum Schlemmen lag wohl in der Familie. Und doch, resümierte Julius, als er in den Spiegel blickte und sich die Wangen mit einer exakt in der Handinnenfläche abgemessenen Menge Rasierschaum einrieb, gab es Mittäter. Viele davon waren zu Freunden geworden. Es waren die Köche, bei denen er auf seiner Reise eingekehrt war. Die ihm noch dieses Gericht präsentieren und ihn von jenem wenigstens einen Happen probieren lassen wollten. Da er ein höflicher Mensch war, erklärte Julius sich das Unerklärbare nun, hatte er mehr als nur einen Happen probiert. Wie hätte das denn ausgesehen, den Rest immer stehen zu lassen? Da hieß es, feinfühlig zu sein. Wenn nötig, sogar Nachschlag zu verlangen, um den Gastgeber nicht zu vergrämen! Auch wenn dies auf Kosten der eigenen Gesundheit ging. Man musste Opfer bringen. Löffel für Löffel. Gabel für Gabel. Nachschlag für Nachschlag.

Herr Bimmel hatte begonnen, an Julius Morgenschluffen zu knabbern. Wozu einen der Hunger treiben konnte. Wo der Kater doch sowieso â¦

Julius kam eine Idee.

Der Kater blickte ihn ängstlich an.

Julius lächelte.

Herr Bimmel machte einen Buckel.

Doch das nützte nichts mehr. Er wurde hochgehoben, Julius stieg gemeinsam mit ihm auf die Waage und blickte durch das Sichtfenster zu seinen Füßen.

Zu viel!

Die Entscheidung war gefallen, das angenehme Katerleben beendet. Herr Bimmel traute sich kaum, in das Gesicht des weiß eingeschäumten Julius zu blicken, in dessen Augen furchtbare Entschlossenheit stand.

»Wir zwei diäten!«

Herr Bimmel maunzte und wand sich wie ein Fisch im Netz, um aus der fürchterlichen Umarmung zu entrinnen.

Doch es war zu spät.

Das Schicksal seines Speckes war besiegelt.

Nach beendeter Morgentoilette und Ankleide ging Julius zu Fuß zu seinem Restaurant. Dass dieses nur wenige Meter entfernt lag, änderte nichts an seiner Entschlossenheit, sie sportiven Ganges hinter sich zu bringen. Diese paar Schritte bei blendendem Wetter, das die Rebstöcke anregte, Wasser aus dem Boden in die Trauben zu pumpen, das den Cabriofahrern Gelegenheit gab, ihre Kopfhaut zu lüften, waren die ersten in ein leichteres Leben.

Es wurde durch die Briefe, die er im Restaurant-Briefkasten fand, jedoch gleich wieder erschwert. Die Firmennamen auf den Umschlägen stammten von seinen neuen Gläubigern. Bevor er zahlte, wollte Julius jedoch sehen, wofür.

Es kam ihm vor, als würde der Schlüssel geschmeidiger ins Schloss der »Alten Eiche« gleiten, als würde sich die Tür majestätischer öffnen. Julius wusste natürlich, dass im Eingangsbereich nichts geändert worden war, dass die Verwandlung im Inneren, im Herzen des Restaurants, stattgefunden hatte. Er blieb stehen und genoss die Vorfreude. Lange vor seinem Urlaub hatte er Pläne gezeichnet, hatte an jedem Detail getüftelt wie ein Uhrmacher an Pendel und Unruh. Palisanderholz, klare Linien, in die Decke eingelassene quadratische Leuchten. Ein wenig Art déco, ohne wirklich Art déco zu sein - aber nichts sollte die Konzentration vom Essen abziehen! Formen, Farben, Licht, alles wolle Julius zum leichtfüßigen Tanzen bringen, hatte der Innenarchitekt gescherzt. »Aber im Walzertakt«, hatte Julius geantwortet. Gleich würde er seinen Traum erstmalig betreten. Er sog die Luft ein, die noch nach frischer Farbe roch, und hielt den Rücken gerade.

Ein kleiner Schritt für Julius Eichendorff, ein großer für die schlemmende Menschheit.

Gleich â¦

»Herr Eichendorff! Gut, dass Sie da sind!«

Julius wandte sich um. Und blinzelte. Plateauschuhe, Schlaghosen, dunkle Korkenzieherlocken und Wangenknochen, die fast parallel zu den mandelförmigen Augen lagen. In der Eingangstür stand, von der Sonne rücklings wie auf einer Showbühne ins Licht gestellt: ein Rockstar.

»Cher?«

»Was haben Sie gesagt?«

Wenn dies Cher war, wo war Sonny? Und warum sprach Cher deutsch?

Sie trat aus dem Gegenlicht. Und plötzlich war Cher verschwunden. Die Frau vor ihm sah aus, als hätte sich noch kein Schönheitschirurg an ihr eine goldene Nase verdient. Sie hätte Chers jüngste Tochter sein können. Chers sympathische jüngste Tochter.

»Guten Tag, Herr Eichendorff. Entschuldigung, aber ich habe gerade nicht verstanden, was Sie gesagt haben.«

»Entschuldigung akzeptiert.«

Sie sah ihn fragend an. Ihre Augen strahlten Intelligenz aus.

»Oh, Sie wollen wissen, was ich â¦ Sagen wir, ich habe Sie für eine alte Bekannte gehalten.«

Sie schüttelte den Kopf, als belästige sie eine Fliege. »Ist auch egal. Sie müssen mir helfen. Sofort!«

»Wir haben Betriebsferien, und ich koche zurzeit nicht. Ich muss ja auch mal Urlaub machen. Kommen Sie in einer Woche, dann öffnet die Alte Eiche wieder.«

Julius drehte sich um, eine Melodie der amerikanischen Popdiva im Kopf. Bang, bang, my baby shot me down â¦

»Ich brauche keinen Koch. Ich brauche einen Detektiv!«

Auch das noch! Darauf hatte er ja nur gewartet, dass irgendwann jemand kommen und ihn bitten würde, den Ehemann zu observieren, ob der Gute wirklich nur zu Hause aß oder sich außerhalb mehr als Appetit holte. Das hatte er jetzt von der Aufklärung zweier Mordserien im Ahrtal. Und er hatte die Presse so gebeten, seinen Namen beim letzten Mal rauszuhalten, aber diesen schmackhaften Bissen hatte die Meute sich nicht nehmen lassen. Eine Mörderjagd im tiefsten Winter durch Heppingen, ein Spitzenkoch in Lebensgefahr. Bitte recht freundlich! Und so war aus ihm, dem Koch und Eigentümer des Gourmetrestaurants »Zur Alten Eiche« in Heppingen, der kulinarische Detektiv geworden.

»Hören Sie, suchen Sie sich einen echten Privatdetektiv. In Köln oder Bonn gibt s bestimmt welche. Ich bin Koch. Sonst nichts. Und ehrlich gesagt denke ich, das ist mehr als genug.«

So, jetzt umdrehen und ins Restaurant gehen. Endlich die neuen Lampen sehen. Würden sie mit der passend dazu gewählten Wandfarbe harmonieren? Und wie wirkte die überhaupt auf großer Fläche?

»Es geht um Leben und Tod!«

Okay, dachte Julius. Der begehbare Traum musste warten, der Alptraum ging weiter. Immerhin sah er nett aus.

»Natürlich, geht es ja immer. Ihr Mann oder Ihr Freund, von mir aus auch Ihr Lebensgefährte - nein, nicht Ihr Lebensgefährte, das klingt furchtbar -, also wer auch immer betrügt Sie. Oder Sie glauben zumindest, dass dem so ist. Dann schleichen Sie ihm am besten selbst hinterher. Ich kann Ihnen da nicht helfen. Ich könnte Ihnen höchstens bei Gelegenheit ein gehaltvolles Süppchen kochen, damit Sie fürs lange Beschatten Kraft bekommen.«

In den dunkelbraunen Augen erschienen Tränen. Die junge Frau verbarg sie nicht. Sie stand einfach da und weinte.

Das hier würde länger dauern.

»Du setzt dich besser hin, Mädchen«, sagte Julius, stellte ihr einen der Stühle hin und reichte ein Taschentuch. »Möchtest du vielleicht eine Praline?«

Seine Notfallpralinen führten immer dazu, dass die Stimmung sich änderte. So auch diesmal: Sein Gegenüber war verdutzt.

»Sie bieten mir eine Praline an? Jetzt?«

»Ja, ich hab immer welche dabei.« Ihr Blick verriet, dass man Julius dies ansah. »Nebenbei gefragt: Glaubst du, dass ich zu viel auf den Rippen habe?«

»Ich glaube, Sie müssen ein hervorragender Koch sein. Wenn das Ihre Frage beantwortet. - Aber warum duzen Sie mich plötzlich?«

»Wer bei mir im Haus weint, wird geduzt. Alte...
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