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Der die Nacht erhellt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am17.08.20221. Auflage
Frankreich zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Alle Hoffnung ruht auf dem amerikanischen Soldaten Matthew Petticrew und seinen Kameraden. Während der Kampf an der Front ihm alles abverlangt, findet Matthew Trost in einem Lied, gesungen von einer Stimme, die so klar ist, dass sie eigentlich nur Einbildung sein kann. Doch in den Schützengräben verbreitet sich das Gerücht von einer geheimnisvollen Frau, die heilsame Spuren hinterlässt ... In der Wildnis des Argonner Forsts aufgewachsen und noch dort zu Hause, wird Mireilles Welt erschüttert, als der Krieg Einzug hält und ihr alles raubt, was ihr wichtig ist. Als Matthew und Mireille aufeinandertreffen, beginnt eine Reise, die alles verändert ...

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von 'Publishers Weekly' hochgelobt wurden.
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Produkt

KlappentextFrankreich zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Alle Hoffnung ruht auf dem amerikanischen Soldaten Matthew Petticrew und seinen Kameraden. Während der Kampf an der Front ihm alles abverlangt, findet Matthew Trost in einem Lied, gesungen von einer Stimme, die so klar ist, dass sie eigentlich nur Einbildung sein kann. Doch in den Schützengräben verbreitet sich das Gerücht von einer geheimnisvollen Frau, die heilsame Spuren hinterlässt ... In der Wildnis des Argonner Forsts aufgewachsen und noch dort zu Hause, wird Mireilles Welt erschüttert, als der Krieg Einzug hält und ihr alles raubt, was ihr wichtig ist. Als Matthew und Mireille aufeinandertreffen, beginnt eine Reise, die alles verändert ...

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von 'Publishers Weekly' hochgelobt wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961225552
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1828 Kbytes
Artikel-Nr.9783648
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




2

1914

Der Krieg ließ gerade die Welt in Scherben zerbersten, aber das geschah weit weg, am anderen Ufer des Ozeans. In Maplehurst bebte die Erde jeden Tag, genau um zwölf Uhr mittags. Es begann mit einem leisen Grollen. Ein unregelmäßiges, zitterndes Geräusch, das sich durch den Boden grub und durch meine Adern kroch. Und dann wurde es lauter. Das Dröhnen bekam einen Rhythmus, der Rhythmus wurde zur Kraft, die das Ticken der Uhr an der Wand des Stalls übertönte.

Ich blickte den Gang entlang. Seit dem Morgengrauen hatte ich Heu geschaufelt, die Boxen ausgemistet und Pferdehufe beschlagen. In meinen neunzehn Lebensjahren hatte ich bisher wenig anderes zu sehen bekommen, aber es war ein gutes Leben. Meine Arbeit war getan - fast. Und dieses pulsierende Dröhnen rief nach mir, bis ich ihm gehorchte, den Stall hinter mir ließ und durch die großen weißen Türen lief, im Rhythmus meines Pulsschlags, der sich dem Dröhnen anglich. Ich rannte über die Hügel zum Kamm, bis ich die Staubwolke sah, die aufschwebte, als strecke sie sich aus, um mich zu sehen. Und meine Füße trommelten als Antwort auf die Erde: Ich komme.

Jedes einzelne dieser Pferde kannte ich so gut wie mein immer staubbeschmutztes Gesicht. Seit dem Tag, als Mr MacMannus mich und Celia auf dem Dachboden über den Ställen entdeckt hatte, wo wir uns versteckt hielten, während Mrs Bluet und Mr Haggerty uns abwechselnd Essen brachten und bei uns blieben, sooft es ihnen möglich war. Mr MacMannus hatte uns düster und stumm angestarrt und ein paar Worte zu unseren unfreiwilligen Betreuern gesagt - mächtige und unglückliche Worte. Sie hatten ein paar Worte erwidert - ruhig und fest -, die seinen Ärger anscheinend beschwichtigten oder zumindest tiefer in sein Inneres lenkten, jedenfalls weg von uns.

Seit jenem Tag war ich Stallbursche im Rennstall, und Celia war die kleine Näherin für Notfälle, die im Licht unseres einzigen Fensters Decken und Kleider für Pferde wie für Menschen flickte. Sie nähte, und ich arbeitete Seite an Seite mit den besten Vollblutpferden Neuenglands. Die besten im ganzen Land , wie Mr MacMannus gegenüber Besuchern gern kundtat.

Es war kein schlechtes Leben. Wir hatten ein Zuhause. Wir hatten zu essen. Wir hatten den derben Humor von Mr Haggerty, der uns hinter der Scheune ein kleines Stück Land zur Verfügung stellte und mich gern den Jungen, der in der Scheune geboren wurde nannte. Im Stall , korrigierte ich ihn lachend, obwohl wir beide wussten, dass weder das eine noch das andere stimmte. Ich wohnte nur in einem Stall, und wenn einer in einem Stall geboren worden wäre, dann träfe es auf Celia eher zu als auf mich. Aber dennoch verspürte etwas in mir einen gewissen Stolz, wenn der Gärtner mich so nannte. Manchmal hatte ich das Gefühl, es müsse wohl wahr sein, dieses Gerede, ich sei in einer Scheune geboren. Denn ich war für dieses Leben geboren.

Mr Haggerty fing an, den Humorteil des Herald für mich zu sammeln, damit ich die Folgen von Das furchtlose Regiment lesen konnte. Es war ein Comicstrip, aber nichts daran war lustig. Ich verfolgte die wagemutigen Abenteuer von Theodore Roosevelt, Jasper Truett und dem Rest der Truppe, die man die Rough Riders nannte, und fragte mich, warum ich nicht zwei oder drei Jahrzehnte früher hatte zur Welt kommen können, um als Mitglied dieses Regiments meine Kühnheit zu beweisen.

Immer wenn Mrs Bluet dachte, einer von uns beiden sei traurig, backte sie Blaubeerkuchen und schob ihn Celia und mir zu. Es war ein Trost, aber irgendwie auch ein Omen. Ich bekam immer ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich den süßen Duft roch, denn es bedeutete meist, dass etwas Schwieriges bevorstand.

Wir hatten eine gute Arbeit. Zwar war Mr MacMannus ein unangenehmer Aufpasser, der mir ein- oder zweimal den Allerwertesten gerbte, als Fußspuren auf der Rennbahn zu sehen waren. Ich konnte ihm nicht sagen, von wem sie wirklich stammten. Aber meistens ignorierte er uns - solange wir unsere Arbeit taten und keinen Ärger machten.

Celia hatte Mutters breites, tiefes Lächeln geerbt, und ich konnte ihr gar nicht oft genug von früher erzählen. Sie saugte die Geschichten von Essigquiches und sonntäglichem Vorlesen aus der Bibel auf wie jemand, der lange Zeit zu wenig Luft bekommen hat; vor allem in den langen Nächten, wenn wir unser Nachtlager bei einem kranken Pferd oder einem schwächlichen Fohlen aufschlugen. Auch sie hatte die Tiere lieb gewonnen und war zudem eine bessere Krankenpflegerin als ich. Sie blieb die ganze Nacht wach und kümmerte sich um die Pferde. Und dabei wollte sie stundenlang Geschichten hören. Sie hatte ein Händchen dafür, verängstigte Tiere zu beruhigen, ihnen die Angst und den Schmerz zu nehmen und ihre Wunden zu versorgen.

Und Mr MacMannus hielt sich von uns fern. Ich sah ihn immer nur auf der anderen Seite der Rennbahn, wenn ich rechtzeitig ankam, um die Pferde bei den Trainingsrennen zu sehen, jenem täglichen Erdbeben, das mich rief. Jahrelang hatte ich irgendwo aus der Ferne zugesehen, aber im Lauf der Zeit traute ich mich, näher zu kommen. Ich fand einen Platz am Zaun, der etwas verborgen unter einem Baum war, wo ich meine Arme über die Balken legen und den Staub schmecken konnte, wenn die Pferde mit voller Kraft auf die Ziellinie zustrebten.

Wie viel Zielstrebigkeit sie hatten! In ihren Augen sah ich diese nur auf eines gerichtete, im Feuer gestählte Entschlossenheit. Ich konnte sie fast hören; das gleichmäßige Donnern der Hufe hämmerte mir die eine Wahrheit ein, die Maplehurst mich gelehrt hatte: Mach einen Plan. Bei jedem Unglück - mach einen Plan. Für jede Ungewissheit - mach einen Plan. Die Hufschläge und die Worte fraßen sich in mich hinein. Mach einen Plan. Mach einen Plan. Mach einen Plan.

Ich besaß keine zwei Pennys und hatte nicht viel Bildung im Kopf, aber ich konnte zumindest vorbereitet sein. Worauf auch immer.

Matty! Celias Stimme folgte mir den Hügel hinauf. Matty, warte!

Meine Füße drängten mich zwar vorwärts, aber in mir bremste etwas ab und katapultierte mich in eine Zwickmühle. Ja, was ist? Ich drehte mich um und sah, wie sie mit einem leichten Hinken näher kam, weil sie den linken Fuß nachzog. Manche Leute fanden, das mache sie zu einem Spektakel, aber ich fand, dass es ihren Bewegungen Musik verlieh und zu ihrem Wesen passte - zu ihrer Art, die Dinge immer aus einem besonderen Blickwinkel zu betrachten und mehr zu sehen als andere.

Und außerdem war sie schnell. Dafür hatten wir gesorgt - für den Fall, dass sie jemals vor dem Mann davonlaufen müsste, der mit seiner Pferdepeitsche mehr als ein paar Narben auf meinem Rücken hinterlassen hatte. Es hatte schon zu viele brenzlige Situationen gegeben. Allerdings hielt Mr MacMannus Abstand zu uns, seit er drei Monate nach dem Tod seiner ersten Frau gleich eine neue ins Haus gebracht hatte.

Die erste Mrs MacMannus hatte uns einfach ignoriert. Die neue Mrs MacMannus gefiel sich darin, die Nase über uns zu rümpfen, als seien wir Ungeziefer in ihrem Schmuckberg, der allem Anschein nach deutlich größer war als die Adirondack Mountains. Wie es aussah, wollte sie nicht daran erinnert werden, dass ihr Mann ... nun ja, sagen wir mal so: Nachdem unsere Mutter gestorben war, hatte ich ziemlich schnell begriffen, was der Witwe eines Gutsverwalters passierte, die sich mit Flickarbeiten einen Lebensunterhalt zu verdienen versuchte, um das Heim - das Einzige, was ihr noch blieb - nicht zu verlieren. Der Besitzer kam an den meisten Tagen zwischen vier und fünf vorbei. Das war es, was passierte.

Ein Jahr später wurde ich geboren und noch mal knapp sechs Jahre später Celia. Jeder, der uns ansah, wusste es; ich hatte seine blauen Augen und Celia das Gold seiner Haare. Aber Mr MacMannus würde es niemals zugeben, nicht in tausend Jahren. Und auf dem Gutsgelände erzählte man sich, dass die neue Lady des Hauses bereits ein Kinderzimmer einrichtete, in Erwartung der Kinder, die sie ihm schenken würde. Die Erben von Maplehurst.

Und wir lebten oben über dem Stall weiter vor uns hin. Glücklich über unser kleines bretterverschlagenes, sonnendurchflutetes Königreich. Entschlossen, nicht auf das Gerede zu hören.

Celia holte mich im Handumdrehen ein, ihr Gesicht war schmerzverzerrt.

Alles okay? , fragte ich und vergaß für einen Moment die bebende Erde unter uns.

Nein , sagte sie, und ihre Miene verzerrte sich noch mehr. Da blieb ich stehen, und sie sah mich bittend an, die grünen Augen weit aufgerissen.

Oh nein, Celia ... dafür sind wir langsam zu alt. Ich wurde bald zwanzig, sie war vierzehn. Und wir hatten schon länger die Erwachsenenrolle angenommen, als wir Jahre zählen konnten. Aber ich wusste genau, was sie wollte. Ich hatte sie auf den Schultern getragen, wenn ihr Bein schmerzte, seit sie sechs und ich elf gewesen war. Also sagte ich: Lass uns einfach nach Hause gehen.

Doch sie neigte nur den Kopf und blickte mich weiter bittend an.

Schließlich beugte ich mich hinunter und ging in die Hocke, damit sie auf meine Schultern steigen konnte.

Hab dich! , rief sie und stürmte an mir vorbei. Während ihre Füße auf den Boden trommelten, breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht. Wer zuerst da ist! Sie war mir ein Rätsel. Manchmal verhielt sie sich wie eine Achtjährige - so wie jetzt -, und manchmal gab sie Worte von sich, die sie weiser erscheinen ließen als eine Achtzigjährige....


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Autor

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von "Publishers Weekly" hochgelobt wurden.