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Das Böse unter dem Mond

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am12.06.20231. Auflage
Italien 1939: Sir Perceval Holmes und seine Frau überreden das Ehepaar Stableford zu einem Kurztrip nach Pisa. Doch schon am zweiten Abend stranden die Freunde bei Vollmond in einem winzigen Bergdorf. Als der englische Gründer der dort ansässigen Künstlerkolonie nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft tot auf dem Kirchplatz gefunden wird, beginnen die Vier zu ermitteln. Doch es gibt ein Problem: Alle in Frage kommenden Verdächtigen befanden sich zur Tatzeit hinter den Toren eines hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen Gutshofes. Ein unmöglicher Mord, schwärmt Holmes, während die Einheimischen den Teufel für den Täter halten, der einer Sage nach bei Vollmond durch die Gassen tanzt und jeden tötet, der ihm zu nahe kommt. Stableford hat für derlei Aberglauben nichts übrig, aber kann er vor ihrer Weiterreise den Mörder überführen?

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer 'Whodunits'. Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextItalien 1939: Sir Perceval Holmes und seine Frau überreden das Ehepaar Stableford zu einem Kurztrip nach Pisa. Doch schon am zweiten Abend stranden die Freunde bei Vollmond in einem winzigen Bergdorf. Als der englische Gründer der dort ansässigen Künstlerkolonie nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft tot auf dem Kirchplatz gefunden wird, beginnen die Vier zu ermitteln. Doch es gibt ein Problem: Alle in Frage kommenden Verdächtigen befanden sich zur Tatzeit hinter den Toren eines hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen Gutshofes. Ein unmöglicher Mord, schwärmt Holmes, während die Einheimischen den Teufel für den Täter halten, der einer Sage nach bei Vollmond durch die Gassen tanzt und jeden tötet, der ihm zu nahe kommt. Stableford hat für derlei Aberglauben nichts übrig, aber kann er vor ihrer Weiterreise den Mörder überführen?

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer 'Whodunits'. Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948483999
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.06.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.7
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1687 Kbytes
Artikel-Nr.11907296
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1

Die Irrfahrt

»Verdammt!« Sir Perceval Holmes, der 3. Baronet of Durbar, schlug mit der flachen Hand auf die Motorhaube des knallroten BSA Scout und trat, vielleicht um diesen barbarischen Akt des freimütig zur Schau gestellten Unmuts zu kaschieren oder auch nur um einen spontan gefühlten Schmerz zu überspielen, anschließend beherzt gegen das linke Vorderrad des unter einem Olivenbaum geparkten Zweisitzers.

Eine Gruppe von Staren flog auf und suchte erschrocken das Weite und das Singen der Zikaden war schlagartig verstummt. Penelope schüttelte den Kopf, während ihr Gatte leise vor sich hin schimpfend das fünfte Blatt der auf der Haube liegenden Straßenkarte des Touring Club Italiano zu glätten begann. Einmal mehr betrachtete der großgewachsene, hagere Mann den Plan und wandte sich dann endlich an John, der am Baumstamm lehnte und missmutig auf dem Mundstück seiner Bulldog-Pfeife herumkaute.

»Es ist nicht auf der Karte eingezeichnet«, sagte Percy mürrisch.

»Das bemerkten Sie bereits«, antwortete sein Freund nüchtern und Harriet setzte leise »mehrmals« hinzu.

Penelope seufzte. »Um genau zu sein elf Mal in den letzten drei Minuten, Percy! Zumindest, wenn man die Variationen wie Es ist nicht da , Ich finde es nicht , Hier müsste es doch sein , Ich kann mir das nicht erklären und Verdammt! hinzuzählt.«

Percy musste lachen und wirkte dabei noch mehr als sonst wie eine heitere Karikatur typischer Sherlock-Holmes-Illustrationen. »Es tut mir leid. Ich habe wohl die Contenance verloren und entschuldige mich bei euch allen dafür. Aber wenigstens sprichst du endlich wieder mit mir, Hattie!«

Penelope schüttelte abermals den Kopf, wobei sich einige Locken ihres langen dunkelbraunen Haars in ihr Gesicht verirrten. In einer für sie typischen Geste warf sie den Kopf in den Nacken und sah auf einmal schon deutlich freundlicher aus.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie das Dorf suchen, in dem sich Ihre Zielperson befinden soll?«, fragte John ruhig.

»Sicher, aber es handelt sich tatsächlich um unsere Zielperson, Stableford! Mir ist bewusst, dass sich H. M. mit seiner persönlichen Bitte nur an mich wandte. Dennoch schien er beruhigt zu sein, als er hörte, dass Sie mich rein zufällig auf dieser höchst inoffiziellen Mission des Inlandsgeheimdienstes im Ausland begleiten könnten.«

Harriet biss sich auf die Lippe, denn ihr war nur allzu klar, was H. M., den Chef des militärischen Geheimdienstes, dazu veranlasst hatte. Percy, mittlerweile fast 50 Jahre alt, war ein mutiger Mann. Ein Kriegsheld, der trotz seiner Tätigkeit als Psychiater ein eigenes Büro in Whitehall besaß. Er war als Johns Kontaktperson zugleich dessen Vorgesetzter, aber John war der eigentliche Kopf dieses Duos und hatte das schon einige Male eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Percy war voller Tatendrang, doch ohne Johns Navigationskünste oft verloren.

Penelope sah das wohl genauso. Sie zog die Lippen zusammen, so als ob sie ein Schmunzeln zu unterdrücken suchte.

Percy fuhr indessen unbeirrt fort: »Es heißt Quarazza und müsste ungefähr hier liegen.« Er zeigte mit einem langen dünnen Finger auf die obere rechte Ecke der Straßenkarte. »In Sarzana nahmen wir den Abzweig Richtung Aulla, folgten dann der Straße 63 und bogen etwa hier nach Bigliolo ab.«

John trat näher, betrachtete die Karte und nickte.

»H. M. meinte, wir würden von dort nach Agnino gelangen, einem Dorf ganz in der Nähe von Quarazza. Aber schon dieser Ort fehlt als Referenz auf der Karte.«

»Sagten Sie gestern nicht, dass dieses Quarazza etwa in der Mitte eines angenommenen Dreiecks zwischen Licci­ana, Comano und Fivizzano liegen würde?«

»H. M. sagte das, aber seine Beschreibungen der Lage des Dorfes, in dem sich diese vermaledeite Künstlerkolonie befinden soll, waren eher militärischer Natur. Er sprach von einem Weiler mit einer fast geschlossenen Bebauung und weniger als zwanzig Einwohnern, der am Hang eines bewaldeten Bergsattels auf circa 2000 Fuß liegen würde. Was soll man damit anfangen? Schließlich wollen wir Quarazza weder aus der Ferne beschießen, noch mit einem Bataillon zu Fuß erobern! Und was nützt uns eine angenommene Mitte, wenn wir keinen Weg finden, der uns dorthin führt? Schauen Sie sich die Gegend an! Es gibt hier kaum Straßen.«

»Dennoch sollten wir, denke ich, diesen Hinweis beherzigen und uns einfach bei nächster Gelegenheit rechts den Hang hinauf schlagen. Haben wir nicht gerade einen Feldweg gekreuzt?«

»Ist das Ihr Ernst, Stableford?«

»Nun, ja! Es ist der einzige Weg, der uns in dieses angenommene Dreieck hineinführt. Und immerhin haben wir zwei Wagen. Einer wird die Steigung vielleicht bewältigen.«

»Aber nur unser Bentley hat vier Sitze! Sollen wir auf Ihrer Persenning Platz nehmen, wenn unser Wagen schlapp macht?«

»Dieses überschaubare Risiko müssen wir wohl eingehen, Holmes. Wir können nicht ewig ziellos umherfahren und auf ein Wunder hoffen. Das Benzin wird uns knapp und in weniger als drei Stunden geht die Sonne unter. Im Dunkeln haben wir gewiss keine Chance, Quarazza zu finden, meinen Sie nicht?« John atmete tief ein und fuhr dann fort: »Außerdem brauche ich bald eine Pause. Diese feuerrote Sardinenbüchse macht meinem Rücken zu schaffen und seit La Spezia plagen mich stechende Kopfschmerzen.«

»Nun gut. Sie sehen wirklich etwas malade aus, mein Freund. Dann lasst uns also den Berg erobern! Mit etwas Glück könnte dort oben Agnino liegen.«

Percy faltete das Kartenblatt zusammen und Harriet sah zu, wie er und Penelope in den dunkelgrünen Bentley 8 einstiegen, der nur wenige Yards von ihrem Roadster entfernt stand. Die Limousine wurde gestartet und rollte langsam rückwärts die Straße hinunter. Nach etwa einhundert Yards blieb sie stehen, um kurz darauf in den von John angesprochenen Feldweg einzubiegen. Das Getriebe krachte und man konnte Percys Fluchen hören, bis es von dem ohrenbetäubenden Motorengeheul verschluckt wurde, mit dem sich der Bentley bergauf zu quälen begann.

Harriet folgte dem Schauspiel eine Weile und sah dann zu John hinüber. Der saß jetzt unter dem Olivenbaum und schien eingeschlafen zu sein. Seine entspannten Züge ließen ihn deutlich jünger als Mitte vierzig aussehen und selbst die markante Narbe über seiner rechten Augenbraue, die ihm sonst etwas Düsteres verlieh, vermochte dem Gesichtsausdruck der völligen Unschuld nichts anzuhaben. Sie setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. Etwas Ruhe vor der hoffentlich letzten Etappe dieser absurden Odyssee würde ihm sicher guttun.

Der Schrei eines Raubvogels ließ sie aufblicken. Er kreiste über dem bewaldeten Nachbarhügel und seine Silhouette, die sich scharf von dem wolkenlosen blauen Himmel abzeichnete, ließ sie auf einen Bussard tippen. Sie bewunderte die Anmut des Tieres. Plötzlich überkam sie, nicht zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch, wie aus dem Nichts ein tiefes Gefühl von Traurigkeit. Hinter jedem schönen Anblick, jedem freudigen Gedanken schien es zu lauern und offenbarte sich stets als die unendliche Sehnsucht nach ihrer Tochter Charlotte, die sie in einem Anflug von schwärmerischer Begeisterung leichtsinnig für ihren fünftägigen Ausflug in der Obhut ihrer Familie zurückgelassen hatte.

Schuld an all dem war natürlich Percy! Wer sonst? Seine romantischen Schilderungen der italienischen Lebensart waren zu verlockend gewesen und seine Unbekümmertheit gegenüber allem Ernsthaften hatte sie nicht zum ersten Mal überrumpelt. Und jetzt? Jetzt waren sie im Nirgendwo gestrandet. Dabei hatte ihre Reise so vielversprechend begonnen!

Harriet schloss die Augen und dachte darüber nach, wie es angefangen hatte. Nicht erst auf dem Kontinent. Nein. Angefangen hatte es eigentlich vor einem guten Jahr in Upper Biggins. Dort, auf der Geburtstagsfeier ihres Vaters, waren alle vier Taylor-Schwestern seit langer Zeit einmal wieder zusammengekommen. Und in einem jener schwesterlichen Momente, die Harriet immer an Jane Austen denken ließen, hatte Emily ihnen das erste Mal von Jacques Martin erzählt, einem mehr als wohlhabenden Hotelier aus Nizza.

Die eigentlich eher spröde Emily hatte ihn auf einer Reise kennengelernt und sich bis über beide Ohren in den charmanten Franzosen verliebt. Als Jacques etwa drei Monate später in ihrer Begleitung nach Yorkshire gereist war, um offiziell um ihre Hand anzuhalten, hatte sich Harriets - und Emilys - Vater, der Vikar von Upper Biggins, aufgrund von Monsieur Martins katholischem Glauben allerdings zunächst skeptisch gezeigt. Doch da ihre Mutter Frankreich und alles Französische und der Vikar seine Frau und das gute Leben an ihrer Seite liebte, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch er seinen Segen zu dieser Verbindung gegeben hatte und Emily mit ihrem Verlobten und dem Versprechen auf eine große Hochzeitsfeier an die Côte d´Azur entschwunden war.

Dann, vor etwa drei Monaten, hatte Harriets Familie die Einladung erreicht. Tatsächlich hatte sich Jacques Martin nicht lumpen lassen. Er hatte einen ganzen Schlafwagen 1. Klasse des legendären »Train Bleu« angemietet, und so waren die Taylors mit drei Töchtern, zwei Schwiegersöhnen und drei Enkelinnen, von einem eigenen Steward wohlbehütet, von Paris nach Nizza gereist, nur um dort in dem nicht weniger luxuriösen Hotel des dritten Schwiegersohns in spe einquartiert zu werden. Die Stimmung war ausgelassen gewesen und die Vorfreude groß, als völlig unerwartet eines Abends Percy und Penelope in der Halle des Grand Hotel Splendid erschienen waren....

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Autor

Rob Reef studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und arbeitet als Berater und Texter in einer Werbeagentur. Seine Kriminalromane folgen dem Muster klassischer "Whodunits". Reef lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Berlin.

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