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Gefahr aus dem Watt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am26.04.2018Auflage
Kommissar Olofsen ermittelt in einem fesselnden Wissenschaftskrimi. Im Otterndorfer Watt wird eine Leiche gefunden, kurz darauf eine weitere auf der 'Alten Liebe' in Cuxhaven. Die Ermittlungen führen die Kommissare Olofsen und Greiner zu einer Otterndorfer Biotechnologiefirma. Will man ein verunreinigtes Medikament auf den Markt bringen? Als plötzlich immer mehr Menschen an einer unbekannten Virusinfektion sterben, beginnt mitten in der Tourismushochburg Cuxhaven ein Wettlauf gegen die Zeit. Olofsen und Greiner müssen hinter die Kulissen der pharmazeutischen Industrie schauen, um eine Katastrophe zu verhindern.

Markus Rahaus wurde 1970 im nordrhein-westfälischen Herten-Westerholt geboren. Der habilitierte Virologe lebt und arbeitet in Cuxhaven. In seiner Freizeit beschäftigt er sich ausgiebig mit der Fotografie, veröffentlicht regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften und zeigt seine Bilder im Rahmen von Ausstellungen und Vorträgen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextKommissar Olofsen ermittelt in einem fesselnden Wissenschaftskrimi. Im Otterndorfer Watt wird eine Leiche gefunden, kurz darauf eine weitere auf der 'Alten Liebe' in Cuxhaven. Die Ermittlungen führen die Kommissare Olofsen und Greiner zu einer Otterndorfer Biotechnologiefirma. Will man ein verunreinigtes Medikament auf den Markt bringen? Als plötzlich immer mehr Menschen an einer unbekannten Virusinfektion sterben, beginnt mitten in der Tourismushochburg Cuxhaven ein Wettlauf gegen die Zeit. Olofsen und Greiner müssen hinter die Kulissen der pharmazeutischen Industrie schauen, um eine Katastrophe zu verhindern.

Markus Rahaus wurde 1970 im nordrhein-westfälischen Herten-Westerholt geboren. Der habilitierte Virologe lebt und arbeitet in Cuxhaven. In seiner Freizeit beschäftigt er sich ausgiebig mit der Fotografie, veröffentlicht regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften und zeigt seine Bilder im Rahmen von Ausstellungen und Vorträgen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960413462
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum26.04.2018
AuflageAuflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3327 Kbytes
Artikel-Nr.3416065
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ZWEI

Cuxhaven, Dienstag, 20. September, vier Uhr morgens. Es war noch dunkel, auf dem Wasser im Hafen und an der Alten Liebe lag ein leichter Dunstschleier. Der Himmel war klar, und die Dämmerung ließ auf sich warten, sodass neben einem sichelförmigen Mond auch viele Sterne zu sehen waren. Fast kein Wind wehte, das Wasser der Elbe bewegte sich kaum.

Nächtliche Stille hüllte den Hafen ein, als drei Gestalten langsam an den fest vertäuten Ausflugsschiffen vorbeiliefen. Die weiß gestrichene Neuwerkfähre Flipper lag bewegungslos an der Pier. Zwei der Gestalten hatten die dritte in ihre Mitte genommen und schienen diese zu stützen, da sie selbst offenbar kaum mehr laufen konnte. Alle drei trugen dunkle Arbeitsanzüge, Masken über Mund und Nase, Handschuhe und Schutzbrillen. Zu dieser Uhrzeit waren sie allein in diesem sonst besonders von Touristen viel besuchten Teil des Hafens. Knapp eine Minute später hatten sie die Alte Liebe, die hölzerne Galerie, die den Hafen vom Elbfahrwasser abgrenzte, erreicht. Sie begaben sich sofort auf die obere Aussichtsplattform. Auch dort waren sie allein. Erst in einigen Stunden würden Scharen von Besuchern die Plattform bevölkern, um den Schiffen auf der Elbe sehnsüchtige oder hoffnungsvolle Blicke nachzuwerfen.

Die zwei Gestalten legten die dritte, jetzt völlig reglose Person vorsichtig auf eine der Bänke. Mit geübten Handgriffen streiften sie ihr die Handschuhe und die Schutzbrille ab. Einer der beiden begann, mit einer scharfen, langen Schere den Arbeitsanzug des Liegenden aufzuschneiden. Nach einigen Minuten hatte er den Anzug komplett entfernt und den darunterliegenden dunkelgrünen Jogginganzug freigelegt. Schließlich breitete er mit geschickten Handgriffen eine zerknitterte Zeitung über Körper und Gesicht. Jetzt sah es so aus, als läge hier ein schlafender Obdachloser.

Eine der beiden Gestalten holte eine kleine Flasche aus den Tiefen eines Rucksacks und sprühte eine wasserklare Flüssigkeit auf die Bänke und das umlaufende Holzgeländer der Plattform. Nachdem er dies beendet hatte, verschwand die Flasche wieder im Rucksack. Stattdessen kam eine weitere Sprühflasche zum Vorschein, diesmal deutlich größer als die erste. Nun begann er, zunächst sich selbst und dann seinen Begleiter, der bewegungslos neben der Bank mit dem vermeintlichen Obdachlosen gewartet hatte, am ganzen Körper einzusprühen. Dann tauschten sie die Flasche und wiederholten die Prozedur. Je mehr sie sprühten, desto stärker roch es nach Essig.

Beide nickten sich Einverständnis signalisierend zu, dann liefen sie mit schnellen Schritten los und verließen die Alte Liebe. Keine zehn Minuten waren die Männer hier gewesen. Nun lag der Hafen wieder einsam und ruhig.

***

Kurz vor neun, mittlerweile war es hell, und die aufgehende Sonne hatte den über dem Wasser liegenden Dunst vertrieben. Nach wie vor wehte so gut wie kein Wind. Langsam erwachte der Hafen zum Leben, die ersten Souvenirläden öffneten. Einige Frühaufsteher waren bereits unterwegs. Aber keiner der frühen Besucher auf der Alten Liebe nahm die unter Zeitungspapier auf der Bank liegende Gestalt zur Kenntnis. Der eine oder andere missmutige Gedanke über das Pack, das sich nun auch schon hier breitmachte, wurde gedacht - aber alle gingen weiter. Auch die Hunde hielten sich auffällig fern.

Erst eine Stunde später, nachdem die ersten Touristen eingetroffen waren, wurde der Mann auf der Bank entdeckt.

»Mama, Mama, warum liegt da ein Mann unter der Zeitung?«, wollte ein kleiner, vielleicht achtjähriger Junge von seiner Mutter wissen, nachdem er einige der Papierseiten weggezogen hatte.

Ein plötzlicher Windstoß blies die restliche Zeitung vom Körper. Erschrocken schrie die Frau auf, ihr kleiner Sohn verschwand verängstigt hinter ihrem Rücken.

Der Mann auf der Bank war kreidebleich und hatte tief eingefallene, blutunterlaufene Augen. Ein dünnes Rinnsal Blut war aus seinem rechten Nasenloch gelaufen und zwischen den Stoppeln eines ungepflegten Dreitagebartes getrocknet. Eine seiner Hände hing an der Seite herunter und berührte den Boden. Am Handgelenk waren blutige Abschürfungen sichtbar.

Der kleine Junge weinte und machte damit andere Besucher aufmerksam. Ein junger Mann kam angelaufen und kniete sich vor den Mann auf der Bank. Er versuchte, ihn mit leichten Schlägen auf die Wange zu wecken.

»Hallo?«, rief er. »Können Sie mich hören? Geht es Ihnen gut?«

Offensichtlich nicht, denn der Mann zeigte keinerlei Reaktion. Nur hatte sich sein Kopf durch die Schläge auf die Wangen leicht zur Seite gedreht, sodass nun auch frisches Blut aus seinem Mundwinkel lief und auf die Bank und den Holzboden tropfte. Erschrocken wich der junge Mann zurück. Nun ebenfalls etwas bleich im Gesicht, wischte er seine blutverschmierten Hände an der Rückenlehne der Bank ab. Weitere Menschen eilten herbei, ein Hund sprang ungestüm vor dem auf der Bank liegenden Mann auf und ab, wurde aber schnell von seinem Herrchen an der Leine zurückgerissen.

»Wir brauchen einen Notarzt!«, rief eine Stimme aus der Gruppe, und wie auf Kommando griffen gleich mehrere der Umstehenden nach ihrem Handy.

Die junge Frau, deren Sohn noch immer weinte, schaute sich verstört um. Sie verstand nicht, was hier passierte. Sie wollte nur weg.

***

Dienstag, 20. September, früher Vormittag. Olofsen hatte schlecht geschlafen. Da die Nacht außerdem recht kurz gewesen war, hatte er entsprechend schlechte Laune. Mit einem Becher dampfendem Kaffee in der Hand marschierte er durch die Gänge des Cuxhavener Krankenhauses. Nach einigen Minuten Fußmarsch, einer ganzen Reihe nicht druckreifer Flüche und diversen verschlossenen Türen fand er schließlich den Saal, in dem die Obduktion stattfinden sollte. Hierhin hatte man noch in der Nacht die im Watt ausgegrabene Leiche gebracht. Normalerweise wurden Obduktionen an Leichen aus Cuxhaven im Institut für Rechtsmedizin in Hamburg durchgeführt. Nur in Ausnahmefällen kamen die Rechtsmediziner direkt nach Cuxhaven und erledigten ihre Arbeit in den Räumlichkeiten der Helios-Klinik.

Der Chefpathologe Dr. Walberg wartete bereits. Gewöhnliche Fälle überließ er seinen Mitarbeitern. Aber dieser Fall schien alles andere als gewöhnlich zu sein. Seine Neugier war geweckt und hatte ihn sogar in den frühen Morgenstunden von Hamburg nach Cuxhaven gelockt.

»Ah, Götterdämmerung. Hat der Herr ordentlich geruht, oder ist er falsch abgebogen und in der Kantine gelandet?«

Offensichtlich war Walberg heute Morgen ebenfalls noch nicht allerbester Laune. Wahrscheinlich war er für seine Verhältnisse doch entschieden zu früh aufgestanden, die lange Fahrt von Hamburg nach Cuxhaven - ans Ende der Welt, wie er häufig konstatierte - hatte nicht geholfen.

»Zuerst mal guten Morgen. Und jetzt quatsch kein dummes Zeug. Sag mir, was da in Otterndorf am Strand vorgefallen ist.«

»Mann, du bist ja schon richtig gut drauf. Ich nicht so, denn während du noch verschlafen an deinem Kaffee genuckelt hast, habe ich schon ein wenig vorgearbeitet. Pro-aktiv nennt man das heutzutage. Aber um nun zur Sache zu kommen: Unser Opfer ist männlich, etwa vierzig Jahre alt.«

Klaus Walberg erhob sich langsam von einem Schreibtisch und machte ein paar Schritte auf den Obduktionstisch zu. Er wusste, dass Olofsen der Obduktion unbedingt beiwohnen wollte, und jetzt, da er endlich da war, konnte er mit der Arbeit beginnen. Der Körper des Opfers war noch mit einem grünen OP-Tuch abgedeckt.

Der gesamte Raum strahlte eine bedrückende Atmosphäre aus, alles war auf reine Funktionalität ausgelegt. Bläulich weiße Fliesen an den Wänden bis zur Decke, graue Keramik auf dem Fußboden. Viel Edelstahl, alles leicht zu reinigen und zu desinfizieren. Ein penetranter Geruch nach Desinfektionsmitteln hing in der Luft. Im Hintergrund brummte eine Klimaanlage.

Über dem OP-Tisch, auf dem der Leichnam lag, war ein enorm großes Lichtsystem mit diversen einzeln einstellbaren Halogenstrahlern installiert. Sie schaltete Walberg nun ein, dann zog er mit einem plötzlichen Ruck das Tuch vom Körper des Toten, als würde er gerade ein neues Kunstwerk für die Öffentlichkeit enthüllen.

Olofsen musste schlucken. Auch nach all den Jahren verursachte ihm der Anblick eines entkleideten, leblosen und meist verunstalteten Körpers auf dem kalten Stahltisch stets Übelkeit. Aber er wollte hier sein, er sah es als seine Pflicht an, jedes Detail aus erster Hand zu erfahren, alle Teile des Puzzles zu Gesicht zu bekommen, um in der Lage zu sein, den Täter zu überführen und so dem Opfer wenigstens ein Minimum an Würde zurückzugeben.

»Dann wollen wir mal.« Walberg schaltete das über dem Obduktionstisch hängende Mikrofon ein, um seine Kommentare für den späteren Bericht aufzuzeichnen. Er begann wie immer mit der äußeren Leichenschau, das heißt, er inspizierte den toten Körper vor ihm von Kopf bis Fuß, ohne seine zahlreichen Sägen einzusetzen. Es herrschte angespannte Stille, Olofsen wagte nicht, Walberg mit irgendwelchen Bemerkungen oder Fragen zu stören. Er würde sowieso keine Antwort erhalten. Sobald Walberg etwas entdeckte, das beider Aufmerksamkeit verdiente, würde er sich unaufgefordert äußern.

»Nun«, war die Stimme des Gerichtsmediziners nach einigen Minuten zu vernehmen. »Es gibt keine äußerlichen Auffälligkeiten oder Anzeichen einer Gewalteinwirkung. Keine Stich- oder Schnittwunden, auch keine Hämatome, Schürfwunden oder Blutergüsse, die auf einen Kampf oder auf Einwirkung eines stumpfen Gegenstandes schließen lassen. Zu Nadeleinstichen kann ich jetzt noch nichts...
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