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Stableford

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
254 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am28.09.20152. Auflage
England 1936. Acht Golfer folgen der Einladung des Bankhauses Milford & Barnes zu einem Golf-Wochenende in Cornwall. Obwohl von ihrem Gastgeber jede Spur fehlt, beschließen sie, das Turnier auszutragen. Doch es endet vorzeitig - mit einem Mord. Durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten, beginnen sie, den Mörder auf eigene Faust zu suchen. Der Literaturprofessor Stableford, ein eifriger Leser von Kriminalromanen, übernimmt die Rolle des Detektivs nur allzu gern. Doch es gibt ein Problem: Er hat sich Hals über Kopf in die Hauptverdächtige verliebt. Für ihn steht fest, dass sie es nicht gewesen sein kann, aber sollte er sich wirklich auf sein Gefühl verlassen? Da geschieht ein zweiter Mord ... Ein klassischer Detektivroman im Stil der 1920er und 1930er Jahre! Agatha Christie und Dorothy L. Sayers lassen grüßen ...

Rob Reef wurde 1968 geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seit seiner Jugend liest und sammelt er alte Englische Detektivromane. Seine Leidenschaft für den Golfsport entdeckte er in Devon. Reef lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin. Auf sein Handicap angesprochen, antwortet er: 'Golf.'
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,49

Produkt

KlappentextEngland 1936. Acht Golfer folgen der Einladung des Bankhauses Milford & Barnes zu einem Golf-Wochenende in Cornwall. Obwohl von ihrem Gastgeber jede Spur fehlt, beschließen sie, das Turnier auszutragen. Doch es endet vorzeitig - mit einem Mord. Durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten, beginnen sie, den Mörder auf eigene Faust zu suchen. Der Literaturprofessor Stableford, ein eifriger Leser von Kriminalromanen, übernimmt die Rolle des Detektivs nur allzu gern. Doch es gibt ein Problem: Er hat sich Hals über Kopf in die Hauptverdächtige verliebt. Für ihn steht fest, dass sie es nicht gewesen sein kann, aber sollte er sich wirklich auf sein Gefühl verlassen? Da geschieht ein zweiter Mord ... Ein klassischer Detektivroman im Stil der 1920er und 1930er Jahre! Agatha Christie und Dorothy L. Sayers lassen grüßen ...

Rob Reef wurde 1968 geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seit seiner Jugend liest und sammelt er alte Englische Detektivromane. Seine Leidenschaft für den Golfsport entdeckte er in Devon. Reef lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin. Auf sein Handicap angesprochen, antwortet er: 'Golf.'
Details
Weitere ISBN/GTIN9783940258533
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum28.09.2015
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten254 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3027 Kbytes
Artikel-Nr.3200613
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 2: Die Dame im Zug

Verzeihung, ist dieser Platz noch frei?

Stableford sah von seinem Frühstück auf und verlor sich in einem graublauen Augenpaar. Vor ihm stand eine junge Frau von sieben- oder achtundzwanzig Jahren. Sie war schlank, trug ein grünes Tweedkostüm, dunkle Strümpfe und flache Schuhe. Ihr ovales, von kupferfarbenen Locken umrahmtes Gesicht war das Schönste, was er seit Langem gesehen hatte. Während er noch ungläubig darüber nachdachte, ob sich die oft besungene Liebe auf den ersten Blick so anfühlen mochte, bemerkte er, wie sich ihr zunächst freundlicher Gesichtsausdruck zusehends in Empörung verwandelte.

Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Ist dieser Platz noch frei oder ist der Tisch für Sie und Ihre schlechten Manieren reserviert?

Der scharfe Ton ließ ihn aus seiner Starre erwachen.

Entschuldigung, nein - ich meine ja, der Platz ist noch frei , stammelte er. Dabei spürte er, wie Wut in ihm aufstieg. Wer war dieses schnippische Geschöpf, das ihm jetzt gegenübersaß und ihn gegen seinen Willen so verzauberte? Aber geschah es tatsächlich gegen seinen Willen? Während Stableford dieser Frage nachhing, begann sich sein Ärger zu legen. Er hatte - nun vollends verwirrt - das brennende Bedürfnis, den missglückten Erstkontakt durch eine leichte Unterhaltung wiedergutzumachen, obwohl das seichte Geplauder definitiv nicht seine Stärke war. Von ihrer barschen Art und seinen eigenen Gefühlen verunsichert, verwarf er nacheinander das Wetter , das Reisen mit der Eisenbahn und die neuesten West-End-Produktionen als mögliche Themen und zog es schließlich doch vor zu schweigen.

Das war seit Jahren seine sichere Festung, ein Ort, an dem er sich wohlfühlte und den er nur selten verließ. Und doch ertappte er sich jetzt dabei, wie er die junge Frau gebannt beobachtete. Erst als sie aus ihrer Tasche ein Buch hervorholte und - ihn demonstrativ ignorierend - darin zu lesen begann, eröffnete sich ihm ganz unverhofft die Chance auf ein Gesprächsthema, bei dem er sich sicher fühlte. Es war ein Detektivroman, den er kannte, denn Detektivromane waren seine heimliche Leidenschaft.

Der Mord am Viadukt , ein gutes Buch , begann er vorsichtig und etwas mühsam. Wussten Sie, dass der Autor ein katholischer Priester ist?

Nein, das wusste ich nicht, aber sicherlich wird mir dieser wertvolle Hinweis helfen, die ethisch-moralische Dimension eines völlig banalen Rätselromans besser zu begreifen. Sie müssen sich nicht mit mir unterhalten, nur weil ich an Ihrem Tisch sitze.

Ich unterhalte mich eigentlich gern , log Stableford, dann ergänzte er gereizt: Und, nebenbei bemerkt, ein wenig ethisch-moralische Dimension würde Ihren Manieren sicherlich nicht schaden.

Sie sah auf und für einen Moment hatte er das instinktive Bedürfnis, in Deckung zu gehen. Doch der erwartete Angriff blieb aus. Stattdessen musste sie lachen und Stableford stimmte erleichtert ein.

Wollen wir Frieden schließen? , fragte er. Mein Name ist John Stableford, und nur für den Fall, dass Sie mich weiter ignorieren wollen, möchte ich noch anmerken, dass das Rührei hier nicht zu empfehlen ist.

Nennen wir es zunächst einen Waffenstillstand, wenn Sie einverstanden sind. Mein Name ist Harriet Taylor. Ist das Rührei wirklich so schlecht?

Harriet Stableford - ja, das würde gut klingen, dachte er und erschrak. Dann riss er sich zusammen und sagte mit fester Stimme: Ja.

Erst jetzt schien die junge Frau ihn etwas genauer zu betrachten. Offenbar fand sie ihn nicht unsympathisch. Ihre Anspannung legte sich zusehends, und als ihr Tee serviert wurde, begann sie ganz unvermittelt von ihrer Familie in Yorkshire zu erzählen: von ihrer über alles geliebten Mutter, ihren drei jüngeren Schwestern und ihrem Vater, dem Vikar von Upper Biggins, einem kleinen Dorf in den North York Moors. Und da Stableford ihre Geschichten sichtlich genoss, erzählte sie weiter - von ihrer abenteuerlichen Ankunft in London, ihrem ersten Job als Verkäuferin in einem Hutladen in der Oxford Street, dem zweiten als Garderobiere in einem Nachtclub nahe der Tottenham Court Road und von ihrer letzten Beschäftigung, dem Modellsitzen für eine Gruppe junger Künstler, die ihre Ateliers größtenteils in Chelsea hatten. Dann schwieg sie plötzlich und schien ihren Gedanken nachzuhängen, sodass schließlich Stableford nach einem kurzen Zögern ins Erzählen geriet: von seinem Studium in Oxford und seiner anachronistischen Existenz als Literaturprofessor in einer Zeit, die die Naturwissenschaften und ihre Anwendung, die Technik, vergötterte.

Und wie kommt es, dass sich ein Literaturprofessor für ein so triviales Genre wie den Detektivroman interessiert? , fragte Harriet und deutete auf ihr Buch.

Nun, meine Beschäftigung damit liegt näher, als Sie vielleicht ahnen , antwortete Stableford lächelnd. Fragen Sie den nicht mehr ganz nüchternen Dekan eines x-beliebigen Colleges in Oxford oder Cambridge nach dem interessantesten Buch der letzten Jahrzehnte und er wird Ihnen erklären, dass er sich nicht zwischen Trents letzter Fall und Roger Ackroyd und seine Mörder entscheiden kann. Früher spielten die Gelehrten in ihrer Freizeit Schach, heute messen sie ihre intellektuellen Fähigkeiten im Wettstreit mit den Autoren von Detektivromanen. Der obligatorische Mord zu Beginn dieser Geschichten ist, um im Schach-Jargon zu bleiben, der Eröffnungszug des Autors, auf den hin der Leser seine erste Schlussfolgerung ziehen muss, bis schließlich einer der beiden Kontrahenten den König, also den Mörder, schachmatt setzen kann. Das Ganze hat schon an sich einen hohen intellektuellen Reiz, der eigentliche Clou liegt für mich allerdings in der strukturellen Nähe der typischen Handlungsmuster dieser Romane zum philosophisch-wissenschaftlichen Denken selbst.

Jetzt wollen Sie mich aber veralbern! , rief Harriet lachend.

Nichts liegt mir ferner! Ich halte den Detektivroman tatsächlich für die letzte Form des reinen spekulativen Denkens in unserem säkularisierten Zeitalter. Er hat, wenn Sie so wollen, eine metaphysische Grundstruktur, obwohl das zu lösende Problem, also der Mord, stets ein immanentes ist. Aber ich langweile Sie bestimmt mit meinem trockenen akademischen Gerede.

Ganz und gar nicht! Mein Vater hat meine Schwestern und mich früh an die klassischen Denker herangeführt. Wenn ich Sie richtig verstehe, fasziniert die Gelehrtenwelt am Detektivroman das freie Spiel mit logischen Schlüssen, die durch die Abkehr von den großen philosophischen Fragen in der Welt der Wissenschaft kaum mehr von Belang sind.

Ganz genau, Miss Taylor , sagte Stableford beeindruckt und verliebte sich gleich noch ein bisschen mehr in die junge Dame. Der Detektiv stellt wie der Philosoph Hypothesen in einer für ihn unerklärbaren Welt auf. Er betritt sozusagen ein Labyrinth, wenn er mit der Aufklärung des Falls beginnt. Dort folgt er verwirrenden Hinweisen, Spuren und Aussagen, die er logisch ordnen muss, um dem Zentrum näher zu kommen.

Wo ihn dann der Minotaurus erwartet? , fragte Harriet mit einem leicht ironischen Unterton.

Eher ein zeitgemäßeres Monster, Miss Taylor - der Mörder, den er überwältigen oder zumindest überführen muss. Der glückliche Theseus hatte den Ariadnefaden zu seiner Unterstützung, der moderne Held aber muss sich seinen eigenen Faden spinnen, um dem Labyrinth zu entkommen. Dazu knüpft er aus Beobachtungen und Befragungen den Tathergang zusammen und bringt so die Wahrheit mit ans Licht.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Mr Stableford, aber Ihr Ariadnefaden erscheint mir doch eher als das Seemannsgarn alter Sagen. Ist nicht vielmehr die Rationalität der Leitfaden, an den sich die populären Ermittler in Ihren Detektivromanen halten?

Sie denken vermutlich an Doyles Sherlock Holmes und Poes Dupin, die ihre Fälle nach strengen rationalen Methoden aufklären. Nun, es mag Sie überraschen, aber von den etwa zweihundertdreißig Schlüssen, die Sherlock Holmes in seinen Abenteuern nach seiner deduktiven Methode zieht, erfüllen nur knapp dreißig die Kriterien einer wissenschaftlich fundierten logischen Deduktion. Nur in diesen wenigen Fällen nimmt er es auf sich, die Gültigkeit seiner Hypothesen empirisch zu prüfen. Holmes ist durchaus vielseitiger, als uns sein Chronist Dr Watson glauben machen will. Er schließt deduktiv und induktiv, also sowohl vom Allgemeinen auf das Besondere als auch von beobachteten Phänomenen auf eine allgemeine Erkenntnis. Aber vorrangig stellt er Hypothesen im Sinne der Abduktion auf, das heißt, er folgt seiner Intuition, wird kreativ und rät. Tatsächlich sind seine Nachforschungen so erfolgreich, weil er das Raten perfekt beherrscht. Natürlich nutzt er auch hin und wieder naturwissenschaftliche Methoden, aber wenn Sie Holmes einmal näher betrachten, führt er, sieht man von seinen Lastern ab, das asketische Leben eines gelehrten Mönchs. Selbst Dr Watson passt in diesen Interpretationsansatz: Holmes hat keine Familie, dafür einen ewigen Novizen, der die Taten seines Lehrers preist und für die Nachwelt niederschreibt.

Ich fand Dr Watson immer sehr sympathisch , sagte Harriet nachdenklich. Und das nicht nur, weil Watson der Mädchenname meiner Mutter ist. Er mag naiv erscheinen, aber er verleiht den Geschichten Menschlichkeit und hält den gesunden Menschenverstand trotz all seiner Schwächen in Ehren.

Da haben Sie vollkommen recht! Holmes wäre allein nicht zu ertragen. Und doch wünschte ich mir, ein Mal in seine Fußstapfen treten zu können. Mir muss...
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Rob Reef wurde 1968 geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seit seiner Jugend liest und sammelt er alte Englische Detektivromane. Seine Leidenschaft für den Golfsport entdeckte er in Devon. Reef lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin. Auf sein Handicap angesprochen, antwortet er: "Golf."

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