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Sturmwolken am Horizont

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am05.09.20131. Auflage
St. Petersburg im Juli 1914: Anki van Campen hat sich in den jungen Arzt Robert Busch verliebt. Doch ihre zarte Romanze wird vom Beginn des Ersten Weltkriegs überschattet. In Berlin werden unterdessen die Lebensmittel knapp, die jüngeren Meindorff-Männer sind an der Front, der alte Patriarch krank. Noch glauben alle, der Krieg sei bis Weihnachten vorbei. Doch das soll sich als bitterer Irrtum erweisen ... Der zweite Band der großen Meindorff-Familiensaga, die in vergangene Zeiten und an spannende Schauplätze wie Berlin, St. Petersburg und Deutsch-Südwestafrika entführt. Band 1: Himmel über fremdem Land, 5516750 Band 2: Sturmwolken am Horizont, 5516921 Band 3: Hoffnung eines neuen Tages, 5516927

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSt. Petersburg im Juli 1914: Anki van Campen hat sich in den jungen Arzt Robert Busch verliebt. Doch ihre zarte Romanze wird vom Beginn des Ersten Weltkriegs überschattet. In Berlin werden unterdessen die Lebensmittel knapp, die jüngeren Meindorff-Männer sind an der Front, der alte Patriarch krank. Noch glauben alle, der Krieg sei bis Weihnachten vorbei. Doch das soll sich als bitterer Irrtum erweisen ... Der zweite Band der großen Meindorff-Familiensaga, die in vergangene Zeiten und an spannende Schauplätze wie Berlin, St. Petersburg und Deutsch-Südwestafrika entführt. Band 1: Himmel über fremdem Land, 5516750 Band 2: Sturmwolken am Horizont, 5516921 Band 3: Hoffnung eines neuen Tages, 5516927

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961220168
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum05.09.2013
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1560 Kbytes
Artikel-Nr.3302528
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 2

Berlin, Deutsches Reich,
August 1914

»Ich muss hier raus, Lina. Ich bekomme es mit der Angst zu tun.« Margarete Groß ergriff ihre Freundin Halt suchend am Unterarm.

Lina Barna nickte, wenngleich ihr gerötetes Gesicht und die munter blitzenden Augen deutlich verrieten, wie beschwingt sie sich ihrerseits in der berauschten Menschenmenge fühlte.

Nachdem die Antikriegsdemonstrationen abgeflaut waren, die dem Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien gefolgt waren, hatte am Vortag die Verkündung des Zustands drohender Kriegsgefahr erneut eine gewaltige Welle Menschen auf die Berliner Straßen und Plätze gespült. Dieses Mal schrien sie ihre Begeisterung für eine nahende kriegerische Auseinandersetzung hinaus.

An diesem ersten Augusttag nun hatten die reißerischen Worte in der Presse und die Plakate an den Berliner Litfaßsäulen den Pulsschlag der Stadt für einen Moment zum Stillstand gebracht: Das Deutsche Kaiserreich hatte die Mobilmachung ausgerufen, nachdem eineinhalb Stunden zuvor die Aufbietung der Truppen in Frankreich erklärt worden war.

Das deutsche Volk fand, es sei an der Zeit, dass dem ewigen Geplänkel zwischen dem Balkan und Österreich-Ungarn, Russland, England und Frankreich ein Ende gesetzt wurde. Die Zeit war reif! Das Deutsche Reich war eine Wirtschaftsmacht auf dem europäischen Kontinent, den anderen Ländern in so gut wie allen Bereichen überlegen. Wen oder was sollten sie fürchten?

Vor dem Stadtschloss versammelten sich Zigtausend singende und jubelnde Bürger, und auch Lina spürte Erleichterung darüber, dass die Anspannung der vergangenen Wochen endlich endete, die sich angefühlt hatte, als tanzten sie alle auf einem Vulkan. Nun entluden sich die aufgestauten Emotionen auf den Straßen Berlins.

Lina winkte kräftig mit ihrem Taschentuch. Wie alle anderen um sie her ließ sie den Kaiser und die deutschen Soldaten hochleben, die bald in einen ehrenvollen Kampf gegen die Feinde ins Feld ziehen wollten. Sie fühlte sich einfach großartig!

Über das Jauchzen der Menschen hinweg hörte Lina Margaretes erstickten Aufschrei. Erschrocken drehte sie sich nach ihr um. Ihre Freundin hielt sich die rechte Wange. Ob sie einen Schlag ins Gesicht bekommen hatte?

Tränen liefen Margarete über das blasse Gesicht. Der Hilfeschrei in ihren braunen Augen verleitete Lina endlich dazu, ihre zarte Freundin fest an der Hand zu nehmen und sich unter Einsatz ihrer Ellenbogen gegen die wogenden Massen anzustemmen. Sie stieß die dicht gedrängten Menschen rücksichtslos beiseite, um sich und Margarete eine Gasse zu schaffen.

Männer brüllten lauthals irgendwelche Parolen und schleuderten ihre hellen Strohhüte in die Höhe. Frauen winkten, jubelten, und ihre fast verzerrt wirkenden Gesichtszüge mussten einer zartbesaiteten Frau wie Margarete an grausige Fratzen erinnern und Angst einjagen.

Lina umklammerte die schmale Hand der Freundin noch kräftiger und zerrte sie nahezu gewaltsam hinter sich her. Die beiden traten auf Spitzentaschentücher, auf verbeulte, vom Straßendreck verschmutzte Canotiers5 und auf einen verlorenen Kinderschuh. In der Hoffnung, dass das Kind nicht ebenfalls irgendwo zwischen den Beinen der Menschenmenge lag, stieg Lina über ihn hinweg. Dabei verfinsterte sich ihr kantiges, nicht sehr weiblich anmutendes Gesicht.

Endlich sah sie die schmiedeeisernen Begrenzungen der Schlossbrücke vor sich, konnte sie aber nicht erreichen. Es war wie in einem Albtraum! Sie wollte weitergehen, doch unsichtbare Hände schienen sie zurückzuhalten, hinderten sie am Vorankommen. Zwei wild winkende Männer und eine Dame, die ihren matronenhaften Körper in ein hellgelbes Lampenschirmkleid mit Pelzverbrämung gezwängt hatte, versperrten ihr den Weg.

»Lassen Sie uns durch! Bitte lassen Sie uns durch«, schrie Lina gegen den Lärm an, fand jedoch keine Beachtung. Tosender Jubel brandete auf und setzte sich in den Kehlen der Menschen fort, wie eine Welle auf See, die unaufhaltsam vorwärtsschwappte. War der Kaiser beim Schloss vor die Menge getreten?

Noch mehr Neugierige stürmten herbei, drängten in den überfüllten Lustgarten und die an diesem Tag plötzlich viel zu engen Prachtstraßen Berlins. Die füllige Frau im gelben Kleid drückte sich gegen Lina, und der Knauf ihres Spazierstocks, aus weiß schimmerndem Elfenbein gefertigt und in Form eines Pferdekopfes, traf Lina unvorbereitet an der Schläfe. Fast zeitgleich stieß ihr jemand den Ellenbogen rüde zwischen die Schulterblätter. Der Schmerz, der in ihren Kopf schoss, zwang sie, Margarete loszulassen. Zwar nahm Lina den entsetzen Ruf der Freundin wahr, konnte aber nichts für sie tun. Ihre Knie gaben nach. Vor ihren Augen drehte sich alles. Sie taumelte zwei Schritte vorwärts und prallte gegen das rote Brückengemäuer. Weitere Personen rückten von hinten nach, pressten sie förmlich gegen den rauen, von der Augustsonne aufgeheizten Stein.

Lina war nicht in der Lage, einen Hilfeschrei auszustoßen. Heiße Schauer jagten durch ihren Körper. Sie wurde erdrückt! Ihr fehlte die Luft zum Atmen!

***

Anton Daul kletterte auf die Brüstung der Schlossbrücke und lehnte sich mit der Schulter an den weißen Marmorblock, auf dem eine von acht Statuen thronte. Von oben wirkte die versammelte Menschenmenge wie eine eingepferchte Viehherde, wobei ihr Brüllen diesen Eindruck noch verstärkte. Als Kaiser Wilhelm auf einen Balkon des Stadtschlosses trat, steigerten sich die Begeisterungsrufe der Umstehenden ins Unermessliche. Anton ahnte, dass sich unter die Feiernden auch diejenigen mischten, die zuvor noch gegen das Kriegstreiben protestiert, sich zumindest aber abneigend geäußert hatten. Die Geschehnisse überrollten die Menschen, formten sie zu einer Einheit und peitschten sie zu Begeisterungsstürmen auf, aus denen sie womöglich erst viel zu spät wieder erwachen würden.

Der Kaiser winkte und erntete tausendfache Zurufe, erneut in die Höhe geworfene Hüte, auch vonseiten der Damen, obwohl die es sich in diesem heißen Sommer nicht nehmen ließen, auch einmal ohne Hut ins Freie zu gehen. Gestandene Männer zollten der Hitze durch fehlende Jacketts und gar in aller Öffentlichkeit hochgekrempelte Hemdsärmel Tribut. Eine Freizügigkeit beiderlei Geschlechts, die noch vor ein, zwei Jahren undenkbar gewesen wäre. Die Gesellschaft befand sich im Wandel, doch die in diesen Tagen stattfindende Veränderung fühlte sich für Anton bedrohlich an.

Der Kaiser bemühte sich, die Menge zu beschwichtigen, indem er mit seinem nicht verkrüppelten Arm winkte. Schließlich drang seine Stimme bis zu Anton durch: » ... danke ich euch für den Ausdruck eurer Liebe, eurer Treue. In dem jetzt bevorstehenden Kampfe kenne ich in meinem Volke keine Parteien mehr. Es gibt unter uns nur noch Deutsche. Und welche von den Parteien auch im Laufe des Meinungskampfes sich gegen mich gewandt haben sollten, ich verzeihe ihnen allen.«

Anton runzelte die Stirn. Wie wohl Vertreter der SPD diese Worte aufnahmen? Verflogen ihre politischen Erfolge der letzten Jahre und ihr Bestreben nach einem friedlichen Deutschland mit dem an Russland gestellten Ultimatum zur Einstellung der Mobilmachung, das in nicht ganz drei Stunden auslief? Allerdings war nicht einmal der Deutsche Reichstag zusammengetreten. Weder dem Kanzler noch dem Kaiser war es bisher ein Anliegen gewesen, die gewählten Volksvertreter zu befragen, was sie von einem Krieg hielten.

»Zivilisierte Anarchie« hatte sein Gönner, Professor Barna, wenige Stunden zuvor das momentane Geschehen in Berlin genannt. Kaiser Wilhelm fuhr langsam und deutlich akzentuiert fort: »Es handelt sich jetzt nur darum, dass alle wie Brüder zusammenstehen, und dann wird dem deutschen Volk Gott zum Siege verhelfen.«

Der Student blies die Wangen auf. In diesem Augenblick war sein Ruf als Friedenskaiser dahin.

»Anton, Anton, Hilfe!«

Angesichts der hysterisch klingenden Rufe runzelte Anton die Stirn. War er gemeint? Sein Blick glitt über die Köpfe der Menge unterhalb seines Standplatzes, dabei entdeckte er Margaretes rotblonde Locken und ihr zartes Gesicht.

Lina!, schoss ihm durch den Sinn. Wo Margarete sich aufhielt, war meist die Tochter von Professor Barna nicht fern. Margaretes von Kopf bis zu den Füßen ramponiertes Äußeres ließ ihn schnell reagieren. Er hangelte sich am Geländer entlang, bis er sich ihr genähert hatte. Tränen liefen über ihr schmutziges Gesicht und ihre aufgerissenen Augen sprachen von der Angst, die sie empfand.

»Ich habe Lina verloren! Sie ist gestürzt, gleich hier auf der Brücke!«, rief Margarete ihm gegen den erneut aufbrandenden Jubel der Menschen zu.

Anton beugte sich nach vorn, um an dem Marmorsockel vorbei in die Richtung zu schauen, aus der Margarete gekommen war. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Seit er vor rund sechs Jahren in die Dachkammer im Haus Barna einziehen durfte, liebte er Lina. Geraume Zeit hatte er seine Zuneigung für Dankbarkeit gehalten, da Lina ihm ermöglicht hatte, aus dem heruntergekommenen Scheunenviertel und einer schweren, aber brotlosen Arbeit in der Fabrik zu entkommen, um unter den Fittichen ihres Vaters Physik zu studieren. Obwohl er eines Tages erkannt hatte, wie tief seine Gefühle für sie gingen, hatte er es nie gewagt, sie darauf anzusprechen. Lina mochte fröhlich und unkompliziert sein, doch sie blieb die Tochter seines Gönners und dazu ein Mädchen aus der gehobenen Bürgerschicht. Sie war tabu für ihn, den einfachen Burschen, der früher nicht einmal eine eigene Wohnung besessen hatte, sondern gegen ein...


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Autor

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. elisabeth-buechle.de© Foto: Claudia Toman, Traumstoff