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Tod eines Geistes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am01.11.20191. Auflage
England 1938. Auf Slane House, dem idyllisch am River Dart gelegenen Landsitz der Baronets of Durbar, laufen die Vorbereitungen für die Hochzeit von Lady Penelope Hatton und Sir Perceval Holmes auf Hochtouren. Die Familie und ihre engsten Freunde sind bereits anwesend, als ein Mord geschieht, der einer alten Gespensterlegende neues Leben einhaucht. Selbst der als Trauzeuge eingeladene Literaturprofessor und Gelegenheitsdetektiv John Stableford ist zunächst von der logischen Unmöglichkeit des Verbrechens verblüfft. Als er sich endlich gemeinsam mit seiner Frau Harriet und dem Brautpaar auf die Suche nach dem Täter macht, geschieht ein zweiter Mord ...

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer 'Whodunits'. Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEngland 1938. Auf Slane House, dem idyllisch am River Dart gelegenen Landsitz der Baronets of Durbar, laufen die Vorbereitungen für die Hochzeit von Lady Penelope Hatton und Sir Perceval Holmes auf Hochtouren. Die Familie und ihre engsten Freunde sind bereits anwesend, als ein Mord geschieht, der einer alten Gespensterlegende neues Leben einhaucht. Selbst der als Trauzeuge eingeladene Literaturprofessor und Gelegenheitsdetektiv John Stableford ist zunächst von der logischen Unmöglichkeit des Verbrechens verblüfft. Als er sich endlich gemeinsam mit seiner Frau Harriet und dem Brautpaar auf die Suche nach dem Täter macht, geschieht ein zweiter Mord ...

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer 'Whodunits'. Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783940855992
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.11.2019
Auflage1. Auflage
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2363 Kbytes
Artikel-Nr.4941986
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1: Ennui

 

Das Gewitter hatte in den frühen Morgenstunden begonnen. Es war schnell vorübergezogen, doch der Regen war geblieben und peitschte von Windböen erfasst in unregel mäßigen Abständen an das bis zum Boden reichende bleiverglaste Panoramafenster des Drawing Room. Kein Boot war auf dem Fluss unterwegs, kein Vogel am Himmel zu sehen, und selbst die Rasenfläche vor dem Haus, die bis hinunter zum Ufer führte und auf der man eigentlich immer einen Gärtnergehilfen bei der Arbeit beobachten konnte, war an diesem Vormittag menschenleer. Harriet stand im Erker und zeichnete mit dem Zeigefinger die Wege einzelner Tropfen nach, die eine Zeit lang gerade an den Scheiben herabliefen und dann, wie von einer unsichtbaren Kraft ergriffen, ins Mäandern gerieten.

Wie die Flussschlingen des Dart dort unten, dachte sie müde.

Ein dunkler Schatten huschte plötzlich am Fenster vo rüber. Sie fuhr zurück, nur um gleich aufs Neue zu er schrecken, denn eine Hand hatte sich fast im selben Mo ment auf ihre rechte Schulter gelegt.

»Es war nur eine Krähe«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr.

Die Hand verschwand, und sie drehte sich um. Dicht vor ihr stand ein Mann. Er war älter, als seine Stimme vermuten ließ. Sie schätzte ihn auf Mitte siebzig. Seine blassblauen Augen waren feucht, und seine große Nase, die die vielen Falten in seinem Gesicht wie ein überdimensionaler Polsterknopf zusammenzuhalten schien, war von roten Äderchen durchzogen. Er musste ihre Anspannung gespürt haben.

»Hallo«, sagte er betont freundlich und setzte dann schnell hinzu: »Ich bin harmlos. Bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie erschreckt haben sollte! Sie müssen Socket sein. Mr Weller erwähnte, dass Lady Penelope ihre beste Freundin aus London mitgebracht hat.«

»Mein Name ist Harriet«, antwortete sie, immer noch um Fassung ringend. »Harriet Stableford. Socket ist nur der alberne Name meines Alter Ego in den Detektivromanen meines Mannes. Ich bevorzuge ⦫

»Natürlich!«, unterbrach sie der Mann verlegen. »Ich muss mich wohl erneut entschuldigen. Percy hatte Sie einmal so genannt, aber das ist schon einige Zeit her und war vielleicht im Scherz geschehen.« Er zögerte einen Moment, lächelte dann und sagte: »Ich bin Dicky - und kann leider keinen Autor für diesen Spitznamen verantwortlich machen.«

»Sir Richard?«, fragte Harriet überrascht und nahm die Hand, die ihr der Mann jetzt entgegenhielt. »Sie sind Percys Patenonkel, Sir Richard Banbury-Blake, nicht wahr?«

»Das ist richtig, aber bleiben wir doch bei Dicky ! So kennt man mich hier, und es wäre töricht und für alle verwirrend, wenn ich von Ihnen verlangen würde, mich anders zu nennen. Ist es Ihr - erstes ⦫

Harriet sah auf ihren Bauch, auf den er vorsichtig zeigte, und lächelte. »Ja. Und Sie sind bisher der Einzige, der es in diesem Haus bemerkt hat. Mein Mann und ich sind überglücklich.«

»Natürlich, natürlich! Ich hatte mir selbst eine Horde frecher Lümmel gewünscht. Aber das Schicksal hatte andere Pläne mit mir.« Seine Miene verdunkelte sich. Er trat neben sie und blickte, wohl mit seinem Schicksal hadernd und den Erinnerungen verpasster Chancen nachhängend, aus dem Fenster.

Für Harriet war dieser Schritt eine Erlösung, denn sein Atem roch nach Brandy.

»Haben Sie Elizabeth gesehen?«, fragte er nach einer Weile.

»Lady Holmes?«

»Ganz recht. Ich würde sie gerne von meiner Ankunft unterrichten.«

»Nein, aber vielleicht ist sie mit Mr Wainwright im Morning Room. Ich habe die beiden schon einige Male dort vormittags angetroffen.«

»Mit Charles?« Dicky klang überrascht. »Wie lange ist der Gute denn schon hier?«

»Seit letztem Sonntag. Wir kamen im selben Zug aus London. Er hatte im Speisewagen sogar hinter Penelope und mir gesessen, aber da wir uns noch nie begegnet waren, haben wir erst in der Limousine, die uns vom Bahnhof in Exeter abgeholt hat, Bekanntschaft geschlossen.«

»Sie wurden abgeholt?«, fragte Dicky erstaunt und blick te an seinem nassen Tweedanzug herunter, der deut lich

in die Jahre gekommen war und um die Hüften spannte.

Auch wenn er schon wieder lächelte, spürte Harriet, dass er verärgert war.

»Nun, diese Annehmlichkeit wurde mir, wie man sieht, nicht zuteil. Aber ich will mich nicht beklagen! Wahrscheinlich hat man den Termin meiner Ankunft aufgrund der vielen Hochzeitsvorbereitungen einfach vergessen. So ist es halt, wenn man praktisch zur Familie gehört. Es hat mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Harriet. Ich darf doch Harriet sagen? Aber jetzt muss ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ich muss mich umziehen und meinen Koffer wohl selbst auspacken, denn Mr Weller erwähnte ebenfalls, dass das Hausmädchen unterwegs sei.«

»Das stimmt«, sagte Harriet. »Betty ist mit Francine nach Totnes gefahren, um Besorgungen zu machen.«

Dicky verneigte sich und durchquerte den Drawing Room so lautlos, wie er gekommen sein musste. Harriet blickte ihm nach. Als er die drei Stufen zur Halle erklommen hatte, drehte er sich noch einmal um und winkte ihr freundlich zu. Sie nickte lächelnd zurück und wartete, bis er durch die hohe Flügeltür verschwunden war.

Ein komischer, wenn auch bestimmt liebenswerter Kauz, dachte sie und erinnerte sich, wie Percy »Onkel Dicky« einmal als die gute Seele der Familie bezeichnet hatte, obwohl - oder vielleicht gerade weil - er nicht wirklich mit den Holmes verwandt war.

Sie drehte sich zum Fenster, als ihr Blick auf ihre Schreibmappe fiel. Mit einem schlechten Gewissen griff sie nach ihr und setzte sich dann in einen der Sessel, die im Erker standen. Sie hatte John bisher nur ein einziges Mal geschrieben. Es war ein Dreizeiler am Tag nach ihrer Ankunft gewesen, der nicht viel mehr als die Nachricht enthielt, dass sie und Penelope ihr Ziel in Devon erreicht hatten. John hatte sofort geantwortet und sie mit Fragen über das Anwesen und Percys Familie überhäuft, doch dann waren Penelope ein paar Dinge geschehen, die Harriet zögern ließen, ihm zu schreiben.

Penelope war das Opfer von Streichen geworden - harmlos genug, zumindest an den ersten zwei Tagen ihres Aufenthalts. Doch der gestrige Vorfall hatte eine neue Qualität gehabt, und er hatte Penelope verändert. Sie sprach seitdem leiser, wirkte fahrig und schreckhaft und hatte ihr Lachen verloren. Harriet hatte ihr angeboten, John von den Vorkommnissen zu schreiben und ihn zu bitten, zwei Tage früher als geplant nach Devon zu kommen. Immerhin verfügte er über einen ausgezeichneten detektivischen Spürsinn und würde den Übeltäter wohl bald entlarven können. Doch Penelope hatte das vehement abgelehnt, nicht zuletzt um Percy nicht um seinen Junggesellenabschied zu bringen, der morgen in Johns Club in London stattfinden würde. Aber natürlich gab es noch einen anderen Grund für Penelopes Wunsch, John gegenüber Stillschweigen zu bewahren: Es war nur zu wahrscheinlich, dass der Verursacher dieser Streiche mit Percy eng verwandt war.

Harriet stand vor einem Problem. Sie musste John antworten, wenn ihn wenigstens ein Brief noch vor seinem Aufbruch nach Devon erreichen sollte. Aber wie konnte sie ihm schreiben, ohne das alles zu erwähnen? Sie seufzte, zog ein Blatt aus der Mappe, zückte ihren Füllfederhalter und begann:

Slane House

Stoke St Michael

Devonshire

23. Juni 1938

Geliebter John,

bitte entschuldige meine späte Antwort! Aber es gab und gibt so viel für die Hochzeit von Penelope und Percy zu tun und vorzubereiten, dass ich erst jetzt dazu komme, dir zu schreiben.




Sie blickte auf und betrachtete die tief hängenden Regen wolken über dem Wasserlauf. Es war eine Lüge. Bestimmt nicht ihre erste seit ihrer Hochzeit vor nicht einmal einem Jahr. Aber dennoch bemerkenswert, denn es war wohl ihre erste niedergeschriebene Unwahrheit, und dieser Umstand ließ sie irgendwie hinterlistiger wirken, selbst wenn sie, wie in diesem Fall, dem Belogenen nur das Gefühl geben sollte, dass alles in Ordnung war.

In Wirklichkeit war nichts in Ordnung, und tatsächlich hatte es für Harriet seit ihrer Ankunft in Devon praktisch nichts zu tun gegeben. Percys Mutter, Lady Holmes, hatte alle Vorbereitungen für die Hochzeit ihres älteren Sohnes längst getroffen. Sie führte das Haus nach einem strengen viktorianischen Regime, das für die Damen wenig mehr als Spaziergänge im Garten oder gelegentliche Ausflüge zu malerischen Aussichtspunkten in der Nachbarschaft vorsah. Dies führte dazu, dass Harriet ein ums andere Mal mit dem für sie völlig ungewohnten Gefühl der Langeweile kämpfen musste und sich oft wie eine weibliche Figur in einem Roman von Trollope oder Dickens

vorkam.

Das Frühstück im Morning Room war die einzige ungezwungene Angelegenheit. Man kam und ging, wann man wollte, bediente sich selbst an einem Buffet und nahm Platz, wo es einem gefiel. Doch die restlichen Stunden des Tages folgten einem unsichtbaren Protokoll, dessen steife Regeln in den gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten kulminierten. Es war undenkbar, zum Fünf-Uhr-Tee, der auf Slane House bereits um Viertel nach drei eingenommen wurde, im selben Kleid wie zum Lunch zu erscheinen. Und die Dressing Bell, die Mr Weller, der Butler, eine halbe Stunde vor der Dinner Bell anschlug, läutete für die Damen ein weiteres Umkleiden ein.

Nach dem Ertönen der Dinner Bell um Punkt acht Uhr versammelte man sich im Drawing Room, und da Lady Holmes zu dieser Mahlzeit stets wechselnde Gäste aus dem Landadel und dem Klerus bewirtete, nahm die von ihr selbst sehr charmant, aber dennoch...
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Autor

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer "Whodunits". Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.

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