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Einband grossDie Dame in Gold
ISBN/GTIN

Die Dame in Gold

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am14.09.20181. Auflage
Der Roman um tragische Lebensgeschichte von Adele Bloch-Bauer, Muse und Geliebte von Klimt und Ikone des Jugendstils.

Wien, 1903: Adele ist jung, unangepasst und neugierig. In ihrem Salon treffen sich die Künstler der Avantgarde, und hier begegnet sie zum ersten Mal Gustav Klimt. Sofort ist sie fasziniert, von seinem Genie, aber auch seinem unangepassten Lebensstil. In den unzähligen Stunden, in denen Adele ihm in seinem Atelier Modell sitzt, entwickelt sich zwischen ihnen eine innige Liebe. Ihm hat sie zu verdanken, dass sie nach dem tragischen Tod ihres Sohnes wieder ins Leben findet. Für Gustav ist sie die Lebensliebe und die Muse, die sein Schaffen wie keine andere Frau geprägt hat.



Valérie Trierweiler, geboren 1965, studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Paris und arbeitet seitdem als Journalistin. 'Die Dame in Gold' hat in der französischen Presse für viel Aufsehen gesorgt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer Roman um tragische Lebensgeschichte von Adele Bloch-Bauer, Muse und Geliebte von Klimt und Ikone des Jugendstils.

Wien, 1903: Adele ist jung, unangepasst und neugierig. In ihrem Salon treffen sich die Künstler der Avantgarde, und hier begegnet sie zum ersten Mal Gustav Klimt. Sofort ist sie fasziniert, von seinem Genie, aber auch seinem unangepassten Lebensstil. In den unzähligen Stunden, in denen Adele ihm in seinem Atelier Modell sitzt, entwickelt sich zwischen ihnen eine innige Liebe. Ihm hat sie zu verdanken, dass sie nach dem tragischen Tod ihres Sohnes wieder ins Leben findet. Für Gustav ist sie die Lebensliebe und die Muse, die sein Schaffen wie keine andere Frau geprägt hat.



Valérie Trierweiler, geboren 1965, studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Paris und arbeitet seitdem als Journalistin. 'Die Dame in Gold' hat in der französischen Presse für viel Aufsehen gesorgt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841215994
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum14.09.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.7
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3411045
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.
Das Rehkitz

Es ist der vierte Oktober des Jahres 1904 und der schönste Tag ihres Lebens. Adele wacht auf, sie hat erstaunlich gut geschlafen. Die Bettwäsche verströmt einen köstlich frischen Duft, offenbar wurde sie gewechselt, ohne dass sie sich daran erinnert. Ihr Blick wandert durch das Schlafzimmer, es ist, als sähe sie es zum ersten Mal. Alles in ihr ist so anders.

Natürlich spürt sie noch die Folgen der Entbindung, nur mit Mühe kann sie sich bewegen oder zu der weißen Wiege drehen. Aufzustehen scheint ihr unmöglich. Doch all das zählt nicht, sie will ihr Kind sehen. Sie will es endlich wieder in ihren Armen halten, den kleinen warmen Körper an ihre Brust drücken. Sie hat darum gebeten, ihn nicht zu fest zu wickeln. Der Kontakt mit seiner zerknitterten weichen Haut fehlt ihr. Genauso wie sein hübsches kleines Gesichtchen - wie sehr er Karl ähnelt, ihrem Lieblingsbruder. Sie hatte noch gar nicht genug Zeit, es zu bewundern.

Aus der Wiege ist kein Laut zu hören. Mühsam richtet sie sich auf und schaut zu dem kleinen Bettchen hinüber, aber es ist leer. Sicher hat die Hebamme den Kleinen zu sich genommen, um seine Windeln zu wechseln. Auch sie müsste man umkleiden, sie hat viel Blut verloren. Adele greift nach der Glocke und läutet, mit viel mehr Ungeduld als zuvor. Sofort erscheint ihre Kammerzofe.

»Hannah, ich möchte, dass man mir den Kleinen bringt.«

Die junge Frau senkt den Blick.

»Ich sage Bescheid, gnädige Frau, ich sage Bescheid«, erwidert sie zögernd.

Dann huscht sie mit abgewandtem Kopf aus dem Zimmer. Adele wartet. Sie kann es kaum erwarten, ihren Sohn in die Arme zu schließen. Sie will nicht mehr an das Unglück des letzten Jahres denken. Zwar wird Fritz seine kleine, totgeborene Schwester niemals ersetzen können. Aber nun ist er da, und sie ist bereit, ihm die ganze Liebe zu schenken, die sich seit damals in ihr angestaut hat. Nie wird sie den 24. Februar vergessen. Sie ist vor Kummer fast vergangen. Weder der Arzt noch die Hebamme hatten zugelassen, dass sie das tote Kind sah. Schlimmer noch, ihre Kleine erhielt weder einen Vornamen noch ein Grab. Von einer Fehlgeburt war die Rede, dabei war sie schon längst über den sechsten Monat hinaus. Stundenlang hat sie an diesem Tag zugesehen, wie der Schnee fiel, alles war eisig. Draußen ebenso wie in ihrer Seele.

Aber nun darf sie nicht in diesem Unglück verharren, sondern wird sich um ihn kümmern, schon gleich wird sie ihn wieder an sich drücken und mit Küssen überhäufen können. Ein wenig sorgt sie sich, weil er so schmächtig ist, aber er wird sicher bald an Gewicht zunehmen. Und auch Adele will sich schnell von dieser schier endlosen Geburt erholen. Stundenlang hatte ihr die Hebamme befohlen zu pressen. Sie hatte schon gedacht, sie würde es nie schaffen. Ganz so, als fühlte sich dieser kleine Schlingel so wohl in ihrem Bauch, dass er nicht herauskommen wollte. Als sei er noch nicht bereit, Bekanntschaft mit seiner Mutter zu machen.

Dabei wünscht sie sich in diesem Moment nichts sehnlicher als das. Wo bleiben sie bloß mit meinem Baby?

Ungeduldig greift sie erneut nach der Glocke und läutet.

Diesmal betritt ihre ältere Schwester Therese das Schlafzimmer.

»Meine liebste Thedy, ich freue mich, dich zu sehen, aber du bist zu früh dran. Sie haben mir meinen Sohn noch nicht gebracht. Dabei möchte ich ihn dir so gerne vorstellen.«

Es ist das erste Mal, dass sie es laut ausspricht: »mein Sohn«. In dem Moment, als ihr die Worte über die Lippen kommen, hallen sie in ihrem Inneren wider und lösen eine Welle von Glück und Stolz aus. Sie hat jetzt nicht nur ein Kind, sondern sogar einen Sohn: Fritz Bloch. Er wird einmal Großes vollbringen. Anders geht es gar nicht, sie hat ihm so viel Liebe zu schenken.

Therese tritt an ihr Bett, ihr stehen Tränen in den Augen.

»Aber Thedy, warum weinst du? Ich bin so glücklich. Du wirst sehen, wie schön Fritz ist, er ist wundervoll, und er ähnelt Karl! Sein Mund ist ebenso fein gezeichnet. Los, du kannst mir gratulieren!«

Die große Schwester schließt die kleine in die Arme. Ihr entweicht ein herzzerreißendes Schluchzen. Adele versteht Thereses Rührung. Sie war damals so traurig gewesen, als ihr kleines Mädchen sich sogleich in einen Engel verwandelt hatte.

»Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal so glücklich sein könnte. Kannst du dir vorstellen, was das für eine Freude wird, wenn Fritz erst einmal mit seinen Cousins spielen kann?«

»Adele, Liebes, es ist furchtbar. Fritz, er ist von uns gegangen, er â¦«

Thereses Stimme bricht, vor lauter Schluchzen schafft sie es nicht, den Satz zu vollenden.

Adele erstarrt, kein Ton kommt über ihre Lippen, selbst ihr Atem scheint stillzustehen.

Therese drückt die Hand ihrer Schwester und verlässt dann wortlos den Raum.

Ferdinand hat vor der Tür gewartet, seine Augen sind geschwollen und gerötet. Auch er weiß nicht, wie er sich verhalten, welche Worte er finden soll angesichts dieses Unglücks.

»Sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen, es war nichts mehr zu machen, mein Liebling. Unser kleiner Fritz ist nun bei seiner Schwester«, sagt er schließlich. »Vielleicht war es eine Hirnhautentzündung, die Ärzte werden es uns bald sagen können.«

Ferdinand will seine Frau in den Arm nehmen, sie lässt es völlig apathisch über sich ergehen. Wie kann das sein? Sie hat dieses Kind doch gesehen. Hat seinen Atem an ihrer Brust gespürt, seine Haut gestreichelt, den blonden Flaum auf seinem runden Kopf geküsst und seine kleinen hübschen Füßchen. Sie hat die Finger und die Zehen gezählt, sich davon überzeugt, dass nichts fehlt. Sie hat sein Schreien gehört. Fritz war perfekt. Er war das Kind ihrer Träume.

***

Seit sie von Fritz Tod erfahren hat, ist Adele verstummt. Nur ab und an kommt ein Stöhnen über ihre Lippen, wie um dem übergroßen Leid Luft zu machen. Sie hat sich in ihren Schmerz zurückgezogen, verharrt in einem Zustand des Schocks. Sie weigert sich, ihr Zimmer zu verlassen, ihr Blick ist unverwandt auf die Tür geheftet, als könnte noch ein Wunder passieren, als könnte die Kammerzofe jeden Moment mit Fritz im Arm erscheinen, um ihn ihr an die Brust zu legen.

Adele reagiert weder auf Ferdinand noch auf Therese. Auch ihrer Mutter gelingt es nicht, sie zu trösten, obwohl sie lange mit ihr gesprochen, ihr gesagt hat, dass sie diesen tiefen Kummer, der auf den Tod eines Kindes folgt, aus eigener Erfahrung kennt und wisse, dass es keine andere Wahl gäbe, als der Tatsache ins Auge zu sehen.

Es ist das erste Mal, dass Adele weint, lautlos rinnen ihr Tränen über die Wangen und vermischen sich mit denen ihrer Mutter, während ihre Gesichter eine lange Weile aneinandergeschmiegt bleiben.

Die Trauer hält Adele gefangen, sie versinkt in ihr. Warum ist nicht sie bei der Geburt gestorben? Dann wären sie gemeinsam entschwunden, anderswo oder nirgendwo hin, das ist ihr egal, Hauptsache, sie wäre diesem Schmerz entkommen. Bei diesem Gedanken breitet sich Panik in ihr aus, sie ringt nach Luft, will sterben. Es bleibt ihr kein anderer Ausweg, nur der Tod kann sie befreien.

Hannah versucht sie mit größtmöglicher Sanftheit zu überreden, ihr Bett zu verlassen - und sei es auch nur kurz, um es neu zu beziehen. Schließlich gelingt es ihr, Adele ins Bad zu begleiten. Dort setzt sie sie in einen Korbsessel, schiebt vorsichtig das ehemals weiße, fein bestickte Baumwollnachthemd hoch und beginnt, sie zu waschen.

Adele starrt teilnahmslos vor sich hin und lässt sie gewähren. Dann wird ihr mit einem Mal bewusst: Sie ist nicht in der Lage, ein Kind zu haben. Sie schenkt nicht, wie andere, Leben, sondern gebiert nur den Tod. Von Scham übermannt, lässt sie ihren Kopf auf die Rückenlehne des Sessels sinken.

Nachdem sie mit einem sauberen Nachthemd in das frisch bezogene Bett zurückkehrt, hat Adele gerade noch die Kraft, einige Schluck Tee zu trinken, bevor sie wieder in ihre Trance verfällt, den Blick starr auf das Gemälde des deutschen Meisters gerichtet, das ihr Vater dem jungen Paar kürzlich geschenkt hat und das ein trauriges Mädchengesicht zeigt. Alles ist in dunklen Tönen gehalten, und doch ist das Kind voller Licht.

***

Adele lässt nur drei Besucher zu - ihre Mutter, ihre Schwester und ihren Mann. Ferdinand hat Mühe, die richtigen Worte zu finden, doch er zeigt ihr immer wieder seine tiefe Zuneigung. Für seine große Liebe zu ihr ist es letztlich nicht entscheidend, ob sie ein Kind haben oder nicht. Doch sobald er darüber spricht, wird Adele von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt, die durch nichts zu beruhigen sind. Sie wendet sich ab, vergräbt das Gesicht in ihrem Kissen, möchte verschwinden. Nichts mehr sehen, nicht mehr gesehen werden. Nicht mehr leben.

Allein in Thereses Armen findet sie Trost. Sie weiß es zu schätzen, dass Thedy nicht versucht, ihren Schmerz herunterzuspielen.

Auch zwei Tage später weigert sich Adele noch hartnäckig, aufzustehen. Sie liegt zusammengekrümmt auf der rechten Seite, dicht am Rand des Bettes. Ihr Sohn hat nicht einmal vierundzwanzig Stunden gelebt. Er ist am dritten abends auf die Welt gekommen und hat sie am Morgen des vierten dieses verdammten Monats Oktober wieder verlassen. Wie ist das möglich?

Obwohl sie kleine Kinder hat, verbringt Therese die meiste Zeit bei ihrer Schwester. Immer wieder fährt sie vom 1. Bezirk, wo sie mit ihrem Mann Gustav Bloch,...
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Autor

Valérie Trierweiler, geboren 1965, studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Paris und arbeitet seitdem als Journalistin. "Die Dame in Gold" hat in der französischen Presse für viel Aufsehen gesorgt.